Ebenholz.

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Pida hat geschrieben:
chevere hat geschrieben:die meisten von uns wollen natürlich alle nur das beste Ebenholz.
Wer ist bereit umzudenken?
Vielleicht hat Martin hier den richtigen Weg eingeschlagen (ich habe noch nie Richlite im Original gesehen).
Richlite ist nicht der einzige "Kunststoff", den Martin verwendet. Micarta wird auch verbaut. Und wenn ich an Bakelit-Hälse mancher Gitarren denke, wie z.B. den von Pfunks kultigem Instrument, dann müssen die Alternativen nicht zwingend schlechter sein. Es gehört bei Gitarren halt etwas Kult dazu. Das Ahorngriffbrett der Stratocaster ist ja auch schon Kult.
Aber komischerweise hat die Mehrheit der Gitarristen bei traditionellen Westerngitarren einfach das Bedürfnis, nur Echtholz verbaut zu wissen.
Ich bin diesbezüglich auch nicht ganz unschuldig. Eine meiner Gitarren hat ein wunderschönes Griffbrett und einen Steg aus Ebenholz. Die andere, bei der Ebenholz verbaut wurde, ist dann aber eine Taylor.
Pida hat geschrieben: Übrigens finde ich es traurig, dass für Taylor zunächst 10 Bäume gefällt und davon 9 einfach zum Verrotten liegen gelassen wurden, bis der Chef das irgendwann zufällig mitbekommen hat.
Diese Kehrtwende hat man doch oft - vor allem in der Politik. Heiner Geißler fällt mir dazu ein und Jassir Arafat, gewissermaßen auch die Merkel in puncto Energiewende.
Das finde ich auch etwas scheinheilig, aber besser spät als nie.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

sorry pida, genau das was du forderst hat er doch getan, genau darum geht es in seinem video.

nur weil sein geschäftspartner kurt listug ist, ist nicht alles schlecht was taylor macht.
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Pida
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Beitrag von Pida »

Ich habe gar nichts gefordert, eben weil Taylor m.E. heute richtig vorgeht. Allerdings besorgt Taylor sich seit 25 Jahren Ebenholz in Kamerun. Erst im September 2011 hat Bob Taylor mehr oder weniger zufällig erfahren, dass zumindest zwischenzeitlich 90% des geschlagenen Holzes einfach liegen gelassen wurden. Das finde ich schon krass.
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antaisce
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Beitrag von antaisce »

ich möchte Bob Taylor nicht zu nahe treten, aber jeder , der mit Ebenholz zu tun hat weiß schon lange, dass nur ein Zehntel genutzt wird, da der Rest streifig ist, was vor allem bei Möbeln, aber auch im Instrumentenbau unerwünscht ist. Mir fällt etwas schwer zu glauben, dass dies eine neue Entdeckung von Taylor ist. Das Thema Aufforstung fällt auch unter den Tisch, vermutlich wohlwissend das dies auch nicht mal eben so geht. Also eher Greenwashing als Heldentum. Im Hintergrund scheint mir eher ein Ebenholzmonopolgedanke zu stehen.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Die Liste der für den Instrumentenbau verwendeten (Edel)hölzer, die kurz-oder mittelfristig knapp werden, ließe sich beliebig fortsetzen.
Inzwischen sind z.B. Riopalisander und Hondurasmahagoni strengen Handelsbeschränkungen unterworfen D.h. ohne "Altbestandsbestätigung" , oder auch CITES-Bescheinigung, nicht mehr handelfähig. Madagaskarpalisander und Cocobolo werden folgen. Guter Ostindischer Palisander ist im Ursprungsland kaum noch zu finden., u.u.u.
Weniger kritische Holzarten wie Ovenkol, Bubinga, Sapeli, Khaya, Paduk und viele andere werden eingeführt. Einige, bei denen noch vor 15 Jahren die namhaften Hersteller "Pfui deibel" gesagt hätten, sind heute Standart.

Tonholz im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Holz ist in erster Linie ein Werkstoff und wird durch die Verarbeitung im Instrumenbau zum Tonholz. Solange der Werkstoff die an ihn gestellten Anforderungen erfüllt, ist er geeignet. Sei er nun schwarz oder grüngelb gestreift.

