seltsame fichtenart, oder?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

stringbound
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Beitrag von stringbound »

elfer hat geschrieben:wieso denn? wenn sie hammer war, dann war sie doch auch jeden cent der 2000 euro wert, oder?
Nein, sie war nicht jeden Cent wert. Die Gitarre ist mit der heutigen 410 bzw. DN4 nicht vergleichbar. Die Gitarre ist im Vergleich ein absolutes Sparmodell. Der ursprüngliche Preis lag umgerechnet bei 1100.- Euro, was den Wert der Gitarre wesentlich besser widerspiegelt. Das kostet heute ungefähr eine DN3, ohne Cutaway und Tonabnehmer. Für 2000.- Euro bekommst du eine nagelneue 310CE mit Cut und Tonabnehmer. Ich wähle deswegen die DN3/310CE weil sie von den Hölzern und der Verarbeitung dieser 410 entspricht. Mit der heutigen DN4/410 ist sie nicht zu Vergleichen. Das heutige Nummernsystem von Taylor gibt es erst seit 1997.
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elfer
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Beitrag von elfer »

ahhh...ok, schon wieder was gelernt! :)

dann wäre meine also, wenn sie in sehr gutem zustand wäre, was
sie definitiv nicht ist, auch um die 1000 euro wert, oder?
ich meine, sie ist ja handgebaut :D
stringbound
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Beitrag von stringbound »

elfer hat geschrieben:ahhh...ok, schon wieder was gelernt! :)

dann wäre meine also, wenn sie in sehr gutem zustand wäre, was
sie definitiv nicht ist, auch um die 1000 euro wert, oder?
ich meine, sie ist ja handgebaut :D
Ja, mit viel gutem Willen betrachtet, ist deine Taylor "handgebaut" und sie dürfte mindestens 1000.- Euro wert sein, auch in nicht so gutem Zustand. In gutem Zustand wahrscheinlich sogar wesentlich mehr, denn deine 510 entspricht in fast allen Details der heutigen DN5 und kann sich an deren Preis orientieren.

Das handgebaut habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil Robert Taylor in vielerlei Hinsicht sehr innovativ war. Er hat sehr früh damit angefangen Maschinen für den Gitarrenbau zu entwickeln. Das tat er schon in Lemon Grove, um mit seiner Firma zu überleben. In Santee kam lediglich eine computergesteuerte Fräse, die Fadal, dazu und in El Cajon eine Kammer für die UV-Lackierung.
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RB
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Beitrag von RB »

Sie waren die ersten ... unter 1000 US$: Na na, 1938 kostete eine D-28 um die 120 Dollar. Eine 00 bekam man 1850 bestimmt noch billiger.
Gast

Beitrag von Gast »

...
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

T. hat geschrieben:Was mich wundert: Wenn diese "alte" Taylor ein Sparmodell sein soll, was sind dann die neuen? Das Sparmodell hatte einen einteiligen Mahagonihals und einen sehr guten Fishman drin. Und klang lebendig. Die aktuelle Version hat einen zusammengeflickten Hals und diesen Billigtonabnehmer. Und klingt irgendwie nach nichts...
Das ist Geschmacks- und Ansichtssache. Ich persönlich finde das von Rupert Neve entwickelte Expression System benutzerfreundlicher und auch klanglich besser als das Fishman System, besonders im Studio oder direkt in die PA gespielt. Über die Vor- und Nachteile von einteiligen und gesperrten Hälsen solltest du dich mal mit ein paar der hier anwesenden Gitarrenbauer unterhalten. Allerdings ist mir noch nie eine Taylor mit einem gesperrten Hals begegnet und als Halsmaterial wird eigentlich auch nur Mahagonie verwendet.
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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe da was von gartenzaunartig angeschäfteten Kopfplatten gehört. Das ist diese Methode, einen Zickzack-Spleiß maschinell in den Halsteil hineinzufräsen und das Gegenstück in die Kopfplatte, um das dann zusammenzuleimen. Es soll bei einigen Gitarren derart genau und filigran ausgeführt sein, daß man Mühe hat, diesen Spleiß zu sehen, wenn man ihn aber sieht, kommt einen so ein wenig das Grausen an. Dabei muß ich aber eingestehen, daß das eine rein emotionale Reaktion ist, denn die Forderung nach einem "einteiligen Hals" ist meines Erachtens technisch barer Unsinn, weil die angeschäfteten Kopfplatten und die angesetzten Halsfüße ein paar Hundert Jahre lang keiner Sau etwas ausgemacht haben und wer behauptet, eine Gitarre mit einem solchen Hals klänge nicht gut oder sei irgendwie schlechter, als eine mit einem "einteiligen Hals", der möchte einmal einen nachvollziehbaren und wissenschaftlich belastbaren Beweis antreten. Ich bin überzeugt, daß es diesen Beweis nicht gibt.

Objektiv ist es also kein Nachteil, wird aber nach jahrelangem Marketing mit der vermeintlichen Wertigkeit des "einteiligen Halses" wohl so empfunden.

