Dreadnought mit schlankem Hals, aber vollem Sound?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Antworten
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Dreadnought mit schlankem Hals, aber vollem Sound?

Beitrag von Pida »

Hallo zusammen,

ich hoffe, trotz der Feiertage hier den einen oder anderen Picker anzutreffen, der mir ein bisschen bei meiner Gitarrensuche helfen kann.

Seit Jahren habe ich eine Fichte-/Palisander-Dreadnought von Lakewood. Früher war dieser strahelnde Sound für mich erste Wahl, heute hätte ich lieber einen wärmeren, volleren, lauteren Klang und mehr Headroom.

Früher oder später soll daher eine neue Dreadnought her. Bisher habe ich mir folgende Gedanken gemacht:

Man liest manchmal von typischen Songwriter-Gitarren, ich denke da speziell an Gibson. Dann ist öfter die Rede von Bluegrass-Gitarren. Im Bluegrass sind wohl 12-Bünder und vergrößerte Schalllöcher nicht unüblich, aber was kennzeichnet eine Songwriter-Gitarre? Ist es ein Konflikt, von einer Dreadnought guten Sound sowohl beim Strumming als auch beim Melodiespiel zu erwarten?

Ich habe mich an den schlanken Hals meiner Maton gewöhnt. Da ich mich hier nicht umstellen möchte, liebäugele ich mit einem 12-Bund-Modell - der Soundvorteil eines dicken Halses soll ja bei kürzeren Hälsen schwinden. 12-Bünder werden ja oft mit kurzer Mensur gebaut, woran liegt das? Was ist mit 'Projektion' gemeint, die tendenziell bei 14-Bündern und kleineren/ normalgroßen Schalllöchern besser sein soll?

Meine Traumgitarre hätte wohl
- 12 Bünde bis zum Korpusübergang
- Halsbreite am Sattel 44-46 mm
- schlankes Halsprofil
- keinerlei Inlays im Griffbrett
- Palisanderkorpus und Fichtendecke
- Sunburst-Lackierung der Decke
- kein Herringbone an der ganzen Gitarre
- dafür Ahornbinding an der Decke und
- MOP-/ Abaloneinlay am Schallloch


Dieses spezielle Modell gibt es so wohl kaum, im Wesentlichen suche ich aber eine 'amerikanische' Dread mit schlankem Hals. Aber schon bei diesem Kriterium frage ich mich: Gibt's sowas von der Stange? Natürlich werde ich bei Gelegenheit mal Matons anspielen, aber zumindest die kleineren Modell sind akustisch sehr leise.

Also nochmal meine Fragen:
- Gibt's so eine Dread mit schlankem Hals von der Stange?
- Lohnt sich eine 12-Bünder als 'Kompensation' fü einen schlanken Hals?
- Vertragen sich single-note-Spiel und Strumming oder wäre da - von den Kosten mal abgesehen - der Kauf von 2 Gitarren aussichtsreicher?

Der Preis ist erstmal sekundär, wenn's teurer wird, warte ich eben länger.

Schöne Feiertage!
Pida
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Hallo Pida,

sind ja 'ne Menge Fragen, die erste und einzige die ich mit "Nein" beantworten würde ist die mit "der Stange"... :wink: - ich kenne jedenfalls keine Seriengitarre mit all diesen Features, aber da lasse ich mich gegebenenfalls gerne korrigieren.

Zum Thema "Schalloch": Es gibt eigentlich keine "bessere" Projektion, nur eine "andere". Eine Gitarre mit kleinerem Schalloch strahlt den Klang sehr zielgerichtet auf den Zuhörer, mit mehr und "gutturalerem" Bassanteil, das heisst sie klingt etwas "hohler". Das grössere Schalloch verteilt den Klang mehr im gesamten Raum, die Bässe werden "straffer", weniger "boomy", das Klangbild wird "orchestraler".

