Walden D550 und Gewissenskonflikte

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Beitrag von Admin »

China hin oder her, die Erklärung ist doch ganz einfach. Das Lohnniveau liegt nach meiner letzten Information in China brutto bei 25 bis 30 cent die Stunde. Ein Arbeitnehmer kostet also, wenn er täglich 10 Stunden an 6 Tagen die Woche arbeitet, im Monat ca. 80,- Euro. Dieser Betrag ist um 2,60 Euro aufgerundet, die ich dem Arbeitnehmer als "Sozialleistung" schenken würde. Dafür würde er mich lieben und "elenwelte Leinhald" nennen. Die sind da so billig, weil sie keine Krankenversicherung und auch keine Rentenversicherung haben, aber das ist nicht so schlimm, denn es gibt genug davon. Gewerkschaften gibt es zum Glück nicht und wenn einer meckert, sage ich meinen Freunden von der städtischen Behörde bescheid. Das sind meine Kumpels von der Partei, mit denen ich immer mal essen gehe.

Ich weiß nicht so ganz genau, wieviele Stunden man für eine fabrikmäßig gefertigte Gitarre veranschlagen muß, aber nehmen wir an, es wären 20 Stunden. Wenn ich weiter annehme, daß ich für Material 50,- Euro, dann betragen die reinen Stückkosten 56,- Euro.

Die Gitarren kommen palettenweise nach Europa und werden dort mit 139,- Euro bezahlt. In den Handel kommen sie für Preise um die 249,- Euro.

Was soll man sich da wundern, so ist das eben, ganz einfach und primitiv.
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Kuifje
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Beitrag von Kuifje »

Hallo,

ich wundere mich immer wieder über solche Diskussionen. Gitarre made in China - Kinderarbeit! Was ist denn mit dem Teppich aus dem Iran oderoderoder.........

Nun stelle ich mal die Frage wer hier ein Notbook oder einen Rechner hat wo kein Teil aus China drin ist? Na? Spätestens beim PSU findet man den Aufdruck "made in China" . Geiz ist Geil und wir alle sind dabei! (o:

Mir ist es ehrlich gesagt egal wo die Gitarre her kommt oder welchen "Ismus" der Hersteller verfolgt. Sie muss mir gefallen und meinen Ansprüchen entsprechen und ich muss sie mir Leisten können. Und wenn das Budget eine Walden hergibt dann sollte man sich diese bei gefallen kaufen!

Der kleine Händler neben an freut sich auch wenn Du ein preiswertes Instrument kaufst......

Groetjes ´t Kuifje
:guitar2:
Gast

Beitrag von Gast »

@Kuifje
Mit dieser Einstellung spiegelst Du meiner Meinung
nach den Zeitgeist unserer Gesellschaft.

Warum sollte man auch politisch sein bzw. denken?
Es ist unpopulär, unbequem, man eckt mit seiner Meinung
an und macht sich selten Freunde.
Die Frage ist, was passiert, wenns KEINER mehr tut?

In diesem Sinne, mach weiter so!

Gruß, Nik
Gast

Beitrag von Gast »

...
Zuletzt geändert von Gast am Fr Feb 05, 2010 8:24 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Admin »

Es gibt bestimmte Produkte, die man kaum aus anderen Produktionsorten bekommt. Man kommt dann an den Ländern des "pacific rim" nicht vorbei, das ist schon richtig. Ich will auch nicht propagieren, man solle Produkte nach politischen oder geographischen Gesichtspunkten kaufen. Das sollte jeder mit sich abmachen. Nur sollte man beim Vergleichen der Preise so fair sein, die betriebswirtschaftlichen Bedingungen zu berücksichtigen, unter denen gefertigt wird und unter denen dann die Preise zustandekommen. Bei dem abgrundtiefen Lohnnievau un China ist es einfach klar, daß vergleichbare Produkte einen niedrigeren Preis haben.
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Beitrag von Admin »

@T: Warum liest Du sie dann Matthias ? Von "lesen müssen" kann doch wohl keine Rede sein. Derzeit scheinst Du den Anspruch zu erheben, daß alle anderen sich bei der Auswahl der Tehmen auf das beschränken mögen, was Du lesen willst. Daß das etwas verfehlt ist, sollte meines Erachtens einleuchten.
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Treehugger
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Beitrag von Treehugger »

@Admin: Interessante Rechnung, die ich absolut nachvollziehen kann.
Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist die Gitarre bei T. für 39,- €.

