Steghöhe, Saitenlage und Halskrümmung

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Pappenheim
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Steghöhe, Saitenlage und Halskrümmung

Beitrag von Pappenheim »

Morgen,

ich weiß nicht, wie oft wir das Them Steg(einlagen)höhe, Saitenlage und Halskrümmung schon durchgekaut haben, aber vielleicht noch nicht unter diesem Aspekt:

Bei meiner Gibson und der Martin DX-1 habe ich zwischen 3 und 3,5 mm Saitenlage, gemessen Oberkante 12. Bundstäbchen und Unterkante fette E-Saite.

Das ist mir eigentlich zu hoch. Und im Sommer wirds dann noch höher, weil sich die Decken wieder ein wenig nach außen wölben.

Nun weiß ich aber, wenn ich die Stegeinlage runterschleifen würde, damit ich auf die gewünschen 2,5 mm komme, würde diese Maßnahme die Gitarre um einiges leiser machen. Ja das ist so, hab ich alles schon empirisch geprüft.

Also was tun, sprach Zeus.

Nach längerem Herumgrübeln denke ich mir: Warum muss der Hals eigentlich leicht nach vorne gekrümmt sein? Ich meine, wenn ich die fette E im ersten und letzten Bund runterdrücke, habe ich in der Mitte einen guten halben Millimeter Abstand.

Wo steht eigentlich geschrieben, dass das sein muss?

Was wäre, wenn der Hals schnurgerade wäre?

Oder wenn er gar eine kleine Krümmung in Richtung der Saiten macht, also quasi in die Gegenrichtung? Nur eine ganz kleine?

Dann bliebe die Stegeinlage hoch, die Gitarre somit schön laut und ich hätte trotzdem eine gute Bespielbarkeit.

Oder?

Lust, mit mir mitzugrübeln?

:)
mbern
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Beitrag von mbern »

Aber ein guter halber Millimeter ist, wenn ich mich nicht verschätze, ganz schön viel. Es soll noch ein wenig Luft sein, ich teste das immer dadurch, dass ich die Saite leicht anreisse und sie muss noch ein klein wenig schwingen können.
Ich habe aber gerade keine Gitarre zur Hand - vielleicht irre ich mich auch, aber ich glaube nicht.
mbern
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Beitrag von mbern »

Du meinst doch einen guten halben Millimeter zwischen Bundstäbchen und Saite, oder meintest du zwischen Griffbrett und Saite?
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Bundstäbchen und Saite, klarerweise.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

sorry bin genervt weil ich eben einen beitrag zu diesem thema abschickte der mal wieder im nirvana verschwand. keine lust das alles nochmal zu schreiben, daher nur stichpunkte.

saitenabstand 6-7 bund, gedrückt 1 und 14, sollte weniger als ein zehntel haben. voraussetzung die bünde sind noch gleichmäßig abgerichtet.
griffbrett ist auf decke geleimt (bei gibson und martin) und kann/sollte nicht in diesen vorgang mit einbezogen werden. edit: gemeint ist nur der teil des griffbrettes das auf der decke aufliegt. griffbrett gehört ansonsten natürlich zum hals.
Zuletzt geändert von Herigo am Mi Feb 29, 2012 12:14 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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mbern
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Beitrag von mbern »

Ja, der Herigo sieht das auch so.
Dann musst du den Stab ein wenig stärker spannen, Pappenheimer.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Und was wäre, wenn gar kein Abstand wäre? Wenn der Hals als ganz gerade wäre?
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Pappenheim hat geschrieben:Und was wäre, wenn gar kein Abstand wäre? Wenn der Hals als ganz gerade wäre?
dann scheppert es sehr wahrscheinlich. die krümmung soll ja etwas dem bauch der saitenschwingung folgen.
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

Pappenheim hat geschrieben:Und was wäre, wenn gar kein Abstand wäre? Wenn der Hals als ganz gerade wäre?
Die Steghöhe hat ja einen umso geringeren Einfluß auf den Saitenabstand zum Griffbrett, je näher es Richtung Sattel geht!

Um jetzt den Saitenabstand bei den ersten und mittleren Bünden auf die notwendige (schnarrfreie) Höhe zu bringen, ohne daß der Saitenabstand bei den unteren zu hoch wird, gibt's prinzipiell zwei Möglichkeiten. 1. den Sattel erhöhen (wirkt hauptsächlich, aber nicht nur, auf die ersten Bünde) und 2. den Hals krümmen (wirkt hauptsächlich, aber nicht nur, auf die mittleren Bünde).

Wenn der Hals ganz gerade wäre, müßtest Du, auch bei sehr hoher Stegsaitenlage, einen ziemlich hohen Sattel verwenden, um über das gesamte Griffbrett schnarrfreiheit zu erreichen. Je höher aber der Sattel, desto schwerer läßt es sich auf den ersten Bünden greifen.

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Aha.

Na ich werd mir das am Abend nochmal genau ansehen.
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

bei Lakewood steht zu diesem Thema auch was...

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Pida
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Beitrag von Pida »

Herigo hat geschrieben:saitenabstand 6-7 bund, gedrückt 1 und 14, sollte weniger als ein zehntel haben.
Das wäre weniger als ein Blatt Papier. Sieht das bei deinen Gitarren so aus?

