Projekt HD-X1 LSH Update 13.11.09 (Es geht wieder voran)

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

will jetzt nicht den ganzen Thread durchforsten:

Wie groß war das Schallloch den original und wie groß ist es jetzt?

Ich hab ne Guild D52 aus der Gruhn-Ära. Da kommt mir das Schallloch auch etwas größer vor asl bei anderen Dreads. Hab´s aber nicht gemessen. Die klingt auch wahnsinnig gut.

Vielleicht nehm ich mir mal ne China-Klampfe und experimentiere auch ein wenig mit der Schalllochgröße.

Gibt´s denn sowas wie ein Standardmaß für Schalllöcher bei Dreadnaughts?

Grüße, Kai
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RB
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Beitrag von RB »

Original: ca 10 cm
Nu is: ca 11 cm
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RB
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Beitrag von RB »

Fortsetzung der Geschichte:

Nachdem ich die Lackierung mit viel Mühe so hinbekommen habe, daß die Gitarre wie eine aussieht, die vor 60 Jahren mal schön war, habe ich mich entschlossen, die Sache weiter zu betreiben und zwar damit:

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Das sind diese perlmuttenen Dinger, die ich bei StewMac gekauft hatte. Bitte nicht täuschen lassen, sie liegen nur der Probe halber auf dem Griffbrett.

Wie anzeichnen ? In den Büchern sieht das immer so schön aus, mit Lineal und mm und zehntel und weissen Stiften, die nicht nur Striche ohne jede Breite bei guter Sichtbarkeit machen, sondern das auch noch auf abgefingertem Palisander. Letztlich habe ich mich dann entschieden, die Stellen abzukleben und auf das Kleb zu zeichnen. Alte Disketten-Etiketten, die ich noch in einer Schublade fand, erwiesen sich als geeignet.

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Und dann mit etwas Herzrasen das Werkzeug zurecht gemacht, nämlich eine 0,8 m Fräse (Kohlenstoff gehärteter Stahl, der zwar wahrscheinlich rosten würde, aber fräst wie ein Berserker) und alles was sonst noch dran muß.

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Ich muß sagen, das Ding sieht aus, wie diese glitzernten spitzigen Teile, die man beim Zahnarzt a die Zähne gehalten bekommt und wo die waren, ist hinterher ein Loch. Daß das aber so leicht durch das Holz wandert, wie ein warmes Messer durch die Butter, hätte ich nicht gedacht. Ein wenig gepennt und schon ist man an ganz anderer Stelle gelandet.

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RB
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Beitrag von RB »

Mit dem Mute der Verzweiflung setzte ich die begonnene Untat fort und fuhr - so gut das eben ging - mit dem 0,8 Fräskopp die Konturen entlang. Anschließend habe ich einen 1,6 mm eingespannt und ein wenig in den Löchern herumgefahren, damit sie ganz leer werden, wie Löcher nun einmal ihrem Wesen nach zu sein haben. So sa es danach aus:

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Man liest ja auch allenthalben, der Fräs-Staub sei nicht einzuatmen, sondern zu sammeln, damit man ihn - mit Kleber vermischt - als farbig passendes Füllmittel verwenden möge, um die allfälligen Spalten zwischen Holz und Einlage zu verfüllen. Der Staub war ziemlich hell und außerdem beim Fräsen ein veritables Hindernis, weil man unter dem Staub die Konturen nicht mehr erkennen kann, also habe ich immer wieder kraftvoll gepustet. Die Staubkörner hinterher einzusammeln, habe ich als Idee sogleich verworfen und mir gedacht, ich würde mir mit Holzpaste behelfen, die ich in zwei Farbtönen in der Werkstatt liegen hatte.

Zunächst aber lupfte ich die Klebestreifen, um mir die Bescherung ungehindert anschauen zu können.

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Nun denn, hier also die Löcher:

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Das sieht für die ersten Löcher, die ich in ein Griffbrett gefräst habe, doch schon einmal ganz hervorragend aus. Aber das dicke Ende kommt noch, ist ja immer so. Erst einal 2-kommunisten-epoxidharz in winziger Menge angerührt und die Knöppe hineingeklebt.

