Was darf eine Gitarre kosten !?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Auto ist immer mein Lieblingsvergleichsobjekt... :)
1977 kaufte ich mein 1. Auto, einen gebrauchten R4 für 3.700 DM, den ich ca. 3 Jahre fuhr und dann nach Motorschaden und Reparatur, die leider nicht viel brachte, wegschmeissen konnte.
1978 kaufte ich meine Martin D28S für 2.500 DM, die für mich bis heute (und vermutlich bis ich nimmer bin) die Klampfe mit dem fettesten, druckvollsten Sound ist und die ich neben der Stoll NIEMALS nie hergebe.
Und alle sind doch 'Gebrauchsgegenstände'...
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Ich denke das es letzten Endes halt eine Kombination aus gewählten und miteinander kombinierten Materialien, grundsätzlich konstruktiven Gesichtspunkten und dann vor allem der individuellen Fertigung der Gitarre ist.

Es gibt immer wieder wirklich gut klingende Seriengitarren, wo es nicht unbedingt eine Frage des Preises ist, wie mir die Praxis gezeigt hat.

Es gibt ja schon länger Hersteller, welche behaupten, dass die Materialauswahl für sie nur untergeordnet ist....Ich glaube das dieses solange stimmt, wie die Konstruktion und Fertugung des Instrumentes nicht wirklich optimal ist...

Eine wirkliche Top-Gitarre, welche einem immer wieder ein Raunen hervorbringt, findet man vielleicht ausschliesslich bei handgebauten Instrumenten.

Es ist immer eine Frage dessen was man möchte. Und die Gitarre darf das kosten, was sie einem wert ist. Für mich persönlich ist 3000,- Euro auch so eine Grenzwert. Darüber würde (und habe) ich nur ausge(ge)ben für ein individuell gefertigtes und wirklich hammermässig klingendes Teil.

Solange ich wirklich intensiv auf der Gitarre spiele, würde ich es auch immer wieder tun...
Gruss, Gerrit

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rwe
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Beitrag von rwe »

Saitensprung hat geschrieben: Aber mir ist es unheimlich, dass mittlerweile (gefühlte) 80% der Waren, die man im Alltag benutzt aus einem Land kommen, dessen Politik man eigentlich nicht gut findet, das seine Arbeiter schlecht behandelt und in dem die Sozialversicherung ein verdammter Glücksfall ist. Ich bin gerne bereit, einen höheren Betrag zu zahlen, wenn ich weiß, dass der Arbeiter damit einen solch guten Lebensstandart hat, dass er sich eben von seinem Gehalt auch eine Gitarre leisten kann. Dann ist mir auch das Herstellungsland egal.
... interessanterweise muss dieser Beitrag gar nicht so sehr viel höher sein... Eine Stoll oder eine Seagull kosten nicht viel mehr als eine in China gebaute Gitarre der gleichen Qualität und auch Kinderspielzeug und Fahrradteile waren - vergleichbare Qualität vorausgesetzt - nicht unerschwinglich, wenn sie hier produziert wurden. Die Masse macht's...
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

Dieser Beitrag ist sehr Interessant!
Ich selber bin mir noch nicht ganz schlüssig wie meine eigene Haltung
da zu ist.
Einerseits würde mir eine Vollmassive handgemachte Gitarre schon sehr zusagen , andrerseits ist da eben der sehr hohe Preis, beziehungsweise
Wertverfall, einer Individuell angefertigten Instruments
Was aber für mich persönlich am meisten Gewicht hat, ich höre gar keinen so großen unterschied zwischen den besagten hochpreisigen, und eben den
guten günstigen Gitarren .
Ich bin der Meinung, das wird auch oft herbeigeredet!
Das was bei mir Verbesserungswürdig ist, sitzt hinter der Gitarre.
Gruß Rainer
notenwart
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Beitrag von notenwart »

