C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich lese parallel in . diversen US-Foren. Die Deckenwölbung der Martins scheint tatsächlich so unergründlich wie der St.Andreas Graben zu sein.
Es werden Deckenradischen von flach über 52ft bis 25ft propagiert..

Der deutsche Wald ist voller Geheimnisse.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

H-bone hat geschrieben:
Wenn du mal wieder da bist zeige ich dir meine D-41... da kannste ein Lineal über die Decke legen... topflatop... wie auch immer. Aber ich gebe auch gerne zu mich geirrt zu haben :mrgreen:
SOFORT UMTAUSCHEN. PRODUKTIONSFEHLER. :pferd:
Hoffentlich hast du die Brücke schon neu verleimt. :violin:
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

Das krasseste Ding habe ich gerade in Behandlung. Bei einer Chinafender haben sie die Brücke mittels irgendeines Superklebers direkt auf den ca. 0,5mm dicken Polyesterlack geklebt. Ich habe das leider nicht gewusst und die Reparatur mit 50-70 Okken veranschlagt. Seit gefühlt zwei Stunden kratze ich den Lack von der Leimstelle, weitere zwei Stunden wird es dauern, die Brücke einigermaßen an die total verdrehte Decke anzupassen und aufzuleimen. Naja, den Mindestarbeitslohn wirds gerade noch bringen.
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Pappenheim
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Pappenheim »

Oh Mann, was für ein Mist! Sei dir meines Mitleids gewiss, dass muss vielleicht eine Kackarbeit sein...

Naja Chinafender halt... :aua:

Kriegst du das überhaupt irgendwie halbwegs plan, ohne den Lack in der Umgebung anzugreifen?
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OldBlues
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von OldBlues »

Pappenheim hat geschrieben:Naja Chinafender halt... :aua:
...ist das nicht eher mangelnde Qualitätskontrolle von Fender? 8)

Aber warum die besagten Hersteller meinen sich so etwas "leisten" zu können mag sich mir nicht erschließen,
schon gar nicht in der gehobenen / oberen Preisklasse.
Da mag "man" sich nur noch wundern... :aua:
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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notenwart
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von notenwart »

Ich würde das nicht mit „Chinafender“ abtun. Ich finde es einen völlig logischen Vorgang: Es ist kostenintensiv, den Lack unterhalb der Brücke zu entfernen, also entwickelt/nutzt man einen Klebstoff, der ausreichende Adhäsion bis einen Tag nach Ablauf der Garantie zwischen Lack und Brücke bietet. Produktionstechnisch die absolut korrekte Lösung, firmenpolitisch evtl nicht ganz so pfiffig.
Insofern entspricht diese Gitarre auch der von fender gewünschten Qualität
Aber an wen wendet sich der Hersteller mit dieser Gitarre? Evtl ja an den Lagerfeuerklimperer, der es für normal hält, dass ihm nach einiger Zeit die Brücke abfällt.
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

OldBlues hat geschrieben:
Pappenheim hat geschrieben:Naja Chinafender halt... :aua:
...ist das nicht eher mangelnde Qualitätskontrolle von Fender? 8)
:
Nein, dass ist bewusst so gefertigt, und der Schaden, der entsteht m.M.n. bewusst in Kauf genommen.
notenwart hat geschrieben:Ich würde das nicht mit „Chinafender“ abtun. Ich finde es einen völlig logischen Vorgang: Es ist kostenintensiv, den Lack unterhalb der Brücke zu entfernen, also entwickelt/nutzt man einen Klebstoff, der ausreichende Adhäsion bis einen Tag nach Ablauf der Garantie zwischen Lack und Brücke bietet. Produktionstechnisch die absolut korrekte Lösung, firmenpolitisch evtl nicht ganz so pfiffig.
Insofern entspricht diese Gitarre auch der von fender gewünschten Qualität
Aber an wen wendet sich der Hersteller mit dieser Gitarre? Evtl ja an den Lagerfeuerklimperer, der es für normal hält, dass ihm nach einiger Zeit die Brücke abfällt.
Nee, so sehe ich das gar nicht. Der Hersteller wendet sich an den Kunden, der ein nachhaltiges Produkt sucht, und aus Versehen schwarz als Lieblingsfarbe hat. Eventuell ist es ein Jonny Cash fan, der sich die Gitarre, die ja immerhin fast 400,-€ kostet hart erspart hat. Und weil er weiss, dass E.Clappstuhl eine Fender spielt, hat er sich gedacht, dass kann ja nix schlechtes sein. Der Kunde hat keine Ahnung von Gitarrenkonstruktion, geschweige denn Klebstoffen etc. er bekommt in dem gleichen Musikgeschäft, dass ihm das Instrument als chinesisches Qualitätsprodukt mit amerikanischen Wurzeln verkauft hat, bei Vorstellung des Schadens im Musikgeschäft den Satz "Die ist wohl Schrott. Zu feucht gelagert" vor den Latz geknallt.
ABER! Die Situation ist selbstverschuldet. Immer das neuste Handy, den breitesten TV, Fotoapparate mit 8Mpix gehen ja gar nicht, und bitte die 4-8 Billigklampfe, weil man auf der Sigma für 350,- bestimmt besser Fingerpicking kann als auf der Halibänten für 298,-. Ein Ding, das immer noch sehr große Emotionen hervorruft, ist durch diese Konsumgier zu einem Produkt geworden, wie Turnschuhe oder Outdoorjacken.
Und Unsereins sitzt dann mit dem Schlamassel an, weil er den Jonny Cash Fan mit 1.600,-€ netto im Monat nicht im Regen stehen lassen will. :twisted: :twisted: :twisted:
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jab
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jab »