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Der Fachmann sieht es sogleich, der Laie beginnt es zu ahnen: Die Löcher haben sich gegenüber den Zeichnungen auf wundersame Weise beim Fräsen etwas verschoben, was vor allem für das Loch am 15ten Bund gilt. Aber weg schaut schon so genau hin ?
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RB
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Beitrag von RB »

Ein weiterer Fehler stellte sich dann heraus. Beim Wechsel des Werkzeugs auf 1,6 mm habe ich vergessen, auf die Tiefe zu achten. Die perlmutternen Stücke sind 1,6 mm dick, Die Bünde ziemlich genau einen mm hoch, also bin ich mit 2,6 mm dabei, besser wären 2,5. Ich hingegen war vielleicht bei 2,8, auf jeden Fall zu tief, zumindest bei einigen Löchern.

Meine größte Sorge hatte den Rändern gegolten. Wie würde das aussehen, wenn riesige Löcher vorhanden wären, so daß große Bereiche mit einem Füllmittel aufgefüllt wären. Wie würde das schrecklich aussehen, so meine Alpträume. In Wahrheit war das nicht das Problem. Mindestens genau so wesentlich oder gar noch wichtiger ist, daß die Höhe der Oberfläche Griffbrett, Füllmaterial, Einlage ganz und gar gleich ist. Das kann man gut schaffen, wenn das Einlegeteil nach dem Kleben etwas übersteht. Ränder füllen und schön überschleifen, schon sieht das gut aus.

Ich nun hinwiederum mußte bei den zu tief sitzenden etwas ganz Ungewöhnliches und sehr Belastendes tun: Nachdenken. "Wie bekomme ich das höher ?" Rausreißen fiel flach, dafür kenne ich den Epoxidharzkleber zu gut. Also die Vertiefungen sauber abkleben und mit Sekundenkleber füllen. Der härtet transparent und wird binnen einiger Stunden so hart wie Kruppstahl. Danach habe ich dann geschliffen, wobei sich eine Polierfeile aus meinem kosmetischen Bedarf als recht nützlich erwiesen hat.

Diese Fuzzelarbeit hat mich so echauffiert, daß ich vergessen habe, einen neuen Film in mein Handy einzulegen. Nun denn, da ist sie, auf dem Seziertisch:

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Nachdem das einigermassen bewältigt war, habe ich Saiten aufgezogen. Anstatt der weißen pins habe ich schwarze mit Perlmutteinlage genommen, die ich irnxwo noch herumfliegen hatte. Damit ist das Experiment HDX-1 LSH an einem gewissen Endpunkt angekommen. Die Veränderungen sind:

1. Fräsung unlaufender Nuten und Einbau von Herringbone und Ivoroid-Binding (Martin Wieland)

2. Klarlack und Politur auf Decke, Zargen und Kopfplatte

3. Vergrösserung des Schallochs

4. Anbau offener Grover-Mechaniken im Oldtimer-Look

5. Perlmutteinlagen im Griffbrett

6. Schwarze Stegpins

Wenn ich beurteilen soll, welche Maßnahme den Klang am meisten verbessert hat, würde ich sagen, die Stegpins. Oder waren es die Perlmutteinlagen oder doch die Mechaniken ?? :mrgreen: Schön, so gut wie eine Sunburst klingt sie nicht, aber immer noch gut genug. :mrgreen:

Hier ein paar optische Eindrücke nach der letzten Schönheits-OP:

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RB
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Beitrag von RB »

Das Schlimme ist, daß mir jetzt schon wieder neue Ideen kommen, beispielsweise dieses Wort "THANKS" oder meinetwegen auch "DANKE" auf die Rückseite der Gitarre zu machen, selbstredend als Einlegearbeit:

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Das hat zwar Ernest Tubb erfunden, aber man sollt diese gute Idee wieder aufgreifen, ist es nicht ?
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spijk
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Beitrag von spijk »

Frei nach Horst Schlämmer: "Kuck ma, watter schön am fuhrwerken is." Mindestens so viel Ehrfurcht wie vor solider Handwerkskunst habe ich vor tollkühnem Experimentiergeist. Außerdem las ich vergnügt das aus der Mode gekommene Wort "hinwiederum", das mein Vater selig, gleichfalls ein großer Tüftler, gern verwandte. Dieser Thread darf nicht sterben. :mrgreen:
"What the blues is? I guess the blues is something between the greens and the yellows."
Lightnin' Hopkins
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Projekt HD-X1-lsh (Noch mehr weitergemacht)

Beitrag von Admin »

