12 String Reparatur

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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tonidastier

12 String Reparatur

Beitrag von tonidastier »

Hallo Gitarrengemeinde,
wie sich einige von euch vielleicht erinnern können, wollte ich mir eine gebrauchte Framus Gitarre kaufen. Siehe folgende Diskussion: http://www.fingerpicker.de/forum/viewto ... c&start=30
Ich habe dann für 100€ von privat ein wie ich finde sehr gut erhaltenes Exemplar gekauft. Die Besonderheit ist wohl, dass der Hals Massiv ist und ebenso die Zargen. Die Decke und den Boden kann ich nicht beurteilen. Da müsste man wohl den Lack abkratzen. Sie spielt sich auch deutlich leichter als meine beiden Ibanez AEG 10 und Ambiance und klingt auch noch wesentlich besser, was die meisten jetzt nicht glauben werden. Die Bässe sind schön "whummig" mit ordentlich Power und die hohen Saiten klingen angenehm und nicht schrill oder ähnliches. Außerdem ist der Klang sehr ausgewogen. Laut kann man auf der Gitarre auch problemlos spielen, da muss man schon ein ordentliches Stimmorgan haben um mitzuhalten. Bei nach unserem Maiausflug am Dienstag haben mir auch 3 von den 5 Mädels, die zu der späten Stunde noch anwesend waren am nächsten Tag eine Facebook Freundschaftseinladung geschickt. So grausam kann die Gitarre oder mein Gesang also wirklich nicht sein. (Ich hab mir in anderen Foren schon anhören müssen, dass so eine Framus höchstens als Feuerholz taugt, dass ist wohl Schmarrn. Es haben auch 2 andere darauf gespielt und denen hat die Gitarre auch gefallen)

So nachdem ich jetzt die Gitarre kurz beschrieben habe, werde ich ein paar Fotos reinstellen und dann meine Fragen stellen, weil ich die Gitarre wieder in Top Zustand versetzen will, obwohl sie grundsätzlich noch sehr gut ist.
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So was an der Gitarre nicht mehr passt sind erstens die Mechaniken, die tiefe E Saite und die Hohe g Saite verstimmen sich, wenn man sehr stark anschlägt nach einiger Zeit. Die Rädchen der Mechaniken sind auch sichtbar abgenutzt. Welche Mechaniken würdet ihr mir empfehlen? Reichen derartig billige oder macht es Sinn teuere zu nehmen?
http://www.thomann.de/de/thomann_tuners_12string.htm

Dann wäre noch die Decke. Sie hat sich leicht angehoben, nicht dramatisch, auf Fotos kann man es kaum sichtbar machen. Dass die Decke um die Brücke leicht erhöht ist, ist bei Stahlsaiten ganz normal, aber ich denke 1mm könnte man die Decke noch niedriger bringen. Was haltet ihr von dieser Reparatur? http://www.youtube.com/watch?v=B3FsIPk8N60 Die könnte ich mit einem befreundeten Schreiner wohl durchführen. Was würdet ihr für ein Material für die Bodenplatte empfehlen, welche Größe und Stärke? Die Originale Platte ist aus Alu und nicht besonders Groß. Die Brücke ist ja nur geschraubt und ich werde sie durch eine andere baugleiche aus Holz ersetzen. Den Hals würde ich auch gerne noch mal einstellen. Er ist fast gerade, aber ein bischen geht da noch denke ich. Die Aktion am 12. Bund ist 3,5mm, also nicht dramatisch, aber wenn man den Youtube Videos der Profis glauben schenken darf, sind 2mm kein Problem. Wo gibt es da einen passenden Schlüßel zu kaufen und welche Größe müsste der haben?
Ansonsten würde mich noch interessieren, wie man herausfindet, ob der Boden und die Decke massiv sind oder Sperrholz, ohne den Lack abzukratzen? Was dafür sprechen würde ist, dass der Hals und die Zargen massiv sind. Außerdem hat meine Mutter noch so eine Famus, die ist wesentlich schwerer. Ebenso ist meine Sperrholz Ibanez wesentlich schwerer, obwohl sie kleiner ist. Außerdem ist die Decke bei der hier vorgestellten Framus im Schalloch durchgehend lackiert, während die Decke, der Framus meiner Mutter aus 3 Schichten besteht, von denen nur die oberste Lackiert wurde.
Ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt und freue mich schon auf eure Antworten.
mbern
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Re: 12 String Reparatur

