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Tonholz Mahagoni.
Verfasst: Mo Sep 24, 2012 4:53 pm
von elfer
Hallo zusammen,
schon seit längerem beschäftigt mich die Frage nach dem
"besten" Tonholz für Boden und Zargen.
Früher gab es für mich praktisch nur Palisander, einfach
wegen dem Bass und den silbrigen Höhen.
Aber in den letzten Monaten entdecke ich immer mehr
Mahagoni für mich. Irgendwie klingt es "sweeter",
holziger, wärmer in den Mitten und hat irgendwie was
Direktes, Intimes..schwer zu beschreiben.
Plötzlich gefällt mir die M-14 besser als die M-32 von
Lakewood, die 514 von Taylor besser als die 714 und die
Mahagoni-OM von BSG, die ich kürzlich in der Hand hatte,
hat mich einfach weggeblasen.
Mich würde mal interessieren, ob es manchen von euch ähnlich
geht.
Dermot Mcilroy, bei dem ich vor kurzem zu besuch war,
meinte, Mahagoni sei ein traumhaftes Tonholz, völlig
unterbewertet, was historische Gründe habe.
Was meint ihr?
Liebe Grüße
Johannes
P.S.: Mir geht es hier nicht um einen pseudo-objektiven Vergleich
von Palisander und Mahagoni, mehr um die positiven Eigenschaft von
zweiterem.
Verfasst: Mo Sep 24, 2012 5:08 pm
von uwesemmelmann
Da stimme ich völlig mit Dir überein.
Ich habe immer den Eindruck, dass Mahagoni nicht die vielen klanglichen Subtilitäten sog. edlerer Hölzer bietet, aber auf der anderen Seite auch mehr Substanz.
Ehrlich gesagt lächeln mich in letzter Zeit sogar zunehmend die Vollmahagoni-Gitarren an. Fehlende Lautstärke kann man ja jederzeit technisch kompensieren...
Verfasst: Mo Sep 24, 2012 5:10 pm
von LaFaro
Vielleicht bist Du einfach nur auf den "richtigen Geschmack" gekommen .
ich habe 4 Gitarren, zwei mit Palisander und zwei Mahagoni-Gitarren, wobei die Larkin auch eine Mahagoni-Decke hat.. und wenn ich wählen müsste, würde ich immer die Mahagoni-Variante vorziehen.... wie Du schon sagst... ein wärmerer, irgendwie "akustischerer"Ton.... die Höhen sind vielleicht nicht ganz so silbrig, aber mehr als "vorhanden", die Bässe wohldefiniert und warm.. und der Unterschied kommt wohl wirklich vornehmlich aus den Mitten, wo Mahagoni anscheinend einfach "mehr" und "runderes" liefert....
Meine M 32 gefällt mir (vor allem nach der Überarbeitung durch Jakob) wirklich sehr gut und sie hat durch die Bearbeitung auch im Mittenbereich aufgeholt... aber es ist eben kein Mahagoni....
eine ähnliche "Diskussion" über Mahagoni als unterbewertetes Klanghoz gab es übrigens vor einiger Zeit auch schon mal im Collings-Forum...
vielleicht ist das ja auch ein wenig dem Wandel der Zeit und dem damit verbundenen "Zeitgeist" unterworfen..

Verfasst: Mo Sep 24, 2012 5:13 pm
von LaFaro
uwesemmelmann hat geschrieben:Da stimme ich völlig mit Dir überein.
Ich habe immer den Eindruck, dass Mahagoni nicht die vielen klanglichen Subtilitäten sog. edlerer Hölzer bietet, aber auf der anderen Seite auch mehr Substanz.
Ehrlich gesagt lächeln mich in letzter Zeit sogar zunehmend die Vollmahagoni-Gitarren an. Fehlende Lautstärke kann man ja jederzeit technisch kompensieren...
also "wirklich leise" ist meine Larkin nicht...