Hai!

Das mit dem Steg-direkt-auf-den-Lack hab ich in den 90ern zuerst bei Yamaha gesehen (und kopfschüttelnd betrachtet..). Der stehengebliebene Lackrand ist auch sehr häufig anzutreffen...

Bei Lakewood wurde damals die gesamte Stegfläche vor dem Lackieren abgeklebt. Das setzt einerseits eine korrekte Platzierung voraus, was aber mit einer entsprechenden Schablone nicht soo schwer ist, obwohl wir das damals "frei" gemacht haben. Mit etwas Übung eigentlich kein Problem. Andererseits aber, und hier vermute ich den Einsparungseffekt, muss dann jeder Gitarre ihr Steg zugeordnet, umschnitten, beschriftet, bis nach dem Lackieren gelagert und dann bei der richtigen Gitarre aufgeleimt werden. Das muss so sein, weil die Stege minimale Abweichungen haben, die man sonst sehen würde. Ich vermute, dass die Abklebung mit einem bewusst zu kleinen Muster gemacht werden und die Stege einfach "aus der Kiste" verwendet werden.

Und dann gibts ja noch die Fraktion, die ihrer Konstruktion, ihren Arbeitsbehelfen, ihrem Leim und/oder den Arbeitern so wenig vertraut, dass sie den Steg zusätzlich verschrauben... :pein:

Tja...

Beste Grüße,
Jab
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Orange
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Orange »

jab hat geschrieben:Und dann gibts ja noch die Fraktion, die ihrer Konstruktion, ihren Arbeitsbehelfen, ihrem Leim und/oder den Arbeitern so wenig vertraut, dass sie den Steg zusätzlich verschrauben...
Du hast den Steg bei meiner Tele (definitiv Flattop) auch direkt auf den Lack geschraubt ... Bild
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jab
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von jab »

Orange hat geschrieben: Du hast den Steg bei meiner Tele (definitiv Flattop) auch direkt auf den Lack geschraubt ... Bild

Geleimt klänge sie viel besser! :lol:
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von H-bone »

Orange hat geschrieben:
jab hat geschrieben:Und dann gibts ja noch die Fraktion, die ihrer Konstruktion, ihren Arbeitsbehelfen, ihrem Leim und/oder den Arbeitern so wenig vertraut, dass sie den Steg zusätzlich verschrauben...
Du hast den Steg bei meiner Tele (definitiv Flattop) auch direkt auf den Lack geschraubt ... Bild
Du siehst das völlig falsch, man kann auch jemanden mit Schrauben leimen... :mrgreen:
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Rainer H
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Rainer H »

H-bone hat geschrieben:
Orange hat geschrieben:
jab hat geschrieben:Und dann gibts ja noch die Fraktion, die ihrer Konstruktion, ihren Arbeitsbehelfen, ihrem Leim und/oder den Arbeitern so wenig vertraut, dass sie den Steg zusätzlich verschrauben...
Du hast den Steg bei meiner Tele (definitiv Flattop) auch direkt auf den Lack geschraubt ... Bild
Du siehst das völlig falsch, man kann auch jemanden mit Schrauben leimen... :mrgreen:
......So lange einem nicht die Schraube im Hals steckt..... :rotfl: :rotfl: :rotfl: :bide: :lol: 8)
kelly

Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von kelly »

kelly hat geschrieben:Wow, Sachen gibt's... Dass eine führende Firma in 182 Jahren nicht gelernt hat, 2 Holzstücke sicher zusammen zu kleben....
>>>Kelly, die konnten das - sogar gut - und wissen auch wie es geht... nur: Den Footprint des Stegs sauber auszuarbeiten und vom Lack zu befreien ist echte Feinarbeit und dauert auch ein bisschen. Darüberhinaus besteht immer die Gefahr - wenn der Steg auch nur 1/10tel verrutscht beim Aufleimen - dass es unschöne Spalte gibt.
Ich denke - Martin ist bekannt dafür am innovativsten in Sparmassnahmen zu sein, schon Krischan Friedrich der Erste war so - man hat Anfang der 80er schlicht versucht einen Arbeitsgang zu vereinfachen, da ist's dann mit vorher Abkleben getan und der Lack um den Steg herum kann keinen Schaden nehmen... wird schon halten. Alles im Hintergrund zu sehen, dass Frank Henry Martin - zu der Zeit CEO - ein Suffkopp und Chris Martin IV niemals echtes Interesse am Gitarrenbau hatte.
Da sind solche Entscheidungen schon mal möglich, vor allem nachdem es der Firma durch ziemlich waghalsige Übernahmen von Vega, Darco, Levin und Fibes nicht gerade gut ging.[/quote]<<<

H-bone, wenn sie das können, aber praktisch doch nicht einsetzen, macht für mich die Sache nur noch schlimmer. Ohne jetzt "unsachlich", "fragwürdig" und "anmaßend" wirken zu wollen. :aua:

In einer HNO Abteilung erzählt man gelegentlich von den alten Zeiten nach dem 2 WK, als Material knapp und Methoden viel rabiater waren. Die damals üblichen, kompletten Mandelentfernungen bei Kindern wurden wie am Fließband, von einer Oberschwesternonne einfach mit ihrem Daumennagel durchgeführt.

Irgendwie habe ich jetzt vor Augen eine Schwester mit einer Martin in der Hand, die mit ihrem Daumennagel die Stege beklebt... :shock:
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RB
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von RB »

Es ist wohl klar, daß es bei einer Produktion - erst recht einer in dieser Größenordnung - auch ein mal eine Auslieferung gibt, die mit einem Fehler behaftet ist. Niemand, kein Unternehmen schafft eine Fehlerquote von 0 Prozent. Wenn ein solcher Fehler auftritt, kann man das beschreiben. Allerdings herzugehen und einen Hersteller der kompletten Unfähigkeit zu bezichtigen, weil einmal ein Mangel an einem Produkt festgestellt wird, ist nicht nur albern, es kann schlicht nicht ernst genommen werden. Eher wirkt es wie der mutwillige Versuch, zu schwadroniern, zu lästern.

Auch wenn es mit dem Thema nichts zu tun hat: Die Schwester, die operiert ist schon eine abenteuerliche Vorstellung. Dass dies dann auch noch mit dem Daumennagel geschehen sein soll, läßt erkennen, daß man es mit einer Fabel zu tun hat, vorsichtshalber in schwere Zeiten verlegt. Quelle: "in einer HNO-Abteilung erzählt man".

Das alles "kann interpretiert werden".
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Gitarrenmacher
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Re: C. F. Martin hat mal wieder geschlampert

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Es ist wohl klar, daß es bei einer Produktion - erst recht einer in dieser Größenordnung - auch ein mal eine Auslieferung gibt, die mit einem Fehler behaftet ist. Niemand, kein Unternehmen schafft eine Fehlerquote von 0 Prozent. Wenn ein solcher Fehler auftritt, kann man das beschreiben. Allerdings herzugehen und einen Hersteller der kompletten Unfähigkeit zu bezichtigen, weil einmal ein Mangel an einem Produkt festgestellt wird, ist nicht nur albern, es kann schlicht nicht ernst genommen werden. Eher wirkt es wie der mutwillige Versuch, zu schwadroniern, zu lästern.
:heul2: :heul2: Aufgrund der neuen VOC Verordnung hatte ich bei min. 5 Gitarren massive Probleme mit Lackrissen (wie viele andere Gitarrenbauer auch)
Das macht bei 50 Hübitarren eine Fehlerquote von 10% :heul2: :heul2:

Ich überlege einen Töpferkurs zu belegen. Da kann man machen was man will. Alles Kunst und kreativ.
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