Rainer H hat geschrieben:...beziehungsweise Wertverfall...
den Werteverfall gibt es ja nur als Buchwert, so lange Du das Instrument nicht verkaufst. Solange Du begeistert auf Deiner Gitarre spielst, ist es unerheblich, ob sie heute 1000,- weniger bringen würde, als sie mal kostete.
Rainer H hat geschrieben:..ich höre gar keinen so großen unterschied zwischen den besagten hochpreisigen, und eben den guten günstigen Gitarren .
Ich denke, es ist der Klang, die Bespielbarkeit und die Sicherheit bei einem deutschen Gitarrenbauer, eine kompeteneten Service über sehr lange Zeit in Anspruch nehmen zu können.
Rainer H hat geschrieben:Das was bei mir Verbesserungswürdig ist, sitzt hinter der Gitarre.
Ja, das geht wohl den meisten so, aber mit einer schwer spielbaren Gitarre ist auch die eigene Entwicklung gehemmt
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Rainer H hat geschrieben: Was aber für mich persönlich am meisten Gewicht hat, ich höre gar keinen so großen unterschied zwischen den besagten hochpreisigen, und eben den
guten günstigen Gitarren .
Ich bin der Meinung, das wird auch oft herbeigeredet!
Rainer, wieso sollte das "herbeigeredet" sein, nur weil Du es nicht hörst ??

Gerade die feinen Nuancen machen im Endeffekt ein wirklich gutes Instrument aus...

Und wenn ich kein besonderes Geschmacksempfinden habe und mir der Tetrapack-Wein vom Aldi reicht, sage ich dann der Qualitätsunterschied zum handgelesenen Winzer-Boutique-Wein wäre nur "herbeigeredet ? :lol:

Nix für ungut !

Martin
rwe
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Beitrag von rwe »

Rainer H hat geschrieben: Einerseits würde mir eine Vollmassive handgemachte Gitarre schon sehr zusagen , andrerseits ist da eben der sehr hohe Preis, beziehungsweise
Wertverfall, einer Individuell angefertigten Instruments
In D handgefertigte Instrumente beginnen im (hohen) dreistelligen Euro-Bereich. Das Problem ist eher, dass "handgefertigt" oft mit "extravagant" und "allerbester Qualität" gleichgesetzt wird. Man kann aber ene Gitarre auch ohne Platin-Mechaniken, Chamäleonzahn-Intarsien und vielleicht "nur" mit einer ordentlichen AA-Decke bauen. Den Wertverfall wirst Du nur bei einer extravaganten Gitarre haben. Ein gutes Instrument ohne viel Zierrat, bei dem vielleicht nur das Griffbrett 2 mm breiter ist, wirst Du mit Sicherheit mit akzeptablem Wertverlust los werden (jedenfalls im Vergleich zu anderen Konsumgütern).
Rainer H hat geschrieben:Was aber für mich persönlich am meisten Gewicht hat, ich höre gar keinen so großen unterschied zwischen den besagten hochpreisigen, und eben den
guten günstigen Gitarren .
Ich bin der Meinung, das wird auch oft herbeigeredet!
Das ist mit Sicherheit so. Die Frage ist eher, ob man das letzte Quentchen an Unterschied noch meint, zu brauchen, oder nicht. Es gibt heute sehr gute "Masseninstrumente".
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

H-bone hat geschrieben:
Rainer H hat geschrieben: Was aber für mich persönlich am meisten Gewicht hat, ich höre gar keinen so großen unterschied zwischen den besagten hochpreisigen, und eben den
guten günstigen Gitarren .
Ich bin der Meinung, das wird auch oft herbeigeredet!
Rainer, wieso sollte das "herbeigeredet" sein, nur weil Du es nicht hörst ??

Gerade die feinen Nuancen machen im Endeffekt ein wirklich gutes Instrument aus...

