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Wenn eine Martin wie eine Taylor aussieht.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 12:21 pm
von elfer
Hallo Leute,

ich habe in der neuen Ausgabe der Akustik-Gitarre was wirklich
sehr interessantes gelesen, wusste nicht, ob ich dabei schmunzeln
sollte oder mich ärgern, aber ich wolle es euch nicht vorenthalten,
Chris Martin sagt zur Ähnlichkeit seiner Performing Artist Serie mit
Taylor-Formen:

"Ich erzähl euch die Geschichte: Ich sagte zu Danny (Dan Brown, Master Luthier des Custom-Shop): Eigentlich können wir von jeder Gitarre, von wem auch immer, eine ebenso gute, wenn nicht bessere Kopie machen. Welches ist die populärste Taylor-Gitarre? Danny: Die 814CE. Ich: Können wir eine Kopie davon machen? Er: ich meine, das dürfen wir doch nicht. Ich: warum versuchen wir es nicht einfach? Nennen wir es 'intellektuelle Besitzrückführung'. Lass uns sehen, welche Details durch Copyrights geschützt sind. Er kommt zurück und sagt, man könne die Kopfplatte nicht benutzen, die Brücke und auch das Pickguard nicht. Meine Frage: Was ist mit der Korpusform, dem Hals? Er: Kein Schutz. Meine Antwort: Fair ist fair - aber sie machen seit langer Zeit Dreadnought-Kopien, also machen wir es jetzt auch. Du kannst wählen zwischen einer Taylor, die wie eine Taylot aussieht oder einer Martin, die wie eine Taylor aussieht. Zu Bob (Taylor) sagte ich später: Wenn du aufhörst Dreadnoughts zu bauen, höre ich auf mit 814CE-Kopien. Bob natürlich: Kann ich nicht machen."

Krass, oder?

Viele Grüße

Johannes

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 12:47 pm
von bluesballads
Nach so vielen Jahren des Kopierens der von Martin entwickelten Form finde ich das mehr als fair.
Ich dachte beim Lesen des Artikels: Mensch, sind die endlich mal aufgewacht!
Krass finde ich dagegen immer noch die Verwendung von Laminat etc. bei solch einer Marke.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 12:55 pm
von still_improving
Jau, das ist krass.

Aber das ist Geschäft. Erfolg ist das Einzige, was zählt. Ehre und Anstand sucht man vergebens, egal in welcher Branche.

Alles andere ist Gefühlsduselei. :(

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 1:10 pm
von clone
bluesballads hat geschrieben:Nach so vielen Jahren des Kopierens der von Martin entwickelten Form finde ich das mehr als fair.
Ja, ein moralisches Recht auf eine Kopie hat Martin & Co schon. Aber es ist schon ein kreativer Offenbahrungseid, wenn einem nichts anderes mehr einfällt.

Bezogen auf das Interview: Eine grundsätzliche Form wie die Dreadnought zu übernehmen ist dann auch noch einmal etwas anderes, als eine Gitarre zu bauen, die wirklich konkret an eine andere Firma erinnert.
Das ist ja so wie die Idee eines Cabrios zu übernehmen oder eben gleich ein komplettes Auto zu übernehmen.

Mir zeigt das vor allem, dass Martin & Co von ihrer Legende zehren und schon lange nicht mir ganz so top sind.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 1:22 pm
von ralphus
clone hat geschrieben:Ja, ein moralisches Recht auf eine Kopie hat Martin & Co schon. Aber es ist schon ein kreativer Offenbahrungseid, wenn einem nichts anderes mehr einfällt.
Das musst gerade Du schreiben du Clone - Du ;-)

Follow up hier

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 2:10 pm
von Orange
Wenn eine Martin wie eine Taylor aussieht ...

... dann darf man sich schön langsam nicht mehr wundern wenn sie vielleicht wie eine Gibson klingt.

Optimal wenn sie dann vielleicht soviel wie eine Harley Benton kostet ! :D

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 2:41 pm
von Pappenheim
clone hat geschrieben:Ja, ein moralisches Recht auf eine Kopie hat Martin & Co schon. Aber es ist schon ein kreativer Offenbahrungseid, wenn einem nichts anderes mehr einfällt.
Ganz Deiner Meinung. Ich find das völlig deppert und plemplem. Der eine hats genauso wenig nötig wie der andere, das doofe Kopieren. :?

