Was ist dran an den Martin Baureihen > 40?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Meine Erfahrungen aus meiner Martin-Zeit suggerieren mir tatsächlich, daß die "Overforties" offener und lauter klingen.

Das mag an den (zumindest früher mal) sorgfältiger selektierten Hölzern liegen, vielleicht aber auch an der - mir nachvollziehbaren - Theorie, daß die breitere Fräsung für das Abalone-Purfling die Decke weiter zum Rand des Reifchens hin "ausdünnt" und somit der Decke in diesem Bereich - unbeabsichtigt - mehr Schwingungsfreiheit gibt...

Ich hab' mal ein (maßgerechtes) Bildchen zum Vergleichen gemalt...

Gruss, Martin

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chrisb
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Beitrag von chrisb »

hm, hab die erfahrung gemacht das der klopfton der unfertigen gitarre nach dem anbringen der ränder und zierspäne sich stark zum possitiven hin ändert.
meine theorie ist eher das sich durch die verleimung der bindings der rand verstärkt/versteift und weniger energie von der schwingenden decke an die zargen "verloren" geht.
mehr rand, sprich abalone dünnt zwar die decke aus aber verstärkt durch mehr leimfläche den ganzen randbereich noch mehr........
chrisb
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Ich will dann doch mal etwas zu weniger technischen Dingen sagen und auch einen Vergleich liefern. Ich habe neben der D-42 auch noch eine Boucher Spruce Goose. Boucher wurde ja oben auch erwähnt. Sie spielt sich sehr leicht, spricht gut an, ist komplett aus Fichte, was die etwas hellere Tonfärbung bedingt. Und sie hat einen großen Sustain. Ich spiele diese Gitarre unheimlich gerne, besonders für irische Stücke.
Mal abgesehen von den vielen Verzierungen der D-42, die ich auch nicht haben müsste, ist die Martin auf jeden Fall die bequemere Gitarre. Sie spielt sich noch leichter, liegt mir noch bequemer in den Händen, hat für mich einen noch ausgewogeneren Ton, der sich noch besser formen lässt als der der Boucher. Und der Sustain ist der Wahnsinn.
Ich habe keine Ahnung, was das ausmacht, aber die D-42 liegt einfach gut in der Hand und spielt sich klasse.

Aber der deutlich höhere Preis im Vergleich zur Spruce Goose ist schon enorm.
Gruß, Troubadix
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Meine Erfahrung mit 40er Martins ist, dass sie gegenüber den 20er Martins etwas heller und analytischer zu klingen scheinen. Sie mulmen weniger im Bass und sind etwas drahtiger im Ton. Dabei aber trotzdem irgendwie voller im Klang. Die höhere Klasse glaube ich auch im Klang wieder zu finden. Der Ton der 20er ist aber für mich der traditionellere. Gut die D28 klingt für mein Ohr etwas blechern, Die HD 28 ist aber schon sehr gut.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

H-bone hat geschrieben:Meine Erfahrungen aus meiner Martin-Zeit suggerieren mir tatsächlich, daß die "Overforties" offener und lauter klingen.

Theorie, daß die breitere Fräsung für das Abalone-Purfling die Decke weiter zum Rand des Reifchens hin "ausdünnt" und somit der Decke in diesem Bereich - unbeabsichtigt - mehr Schwingungsfreiheit gibt...

Ich hab' mal ein (maßgerechtes) Bildchen zum Vergleichen gemalt...

Gruss, Martin
Endlich ein zielführender Beitrag. DANKE MARTIN :bide:
Ich kann deine Theorie insoweit unterstützen, dass ich bemerkt habe, dass ein Korpus nach Anbringen der Ränder deutlch besser anfängt zu pumpen.
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Orange
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Beitrag von Orange »

H-bone hat geschrieben:Ich hab' mal ein (maßgerechtes) Bildchen zum Vergleichen gemalt ...
Spielst du da gerade "Hangman" in der Werkstatt ?
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elmark
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Beitrag von elmark »

Die HD28 ist eine hervorragende Gitarre, aber die D45 ist etwas lauter bei definierteren Bässen sowie einer unerreichten Ausgewogenheit der Mitten und Höhen. Ob das durch die Holzauswahl(was nachvollziehbar wäre) und/oder auch das Binding hervorgerufen wird ist für mich nicht ersichtlich.
Die D42S ist als 12-Bünder mit gewaltigen Bässen nicht zu vergleichen.
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RB
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Beitrag von RB »

Ist denn die Einlage mit Perlmutt und Zierspänen breiter, als mit Herringbone und Zierspänen ?
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

Habt ihr eigentlich alle das gleiche Zeug geraucht? :violin:

Mannomann. :roll:

:aua:
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RB
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Beitrag von RB »

Ich bin der Meinung, daß meine Gitarren anders klingen, wenn ich sie nicht regelmäßig innen reinige. Die Zahl der Flöhe erhöht sich dann nämlich so, daß deren Husten den Klang beeinflußt.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Ist denn die Einlage mit Perlmutt und Zierspänen breiter, als mit Herringbone und Zierspänen ?
Das Herringbone der HD28 hat keine Zierspäne...

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RB
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Beitrag von RB »

Das alleine ist Grund genug, dieses Instrument abzulehnen. Ich habe nur Herringbone-Gitarren mit Zierspänen. Des Klangs wegen :mrgreen:
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Das alleine ist Grund genug, dieses Instrument abzulehnen. Ich habe nur Herringbone-Gitarren mit Zierspänen. Des Klangs wegen :mrgreen:
"Zierspäne" ist ja auch ein Übersetzungsfehler aus der Urzeit des Gitarrenbaus... richtig heisst's "Klangspäne" :idea: 8)
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RB
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Beitrag von RB »

Naja, sie zieren den Klang. Vom Aussehen her sind sie ja eher häßlich.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

guitar-hero hat geschrieben:Habt ihr eigentlich alle das gleiche Zeug geraucht? :violin:

Mannomann. :roll:

:aua:
Jetzt ohne Szheix Gitarrenheld
Wenn ich auf einen fertigen Korpus , der nur bündig umfräst ist, abklopfe, klingt er anders als der selbige mit Binding-und Purflingfräsungen. Und dann wieder anders, wenn ich Purflings und Bindings angeleimt habe.

GROßES INDIANEREHRENWORT.

Vielleicht kommt dass aber auch davon, dass meine Bindingfräse mit 33.000U/min dreht und der Korpus dadurch EINGESCHWUNGEN :pferd: wird.
Munterbleiben
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