Weller Gitarren

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ok Jungs u. Mädels, ich gebe auch meinen Senf dazu:

Unter einer "massiven Decke" verstehe ich, daß die aneinander geleimten Hölzer nur aus einer massiven Schicht bestehen, also kein Sperrholz. Bei einer "vollmassiven Gitarre" - das ist ja der eigentliche Punkt - bestehen Boden und Zargen ebenfalls nur aus einer einzigen Schicht, also auch kein Sperrholz.
Liebe Grüße
Bernd
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Waufel
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Beitrag von Waufel »

Um mal wieder Frieden einkehren zu lassen:

@Bernd: Ich weiß wie das gemeint ist! Ist ja auch nicht mein Thema gwesen! Sondern, das eben mehrere Schichten auf- oder nebeneinander "auch massiv" sind.
Die gitarristische Aussage: "Massive Decke" lässt den Schluß zu, daß alles was mehrschichtig ist, nicht massiv ist und automatisch schlechter. Und das ist schlichtweg falsch!



@H-Bone: Hab grad ein Stündchen geschlafen! Alles nicht so ernst nehmen, bitte!! :D :D :D

Gruß Waufel
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RB
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Beitrag von RB »

@Waufel: Ich meine, daß die Sprache und die damit einhergehende Verwendung von begriffen kein starres, in sich schlüssiges Regelwerk ist. Sprache ist ein Kommunikationsmittel und es gibt Unschärfen.

Das vorausgeschickt isses nun so: In verschiedenen Betätigungsfeldern der Menschen werden Begriffe unterschiedlich verwendet. Im ursprünglichen, reinen Sinn des Wortes "massiv" würde man wohl darunter "fest" oder "wuchtig" verstehen. Dann wird es noch als Substantiv verwendet und bedeutet "Gebirgszug".

Dann gibt es da eine Bedeutung, die meint "durchgehend aus Material bestehend", also das Gegenteil von hohl.

Dann gibt es die Verwendung mit der Bedeutung "durchgehend aus hochwertigem Matarial bestehend". Zum Beispiel sagt man "der Ring ist massiv Gold". Aus dieser letzteren Verwendung leitet sich der Begriff bei der Beschreibung von Saitenintrumenten ab. Als "massiv" werden Bauteile des Instruments bezeichnet, die durchgehend aus Tonholz bestehen. Der Antipode ist ein Bauteil, das demgegenüber aus Sperrholz besteht. Vornehm sagt man auch "Laminat", außerdem gibt es verschiedene Verbundmaterialien, wie "HPL" und ähnliches, das im Gitarrenbau ebenso eingang gefunden hat.

Hinsichtlich des Gitarrenbaus ist die Verwendung des Begriffs also klar: "Massive Decke" wird als Beschreibung einer Decke verstanden, die von der Außenseite bis zur Innenseite durchgehend aus gewachsenem Tonholz besteht. Daß sie aus zwei Stücken zusammengeleimt ist, wobei die Leimfuge vertikal durch die Holzschicht verläuft, ist bekannt und widerspricht dem nach landläufigem Verständnis nicht.

Als "vollmassiv" bezeichnen die "beteiligten Verkehrskreise" ein Instrument, dessen gesamte Korpusflächen durchgängig aus gewachsenem Tonholz bestehen. "Teilmassiv" meint Instrumente, bei denen Teile, meist Boden und Zargen aus Laminat oder anderen Materialien bestehen. Insofern ist es eine Irreführung, wenn jemand im Handel ein aus Sperrholz gebautes Instrument als "massiv" bezeichnet.

Merkwürdigerweise hat das in den 60ern und 70ern kaum eine Rolle gespielt, zumindest kam es mir als youngster nicht in den Sinn, danach zu fragen, als ich mir eine 12-saitige von Höfner kaufte. Desgleichen mein Kauf einer Ibanez Concord 699-12 im Jahre 1977 oder 1978. Sah schön aus, war erschwinglich und klang nach meinem damaligen Verständnis wunderbar. Über die Art der verwendeten Hölzer habe ich mir keinen Kopp gemacht.

Ich bin überzeugt, daß es Gitarren aus Laminat, Sperrholz, HPL, Alu oder GFK gibt, die gut klingen. Nur meine ich, wenn ich gängige Baumuster in die Hand nehme, beispielsweise eine Dreadnought (das Gitarrenmodell, mit dem ich quasi groß geworden bin), daß es doch einen Unterschied ausmacht. Die Leim- oder Klebeschichten und die Tatsache, daß beim Laminat im Regelfall aus Stabilitätsgründen der Faserverlauf rechtwinkling gelegt wird, ändern die Schwingungseigenschaften des Materials doch dramatisch. Sperrholzgitarren fehlt für mein Gefühl beim Ton meist im Diskant der "Körper" oder die "Seele", ich weiß nicht so recht, wie ich es anders sagen soll. Der Baß ist im Regelfall schwächer, das ganze klingt irgendwie "eindimensional". Außerdem sind Sperrholz-Dreads - und zwar alle, die ich bisher kennengelernt habe - deutlich leiser und haben weniger Dynamik, als Instrumente mit massiver Decke.

Als ich die Ibanez noch hatte, habe ich sie einmal zu einem Lagerfeuer-Event mitgenommen, anstelle einer teureren Gitarre aus meinem kleinen Stall. Mein Mitspieler, der seine "teilmassive" Gitarre mitbrachte, auf der er immer spielt, sagte zu mir "dreh doch endlich mal auf, ich höre nix". Ich habe mehr reingelangt, aber es kam nicht mehr Lautstärke aus dem Instrument. Letztlich denke ich, daß eine sehr gute Sperrholzgitarre in mancherlei Hinsicht sicher an eine mäßige oder schlechte massive heranreichen kann. Aber die Überschneidungsbereiche sind gering.

Ich weiß auch gar nicht, warum man Sperrholz eingesetzt hat. Vielleicht, weil es in einer definierten Stärke geliefert wird und ohne Schleifen, Hobeln, Abrichten sofort als Korpusteil verbaut werden kann.
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Worüber man so alles Streiten kann :wink:
Gruss
Joachim :guitar1:

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RB
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Beitrag von RB »

Gut, ich gebs zu, es war geistige Wi#*&erei.
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Fuxli
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Beitrag von Fuxli »

Mir hats gefallen. Las sich irgendwie so wie ein Lehrbuch oder ein Kommentar...
Also meine laminierte Cort mit massiver Decke klingt irgendwie auch ganz nett. Ein bedeutender Unterschied zu meinen voll-massiven Gitarren besteht darin, dass letztere ein viel breiteres Lautstärkespektum haben, sprich: ich kann sie natürlich ganz leise spielen, aber je stärker ich die Saiten anschlage, umso lauter wird die ganze Sache auch - bis zu einer gewissen Grenze. Bei der teilmassiven Cort ist diese Grenze recht schnell erreicht. Da kann man dann an den Saiten reißen wie man will - lauter wirds nicht.
Schönes Wochenende
Fuxli
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Fatzenkicker
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Beitrag von Fatzenkicker »

Hallo Fuxli, was für eine Cort hast Du denn ? Ist das eines dieser NTL-Baureihen ?
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Seagull S6 plus cedar
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Fuxli
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Beitrag von Fuxli »

Jou. Hab ihr gerade mal in den Bauch geguckt: NTL 50.
Fuxli
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