Ein Problem sehe ich darin, dass das Gewerk Instrumentenbau sich zu einer Massenindustrie wie Spielwaren, Elektroartikel oder Bekleidung entwickelt hat. Die Werthaltigkeit einer China Gitarre aus Massivholz ist gleich null. Sie wird für € 350,- bein Discounter geordert, nach zwei Jahren für 150,- auf EBAY verramscht, weil die neue für € 470,- irgendwie "crisper" klingt. Notwendige Einstellarbeiten sind dann teurer als der Anschaffungspreis des gebrauchten Astes, und schon landet das Ding, wenns gut läuft, auf dem Dachboden.
Ein weiteres sind die immer noch kursierenden Parolen über "Qualitätsmerkmale" von -in unserem Fall- Gitarren.. Beispiele.
1 Riopalisander ist das einzig wahre Tonholz. Deswegen drückt der deutsche Protestbarde auch schon mal ein Auge zu, wenn er ein Instrument aus unzertifizierten Hölzern spielt und dazu "Karl der Käfer" singt.
2. Nur Einteilige Westerngitarrenhälse klingen gut. Bullshit. Da wird ein 10x9x60 Zentimeter größer Mahagoniblock in die CNC Fräse gespannt und 70% der Holzmasse wird zu Spänen verarbeitet. Die Konzertgitarrenbauer brauchen traditionell für einen Hals ein Stück von 2,2x9x85cm. Einen Stahlsaitenhals kann man genauso sparsam bauen.
3. Dreiteilige Gitarrenböden klingen schlechter. Quatsch. Wenn man auch die kleinformatigen Rohbohlen zu Bauholz für Gitarrenböden aufsägen würde, hatte man aus manch schönem Stamm eine bessere Ausbeute.
To be continued.

Trotzdem ist der erstgenannte Punkt der wesentliche. Die Gitarre ist zum Wegwerf/Konsumartikel geworden.
Wir können unseren Beitrag leisten, indem wir brauchbare, funktionsfähige Waren länger nutzen. ( Oh Gott, mein 42"Fernseher ist viel zu klein) Und wir Traditionen über Bord werfen und z.B. eine Gitarre mit mehrteiligem Hals aus Nato und Boden/Zargen aus Kambala als gutes Instrument akzeptieren. Natürlich nur, wenn es auch gut gebaut ist und schön klingt.

JAJA, ich weiss, wie angreifbar ich durch meinen Kommentar mache. Und wenn ich in meinem Holzlager stehe frage ich mich, ob zwecks Fällung des Sapelibaumes für meine Böden nicht irgendein seltenes Tier sein Leben gelassen hat. Mir ist das Problem sehr bewusst. Und deswegen versuche, wie ich, wie viele viele andere Gitarrenbauer, aus meinen Rohstoffen das nach meinen möglichkeiten Beste zu machen, was dann hoffentlich sehr lange genutzt wird.
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RB
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Beitrag von RB »

Zwei meiner Instrumente haben Griffbretter und Stege aus gestreiftem Ebenholz. Das ist völlig in Ordnung. Ich will an dieser stelle aber auch einmal eine Lanze für das Experiment mit micarta brechen. Das funktioniert und sieht ganz schwarz aus.
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antaisce
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Beitrag von antaisce »

sehr schöner Beitrag, Christian. Ich stehe auch etwas fassungslos vor dem unglaublichen Volumen, was da aus Fernost zu uns reinkommt. Wer soll die alle spielen ? Und warum? Entwertung durch Masse heißt hier das Stichwort und das trifft leider auf viele andere Bereiche auch zu.
Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Materialien sich ändern. Aber jeder von uns weiß ja auch, dass der Klang eines Instrumentes hauptsächlich vom Gitarrenbauer gemacht wird, will meinen auch andere Hölzer klingen gut. Sapele ist klasse, Walnuss, Kirsche, Ahorn, Platane, Birne - geht alles. Gestern im Laden hat eine Martin SWDGT eine D 18 ziemlich alt aussehen lassen...
Zurück zum Ebenholz: hier gibt es einen Ansatz von Schweizer Geigenbauern, nur noch eine dünne Schicht , etwa ein Achtel der bisherigen Stärke zu verbauen und auf Fichte o. ä. aufzuleimen. Ist ja auch schon mal was...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hm... da hinter jeder ökologischer handlungsweise scheinbar ein urkapitalistisches interesse liegt werde ich wohl weiterhin auf schwarzes ebenholz bestehen, ich will mich schließlich nicht zum propagandistischen werkzeug einer marketingoffensive machen lassen, dann lieber weiter machen wie bisher.
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

antaisce hat geschrieben: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Materialien sich ändern. ...Sapele ist klasse, Walnuss, Kirsche, Ahorn, Platane, Birne - geht alles....