Picking, Singlenotes und Strumming kann eine 12-bünder-Dread hervorragend abdecken (pieps mal den "Guitar Romeo Whisky" an bezüglich des Klangs der "Six-String-Piano")

Und "custom-made" sind deine sonstigen Wünsche natürlich überhapt kein Problem...

Aber wie gesagt - von der Stange kenn' ich nicht wirklich eine...

Schönes Fest und Gruss,

Martin
Benutzeravatar
rainbow
Beiträge: 487
Registriert: Sa Jun 13, 2009 4:28 pm

Beitrag von rainbow »

ZITAT:

Meine Traumgitarre hätte wohl
- 12 Bünde bis zum Korpusübergang
- Halsbreite am Sattel 44-46 mm
- schlankes Halsprofil
- keinerlei Inlays im Griffbrett
- Palisanderkorpus und Fichtendecke
- Sunburst-Lackierung der Decke
- kein Herringbone an der ganzen Gitarre
- dafür Ahornbinding an der Decke und
- MOP-/ Abaloneinlay am Schallloch

-----------

bei der sunburst-Lackierung bin ich nicht sicher - aber klingt das ansonsten nicht nach einer schönen massangefertigten Deerbridge ?



8) :lol:

Schöne Grüsse

Reinhard
Benutzeravatar
marcus
Beiträge: 701
Registriert: Mo Nov 27, 2006 7:08 pm
Wohnort: Linker Niederrhein
Kontaktdaten:

Beitrag von marcus »

Nach all dem was Du schreibst (und Du hast es ja auch in einem anderen Thread schon selbst angedeutet)
würde ich einfach mal eine Martin ausprobieren.

Voll, laut, schlanker Hals, für Single Note und Strumming gleichermaßen geeignet,
das schreit förmlich nach einer D-28/D-35.
»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«

Leopold Stokowski
-----
http://www.nonoise-online.de
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

rainbow hat geschrieben:bei der sunburst-Lackierung bin ich nicht sicher
Die Sonne bürsten ? Na aber klar doch... :wink:
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

Danke für eure Antworten!

Bei Martin ist das Problem oft der schmale Hals, also die geringe Breite des Griffbretts. Die meisten Dreads mit ca. 42mm kommen da gar nicht in Frage. Aber sonst - klar!

Und die anderen (Wieland-) Martins sind mir natürlich schon aufgefallen. Bauen lassen käme durchaus in Frage.

Martin, warum haben (deine?) 12-Bünder oft eine kürzere Mensur? Eigentlich sollte man ja denken, dass eine längere Mensur klanglich kaum schaden kann... und wenn man sich dann mit 12 Bünden schon wegn von Bespielbarkeit und Richtung Sound bewegt...
Und: Wie ist deine persönliche Meinung zu den teuren Palisander-Sorten und Am. Rotfichte? Gerade bei 'amerikanischen' Dreads vertreten wohl viele die Meinung, Rotfichte plus Rio-Palisander oder Afr. Blackwood seien schlicht die bessere Alternative zu den gängigeren Hölzern... letzteres kostet übrigens bei Kathy Wingert 4000 $ Aufpreis; in solche Regionen soll's dann doch nicht gehen.

Gruß
Pida
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Pida hat geschrieben:Bei Martin ist das Problem oft der schmale Hals, also die geringe Breite des Griffbretts. Die meisten Dreads mit ca. 42mm kommen da gar nicht in Frage. Aber sonst - klar!
Stimmt ! Schlanker Hals und schmaler Hals sind zwei Paar Stiefel ! :wink:
Pida hat geschrieben:Martin, warum haben (deine?) 12-Bünder oft eine kürzere Mensur? Eigentlich sollte man ja denken, dass eine längere Mensur klanglich kaum schaden kann... und wenn man sich dann mit 12 Bünden schon wegn von Bespielbarkeit und Richtung Sound bewegt...
Die unterschiedlichen Mensuren haben eben auch unterschiedliche Eigenschaften... eine lange Mensur beschert neben meist etwas höherer Lautstärke auch 'nen deutlichen "Bums" im Ton, absolutes "Muss" bei 'ner Bluegrass-Kanone z.B. Aber die Schnelligkeit und Leichtigkeit der Ansprache wird deutlich geringer, da hat die kurze Mensur die Nase vorne, ebenso etwas beim Obertonreichtum. Eine lange Mensur reagiert und spielt sich recht straff, eine kürzere spielerischer und luftiger, klingt aber weicher und lieblicher.