klar kann sie nicht mit der DS1A mithalten, aber ansonsten ist es schon einigen aufgefallen, dass sie für ihre Größe wirklich (relativ) laut ist...
Verfasst: Mo Sep 24, 2012 7:01 pm
von Gitarrenspieler
Finde das es auch mit der Bauweise (Form, Verbalkung, Mensur usw.) zutun hat.
Und das Palisander die einzelnen Saiten bei einer Martin D-16 transparenter abbildet als Mahagoni. Gerade der warme Holzton (Mahagoni) klingt weniger transparent finde ich. Mag bei euch Fingerpickern anders sein als bei Songbegleitung.
Meine drei Hauptgitarren finde ich alle drei sehr stimmig.
Gibson J-45
B&Z: Solid Honduras Mahogany; Decke: Solid Sitka Spruce, Mensur 24-3/4"
Martin D-16 RG Custom Shop
B&Z: Solid East Indian Rosewood; Decke: Solid Sitka Spruce; Mensur 25,4”
Gibson J-200
B&Z: Solid While Plain Maple; Decke: Solid AA-Grade Sitka Spruce; Mensur 25,5"
Wolfgang
Verfasst: Mo Sep 24, 2012 7:06 pm
von LaFaro
Gitarrenspieler hat geschrieben:Finde das es auch mit der Bauweise (Form, Verbalkung, Mensur usw.) zutun hat.
Und das Palisander die einzelnen Saiten bei einer Martin D-16 transparenter abbildet als Mahagoni. Gerade der warme Holzton (Mahagoni) klingt weniger transparent finde ich. Mag bei euch Fingerpickern anders sein als bei Songbegleitung.
Meine drei Hauptgitarren finde ich alle drei sehr stimmig.
Gibson J-45
B&Z: Solid Honduras Mahogany; Decke: Solid Sitka Spruce, Mensur 24-3/4"
Martin D-16 RG Custom Shop
B&Z: Solid East Indian Rosewood; Decke: Solid Sitka Spruce; Mensur 25,4”
Gibson J-200
B&Z: Solid While Plain Maple; Decke: Solid AA-Grade Sitka Spruce; Mensur 25,5"
Wolfgang
das kann ich mir gut vorstellen... aber da kommen natürlich auch wie immer die persönlichen Klangvorstellungen, die Spielweise usw. zum tragen.. ich hatte z.B. eine A&M aus Ahorn.. eine tolle Gitarre, die mir auch optisch immer noch gefällt... aber Ahorn war auf Dauer einfach nicht meins...

der jetzige Besitzer hingegen schwört auf sie....
ich musste diese Erfahrung aber (anscheinend) erst selbst machen..

Verfasst: Mo Sep 24, 2012 10:10 pm
von TorstenW
Das Beispiel M-14 vs M-32 ist dahingehend nicht sonderlich sinnig, weil der Unterschied zwischen Zeder-Decke und Fichtendecke da noch immens mit reinspielt.
Ansonsten hast du wohl grad festgestellt, dass du warme weiche Klänge lieber magst, als helle, spitze.
Gibt aber verschiedene Wege und Hölzer um dahin zu kommen.
"Tonholz" ist eh ein irreführender Begriff.
Es ist ein Werkstoff mit bestimmten Eigenschaften. Und je nachdem wie man die verschiedenen Werkstoffe kombiniert und verarbeitet kann man bestimmte Ergebnisse produzieren.

