Haltbarkeit eines Palisandergriffbretts

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satirikus
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Haltbarkeit eines Palisandergriffbretts

Beitrag von satirikus »

So, nach den mehrteiligen Hälsen jetzt eine praxisorientiertere Frage. :)

Die ganzen Threads (nicht nur hier), die zwischen Ebenholz und Palisander vergleichen habe ich ebenso gelesen wie Ausführungen über physikalische Eigenschaften der beiden Werkstoffe. Antworten auf meine Fragen habe ich leider dabei nur in Maßen gefunden. Immerhin ist bald Wiesn, dann kann ich sie austrinken.

Was mich interessiert:

Es gibt doch sicherlich Leute hier, die eine Gitarre mit Palisandergriffbrett aus den 80ern, 70ern, gar 60ern haben. Wie ist das Griffbrett in Schuss? Kann man darauf noch spielen? Wurde es mit Superkleber und Palisanderstaub repariert im Laufe der Jahre? Ist es eine Art scalloped fingerboard, also ein vielleicht sogar erstrebenswertes Ziel? Ist der Haltbarkeitsunterschied zwischen hartem Palisander und Ebenholz gar nicht so groß, wie man denkt?
Gast

Beitrag von Gast »

hallo,

ich hab eine gibson chet atkins cec, ca. 1990, mehrere tausend stunden gespielt. dem palisanderboard sehe ich nicht das geringste an, wohl aber den bundstäbchen.

meine allererste konzertgitarre ist ca. 1980, palisander.
auch hier ist keine abnutzung zu sehen, allerdings in den bundstäbchen. allerdings hat die deutlich weniger spielstunden drauf.

ps:
falls hier jemand recherchieren sollte:
meine CEC hat definitiv palisander drauf. rauheit und farbgebung sind eindeutig.

TR
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Ist nicht so einfach zu beantworten... kommt auf die Spielweise an.

Es gibt Spieler, die "schweben" über dem Griffbrett - soll heissen sie drücken die Saiten nicht so sehr auf's Griffbrett runter... sie spielen auf den Bünden - diese tun sich nebenbei bedeutend leichter beim Greifen, denn für sauberen Bundkontakt ist noch lange kein Griffbrettkontakt nötig - höhere Bünde unterstützen dieses Spiel.

Andere müssen bei jedem Ton das Griffbrett spüren - eigentlich unökonomisch - das sind die Spieler, die Gibson's "Fretless Wonder" lieben... aber sie graben tiefe Täler in's Griffbrett...

Und ja... Palisander ist deutlich anfälliger dafür als z.B. Ebenholz...

Gruss, Martin
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

H-bone hat geschrieben:Es gibt Spieler, die "schweben" über dem Griffbrett - soll heissen sie drücken die Saiten nicht so sehr auf's Griffbrett runter... sie spielen auf den Bünden - diese tun sich nebenbei bedeutend leichter beim Greifen, denn für sauberen Bundkontakt ist noch lange kein Griffbrettkontakt nötig - höhere Bünde unterstützen dieses Spiel.
Man kann es gut ins Gefühl bekommen, indem man die Finger direkt und ganz leicht hinter das Bundstäbchen legt und den Druck auf die Seite solange erhöht, bis der Ton sauber klingt. Dann merkt man sich einfach, wieviel Kraft eigentlich nötig ist. Drückt man nämlich noch etwas fester, dann verändert sich die Tonhöhe und man hat einen unsauberen Ton.
Einmal bewusst ein paar Minuten alle Finger durchspielen lassen und es hält sich eine Weile.


Aber noch etwas zur eigentlichen Frage:
satirikus hat geschrieben: Es gibt doch sicherlich Leute hier, die eine Gitarre mit Palisandergriffbrett aus den 80ern, 70ern, gar 60ern haben. Wie ist das Griffbrett in Schuss? Kann man darauf noch spielen? Wurde es mit Superkleber und Palisanderstaub repariert im Laufe der Jahre? Ist es eine Art scalloped fingerboard, also ein vielleicht sogar erstrebenswertes Ziel? Ist der Haltbarkeitsunterschied zwischen hartem Palisander und Ebenholz gar nicht so groß, wie man denkt?
Ich hatte bis vor kurzem eine Yamaha 440 FG, ca. 25 Jahre alt und nicht nur von mir häufig bespielt. Von mir allerdings stammen in den ersten 3 Bünden, vor allem im Bereich von D-Dur deutlich sichtbare Mulden und abgewetzte Bundstäbe. Die Gitarre war zuletzt in den ersten Bünden nicht mehr sauber spielbar.
Das Griffbrett war definitiv aus Palisander. Da ich jetzt versuche weniger Druck auf die Saiten zu bringen hoffe ich, dass meine neuen Gitarren keine Mulden mehr ins Griffbrett bekommen.
Die Ovation hat übrigens ein Griffbrett aus Ebenholz und die Seagull (die ich hoffentlich nächste Woche mal bekomme) eines aus Palisander. Die Baby Taylor hat auch ein Griffbrett aus Ebenholz. Wenn, dann dürften sich erste Abnutzungserscheinungen an der Seagull zeigen.
satirikus
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Beitrag von satirikus »

Oh, danke, ich habe die Antworten hier damals gar nicht mitbekommen. :oops:

Jedenfalls habe ich meine Bedenken über Haltbarkeit über Bord geworfen und mir eine teure Gitarre mit Palisandergriffbrett (und mehrteiligem Hals, aber das ist ein anderer Thread) gekauft, weil es sie mit Ebenholzgriffbrett schlichtweg nicht gibt.

Drei Erkenntnisse:

- Die Entscheidung, die sich über viele Monate hinzog, war absolut richtig.
- Manchmal kommt man ums blind bestellten nicht drum rum.
- Palisandergriffbretter riechen unglaublich gut. DAS kann Ebenholz nicht. :D
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RB
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Beitrag von RB »

Es ist, so glaube ich, auch hilfreich, die Fingernägel der Greifhand einigermaßen kurz zu halten. Ich vermute, daß man damit der Muldenbildung entgegenwirken kann.
satirikus
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Beitrag von satirikus »

Ja, ich denke auch, dass es eher von den Nägeln als von den Saiten kommt.
Im Moment bin ich sowieso noch in dem Modus, dass ich meine neue Guild am liebsten nur mit Samthandschuhen spielen wollen würde.
Aber das hat sie nicht verdient.

Hier ist übrigens ihr Griffbrett:

Bild
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