Micarta, Laminat, Lyracord, Kohlefaser, Kunststoffe, Aluminium etc...
Oder bei traditionellen Materialien größere teile aus mehreren Kleinen zusammenbauen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig.
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antaisce
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Beitrag von antaisce »

@ herigo : was ist daran ökologisch denn wirklich sinnvoll ? Wird dadurch etwas erhalten? Es ist nur ein bisschen weniger schlecht als vorher, es sei denn der gute Bob kann da mit mehr aufwarten, dann würde ich das auch liebend gerne unterstützen.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

gelöscht
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Herigo hat geschrieben:hm... da hinter jeder ökologischer handlungsweise scheinbar ein urkapitalistisches interesse liegt werde ich wohl weiterhin auf schwarzes ebenholz bestehen, ich will mich schließlich nicht zum propagandistischen werkzeug einer marketingoffensive machen lassen, dann lieber weiter machen wie bisher.
Oft wohl tatsächlich nur Interesse an Erhaltung der Wertschöpfungskette, also schon irgendwie Kaptalinteresse. Aber ich glaube auch zunehmend Überlebensangst.
Es bleibt dir natürlich unbenommen, schwarzes Ebenholz zu verlangen, solange du einen angemessenen Preis dafür bezahlst.
Zum Werkzeug einer Marketingoffensive machst du dich schon mit dem Zeigen von Markennamen.
Aber wenn überall nur "Gitarre" auf dem Mechanikenkopf stünde wärs ja auch öde.
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Beitrag von antaisce »

ich denke auch, es ist gar nicht so leicht die Leute davon zu überzeugen umzusteigen. Und ich merke das bei mir ja auch ein wenig. Vielleicht wäre ein koordiniertes Vorgehen der großen Hersteller ganz gut, z.B. Ebenholz nur im Customshop anzubieten. Dann würde man die Freiheit der Konsumenten wahren und gleichzeitig den Bedarf deutlich verringern. Das riecht dann auch nicht so schnell nach sozialistischer Verschwörung :lol: ...
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Beitrag von Mischkin »

Also Bob Taylor hat jetzt ein Quasi-Monopol auf Ebenholz. Durch den Verkauf des gestreiften Holzes hat er seinen Einsatz verzehnfacht. Er kann der Welt diktieren das Holz zu kaufen, das vorher weggeschmissen worden ist. So viel zum Business.
Es ist wahrscheinlich, dass kein einziger Baum weniger geschlagen wird als vorher. Es wird nur alles verkauft und nichts mehr weggeschmissen. Das ist der Unterschied in der Praxis.

Umweltmäßig wäre es, wenn weniger geschlagen würde, also der Markt nicht beliebig bedient würde. Das hieße aber ein Geschäft nicht machen.

Umweltmäßig wäre es, wenn nach Wegen gesucht würde, das Holz wieder aufzuforsten. Evtl auch da, wo es ausgerottet ist. Sogar da, wo man selber nichts davon hat.
Umweltnäßig wäre es, wenn es geht, auf reichlich vorhandene Hölzer zurückzugreifen und diese wiederaufzuforsten. Wenn sie nicht hart und abriebfest genug sind nach Wegen zu suchen diese Hölzer zu härten.
Umweltmäßig wäre es Ebenholz so zu züchten, dass es auch in den gemäßigten Zonen wächst, eventuell sogar in "Plantagen" Man könnte auch Persimone nehmen, dass ist eine echte Ebenholzart und wächst sogar in Österreich (bin nicht sicher Steiermark?). Wird wegen der Früchte angebaut.
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Holger Danske hat geschrieben:
ob Martin mit seinen Kunsstoffgriffbrettern nicht doch richtig liegt,
Nö. Also für mich ist das nix, stand vor einigen Monaten vor einer Martin-Anschaffung und so ein Kunststoff-fingerboard aus "richlite" (oder so ähnlich heißt es, glaube ich) kam für mich absolut nicht in Frage - obwohl faktisch nichts dagegen sprach.

Eine rein pschüchologische Sache also. Ich finde das "bunte" Ebenholz enorm spannend und kann mir gut vorst...
Also meine Martin D-16 RG aus dem CustomShop hat solch ein Griffbrett/Steg, für mich ist das in Ordnung. Sieht aus wie Holz, fühlt sich so an und muss nicht geölt werden. Und, die Gitarre hat einen klasse Ton finde ich, könnt ihr hören wenn ich die Verlosung heil überstehe und mit auf die CD 2012 komme.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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