Mit der soliden Handwerkskunst ist es nicht weit her bei mir. Andererseits will ich ja lernen und allmählich wird es etwas besser. Bestimmte Fehler würde ich beim nächsten mal nicht mehr machen. Da gibt es noch so eine D-16 GT mit defektem, scheckigen Lack. Wenn meine Nichte mir die irgendwann zurückgibt, würde ich den wechschleifen und diesmal den Traum vom Sunburst verwirklichen, nicht ohne Herringbone eingebaut zu haben. Der Lack ist ohnehin hinüber und wenn ich diesmal gut arbeiten würde, würde vielleicht das Ergebnis auch besser aussehen.
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Mr. Magic Takamine
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Beitrag von Mr. Magic Takamine »

Hi,

wow - Hut ab! "Pimp my guitar" - echt fein geworden! Das einzige, was noch besser sein könnte, wäre die Qualität der Bilder *duckundweg*...

...aber Du hattest ja keinen neuen Film für Dein Handy - dann lass' ich das nochmal durchgehen!

Nee, echt klasse!

Grüßle Dietmar
Weitere Hobbys: Meine Gitarrenseite, und Märchen
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RB
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Beitrag von RB »

Eine Modifikation gegenüber dem Urzustand habe ich noch zu erwähnen vergessen: Einbau eines K&K pure western passiven Pickup. Spiele ich über einen grünen Bodentreter, der A1 heißt (glaube ich). Nachdem der K&K ohnehin schon ganz gut rüberkommt, bringt die kleine grüne Kiste etwas von der Natürlichkeit und Dreidimensionalität des Naturklangs auch über den Lautsprecher wieder zurück. Das ist eine recht preisgünstige und wenig fehlerträchtige Kombination (keine Batterie in der Gitarre).
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

RB hat geschrieben:Eine Modifikation gegenüber dem Urzustand habe ich noch zu erwähnen vergessen: Einbau eines K&K pure western passiven Pickup. Spiele ich über einen grünen Bodentreter, der A1 heißt (glaube ich). Nachdem der K&K ohnehin schon ganz gut rüberkommt, bringt die kleine grüne Kiste etwas von der Natürlichkeit und Dreidimensionalität des Naturklangs auch über den Lautsprecher wieder zurück. Das ist eine recht preisgünstige und wenig fehlerträchtige Kombination (keine Batterie in der Gitarre).
Hallo RB
Meinst Du diesen?
Was ist das für ein grüner Bodentreter? Ist das ein Vorverstärker oder funktioniert der Pure Western auch ohne Vorverstärkung? Ich bin ja auch noch so unentschlossen bei einer meiner Gitarren mit dem Einbau eines Abnehmers…
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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rainbow
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Beitrag von rainbow »

schöne Arbeit, tolle Fotos, spannende Schilderung

DANKE für diesen Thread

PS: das i-Tüpfelchen ist der Hirsch auf dem Label, sozusagen eine einigartige "Double-Martin" :lol:

Kompliment allen Beteiligten, unser 9jähriger würde sagen "übelst cool" 8)
Schöne Grüsse

Reinhard
-------------------------------------------
Konzertgitarre "Fränkische Meisterwerkstätten" (1984) = Hanika (Fichte/Ahorn geflammt)
Lakewood M 32 CP / Lakewood D 46 EA (1987)
Yamaha LJX6C / Yamaha CGX-171 CCA
Lakewood Acousticube 120 W
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RB
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Beitrag von RB »

@Gitarrenspieler: Es ist ein K&K pure western in standard-Größe, also nicht der Mini. Das ist ein Pikup, den ich auch in die D-16 GT eingebaut habe und das ist ein ganz und gar passives System, das aus drei "Wanzen" besteht, deren Ausgänge zusammenlaufen und in eine 6,3 mm mono-Klinkenbuchse münden. Der Pegel ist so stark, daß man nach meinem Empfinden über dem Pegel eines dynamischen Mikrophons liegr. Geht also auch ohne zusätzliche Technik direkt in ein Mischpult oder einen Verstärker. Der Klang ist recht gut, ich wollte ihn aber noch etwas lebendiger, ähnlicher dem Naturklang und zu diesem Zweck nehme ich den grünen Bodentreter.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

...danke RB
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

Mr. Magic Takamine hat geschrieben:...
Grüßle Dietmar
Herrlich, dass durch so eine Thread-Wiederbelebung so manche Totgeglaubte doch noch leben!

Nun warte ich nur auf ein Lebenszeichen von Nik. 8)

:wink:
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