Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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JazzDude
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von JazzDude »

Das gewünschte Halsprofil dürfte jeder Gitarrenbauer dir direkt auf die Hand schmeicheln können. Wenn du dir eine bauen lassen willst, solltest du ein paar Sachen bedenken.
1. du kaufst die Katze im Sack. Daher ist es wichtig, dass du mit dem Gitarrenbauer eine gemeinsame Sprache sprichst, wenn es um Klangbeschreibungen geht. Optimal ist es natürlich, wenn du schon einige Gitarren von ihm in der Hand hattest, oder mindestens gut aufgenommen gehört hast. Wegen der Dimensionen kann man auch Referenzen zitieren, viele bieten auch an, bestimmte Halsprofile zu klonen.
weil ich mir hier individuelle Qualität und einen besseren Preis als bei den bekannten internationalen Marken verspreche
2. Individuelle Qualität, die wirst du wohl bekommen, ein "besserer Preis" ist wohl relativ, vor allem, wenn diu die Gitarre irgendwann mal verkaufen möchtest.
3. Wartezeit: die dürfte in den meisten Fällen zwischen 9 Monaten und mehreren Jahren liegen. Just sayin' :wink:

Ansonsten, Atkin, Rozawood und andere haben auch Martin-Clones im Angebot, auch auf dem Gebrauchtmarkt lohnt es sich hier zu schauen. Manchmal hat man Glück, und ein Anbieter wohnt um die Ecke.

[edit]Ja, Eastman bauen auch gute Gitarren (habe seit kurzem eine E 40D in sunburst), kommen aber nicht aus Europa.
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JazzDude
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von JazzDude »

RB hat geschrieben:
Mi Feb 17, 2021 7:01 pm
Ich habe zumindest mittlerweile festgestellt, daß die Breite doch zählt. Bei 45 mm herum geht es noch gut, aber wenn es breiter wird, komme ich an Grenzen. Dabei ist es weniger die Größe des Griffbretts im Verhältnis zur Größe der Hände, als vielmehr der Umstand, daß sich die seitlichen Abstände (von Saite zu Saite) sperrig anzufühlen beginnen. Zwischen 45 und 42 mm ist meine Wohlfühlzone.
Für mein Gefühl hängt es nicht so an der Breite, sondern eher an der "Fleischigkeit" des Halsprofils. Wenn die Flanken gut ausgebaut sind, wird's bei mir auch schon bei 44mm unbequem, andere Hälse mit einem eher V-förmigen Profil sind auch bei 47 mm noch halbwegs bequem. Unter 44 geht gar nicht, zu wenig Platz zwischen den Saiten (Wurstfinger).
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Rumble
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Rumble »

Gibt es wirlich eine Fingerstyle-Gitarre?

Wenn ich mir typische Fingerstyler aus der "Maton-Szene" (a´la Tommy Emmanuel) anschaue, dann spielen die ja erstmal relativ zierlich Hälse.
Das scheint mir eher der Punkt zu sein. Der Hals im Sinne von Radius und Breite, sowie das Halsprofil.

Ich denke das ist bestenfalls abhängig von den Händen und natürlich auch von persönlichen Vorlieben. Bei sehr großen Paddeln mag man vielleicht etwas mehr Platz auf dem Griffbrett haben.Ob Dreadnought oder OM, oder was auch immer, ist doch eher eine klangliche Entscheidung. Bei mir bewährt sich seit vielen Jahren auch meine J-45 für alles recht gut.

Andere meiner Gitarre mit etwas breiteren Hälsen funktionieren für mich auch gut, da gibt es aber hingegen auch andere Einschränkungen. Auch wenn die dann weniger mit Fingerstyle zu tun haben. Ich mag es z.B, wenn ich einen (Gitarren) Hals mit Daumen und Zeigefinger noch am 5. und 7. Bund so umgreifen kann, dass sich die Fingerspitzen berühren können.

Auch wenn ich in dieser Runde hier ein vergleichsweise sehr schwacher "Fingerstyler" bin, so kann ich all das was ich spielen kann letztendlich auch fast alles auf meiner Tele oder Strat spielen. Da darf ich natürlich bei 09er oder 10er Saiten nicht so reinkloppen.

Meine Maton lässt sich am fluffigsten bezupfen. Das ist schon wirklich nett für so Fingertyle gespiele. Meine J-45 (und andere Gitarren) klingen akustisch anders und in meinen Ohren auch durchaus besser. Die Maton ist dafür am Amp extrem gut.

Früher dachte ich immer ich bräuchte eine gaaanz breiten Hals.
Das Gegenteil war der Fall.

