Zustand neuwertig. Sieben oder acht Jahre beim Vertrieb im Lager und nie berührt worden.
Wer da noch nachdenkt, der hat nicht alle Latten auf dem Zaun.
Da denkt man nicht nach. Da schlägt man zu und fertig.
So wollte ich an die Sache ran. Hab ich auch gemacht.
Nicht schlecht, die Lakewood. Fichtendecke, Mahagonikorpus und 44mm Ebenholzgriffbrett.
Warum ich dann doch nicht zugeschlagen habe lag an einem anderen Teilchen, welches meinem Ohr schmeichelte.
Bearclaw Sitkafichtendecke, Mahagonikorpus und 45mm Palisandergriffbrett.
Und noch eine Kleine habe ich in die engere Wahl gezogen.
Zederndecke, gesperrter Sapelekorpus und 45mm Palisandergriffbrett.
Außerdem einen Cutaway. Na gut, wer´s braucht. Ich habe heute gelernt, dass ich das nicht brauche.
Die Lakewood und die Furch haben ab Werk Elektriken eingebaut.
Also die beiden mal an den AER Compact angeschlossen.
Den Compact linear eingestellt und die Preamps auch.
Zuerst war die Furch dran. Für einen Piezo klang das fast erträglich,
nachdem ich am Vorverstärker die Mitten abgesenkt und die Bässe ein wenig angehoben hatte.
Fast erträglich, aber von schön sehr weit entfernt. Will ich nicht. Weg damit.
Das B Band System der Lakewood klang recht dumpf.
Also die Mitten raus, die Höhen rein, Bässe linear und das klang noch weniger erträglich als das Headway System.
Sehr schwacher Output, viel Rauschen und so ein komisches Sirren. Völlig bescheuert. Weg damit.
Ich kauf doch nichts, was mir nicht gefällt.
So spielte ich die Kleine mit dem schönen Bauch noch einmal.
Ja, das ist fein, wie sie tönt.
Sehr klar, sehr warm und so herrlich spritzig lebendig kommt alles aus ihr heraus.
Ihre Ansprache hat eine schon fast beängstigende Direktheit.
GENAU DAS RICHTIGE FÜR EINEN RUHRPOTTLER.
![Rotfl2 :rotfl:](./images/smilies/icon_rotfl2.gif)
Äh ja, wo war ich? Ach so ja, in Wattenscheid. Nee ich meine stehengeblieben... ach ja jetzt weiß ich wieder,
was ich ursprünglich kaufen wollte:
Eine Gitarre, auf der man Fingerstyle nicht spielt sondern Fingerstyle zelebriert.
Und dazu brauchts einen kleineren Korpus als den der heiligen Dreadnought.
Am besten so, wie der Korpus einer Konzertgitarre.
Von einer solchen bin ich vor 25 Jahren auf die heilige Dreadnought umgestiegen.
Wegen Stahlsaiten und so. Na ja, Stahlsaiten find ich immer noch toll, aber auch Konzertgitarren.
Wie auch immer, diese Kleine Deutsche mit der schlanken Taille und dem breiten Griffbrett
hat mir heute mal gründlich gezeigt, wo in Sachen Fingerstyle der Hammer wirklich hängt.
Das habe ich Dumpfbacke aber erst kapiert, als ich "Train in the Rain" von Bruce Cockburn auf ihr zockte.
Mannomann, da war es wieder:
Blutdruckabfall, Arrhythmien, Schwarz vor Augen,
ohnmachtsnahe Geisteszustände am Rande der Unzurechnungsfähigkeit,
hilf- und wehrloses sich hingeben an diese fantastische Droge.
Diese Göttin aller Fingerstylewerkzeuge sollte mir gehören. Jetztsofort.
Ich hatte "WilljetztsofortStollpt59".
Aber zum Glück hatte ich diesmal genügend Medizin dabei.
Die habe ich ganz schnell auf den Tresen gelegt.
Da war das WilljetztsofortStollpt59 auf der Stelle wie weggeblasen.
Versüßt wurde mir die Sache mit der Medizin durch einen Sonderrabatt:
Wer bei dem Musikhändler als Neukunde auftaucht, erhält auf alle Produkte einen Rabatt von 12%.
Da habe ich gar nicht so viel Medizin wie ich veranschlagt hatte gebraucht.
Das hilft natürlich sehr gegen etwaig zu befürchtende Nebenwirkungen.