@Kuifje: Du hast Recht damit, dass wir bei bestimmten Produkten "dubiose Machenschaften" nicht ausschließen können.
Der PC war ein gutes Beispiel. Den gibt es nicht aus nachhaltigem, ökologischem Anbau ;-)

@Kingfrog: Gut, dass du das ansprichst. Ich verabscheue auch diesen Zeitgeist. Kann mich aber auch nicht davon freisprechen, bei dem einen oder anderen Schnäppchen schwach zu werden.
Aber ich habe meine Prinzipien.
Wenn ich wüsste, dass ein bestimmter Hersteller nicht mit meinen moralischen Vorstellungen (z.B. Ausbeutung oder Finanzierung von Extremisten etc.) konform geht, würde ich das Produkt meiden.
Das geht bei mir aber nicht so weit, dass ich deshalb meine "unmoralische" Gitarre wieder abgeben würde ;-)
Cheers,

Treehugger

Keep busy folks, 'cause no dog ever p*ssed against a moving car ... ;-)
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Beitrag von Admin »

Die Gitarre bei T. für 39,00.........

nun denn, ich zahle meinen Mitarbeitern immerhin 30 Cent die Stunde, aber es stehen auch welche an, die es auch für 20,- Cent machen würden. Und außerdem habe ich da noch Connections, die mir den Zugang zu Schlangenhaut, Ara-Federn, Elfenbein und noch preisgünstigerem tropischem Hartholz vemitteln. Dann verkaufe ich 250 Gitarren für 9.750,- Euro FOB and COD. Dann kommt T in B und verkauft sie unter Preis, weil T. damit Kunden gewinnt. Eine Werbemaßnahme.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

@T.:
Genau diese Diskussion wollte ich vermeiden bzw. nach Möglichkeit nicht mehr lesen müssen
Auch wenn es Mr. Admin schon geschrieben hat- es steht Dir doch frei, was Du liest und was nicht (gut- man weiß vorher nicht, was ein Text hergibt; ich weiß auch, dass ein ein Mal gelesener Textinhalt nicht sofort wieder aus dem Gedächtnis gelöscht werden kann- doch man kann ja so tun, als ob ;) mache ich z. B. sehr häufig, z. B. hier im Forum); eine Diskussion über ein derart polarisierendes Thema wird sich (mMn zum Glück) genauso wenig vermeiden lassen wie die Tatsache, dass ich das Stammtischgespräch, das in einer Kneipe an meinem Nachbartisch geführt wird, mitbekomme.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
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RB
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Beitrag von RB »

Es ist doch so, daß die wirtschaftlichen Beziehungen der EU zu China eines der interessanten Themen der letzten Jahre ist. Immer wieder werden Leute davon frappiert, für welch günstige Preise Musikinstzrumente zu bekommen sind, die nur den Bruchteil dessen kosten, was vergleichbare Ware aus EU oder USA kosten würden. Dann wieder hört man allenthalben, daß die EU gegen China ein Handelsdefizit hat und daß das Arbeitsplätze kostet und recht schnell ist man bei den Methoden gelandet, die in China gang und gäbe sind: Eine Art Manchester-Kapitalismus, gepaart mit Ideenklau und Plagiaten sowie - bislang noch nicht erwähnt - einer Unterbewertung des Yuan. Es gibt Volkswirtschaftler, die sagen, der Yüan müßte eigentlich um 30-40 % aufgewertet werden, um in einem unverzerrten Verhältnis zu der Volkswirtschaft zu stehen, die er repräsentiert. Somit gesellt sich zu einigen unhöflichen Verhaltensweisen noch eine über den festgelegten Wechselkurs zum tragen kommende staatliche Außenhandels-Subvention hinzu, gepaart mit Importzöllen auf Europäische und amerikanische Waren.