Irnxwo habe ich eine Werbe-DVD von Taylor herumliegen, die mir ein freundlicher Mensch, den hier alle kennen, zur Verfügung gestellt hat. Die DVD ist vor allem interessant, weil einige Taylor Endorser einige Musikstücke zum besten geben. Dann gibt es eine Vorstellung des Systems, seiner technischen Eigenheiten und Bedienung. Vom Klang bin ich nicht recht überzeugt, ich finde, daß es recht "elektrisch" im Klang daherkommt. Da gefällt mir Fishman Aura um Längen besser.
Gast

Beitrag von Gast »

...
Zuletzt geändert von Gast am Fr Jan 29, 2010 3:11 pm, insgesamt 1-mal geändert.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Seit wann ist ein Hals einteilig, nur weil er keine angesetzte Kopfplatte hat? Selbst in der Werbung werden Satzkonstrukte wie "einteiliger Hals OHNE angeleimte Kopfplatte" bzw. "Hals und Kopfplatte aus einem Stück Holz" benutzt. Kopfplatte und Hals aus einem Stück Holz herzustellen spart Produktionskosten. Es mag sein, dass es besser aussieht, aber bei einer Gitarre mit Stahlsaiten dürfte es sich bei dem Hals mit der angesetzten Kopfplatte um die stabilere Variante handeln. Vielleicht fält einem der Gitarrenbauer etwas dazu ein. Gesperrte Hälse werden z. B. wegen der höheren Stabilität verwendet, besonders beim Bau von Bässen. Die Hälse sind verwindungssteif, verziehen sich kaum und haben weniger Dead-Spots.
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Beitrag von RB »

Ich habe unter "einteiligem Hals" einen verstanden, bei dem der Halskörper einschließlich Halsfuß und Kopfplatte aus dem Vollen gesägt und geschnitten ist. "Einteilig" habe ich aber in Anführungszeichen geschrieben, weil der Hals aus Halskörper, Griffbrett, Sattel, Mechaniken, Kopfplattenfurnier, Bünden, Truss-Rod und Handschweiß besteht. In Wahrheit kann also von "Einteiligkeit" keine Rede sein, so oder so.

Der Gartenzaun-Spleiß ist eine Innovation im Gitarrenbau, soviel ist sicher.
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Beitrag von stringbound »

Ich sollte wieder anfangen E-Gitarre zu spielen. Damals war die Welt wesentlich einfacher und meine Gitarren hatten auch keine Kopfplatten.

Hier gibt es was zum Thema "Hälse und Kopfplatten": http://www.musik-produktiv.de/downloadb ... en_III.pdf
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Beitrag von H-bone »

Hallo Joe, sorry dass ich dir vehement widerspreche...

stringbound hat geschrieben:Kopfplatte und Hals aus einem Stück Holz herzustellen spart Produktionskosten.
Nein, dreimal nein !! Ganz im Gegenteil ! Mehrteilige Hälse, ob nun einfach geschäftet oder längs laminiert sparen extrem Materialkosten.
Für zwei einteilige Dreadnought-Hälse brauchst du eine Kantel von 650 x 70 x 110 mm... und das aus bester Qualität, das kostet nicht wenig.
Für mehrteilige Hälse braucht man Brettchen von max. 25 mm Dicke...
Also werden mehrteilige Hälse als Vorteil beworben, genauso wie Mattlack angeblich besser klingt, ein geschraubter Hals die "Servicefreundlichkeit" erhöht und Sperrholz eh' stabiler ist... und manche glaubens auch noch... :roll:
stringbound hat geschrieben:Es mag sein, dass es besser aussieht, aber bei einer Gitarre mit Stahlsaiten dürfte es sich bei dem Hals mit der angesetzten Kopfplatte um die stabilere Variante handeln.
Wie kommst du darauf ? Ich habe Dutzende Reparaturen in meiner Werkstatt, wo genau diese Leimfugen aufgegangen sind, an der Kopfplatten-Schäftung wie auch am Halsfuss...
stringbound hat geschrieben:Gesperrte Hälse werden z. B. wegen der höheren Stabilität verwendet, besonders beim Bau von Bässen.
Nein ! Weil es billiger ist ! Die Stabilität liesse sich notfalls sogar mit einem Carbonstab bedeutend höher gestalten... kein Grund einen Hals aus Restholz zusammenzulaminieren...
stringbound hat geschrieben:Die Hälse sind verwindungssteif, verziehen sich kaum und haben weniger Dead-Spots.
... und ein einteiliger Hals aus gutem !! Mahagoni verzieht sich eben garnicht... aber durch die Homogenität und den ununterbrochenen Faserverlauf klingt so ein Teil einfach besser...
stringbound hat geschrieben:Vielleicht fält einem der Gitarrenbauer etwas dazu ein.
Siehe oben... :wink:

Gruss, Martin
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Beitrag von stringbound »

Martin, ich denke mein Irrtum dürfte sich mit dem von mir geposteten Link zu dem PDF über Hälse und Koppfplatten geklärt haben. Falls das nicht reicht und ich mich für meinen Irrtum zusätzlich öffentlich entschuldigen muß, tue ich das hiermit. Wie schon gesagt, ich sollte wieder anfangen E-Gitarre zu spielen.
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Beitrag von H-bone »

Hey Joe, nu' sei mal nich mimosich, du hattest doch die Meinung eines Gitarrenbauers angefragt.

Bestimmt kann man mit diesem Thema einen "Krieg der Philosophien" unter Gitarrenbauern entfachen, ich kenne einige Kollegen, die deine Theorie vertreten, nun gut, ich vertrete eben die andere.

Einige Gitarrenbauer bezeichnen die beiden Philosophien auch als "europäische" oder "amerikanische" Bauweise.

Also- no reason to apologise anything, jeder darf seine Ansicht haben.

Und nein: Meine Hälse schraub' ich nicht, das tu' ich niemals nicht.... :wink:
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Beitrag von RB »

Ich kann immerhin vermelden, eine Gitarre mit 37-teiligem Hals zu verfügen:

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