Na ich denke mal, daß man die Bahauptung, unter bestimmten Voraussetzungen "gäbe es Martin nicht mehr" getrost in den Bereich der Spekulation verweisen kann. Niemand weiß, was gewesen wäre wenn, noch dazu, wenn es sich um Vorgänge handelt, die in den USA der dreißiger Jahre stattgfanden bzw. stattgefunden "hätten".
Auch die Behauptung, jemand habe dann und dann Martin als Konkurrenten nicht mehr ernst genommen, halte ich für spekulativ. Zumindest kenne ich keine Quellen, die eine solche Behauptung belegen könnten.
Daß CFM "außer akustischen Fklattopgitarren nichts anzubieten" gehabt habe, empfinde ich aber nicht als Kriterium. Das war halt deren Produkt und dabei wollte man bleiben. Man käme doch auch nicht auf den Gedanken, Sanyo vorzuhalten, daß sie keine Tiefkühlpizza anbieten.
Jetzt die Dreadnought: Mit der hat Herr Bechtel nichts zu tun, denn die hat einer bei Martin so um die 1910 -1912 herum entworfen. Die sa grobmäßig ungefähr so aus, wie meine Ceo V. Perry Bechtel hingegen wollte eine Gitarre mit diesem 14-Bund Halsansatz und einem schmaleren Griffbrett auf Basis einer OM haben und er hat sie bekommen. Das war irgendwann um 1934 oder so. Die unternehmerische Entscheidung, das Modell dann standardmäßig weiter herzustellen, hat allerdings nicht er getroffen, sondern das Unternehmen. Andere Flattops mit diesen Merkmalen gab es zu dem Zeitpunkt nicht.
Ich sehe das alles nicht so kritisch, insbesondere nicht das mit dem ehernen Festhalten an Traditionen. Darin sehe ich vielmehr gerade die Stärke der Firma Martin. Dort kann man neue Gitarren bekommen, die ihren wesentlichen Konstruktionsmerkmalen nach auf die Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg zurückgehen und das finde ich gut. Mir gefällt der Gedanke, an der Fortsetzung von etwas sehr Althergebrachtem mitmachen zu können.
Dann die Preise: Micha, das sind keine Fakten, die Du da berichtest. Es gab früher schon die volkstümlichen einfach-Modelle, die auch für den Normalmenschen erschwinglich waren.
Letztlich ist es so: Das meistgebaute Stahlsaiten-Baumuster dürfte immer noch die 14fret Dreadnought sein. Alle, die dieses Baumuster herstellen, kopieren Martin mehr oder weniger. Da kann man wohl nicht von einem Unternehmen sprechen, das mit seinem Angebot immer den anderen, fortschrittlicheren Anbietern hinterher hechelt. Wer das behaupten wollte, würde die Tatsachen nicht benennen, sondern verkennen.
Letztlich ist es meiner Meinung nach eher so, daß jeder zu dem, was heute ist, seinen Part beigetragen hat. Der Part von Martin ist besonders gewichtig, weil das Unternehmen auch nach europäischen Vorstellungen sehr alt ist. Es ist ungefähr so, als würde heute noch die Firma "Torres Guitaras" in der fünften Generation in Familienbesitz, Gitarren herstellen. Nur daß eine solche Firma "Torres Guitaras" ungefähr zwanzig Jahre jünger wäre, als CFM.
Ich höre aber auf, bevor es in einen Glaubenskrieg ausartet. Lieber verweise ich auf die hübsche Mandoline, die Martin im Jahre 1899 gebaut hat:
Jut es ist eine nach italienischem Muster, ohne Patent und banhnbrechende neue Erfindungen. Aber trotzdem putzt sie ungemein.