Rockinger schreibt von 0,5 mm beim Drücken am ersten und letzten Bund:
http://www.rockinger.com/index.php?page ... shop_Setup

frets.com schlägt 0,3-0,6 mm nach deiner Methode vor:
http://www.frets.com/fretspages/musicia ... tradj.html

Auch bei meinen Gitarren sieht's eher nach 0,5 mm aus. Sicher geht es auch anders; Tommy Emmanuels Gitarren sollen einen völlig gerade Hals haben, aber die schnarren auch trotz TEs kontrolliertem Anschlag dauernd.

An Pappes Stelle würde ich den Trussrod in Ruhe lassen. Ein Blick auf den Sattel lohnt sich immer; ich habe noch keine ladenneue Gitarre gesehen, deren Saitenlage für mich nicht unnötig hoch gewesen wäre.
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RB
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Beitrag von RB »

Die Martins sind ab Werk so eingestellt, daß man kräftig in die Saiten schlagen kann und nichts scheppert. Das machen sie mit einem recht hoch eingestellten Sattel, einer insgesamt hohen Stegeinlage und einer ausreichenden Halskrümmung.

Das entspricht meiner Erfahrung, der ich nun vier fabrikneue Martins in den Händen hatte, drei davon habe ich noch und die verkaufte hätte ich behalten sollen.

Nach meiner laienhaften Einschätzung bietet der Sattel einiges für eine Erleichterung der Bespielbarkeit. Wenn man die Saiten am dritten Bund herunterdrückt, sollte zwischen Saite und erstem Bund gerade mal ein Hauch sein. Die Vertiefung der Sattelkerben ist aber nichts, was ich einem Unerfahrenen anraten würde. Ich war unerfahren, als ich das zum ersten mal gemacht habe und habe demzufolge durch übereifriges Feilen bei zwei Gitarren die Kerbe der tiefen E-Saite zu tief gesägt/gefeilt. Da war anschließendes Aufsägen, Einsetzen eines Stücks Kuhknochen und komplettes Neufeilen der Kerbe erforderlich.

Durch eine Nacharbeit des Sattels kommen die Saiten insgesamt herunter, wie viel, kannst Du in etwa einschätzen, wenn Du ein Capo an den ersten Bund machst und dann die Saitenlage am 12ten Bund mißt.

Jemand, dem unbezahlbare Verdienste zukommen, hat für die Arbeiten am Sattel die folgenden Informationen veröffentlicht. Und diese hier sind auch von Interesse.

Sollte das nicht reichen, muß die Stegeinlage von unten her gleichmäßig heruntergeschliffen werden. Ein Bundabstand zum unteren Horizont der E-Saite von mehr als 3 mm erscheint mir recht viel. Da würde ich 2,5 anpeilen. Bist Du sicher, daß Du richtig gemessen hast ?

Der "relief" genannte Bogen, den der Hals beschreiben sollte, sollte zwischen 0,3 (sehr wenig) und 0,7 (sehr viel) mm liegen. Mit 0,5 liegst Du gut in der Mitte, also würde ich die Finger schön vom Truss Rod weglassen.
Westerly Rhode Island
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Beitrag von Westerly Rhode Island »

Nun weiß ich aber, wenn ich die Stegeinlage runterschleifen würde, damit ich auf die gewünschen 2,5 mm komme, würde diese Maßnahme die Gitarre um einiges leiser machen. Ja das ist so, hab ich alles schon empirisch geprüft.
Hm, ich verfüge auch nur über Halbwissen, da ich kein Gitarrenbauer bin.
Ich meine, die Lautstärke der Gitarre wird durch den Winkel beeinflusst, in dem die Saiten über die Stegeinlage laufen. Wenn der zu flach ist, wird´s schwierig. Wobei ich auch schon Gitarren erlebt habe, bei denen die Saiten sehr flach drüber liefen und die dennoch einen mächtigen Punch hatten.

Bei neuen Martins hat man aber meist gut Luft beim Abschleifen. Man kann eine deutliche Verringerung der Saitenlage erreichen, ohne dass der Winkel zu groß wird. Falls doch, kann man auch den gesamten Steg etwas runterschleifen. Hab mich das bisher 3 mal getraut und war zufrieden mit dem Effekt.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Na gut.

Danke vielmals für eure Beiträge ... hm, war aber nicht wirklich was Neues dabei ... *grübel*

die Gschicht is a so: Ich hab ja in den ersten Bünden keine Probleme, auch die Sattelhöhe passt in beiden Fällen, nur ein Hauch Abstand zwischen 1. Bundstäbchen und E-Saite, wenn ich im 3. Bund drücke. Da werde ich nichts herumfeilen.

Aber so in dem Bereich zwischen 5. und 10. Bund, wo ich halt gerne auch mal Solos spiele, wird es dann eben dafür doch sehr hoch und das gefällt mir weniger.

Da müsste ich also mit der Stegeinlage runter, mag ich aber nicht, weil die Gitte dann wieder leiser wird.

Und ihr sagt, ich soll nix mit dem Hals machen, sonst schepperts.

Na gut, dann werd ich mich an die 3-Millimeter-Saitenlage im 12. wohl gewöhnen müssen, wenns nicht anders geht.
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