Das ist toll. Das ist die Stoll. Die hat mich heute zu Hause fast zum Weinen gebracht.
Sooo schön klingt die. Diese Ansprache, nein welch eine Ansprache.
Welche Zartheit die Seele berührt. Welch eine Kraft in ihrem Ton sie birgt.
Und wie verrucht sie rotzt, wenn man will, dass sie das macht.
Da wird die Sache wieder so rein körperlich.
![Embarassed :oops:](./images/smilies/icon_redface.gif)
Da kommt ein alter Mann auf ganz dumme Gedanken.
Das ist gefährlich. Diese Droge hat mich voll in ihrem Griff.
Verlieren will ich mich an dieses zarte Kistlein aus Holz.
Ihr nicht enden wollendes Singen in allen Farben dieser Welt versetzt
mich in nie gekannte Zustände glückseligster Extase der zartesten Art.
An ihrer feinen Bearclaw Fichtendecke mag ich mich nicht satt sehen.
Und dieser zarte Splint auf dem Mahagoniboden setzt Akzente selbst dort wo sie keiner mitbekommt.
Welch wundervolle Verschwendung von Ästhetik.
An dem Teilchen konnte ich unmöglich einfach so vorbei gehen.
Die wollte, dass ich sie sehe. Das hat die mit Absicht gemacht.
Aber ich bin nicht blöd. Nur weil sie schön aussieht, muss sie noch lange nicht klingen.
Und falls sie dann klingt, muss sie noch lange nicht gut spielen.
Und da sind wir beim springenden Punkt:
Der Setup muss noch gemacht werden.
Ja hallo, woher soll der Gitarrenbauer wissen, was ich wie spiele?
Eben. Und deshalb ist sie vorsichtig eingestellt.
Deshalb war ich auch nicht sofort überzeugt von ihr.
Meine Durango verwöhnt mich aufs äußerste mit ihrer Spielautomatik.
Da kommt keine andere so schnell heran.
Und doch spielt auch die Stoll sich relativ leicht. Und da geht noch was, kein Problem.
Außerdem gefällt mir, dass sie nicht den zweiten vor dem ersten Schritt m...
Ach, lassen wir das. Das ist privat und gehört hier nicht hin.
Apropos leicht:
Dieses Instrument hält man fest, damit es nicht abhebt und davon schwebt.
So leicht ist sie, die Kleine mit der großen Stimme.
Sie hats mir am Anfang nicht leicht gemacht und ich ihr auch nicht.
Das war so eine Art neugieriges gegenseitiges beschnuppern so nach dem Motto
"es prüfe, wer sich ewig bindet" und dann hats gefunkt. So mag ich das.
Landung und Fazit:
Ich habe 792€ bezahlt.
Erhalten habe ich ein vollmassives Instrument aus deutscher Fertigung.
Dazu ein Stoll Softcase und einen Satz Elixir Bronze Saiten.
Und das, ohne nach dem Zubehör gefragt zu haben.
Ich habe viel mehr bekommen als ich bei dem Preis zu träumen gewagt hätte.
Einen faireren Deal kann ich mir nicht vorstellen.
Abschließend danke ich allen geneigten Lesern für die erbrachte Aufmerksamkeit.
Bilder und Klangbeispiele folgen.
Diesbezüglich muss der Verfasser sich noch um adäquate Ausrüstung bemühen.
In diese Richtung zielende Überlegungen und Aktivitäten sind erfolgt bzw. in Vorbereitung.
Besonderer Dank geht:
An den RB, dem ich mich von nun an im Kampf gegen den Cutaway anschließen möchte.
An den Fayol, der mich auf den C. Stoll brachte. (Ich sach nur: "Wahnsinn".)
An den Pappenheimer, der sich soo sehr das Jackson Browne Modell aus der Fabrik in Amerika wünscht
und ohne den es den "Wahnsinn" nie gegeben hätte.
Und was ich noch sagen wollte:
Es stimmt nicht, dass der Pappe Urheber des "Ich bin so müde
![Heul2 :heul2:](./images/smilies/icon_heul2.gif)
Vielmehr bin ich als der Urheber des oben dargestellten Literarsuggorats anzusehen.
Der Pappe hat das dann von mir geguttenbergt.
Ich bitte um zukünftige Berücksichtigung dieses Sachverhalts. Danke.