Also ist die Frage der Mensur eine ziemlich wesentliche um den Grundcharakter der Gitarre mit zu beinflussen.
Pida hat geschrieben:Und: Wie ist deine persönliche Meinung zu den teuren Palisander-Sorten und Am. Rotfichte? Gerade bei 'amerikanischen' Dreads vertreten wohl viele die Meinung, Rotfichte plus Rio-Palisander oder Afr. Blackwood seien schlicht die bessere Alternative zu den gängigeren Hölzern... letzteres kostet übrigens bei Kathy Wingert 4000 $ Aufpreis; in solche Regionen soll's dann doch nicht gehen.
Tja, unbestritten, Rio ist zweifelsfrei immer noch die Königin der Korpushölzer - hat aber mit African Blackwood (Grenadill) klanglich nicht viel gemeinsam - ziemlich andere Baustelle, Grenadill geht bezüglich Gewicht und Härte schon ziemlich an Ebenholz ran.

Was die Decke anbelangt kommt es sehr auf dein Klangideal an, wenn du singende, glockige Höhen mit endlos Sustain bevorzugst kommst du kaum an Alpenfichte vorbei. Red Spruce (Adirondack) ist zwar höllisch laut, aber bedeutend "rauher" im Klang. Und eigentlich in sehr guter Qualität fast nicht zu bekommen, wenn dann teuer.

Ach, man könnte endlos schreiben... :wink:

Gruss, Martin
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

H-bone hat geschrieben:Die unterschiedlichen Mensuren haben eben auch unterschiedliche Eigenschaften... eine lange Mensur beschert neben meist etwas höherer Lautstärke auch 'nen deutlichen "Bums" im Ton, absolutes "Muss" bei 'ner Bluegrass-Kanone z.B. Aber die Schnelligkeit und Leichtigkeit der Ansprache wird deutlich geringer, da hat die kurze Mensur die Nase vorne, ebenso etwas beim Obertonreichtum. Eine lange Mensur reagiert und spielt sich recht straff, eine kürzere spielerischer und luftiger, klingt aber weicher und lieblicher.
Dann wäre die längere Mensur wohl eher was für mich - auch vor dem Hintergrund, dass die genannten Eigenschaften der kurzen Mensur eher auf meine Maton zutreffen.

H-bone hat geschrieben:Was die Decke anbelangt kommt es sehr auf dein Klangideal an, wenn du singende, glockige Höhen mit endlos Sustain bevorzugst kommst du kaum an Alpenfichte vorbei. Red Spruce (Adirondack) ist zwar höllisch laut, aber bedeutend "rauher" im Klang. Und eigentlich in sehr guter Qualität fast nicht zu bekommen, wenn dann teuer.
Lautstärke wäre ein Pluspunkt. Mit den glockigen Höhen tue ich mir ein wenig schwer. Den gewünschten Sound würde ich als warm, rund bezeichnen.
Dieses Video zeigt Tony & Wyatt Rice: Link
Die Leadgitarre geht schon in die gewünschte Richtung. Vor allem den volle Sound auf e- und h-Saite liefern meine Gitarren so nicht. Was würdest du hinter dieser Gitarre vermuten? Dummerweise gibt's Tony Rices Signature-Modell sowohl mit Adirondack als auch mit europäischer Fichte, wie ich eben gelesen habe.

Gruß
Pida
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Pida hat geschrieben:Mit den glockigen Höhen tue ich mir ein wenig schwer.