Es mag sein, daß eine Diskussion kein konkretes Ergebnis bringt, schon garnicht im Sinne einer sofortigen Änderung beanstandeter Verhältnisse.
Daß das Thema aber auch und gerade bei der Anschaffung von Musikinstrumenten eine Relevanz hat, ist klar und daher finde ich es nur natürlich, daß diese Diskussionen immer wieder einmal auftreten. Nur fair und einigermaßen sachlich sollte es zugehen.
Gast

Beitrag von Gast »

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Zuletzt geändert von Gast am Do Jun 14, 2007 5:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Dir, lieber Markus, möchte ich das gleiche
Anworten wie Kuifje.

Matthias, da Du Werner angesprochen hast:
Ich bin mir ziemlich sicher, daß ihm diese Diskussion
genauso wichtig wäre wie mir, da wir doch in vieler
Hinsicht Brüder im Geiste sind und das schon, seit wir uns
das erste Mal getroffen haben.
Ich finde auch, Werners Operation hat in diesem Tread
überhaupt nichts zu suchen, hast Du nicht gerade noch
von Polemik gesprochen?

Und nochmal -> Gegen die Schwerkraft können wir, ausser
ins All zu fliegen, relativ wenig tun, gegen den ganzen Rest
schon.
Wer meint, der Verbraucher hätte mit seinem Kaufverhalten
keine Macht, irrt gewaltig, nur das Bewusstsein muss geweckt
werden, schon allein dafür ist dieser Gedankenaustausch Gold
wert.
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RB
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Beitrag von RB »

@MAD: Du hast sehr engagiert geschrieben. Nur sehe ich nicht, daß man die Sünden der einen mit den Sünden der anderen rechtfertigen sollte. Die ganze Angelegenheit läßt sich meines Erachtens nicht so abtun. Am allerwenigsten taugt meiner Meinung nach ein generalpolitischer Rundumschlag, der dann in die Folgerung mündet: "Es ist eigentlich doch sowieso alles egal". Das erscheint mir als ein wenig zu pauschal.

Ich habe hinsichtlich des ehrenwerten Verhaltens aber keinen Verhaltenskodex und keinerlei Patentrezept. Ich würde mir nicht anmaßen wollen, jemanden zu verurteilen, der sich eine "jut und jünstich" gekauft hat. Es widerstrebt mir, den Spaß zu vermiesen, und eine Zweiteilung der Zupfinstrumentenschaft herbeizureden, zumal noch die allermeisten Leute gar nicht so weit denken, wenn sie beispielsweise in den Musikladen gehen und dem Kinde eine Gitarre kaufen wollen. Ich finde das nicht vorwerfbar. Aber die Diskussion ist und bleibt interessant und mir würde es schon reichen, wenn jemand das hier dann liest und mit besseren Kenntnissen seine/ihre Entscheidung frei und eigenverantwortlich trifft.

Also bleibe ganz cool. Auf Deinen Höfner-Thread habe ich nur deshalb nicht geantwortet, ja ihn sogar nur überflogen, weil die Bilder so groß sind, daß ich auf meinem mickerigen Display immer hin- und her scrollen muß und ich war - das gestehe ich ein - dazu bislang zu faul.

Auch bin ich nicht frei davon, selbst aus China zu kaufen, wie man an meiner Mandolinenausstattung sehen kann. Ich hatte in dem Fall die Schwierigkeit, daß eine Bluegrass-Mandoline zu erschwinglichem Preis eigentlich überhaupt nur aus China zu bekommen war. Eine Alternative wäre eine Gibson gewesen, es fehlt das preisliche Mittelfeld. Ein schlechtes Gewissen will sich mir nicht einstellen.

Ich meine, man kann die Diskussion führen und niemand sollte sich deswegen angegriffen fühlen.
Gast

Beitrag von Gast »

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Zuletzt geändert von Gast am Do Jun 14, 2007 5:06 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von RB »

Das ist ja gut und schön, nur erschließt sich mir nicht mehr, was das alles mit dem Gitarrenkauf zu tun haben könnte. Einige Themen, die da in Bausch und Bogen erwähnt werden, führen mE recht weit weg.
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