Und wenn ich kein besonderes Geschmacksempfinden habe und mir der Tetrapack-Wein vom Aldi reicht, sage ich dann der Qualitätsunterschied zum handgelesenen Winzer-Boutique-Wein wäre nur "herbeigeredet ? :lol:

Nix für ungut !

Martin
Lieber Martin,
Ich denke auch das es meine Unzulänglichkeit ist. bin deswegen auch
etwas traurig, ich komme immer wieder zu meiner ollen Yamaha zurück
Ich nehme aber wirklich keine als wirklich so viel besser war.
Die einzige mit diesem Wow Effekt war die Albert und Müller S4
Aber nur wenn ich Sie selber gespielt habe, beim reinen zuhören wenn Sie ein anderer gespielt hat , war Sie auch nicht viel anders als meine Yamaha. und als Wolfgang auf meiner FG das Loch in der Banane spielte, habe ich nie eine besser klingende Gitarre gehört!
Das was ich hier von mir gebe ist natürlich subjektives Gelaber
ohne Anspruch auf Richtigkeit .
Gruß Rainer
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

rwe hat geschrieben:
Saitensprung hat geschrieben: Aber mir ist es unheimlich, dass mittlerweile (gefühlte) 80% der Waren, die man im Alltag benutzt aus einem Land kommen, dessen Politik man eigentlich nicht gut findet, das seine Arbeiter schlecht behandelt und in dem die Sozialversicherung ein verdammter Glücksfall ist. Ich bin gerne bereit, einen höheren Betrag zu zahlen, wenn ich weiß, dass der Arbeiter damit einen solch guten Lebensstandart hat, dass er sich eben von seinem Gehalt auch eine Gitarre leisten kann. Dann ist mir auch das Herstellungsland egal.
... interessanterweise muss dieser Beitrag gar nicht so sehr viel höher sein... Eine Stoll oder eine Seagull kosten nicht viel mehr als eine in China gebaute Gitarre der gleichen Qualität und auch Kinderspielzeug und Fahrradteile waren - vergleichbare Qualität vorausgesetzt - nicht unerschwinglich, wenn sie hier produziert wurden. Die Masse macht's...
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, denn es kommen ja nochmals die Transportkosten hinzu. Wäre es so, dann wüsste ich gerne, warum dann nicht gleich hier oder mehr hier produziert würde. China gilt als Billiglohnland und ich gehe davon aus, dass der Name schon sagt, was praktiziert wird. Nehme ich noch die üblichen Berichte aus Frontal21 und dem Weltspiegel dazu, dann bestätigt sich doch die sehr günstige Herstellung auf Kosten der Arbeiter. Was speziell Gitarren betrifft, habe ich neulich gelesen, dass die in China verwendeten Hölzer oft nicht so gut abgelagert sind, wie Hölzer, die sie in Europa oder den USA verwenden, was den Gitarrenbau auch wieder günstiger macht.
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Lotti
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Beitrag von Lotti »

Einerseits würde mir eine Vollmassive handgemachte Gitarre schon sehr zusagen , andrerseits ist da eben der sehr hohe Preis, beziehungsweise
Wertverfall, einer Individuell angefertigten Instruments
Ja klar, eine gebrauchte Gitarre ist billiger als eine neue. Wenn ich mir aber überlege wie hoch der Werteverfall bei Computern, Schmuck, Küchen, Autos, Handys, TV-Geräten, Wohnzimmern usw. ist, dann würde ich eine Gitarre im Vergleich als absolut wertbeständig bezeichnen!

Egal ob Inflation, Finanzcrash, Arbeitslosigkeit oder Ehekrise eine Gitarre spendet eine unglaubliche Freude, ist ein Zugewinn an Lebensqualität und damit eigentlich "unbezahlbar".

Auch wenn der Anschaffungspreis erstmal hoch ist, so sind die Folgekosten (z.B. Saiten, neue Picks usw.) sehr gering. Vergleich das mal mit anderen Hobbies wie Reisen oder Extremsport.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

H-bone hat geschrieben:Gerade die feinen Nuancen machen im Endeffekt ein wirklich gutes Instrument aus...