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 2:48 pm
von RB
Ehre und Anstand sucht man vergebens, egal in welcher Branche.
Was sollen denn diese Begriffe in einem solchen Zusammenhang ? Es geht immerhin nicht um jemand, der Menschenhandel betreibt oder Kleinkinder als Döner Kebab verarbeitet. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 3:01 pm
von Gitarrenspieler
Kaindee hat geschrieben:... dann darf man sich schön langsam nicht mehr wundern wenn sie vielleicht wie eine Gibson klingt...
Glaube nicht das das jemand anstrebt, dazu ist der Teil der den Sound einer Gibson (wirklich nur den Sound, nicht „ich spiele ´ne Gibson“) schätzt wirklich zu klein.
Zu Kopie von Taylorgitarren…, wenn Martin es hinbekommt das Taylor-Typegitarren ordentlich klingen finde ich das o.k. Die originalen Taylorgitarren die ich bis heute probiert habe möchte ich alle nicht geschenkt haben. Taylorton ist nicht mein Ton, überhaupt nicht.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 3:23 pm
von Mokkafreund
Es geht doch hier um die gpcpa ... Serie oder? Meiner Meinung nach klingen die weder nach Taylor noch haben sie diesen typischen Martin-Ton.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 4:39 pm
von bluesballads
Der gute Chris ist eben mehr ein Kaufmann, kein Gitarrenfanatiker wie Unsereins.
Es ist scheinbar wie damals bei Martins Ursprungsdesign der "Westerngitarre": man kopiert, was großen Umsatz verspricht.
Und bezüglich der Ehre muss man die dann ja wohl jedem Hersteller absprechen, der eine Dreadnoughtform (oder wie immer man die schreibt) im Sortiment hat. Dieser Fingerzeig ist für mich die eigentliche Aussage bei der dusseligen Idee, eine Taylorkopie unter dem Namen Martin anzubieten.
Aber wie gesagt: erinnert mich an die Entscheidung, auch Laminat anzubieten.

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 4:53 pm
von elfer
bluesballads hat geschrieben:Der gute Chris ist eben mehr ein Kaufmann, kein Gitarrenfanatiker wie Unsereins.
Das ist auch schon seit längerer Zeit mein Eindruck. Ich möchte das Ganze auch nicht moralisch beurteilen, allerdings scheint mir das auch aus kaufmännischer Sicht ein Eigentor zu sein. Wo bleibt da die Markenführung á la "Martin-Sound", Tradition, Marktführer etc?

Es muss doch eine Möglichkeit geben, als Hersteller akustisch unbestritten
sensationell klingender Akustik-Gitarren dem innovativen Herausforderer
Taylor, der für allem im Bereich "Bühnengitarren" geschätzt wird und dabei
Martin seit Jahren Marktanteile abluchst, mit einem eigenständigen Bühneninstrument mit dem Aura-System Paroli zu bieten, oder?

Wer einmal eine Performing-Artist-Gitarre in der Hand hatte, der
wird schnell gemerkt haben, dass der unverstärkte Sound weder
taylor- noch martinlike ist sondern doch sehr dünn daherkommt.

Beste Grüße

Johannes

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 5:04 pm
von Saitensprung
Sacht mal, jeder Gitarrenbauer baut doch auch Dreadnoughts. Was soll denn der Käse mit dem Formenklau. Ebenso die Kopfplatte. Wer eine Martin haben will kauft sich eine und wer eine Kopie haben will, kauft sich eben eine Kopie und weiß die sehr wohl vom Original zu unterscheiden. Mich regt dieser Kinderkram echt auf. Muss jetzt jeder eine total eigene und neue Form entwerfen, damit er ja nichts abgekupfert hat?

Verfasst: Mo Aug 29, 2011 10:08 pm
von H-bone
elfer hat geschrieben:Es muss doch eine Möglichkeit geben, als Hersteller akustisch unbestritten
sensationell klingender Akustik-Gitarren dem innovativen Herausforderer
Taylor, der für allem im Bereich "Bühnengitarren" geschätzt wird und dabei
Martin seit Jahren Marktanteile abluchst, mit einem eigenständigen Bühneninstrument mit dem Aura-System Paroli zu bieten, oder?
Sehe ich auch so... Ich sehe auch, dass sich Chris Martin beizeiten mal wieder darauf besinnen sollte, welch historisches Erbe er da verwaltet. Seine oben zitierte Aussage ist - sorry - kindisch - und nebenbei: Die Dreadnought ist nicht einmal ein original Martin-Design, der Entwurf stammt von der Oliver Ditson Company.
Für mich ist das ähnlich zu werten, wie wenn der Mercedes-Benz-Vorstand verkündet: "In den siebziger Jahren hat Toyota unsere Limousine kopiert, also nehmen wir uns das Recht nun den Lexus zu kopieren..." nee, oder ? Der Mann würde doch ausgelacht !!
Der eigentliche Grund liegt eher darin, dass Martin zur Zeit der "Creative Mastermind" fehlt, es wird sich zu sehr auf Masse und Marktanteile konzentriert, denn auf eine geschmackvolle, eigene Produktpflege.
Die Martin Company war über Jahrhunderte der Trendsetter in Sachen Akustik-Gitarre, aber die momentane Entwicklung zeigt überdeutlich dass diese Phase wohl Geschichte ist...

Gruss, Martin

Verfasst: Di Aug 30, 2011 9:32 am
von RB
Das hast Du zwar schon einmal behauptet, es stimmt aber schlicht nicht. Brush up your history. Die Fa. Ditson hat eine Warenhauskette betrieben und sich nicht mit dem Entwurf von Gitarren beschäftigt. Sie wollten alle übertrumpfen und eine "akustische Bass-Gitarre" in ihr Sortiment und an den Mann bringen ("Acoustic Bass Guitar"). Die wurde daraufhin von der Fa. C. F. Martin sowohl entworfen, als auch an Ditson und Co geliefert.