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Martin - Marlboro?

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 7:26 am
von Ursula
Hallo Zusammen

Ich habe eine etwas ketzerische Frage: Wenn man in den Gitarren-Foren herumschnuppert, kommt man nicht um massenweise Beiträge zu Martin-Gitarren herum.
Warum sind diese Instrumente eigentlich sooooo beliebt/berühmt/verbreitet etc.
Ist das schlicht und einfach eine Frage der Qualität?
Oder ist damit ein ganz bestimmter Nimbus bzw. ein besonderes Lebensgefühl verknüpft (verlgeichbar mit dem Mythos, der durch den Marlboro-Man mit Marlboro verbunden war)?
Oder ist das Preis/Leistungsverhältnis besonders gut (die Preise dünken mich allerdings nicht gerade bescheiden)?
Oder gibt es einfach eine so grosse Auswahl an verschiedenen Modellen, dass eigentlich für jeden das richtige Instrument bei Martin zu finden ist?
Oder sind sie einfach leicht erhältlich, überall zu bekommen?
etc.

Ich kenne mich mit Steelstrings überhaupt nicht aus, es interessiert mich einfach, warum Martin so verbreitet ist.

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 8:17 am
von kawe
Hallo Ursula,
ein Grund könnte mal die Tradition/Erfahrung sein. Martin baut seit 1833 Gitarren und hat das X-Bracing erfunden. Die Gitarren haben eine längere Mensur ("knackigerer" und definierter Ton, strammer Bass,...) und setzen sich daher klanglich von den Gibsons ab. (Stichwort: Country-Szene der 30iger Jahre, ...)
So jetzt sind die anderen dran!

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 9:27 am
von SlowPicker
Ich hol' mir dann schon mal Popcorn und Cola... :mrgreen:

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 9:46 am
von Ursula
@Markus
Darf ich mich dazu setzen :D ?

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 9:54 am
von Holger Hendel
Hi Ursula, ich kann natürlich nur für mich persönlich sprechen (und andere dürfen / werden mir gerne widersprechen *g*): Deine Marlboro-Mann - Analogie ist mMn nicht von der Hand zu weisen. Sicher, die Teile klingen schon nett- doch das tut eine Lakewood für weniger Asche schließlich auch. Aber gut...jedem das Seine. :lol:

Und es ist ja auch durchaus etwas schönes, eine Gitarre einer solch traditionsreichen Firma zu bespielen- nur kaufen (für UVP *g*) würde ich mir derzeit wohl keine.

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 10:15 am
von kawe
Holger Danske hat geschrieben:Und es ist ja auch durchaus etwas schönes, eine Gitarre einer solch traditionsreichen Firma zu bespielen- nur kaufen (für UVP *g*) würde ich mir derzeit wohl keine.
Hast schon recht, Holger, die Preise sind z. T. ins Astronomische gestiegen (Euro, ...). Das war aber nicht immer so. Es gab Zeiten, da konnte man Martins zu "vernünftigen" Preisen kaufen.

@Ursula
Aber iss dem Markus nicht das ganze Popcorn weg!!! :D :D

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 10:41 am
von Ursula
Aber iss dem Markus nicht das ganze Popcorn weg!!!
Nein, nein, ich stehe mehr auf Cola :D ; aber so ein zwei Krümelchen Popcorn - da würde ich schon nicht nein sagen. Vielleicht ist das ja auch gut für's Gehirn ? Könnt's im Moment brauchen...

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 10:42 am
von RB
Das ist was für mich. Ich habe viele Gitarren schon mein Eigen genannt, wahrscheinlich, weil ich schon alt bin und entsprechend Zeit hatte. Ich besaß No-Name, Höfner (70er Jahre), Hopf (dto), Ibanez. Dann kam lange nichts, ich hatte eine Ibanez, mit der ich jahrelang zufrieden war, und meinte, das sei so viel Gitarre, wie der Mensch braucht.

http://www.fingerpicker.de/ibanez.htm

Dann spielte ich in einem Laden in Gießen eine "richtige" Gitarre, nämlich ein Lakewood M-Modell und merkte, daß da noch viel mehr drin ist, als ich mir vorstellen konnte. Allerdings hat mich mittellosen Studenten damals der Preis ein wenig abgehalten (DM 2.700,00). Mit der Zeit hatte ich dann Lakewood (D-32 und M-54), Albert & Müller (S-1), Larrivée (L-03R und D-05) und schließlich auch Martin (DM und CEO 5, eine 000-16 SGT habe ich bestellt). Den absoluten und generellen Qualitätsunterschied sehe ich zwischen diesen Herstellern nicht. Allerdings klingen sie alle unterschiedlich. Ich glaube schon, daß die Hersteller versuchen, einem bestimmten Kalngideal zu folgen, sozusagen eine Art "Signatur-Klang" zu haben, denn bestimmte Dinge empfinde ich als "typiscj Lakewood", "typisch Larrivée" etc. Das im einzelnen zu beschreiben, würde ein wenig weit führen. Aufgrund der Musik, die ich spiele und meines persönlichen Geschmacks ziehe ich den "amerikanischen Klang" vor. Daß es ihn gibt, habe ich eher per Zufall festgestellt, als ich die Martin DM blindlings bei EBay gesteigert hatte. Damals habe ich 550 Euro dafür bezahlt, von überteuert kann man da meines Erachtens nicht unbedingt sprechen. Ich habe darauf ein wenig herumgezupft und da war er plötzlich: Dieser elastische gummiartig hüpfende Baß, den ich auf den alten Lämmerhirt-Aufnahmen und auch live gehört habe, als er noch Martin spielte.