Beitrag von mbern »

tonidastier hat geschrieben: Was haltet ihr von dieser Reparatur? http://www.youtube.com/watch?v=B3FsIPk8N60

Ich weiß ja nicht, wie stark deine Decke angehoben ist, ich habe nur Gitarren mit 6 Saiten und bei allen sind die Decken gewölbt. Ich halte das für ein Qualitätsmerkmal, habe aber eigentlich keine Ahnung und bin auf die weiteren Antworten sehr gespannt.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Moin,
mit den Mechaniken wirst du nicht lange Freude haben. Ich würde Gotho, Grover, oder Schaller Mechaniken mit kleinem Gehäuse empfehlen. Eventuell kann man die alten Mechaniken wieder instand setzen. Dafür haben die meisten Gitarrenbauer Ersatzteile aus gewechselten Mechaniken in der Grabbelkiste liegen.
Als wertvollen Ratgeber empfehle ich dieses Buch.
http://www.amazon.de/Trouble-Shooting-f ... 3802402391
Da steht viel über Halssatbeinstellung, Sattel, Bünde etc.pp drin. Daraus habe ich meine ersten Tips und Tricks bezogen.

Viel Spaß bei der Restauration.
Christian
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Deckenwölbung ist normal, wie schon mein Vorposter bemerkte. Die Frage, ob die Decke massiv ist, kannst Du mit einem Spiegel selbst beantworten. Ist die Maserung der Decke im Inneren gleich der außen, ist sie wohl massiv.
Deerbridge Hare's Bell
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ok, danke schonmal für eure Antworten!
zu den Tunern habe ich eine Frage, ich würde gerne wieder so eine 6er Reihe einbauen und nicht lauter einzelne. Weiß jemand ob es die irgendwo günstig gibt. Die Originalen kann man über Framus nachbestellen, es sind die gleichen wie die bei Thomann, aber die sind recht teuer. Die Grover und Schaller Mechaniken sind ja jeweils nur Einzel Mechaniken, da müsste ich wohl neue Löcher dafür bohren.
Zur Deckenwölbung: Ich habe meine Ibanez Gitarren mal nachgemessen, da ist tatsächlich auch das Holz um die Brücke herum um 3mm höher, als am Rand. Schlimmer ist es bei dieser hier auch nicht, wobei ich mir gedacht habe, dass es schon eine zu starke Wölbung nach außen ist. Ein konstante Wölbung nach außen ist auf jeden Fall besser als eine nach innen gerichtete.
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jab
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Beitrag von jab »

Tach!

Grundsätzlich:
Wenn dich die 150Km nicht stören, kannst du gern mal mit dem Gerät vorbeikommen. So übers Netz sind manche Details schwer zu beurteilen.
Welche Mechaniken würdet ihr mir empfehlen? Reichen derartig billige oder macht es Sinn teuere zu nehmen?
Die sind auch nicht schlechter als die Originalen.
Vernünftige Mechaniken dieses Typs gibt es nur als Sonderanfertigung, den Preis willst du gar nicht wissen....
Gekapselte Einzelmechaniken in brauchbar gibt es günstig, allerdings könnte die Gitarre dann kopflastig werden.
Was haltet ihr von dieser Reparatur?
Nix.

Die könnte ich mit einem befreundeten Schreiner wohl durchführen.
Ohne deinem Freund zu nahe treten zu wollen: ich bezweifle das.
Andererseits kannst du natürlich mit deiner Gitarre machen, was du willst. Ich bezweifle auch, dass die "Reparatur" die Beule dauerhaft reduziert. Ob der Steg bei deiner Framus tatsächlich nur geschraubt ist (ich vermute, er wurde geleimt und mit den Schrauben gesichert), müsste man sich ansehen. Falls nicht, würde ich an eurer Stelle keinesfalls versuchen, den Steg abzunehmen. Diese Arbeiten (Steg entfernen, Leimflächen bearbeiten, Steg neu aufleimen) überfordern euch sicher. Dabei können ganz schnell enorme Schäden auftreten.