Und wenn ich kein besonderes Geschmacksempfinden habe und mir der Tetrapack-Wein vom Aldi reicht, sage ich dann der Qualitätsunterschied zum handgelesenen Winzer-Boutique-Wein wäre nur "herbeigeredet ? :lol:
Volle Zustimmung, Meister der Hirschbrücke! :pro:
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Handgebaute vollmassive Gitarren von deutschen Gitarrenbauern fangen im "normalen" Preisbereich an, wie andere vollmassive auch. Selbst Handgebaute sind, wie z.B. bei Armin Dreier in Standartvarianten alles andere als teuer....

Es ist auch keine persönlichen Unzulänglichkeit, wenn man die Klangunterschiede nicht wahrnimmt, oder wenn die für einen persönlich kaum oder nicht feststellbar sind. Das ist dann einfach so. Ich habe das nicht und bemerke diese Unterschiede einfach. Für mich sind das auch nicht Nuancen, sondern entscheidende "Welten". Ansonsten würde ich auch nicht das Geld dafür ausgeben. Die erlesenen Materialien, gepaart mit der Handwerkskunst sind weitere Faktoren, welche mich auch immer wieder erfreuen...

Ich selber gehe z.B. gerne Pizza essen, oder Gyros, Kebab, Currywurst, Thai-Laden.....Mein Nachbar ist Sternekoch und mit seinem "Frass" kann man mich eher jagen. Zuviel durcheinander und die Menge ist nur für eine Zahnlücke ausreichend.... :lol:

So spart jeder halt da, wo er die Feinheiten nicht sieht oder will und gibt da sein Geld aus, wo er es gut investiert sieht...
Gruss, Gerrit

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berndwe
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Beitrag von berndwe »

rwe hat geschrieben:
Rainer H hat geschrieben:. Es gibt heute sehr gute "Masseninstrumente".
Genau. Die Diskussion um sehr hochwertige Gitarren verleitet Unerfahrene dazu, die eigene, erschwingliche Gitarre als minderwertig zu betrachten und zu denken, richtig gute Musik könnte man nur mit Gitarren ab 3.000,- € aufwärts machen.

Wer 10.000 € übrig hat und sich damit seinen Gitarrentraum erfüllt, soll es mit guten Gewissen tun. Eine Gitarre "darf" so teuer sein, muss es aber nicht. Aber wer nur 500,- € als Budget hat, kann sich damit eine Gitarre kaufen, die allen praktischen Ansprüchen genügt und mit der er genauso zufrieden und glücklich sein kann wie der Betuchtere mit seinem 10.000er Instrument.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

berndwe hat geschrieben:... und zu denken, richtig gute Musik könnte man nur mit Gitarren ab 3.000,- € aufwärts machen.
Wieso? Das stimmt ja auch.

*Duckundweg* :mrgreen:
Gast

Beitrag von Gast »

Pappenheim hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben:Gerade die feinen Nuancen machen im Endeffekt ein wirklich gutes Instrument aus...

Und wenn ich kein besonderes Geschmacksempfinden habe und mir der Tetrapack-Wein vom Aldi reicht, sage ich dann der Qualitätsunterschied zum handgelesenen Winzer-Boutique-Wein wäre nur "herbeigeredet ? :lol:
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Naja, mal langsam. Wir reden ja nicht von Aldi-Gitarren, sondern von hochwertiger Serienware wie Martin, Gibson, Ovation usw. Ob man da wirklich immer nuancierte Unterschiede zu handgemachten hören kann, sei einmal dahingestellt. Bei Weinen ist das nicht anders. Wer einmal bei einer Blindverkostung dabei war, weiß, dass es auch dem Profi sehr schwer fällt, die Nuancen zwischen gutem und sehr gutem Wein zu erschmecken. Also nicht immer gleich Totschlagbeispiele heranziehen.
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