doc hat geschrieben:Zurück zur Ausgangsfrage: Ja, eine Pre-War-Martin, von Gibson ein Banjo oder eine Mandoline aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, das wären schon seltene und wertvolle Stücke in der Briefmarkensammlung. Die Gibson 5-String (allerdings Conversion), die mir unter die Finger kamen, hatten schon ein unverwechselbaren knackigen Ton... Aber die guten kleinen Instrumentenbauer von heute kriegen das auch hin, Martin auch, Gibson hat leider seine Abteilung Akustik gegen die Wand gefahren... Tipp: Die ganz, ganz alten Weine in den Keller legen und vererben, die jüngeren aufmachen und genießen (spielen, spielen, spielen).
doc
Schönes Posting, vielen Dank. Es verändert sich aber das persönliche Hörempfinden und es verändert sich der Klang der Instrumente durch Alterungsprozesse. Wie mögen die von Dir beschriebenen Klassiker damals "frisch ab Fabrik geklungen haben" ? Leider sind uns solche A/B Teste nicht möglich
Ich verstehe jeden Hard Core Sammler oder Spekulant, der Dinge erwirbt um sie zu besitzen oder als Geldanlage um sie dann UV geschützt in Klimaschränken konserviert der Nachwelt zu erhalten. Freut die Erben irgendwann
Ich persönlich vertrete die Meinung, daß ich das was ich mir leisten kann auch erleben möchte durch Aufbau einer emotionalen Verbindung . Spüren wie ein Instrument auf mein Spiel reagiert, hörbar und noch intensiver fühlbar wenn die Decke und der Boden in Bewegung kommt. Wie fein zarte perlende Noten aufgelöst werden und wie groß ein möglicher Dynamikumfang ist ohne das der akustische Eindruck im Klangbrei diffus wird.
Für Aussenstehende unbegreiflich, wenn man in stillen Momenten nur für sich im permanenten A/B Wechsel einige Tonsequenzen abwechselnd auf zwei Instrumenten spielt und nicht nur hört, sondern mit allen Sinnen erlebt, wie ein Gitarrenklang zur Magie werden kann. Ich versinke im Spiel , denke an nichts mehr. Der durch Familie und Beruf ständig überlaufende Arbeitsspeicher leert sich nach einer gewissen Zeit. Die Zeit vergeht ohne das wahrzunehmen , der durch den Alltag hochbeschleunigte Schwungkreisel im Kopf entschleunigt sich, der Blutdruck sinkt und irgendwann kommt die Müdigkeit. Der täglich Wahnsinn durch Jobs wird für kurze Zeit belanglos. Würde einen der Schlag treffen, dann in solchen Momenten oder in den Armen einer noch unbekannten Schönheit am Palmenstrand. <Räusper>
Das Beschäftigen mit der oder einer guten Gitarre, die tägliche ritualisierte Kontaktaufnahme und das Spiel darauf schließt die Erlebnisse eines Tages ab. Für mich ein bewußtes Anspannungs- und dann Entspannungserlebnis , ein unverzichtbarer Freizeitwert den ich nicht missen möchte.
Mögen andere in der Badewanne sinnieren oder mitttels PC / TV / Pflege der sozialen Netzwerke analog oder digital oder Gewohnheits-Sofasuff den Abend beenden.
Runterkommen von der alltäglichen Reizautobahn mit der Gitarre ist mir lieber, dann aber nur ohne Stecker.
So, liebe Forumsaktivisten, was ist das nun :
Zen oder Zauber , Genie oder Wahnsinn , Troll oder Therapie ?
Mir völlig egal wie es andere zerreissen . Für ich ein Stück Lebensqualität mit einer alten guten Gitarre, die das Prädikat VINTAGE sich sicher verdient hat um den Kreis zu schliessen