Verfasst: Di Sep 25, 2012 6:29 am
von elfer
TorstenW hat geschrieben:Das Beispiel M-14 vs M-32 ist dahingehend nicht sonderlich sinnig, weil der Unterschied zwischen Zeder-Decke und Fichtendecke da noch immens mit reinspielt.
ich meinte m-14 modelle mit fichtendecke.
Verfasst: Di Sep 25, 2012 7:14 am
von chrisb
hallo johannes,
ich habe auch den eindruck das mahagoni ein wenig im schatten von palisander steht. aufgrund des preisunterschieds und der eher schlichteren optik ist es auch vermehrt bei den "günstigeren" gitarren zu finden. (das soll jetzt keine verallgemeinerung sein. quiltied mahagoni z.b. schaut auch sehr geil aus und hat nen stolzen preis.)
klanglich kommt es natürlich immer auf den gitarrenbauer drauf an was er draus macht. die martin d18ge und lowden o22 die ich mal anspielen durften hatten den von dir beschrieben grundcharakter: warm, süß, holzig und erdig würd ich noch ergänzen. sehr klasse gitarren.
eine martin 00 18 authentic wär doch bestimmt was für dich?
bei tfoa stehen eine gebraucht O18 und eine OO18
Verfasst: Di Sep 25, 2012 7:37 am
von scifi
Mir ist aufgefallen, das Mahagoni mir manchmal besser zur Gesangsbegleitung meiner Frau gefällt als Palisander, da Stimme und Gitarre sich bei den Obertönen weniger in die Quere kommen. Solo hat mir Mahagoni Im Vergleich aber noch nie sooooo gut gefallen. Wenn ich erdigen Blues mit Fingerpicks (Metall?) spielen würde, sähe das aber vielleicht ganz anders aus. In einer Band mit zwei Gitarren fände ich Mahagoni eventuell auch besser für zumindest eine Gitarre.
Zumindest bei Lakewood finde ich Ovangkol eine gute Alternative zwischen Palisander und Mahagoni. In meinen Ohren hat das von beidem etwas.
Mahagoni
Verfasst: Di Sep 25, 2012 2:41 pm
von leimenbollen
probier mal Mahagoni mit Adi-Decke Kombination.
Dann hast du die Transparenz und die Höhen , meine Ex-DS1A oder meine D-18GE beweisen es. Egal welche Bauform, die Kombi gefällt dir ganz sicher.
Nicht vergessen , die richtigen Saiten dazu.
Re: Mahagoni
Verfasst: Di Sep 25, 2012 3:02 pm
von LaFaro
leimenbollen hat geschrieben:probier mal Mahagoni mit Adi-Decke Kombination.
Dann hast du die Transparenz und die Höhen , meine Ex-DS1A oder meine D-18GE beweisen es. Egal welche Bauform, die Kombi gefällt dir ganz sicher.
Nicht vergessen , die richtigen Saiten dazu.
und mir erst:);) das kann nur voll und ganz unterschreiben:)
Verfasst: Di Sep 25, 2012 5:18 pm
von rwe
... na endlich mal mein Lieblingsthema.
Ich versuche mal ein paar Unterschiede darzustellen. Bester persönlicher Erfahrungshintergrund sind - neben vielen Vergleichen im Musikladen - ein paar Gurians, die bis eben auf das Korpusholz identisch sind, und bei den ich den direkten M/P-Vergleich seit 24 Jahren habe. Ich habe diese Tendenzen aber auch bei anderen Marken mit "Schwesterinstrumenten" feststellen können (Guild, Lowden, Larrivee, Takamine Flatpicker u.a.) Dabei ist die Mahagonigitarre mein erstes Instrument gewesen, fand ich vor 30+ Jahren schon besser. Die Palisanderausführung ist mir dann später noch für wenig Geld per Zufall zugeflogen und ich habe sie gern als Klangalternative. Die weiteren Mahagoni- und Palisanderinstrumente bestätgen die ersten Erfahrungen, Koa liegt dazwischen. Ahorn habe ich bei den Gurians überhaupt nicht, sonst nur bei einer Archtop. Außerdem noch Lyrachord und laminierte Kirsche (Seagull), die aber Mahagoni recht ähnlich ist.
Palisander:
- etwas direktere Ansprache, Ton ist "schneller" da
- Bässe knackiger, Höhen "stechender"
- beim ersten Hören effektvoller
- im Kontext einer elektrisierten Band IMHO durchsetzungsfähiger
Mahagoni:
- differenziertere Höhen
- in meinen Ohren augewogener, nicht so effektvoller Gesamtklant
- etwas "langsamer"
- gerade beim Picken - egal ob mit Fichten- oder Zederndecke - weniger effektvoll
- etwas (!) eingeschränktere Dynamik, nicht aber unbedingt geringere Gesamtlaufstärke
Im "kammermusikalischen" Kontext, bei der Begleitung einer (!) Stimme oder eines anderen Instruments ziehe ich die Mahagonigitarre vor, beim Strumming hält es sich die Waage, im großen Kontext manchmal die Palisandergitarre, wenn es schnell gehen muss. Ist für mich unproblematischer; bei der Mahagonigitarre würde ich mir mehr Gedanken um Differenzierungen beim Spiel/Arrangement machen. Das kann die Palisandergitarre gar nicht so sehr. In dieser Präsenz ähnelt sie IMHO der Ovation.
Die Palisander-Übermacht ist IMHO übrigens in den USA und UK nicht so deutlich wie hier, und im Profibereich ohnehin nicht. Da wird gespielt, was klingt. Ian Malrose bspw. hat jahrelang eine alte Billig-Lowden S5 (Zeder - Mahagoni) gespielt, und die D18, die Guild-D35 oder die J45 sind nicht nur Instrumente für verarmte Feierabend-Spieler. Merkwürdig, dass typischerweise die Mahagoni-Instrumente schlichter verziert sind, als die Palisander-Instrumente (Binding beim 18er bzw. 28er Stil). (Bei den Gurians auch nicht, die sind auch in der Beziehung identisch.)
Wenn ich mich für eine einzige Steelstring entscheiden müsste, wäre es ein Mahagoni-Instrument. Und war es schon vor "Ewigkeiten". Ich bin halt ein kleines Sensibelchen.
Verfasst: Di Sep 25, 2012 6:05 pm
von Rainer H
Klasse Einschätzung!
Ich weiß jetzt warum ich Palisander so schätze!
aber auch warum andere Musiker Mahagoni mögen
Ich werde mir dem nächst mal eine Mahagoni Gitarre gönnen, und diesmal nicht von Yamaha, sondern von meinem Lieblingsgitarrenbauer Christian
na mal sehen!!
Gruß Rainer
Verfasst: Di Sep 25, 2012 6:05 pm
von Gitarrenmacher
Das finde ich recht aussagekräftig
http://www.breedlove-guitars.de/tonhoelzer.html
obwohl es natürlich auch von der Qualität und dem Schnitt des Hölzes abhängt. Gerade bei einem "Massenholz" wie ostinder Palisander bzw. was so alles unter dem Namen verkauft wird, sind enorme Qualitätsunterschiede zu bemerken.
Bei Mahagoni von guter Qualität und etwa gleichem Gewicht, habe ich keine Unterschiede zwischen "echtem" amerikanischem oder Khaya oder Sapeli feststellen können, zumindest beim Klopfton
Munterbleiben
Christian