Was würdet ihr für ein Material für die Bodenplatte empfehlen, welche Größe und Stärke? Die Originale Platte ist aus Alu
Welche Platte meinst du? Die Schiene, in der die Stegeinlage steckt? Die kannst du beruhigt wegwerfen, das Loch mit Holz füllen, eine neue Stegnut fräsen und eine neue Stegeinlage anfertigen. Die Gitarre wird sicher hinterher besser klingen (lauter, mehr Bass).
Er ist fast gerade, aber ein bischen geht da noch denke ich.
Der Stahlstab ist nicht dazu da, die Saitenlage einzustellen. Mit dem Stahlstab wird die korrekte Krümmung des Halses justiert. Wenn er schon gerade ist, solltest du ihn nicht noch weiter anziehen, dann haben die Saiten keinen Platz mehr und es beginnt zu scheppern.
By the way:
Die Aktion am 12. Bund ist 3,5mm, also nicht dramatisch,
Das ist selbst für eine Sechssaitige nicht wenig. Für eine Zwölfsaitige ist das definitiv zu hoch. Mehr als 2mm sollten es nicht sein.

wenn man den Youtube Videos der Profis glauben schenken darf, sind 2mm kein Problem
Ob das geht, hängt von der Gitarre ab. Das Griffbrett und die Bünde müssen sauberst abgerichtet sein, der Halswinkel muss passen und die Stegeinlagenhöhe auch.

Wo gibt es da einen passenden Schlüßel zu kaufen und welche Größe müsste der haben?
Unter dem Stahlstabdeckel nachschauen, häufig passt ein 6mm Ringschlüssel (nicht gekröpft). So einen bekommt man in einem guten Werkzeugladen. Eher nicht in einem Baumarkt.
Ansonsten würde mich noch interessieren, wie man herausfindet, ob der Boden und die Decke massiv sind oder Sperrholz, ohne den Lack abzukratzen
Den Lack abzukratzen hilft dir sicher nicht. Du kannst mit einem Spiegel die Maserung innen und außen vergleichen oder den Hals abschrauben (der war bei Framus gern mit sehr langen Schrauben vom Boden aus angeschraubt) oder in eines der zahlreichen Bohrlöcher schauen oder den Schallochrand genau betrachten. Die Framusgitarren ähnlicher Bauart, die ich bisher gesehen habe, waren alle gesperrt.


Beste Grüße,
Jab
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hi Jab,
ohne Auto werde ich glaub ich nur schwer nach Bad Goisern kommen.

Zur Brücke: Die ist nur geschraubt, das habe ich schon mal bei der alten Framus von meiner Mutter getestet.

Mit der "Platte" meine ich, dass unterhalb der Decke, dort wo die Brücke sich befindet bei 12 saitigen Gitarren eine Platte angebracht ist. Bei der Framus hier ist diese aus Alu und ebenfalls geschraubt.

Die günstigen Mechaniken sind die gleichen wie die Originalen, nur das alle die ich bis jetzt gefunden habe andere Maße haben, so daß ich die Bohrungen für die Stifte an denen die Saiten befestigt sind vergrößern müsste. Die Originalen Mechaniken halten die Stimmung allerdings auch, wenn sie nicht schon abgenutzt sind. Die alte Framus von meiner Mutter ist auch nach 3 Stunden spielen noch in tune.

Wahrscheinlich werde ich einfach nur den Hals nachstellen lassen und mir die Originalen Mechaniken nachkaufen, auch wenn die überteuert sind.

Wollte nur mal fragen, ob man da was machen kann.
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jab
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Beitrag von jab »

Moin!

Es wär vielleicht keine schlechte Idee, wenn sich jemand, der sich mit der Materie auskennt (ein Gitarrenbauer zum Beispiel...), das Instrument vor Beginn der Tuningmaßnahmen anschaut. Bevor du da Geld versenkst, solltest du sicher sein, dass das Ziel überhaupt erreicht werden kann.

Beste Grüße,
Jab
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hi Jab,

da hast du vielleicht recht. Ich denke ich werde eine Zugfahrt nach München riskieren, mit Bayernticket sollte es möglich sein.

Vielleicht schau ich zum Repair Shop.
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