Für alles was ich z.B. auf der Maton im Sinne von Fingerstyle NICHT hinbekomme ist sicher nicht die Gitarre verantwortlich. ;-)
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Rumble
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Rumble »

Nachtrag:

Wenn ich auf so manche gemeinsame Runde zurückblicke und mir z.B. vor Augen halte wer in Sendenhorst oder bei anderen Gelegenheite auf welchen (höchst unterschiedlichen) Gitarren äußerst ordentlich "gefingerstyled" hat, dann ist das eigentlich die Antwort. :whistler:
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Angorapython
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Angorapython »

Ich habe gerade für Fingerstyle-Sachen eine Gibson LG 2 3/4, also eine „Kindergitarre“ mit sehr schmalem und kurzen Hals, um neue Stücke einzuüben. Wenn die Fingerabläufe sitzen, kann ich dann zu größeren Gitarren greifen. Ein breiteres Griffbrett brauche ich nicht, 1 3/4 Zoll ist im Normalfall das breiteste, aber manchmal mag ich auch meine
00-21, die hat 1 7/8.
Zuletzt geändert von Angorapython am Do Feb 18, 2021 12:54 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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HR
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von HR »

Ich habe für mich auch eine "Fingerstyle"-Gitarre gebaut. Hals 46 mm breit und 660 mm Mensur (für offene Stimmungen). Ich habe geglaubt, dass das breitere GB präziser zu spielen ist; weniger Nebengeräusche, weil die Finger die benachbarten Saiten berühren. Stimmt aber für mich nicht wirklich. Man kann auch mit einer GB-Breite von 44,5 mm sauber spielen. Natürlich spielen da die anatomischen Gegebenheiten jeden einzelnen auch eine Rolle. Aber Franco Morone hat nun auch keine zarten Finger und spielt (so vermute ich) auch eine Standardbreite.
Für mich macht vielmehr die Korpusgröße den Unterschied. Ich muss die Gitarre angenehm umgreifen können, brauche für den linken Arm einen Freiraum. Das kann ich nur mit einer OM (oder kleiner) aber nicht mit einer D.
lg
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string
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von string »

Das kann ich nur mit einer OM (oder kleiner) aber nicht mit einer D.
Dieser (subjektiven) Meinung bin ich auch.
Eine etwas größere Halsbreite gibt jedoch den Fingern der rechten Hand etwas mehr Spielraum,
wenn man hauptsächlich Richtung Fingerstyle orientiert ist.
Beim strumming ist dann m. E. ein etwas breiteres Griffbrett eigentlich keine Erschwernis,
dann jedoch eher eine notwendige, etwas höhere Saitenlage.

Ich hoffe, ich konnte zum Erfahrungschaos ein wenig beitragen. :wink:

Gruß
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Sperris »

In wie fern ist bei einem breiterem Griffbrett eine höhere Saitenlage notwendig? Bitte um Erhellung.


Gruß Ralf
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Niels Cremer »

Ich glaube er meint beim strumming vs. fingerpicking ... ?

LG,
Niels
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string
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von string »

Ralph, da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt.

Beim Fingerstyle ist eine niedrigere Saitenlage von Vorteil,
da weniger Druck mit der Greifhand auf die Saiten erforderlich ist,
was m.E. einem flüssigeren Spiel zugute kommt.
Vor allem, wenn man nicht die große Kraft in den Fingerchen hat.

Beim strumming erfolgt ja bedingt durch den Anschlag wesentlich mehr Druck auf die Saiten.
Somit würde es bei niedriger Saitenlage öfter mal „schnarren“.
Ich hoffe, dass ich es jetzt verständlicher formulieren konnte.

Gruß
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Sperris
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von Sperris »

Jau, jetzt verstehe ich was du meinst. Allerdings übe ich beim Strumming genauso viel Druck aus wie beim Fingerpicking, tendenziell eher weniger.

Gruß Ralf
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L1
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von L1 »

Für mich (Fingerstyle, meist Blues 'n' Roots) war ein etwas breiteres Griffbrett und entsprechend breiterer Saitenabstand sowohl für die linke Hand als auch für die rechte Hand wichtig. Man will ja auch mal ordentlich reinlangen, es mal krachen lassen :wink:
"Irgendwie" komme ich zwar mit allen Breiten zurecht, aber eingependelt hat es sich im Lauf der Zeit auf 45 mm. Das ist meine Wohlfühlzone, da läuft es am entspanntesten und ist am wenigsten anstrengend wenn ich länger spiele.
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HR
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von HR »

string hat geschrieben:
Do Feb 18, 2021 1:49 pm
Eine etwas größere Halsbreite gibt jedoch den Fingern der rechten Hand etwas mehr Spielraum,
wenn man hauptsächlich Richtung Fingerstyle orientiert ist.
Den Saitenabstand am Steg habe ich gleich gelassen und nur den am Sattel vergrößert. Sonst langt man nur noch ins Leere. Aber, wie immer, wahrscheinlich reine Übungssache!
lg
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L1
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von L1 »

Warum "langt man da ins Leere" ?

Ich z. B. mache gern viel mit dem Anschlag, es klingt ja ganz anders wenn ich mit dem Nagel, oder mit der harten Kuppenspitze und bisschen Nagel, oder mit einem weicheren Teil der Kuppe anschlage ... Dazu muss ich aber auch gut etwas zwischen die Saiten können. Oder auch mal etwas unter die Saiten gehen und als Stilmittel bisschen schnalzen oder auch mal richtig knallen lassen ...
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BluesBro
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Re: Fingerstylegitarre versus Dreadnought

Beitrag von BluesBro »

Cool, danke für die vielen Rückmeldungen. Vielleicht läuft es dann am Ende doch auf die Martin hinaus, würde gerne mal von Lakewood den V-Hals mit 44 oder 45mm ausprobieren, da müsste ich dann aber beim Werk vorbei schauen
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