Vor allem den volle Sound auf e- und h-Saite liefern meine Gitarren so nicht.
Sorry, hab' ich vielleicht ungeschickt ausgedrückt: genau den vollen, warmen und "unflirrigen" Höhensound meinte ich mit "glockig" ("Rings like a bell" :wink: )

Bei Tony's Gitarre tippe ich stark auf European, soundmässig wie auch optisch, Adirondack (wird von SCGC normalerweise nicht getönt) bleibt sehr lange bedeutend heller und bekommt dann einen anderen Farbton.

Aber ich kann nur tippen...

Die Rythmus-Gitarre scheint mir Sitka zu sein, klingt jedenfalls so...

Gruss, Martin
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Hallo Pida,

der Sound ist zwar "camcorder", aber hier handelt es sich definitiv um Alpenfichte... :wink:

... und bitte auf "HQ" klicken, da wird auch der Sound was besser...

http://www.youtube.com/watch?v=2CpKcMSX1H4

Gruss, Martin
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

Hallo Martin,

den Klang der letzten Aufnahme lasse ich aus aufnahmetechnischen Gründen nicht in die Wertung eingehen - der Gitarrist wirkt allerdings zufrieden!

Zu Boden und Zargen: Du hattest mal einen Vergleich von Mahagonie und 3x Palisander von Laurence Juber verlinkt. Hast du das zufällig auf dem Rechner?

Gruß
Pids
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Pida hat geschrieben:den Klang der letzten Aufnahme lasse ich aus aufnahmetechnischen Gründen nicht in die Wertung eingehen - der Gitarrist wirkt allerdings zufrieden!
Ja, da haste wohl recht, dar Camcorder-Sound ist nicht wirklich berauschend ! :?
Das was der "Gitarrist" - übrigens der Erbauer von "Clapton's Guitar" - zwischen den Stücken brabbelt, soll übrigens "great" sein... (so wurde mir kolportiert) :wink:
Pida hat geschrieben:Zu Boden und Zargen: Du hattest mal einen Vergleich von Mahagonie und 3x Palisander von Laurence Juber verlinkt. Hast du das zufällig auf dem Rechner?
Ich hab's wohl mal irgendwo verlinkt hier im Forum, aber das ist Dekaden her... schlag' mich, ich weiss nicht mehr wo... :oops:

Aber ich hab' mal die Soundsamples von Helt Oncale's "Big Easy" rausgekramt... zwar (logo) .mp3, aber doch was besser:

Helt - Free Born Man (Flat & Strumming)

Helt - Black Mountain Rag (Flatpick)

Helt - Cannon Ball Rag (Fingerpicking)

Gitarre ist Inder Palisander/Alpenfichte/12-fret Dread/Large Soundhole/Mensur 645 mm (long)

Bild

Gruss, Martin
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
Wohnort: Engelthal bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Beitrag von H-bone »

Pida hat geschrieben:... letzteres kostet übrigens bei Kathy Wingert 4000 $ Aufpreis...
Low-Budget ist die liebe Kathy wohl nicht wirklich:
Kathy Wingert hat geschrieben: ... Standard Features Price $12,500 ...

... Madagascar: $4000 and up ...

... Special Italian Spruce: $500 ...
:shock:
Benutzeravatar
Pida
Beiträge: 946
Registriert: Do Mai 22, 2008 10:20 am

Beitrag von Pida »

Ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Preise sich irgendwie an der Gitarre bemerkbar machen. Selbst eine Kevin Ryan mit Rundungen am Korpus usw. ist günstiger als das Einstiegsmodell bei KW.

Die Aufnahmen von Juber habe ich jetzt gefunden. Am Rechner kann ich da selbst zwischen Mahagoni und Rio keinen Unterschied ausmachen, der irgendwelche Mehrkosten rechtfertigen würde. Gleich werde ich das mal an meiner "PA" (QSC K-8) testen.
Das was der "Gitarrist" - übrigens der Erbauer von "Clapton's Guitar" - zwischen den Stücken brabbelt, soll übrigens "great" sein...
Ja, das sagt er.

Gruß
Pida
Antworten