Was für mich weiter eine Rolle spielt, ist die hinter dem Unternehmen stehende Tradition und Vergangenheit. Das kam etwas später, als ich ein Buch über CF Martin gelesen habe ("C. F. Martin and his Guitars"), das ein Historiker geschrieben hat. Das hat dann schon ein wenig mit einer irrationalen Verbundenheit zu tun, das ist mir schon klar.

Mein Fazit wäre: Es gibt eine Menge Hersteller guter und sehr guter Akustikgitarren (ich meine jetzt den Stahsaiten-Bereich) namentlich in Europa, angefangen von großen Unternehmen bis hin zum einzelkämpferischen Gitarrenbauer. Ich glaube sogar, die Auswahl war in diesem Sektor noch nie so groß wie jetzt. Martin ist nur ein Hersteller von mehreren und nun gerade Gitarren von CFM zu nehmen, ist reine Geschmacksfrage. Mir gefällt der Martin-Typische Klang und die Martins, die ich in den Griffeln hatte, waren alles einwandfrei gearbeitete Instrumente.

Die Preise waren überzogen, als der Dollar bei 1,35 Euro stand. Jetzt, wo der Dollar bei 0,75 Euro steht, sieht das schon ein wenig anders aus.

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 10:52 am
von Kuifje
Hallo Ursula,

jetzt etwas über die Geschichte von Martin zu schreiben würde hier wohl den Rahmen sprengen. Mehr zu dieser sächsischen Familie findest Du unter: http://www.martinguitar.com/history/

Ich muss gestehen das ich mir vor einiger Zeit auch eine Martin zugelegt habe und ich war und bin begeistert. Die Verarbeitung sowie Klang und Bespielbarkeit sind im Gegensatz was ich bis dato angetestet hatte kaum zu übertreffen. Aber das ist Ansichtssache. Mein Brunder kommt mit meiner Martin zB. nicht zurecht, er ist eingefleischter Lakewoodianer, warscheinlich liegt es daran.

Ich würde auch nie auf die Idee kommen meine Lowden mit der Martin zu vergleichen. Es sind 2 völlig unterscheidliche Gitarren, die für die unterscheidlichsten Zwecke zum Einsatz kommen.

Als Fazit würde ich sagen, dass eine gute Gitarre einem gefallen muss und das in jedlicher Hinsicht und egal was nun draufsteht. Ich habe auch bald 2 Jahre gebraucht bis ich mich entschieden habe. Warum nun gerade Martin... sie erfüllte meine Kriterien.

Und der Preis.... schaut doch mal bei Gibson und Co. und auch bei Lakewood gibt es Geräte die in der Preisgestalltung einer Martin in nichts nachstehen.

Warum nun Martin in aller Munde ist wird wohl an der Geschichte dieses Herstellers liegen, welcher den Gitarrenbau nachhaltig mitgestalltet hat,

Grüßle Kuifje :D

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:03 am
von Saitenheimer
Ursula, da haste ein Thema losgetreten,

wie jeder weiß, bin ich ja auch Lakewoodianer.
Ich bin aber auch Clapton-Fan und ein Freund von Bluespicking.
Wenn ich meine Khetarren hernehm, komm ich eigentlich ned auf den typischen Blues-Sound, den ich mir vorstelle.
Und da wären wir wieder beim Thema...C.F.Martin.
Ich finde gerade die OM oder die 000-Modelle haben den Klang, den ich mir da vorstelle. Das ist sicherlich dadurch geprägt, dass viele Blueser auch so ein Teil spielen.
Also bin ich jetzt in der Zwickmühle.
Entweder ne OM-42 oder ne Lakewood-Custom, die so weit wie möglich an den Klang ( und an das Äußere ) hinkommt.
Preislich schenken die sich da nix.

Schwierig, schwierig... :roll:


Stefan

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:06 am
von Joachim
Hallo Kuifje,

da hast Du Dir ja gleich ein sehr exklusives Martin Teil angelacht :shock: .
Der Rio-Palisander sieht sicher traumhaft aus, aber wie sind Deine Erfahrungen hinsichtlich Klangunterschied zwischen EC und ECB?

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:22 am
von Pauli
Zum Beispiel hatte Samuel Clemens - besser bekannt als Mark Twain - eine Martin und soll ein ganz guter Spieler gewesen sein. Er hatte sie gebraucht von einem US-Bürgerkriegs-General erworben. Das ist irgendwie schon was Besonderes mit der uralten Geschichte dieser Marke, hat allerdings mit der Gitarre als Musikinstrument und musikalischem Gebrauchsmittel nichts zu tun, das ist eher sowas wie Kult. Und der spielt wahrscheinlich für viele auch eine Rolle, RB hats ja schon gesagt.

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:26 am
von Taylorpicker
Meines Wissens hat Martin die erste Stahlsaitengitarre gebaut und ist somit der Erfinder und älteste Hersteller dieser Instrumentengattung. Das hat also auch was mit Tradition zu tun.

Viele Grüße
Taylorpicker

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:31 am
von Ursula
@Stefan
Wenn man Sachlich schon nicht viel Substantielles zur Diskussion beitragen kann...


@alle
Ich finde es jedenfalls sehr interessant, die Diskussion mitzuverfolgen, danke für die Beiträge!

Verfasst: Mo Feb 28, 2005 11:31 am
von kawe
Stimmt, Taylorpicker - aber nur für Flattops.
Orville Gibson hat schon Ende das 19. Jahrhunderts Archtops mit Stahlsaiten gebaut.
Die ersten Martins waren Konzertgitarren. In den 20er Jahren hat er dann auf Stahl umgesattelt.

*edit*: Für die Flattops braucht man nämlich das X-Bracing, das Martin erfunden hat, damit die Decken dem Zug standhalten.

+++Natürlich wie immer: Ohne Gewähr+++ :D