Gitarre klingt nach Einbau einer Knochenstegeinlage nicht

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Moderator: RB

tonidastier

Gitarre klingt nach Einbau einer Knochenstegeinlage nicht

Beitrag von tonidastier »

Hallo,

ich hoffe Ihr könnt mir bei der Ursachenfindung helfen. Ich habe in einem Repairshop die Stegeinlage meiner Gitarre durch eine aus Knochen ersetzen lassen. Ich hatte gehofft, dass der Klang sich dadurch verbessert, allerdings hat er sich deutlich verschlechtert und zwar in jeder Hinsicht: Der Sustain ist sehr kurz geworden. Bei einem Standard Picking Pattern klingen die Saiten nicht mehr nach, sondern der Ton stirbt schnell ab. Außerdem klingt die Gitarre nicht mehr warm und luftig, sondern steril und dumpf und man muss die Saiten sehr fest anzupfen. Desto tiefer die Saite, desto schlimmer ist es. Die tiefe E Saite hat vorher gesummt wie bei einer klassischen Hannika und jetzt hört sie sich fast "palm gemutet" an. Die Gitarre hat auch deutlich an Lautstärke verloren. Ich habe damit schon im fahrenden Zug einen halben Waggon für ne Stunde unterhalten, weil mich meine Bayernticket Mitfahrerinnen angebettelt haben und dem Applaus nach zu urteilen muss es der halbe Wagen noch vernünftig gehört haben. Das ist jetzt definitiv nicht mehr der Fall.

Der Einbau ging folgendermasen vonstatten, dass die Originale Einlage, die 5mm breit war durch eine deutlich schmalere ersetzt wurde. Um dies zu ermöglichen wurde dir Ausfräsung mit einem Holzstückchen zugeklebt und dann eine neue schmale Nut gefräßt, in die die neue Stegeinlage passt.

Der Shop liegt an einer vielbefahrenen Straße, und ich war in Eile, deshalb habe ich nur kurz die Intonation überprüft, die ja auch in Ordnung ist. Daheim angekommen habe ich die Gitarre dann gespielt und schon beim ersten Akkord habe ich mir gedacht, dass da was nicht stimmen kann. Nach 5 Minuten habe ich mit dem Spielen aufgehört absolut unmöglich mit der Gitarre vernünftig zu spielen.

Der Shopbesitzer hat mir angeboten, dass ich nochmal vorbeikomme und er sich das nochmal anschaut, und hat gemeint, dass die Arbeit einer seiner Mitarbeiter erledigt habe, nicht er selbst.

Ich wollte dennoch mal in die Runde fragen, ob Ihr ein paar Tips habt, woran es liegen könnte. Ich will ungern die Gitarre rampen lassen (wäre jetzt das einzige was mir einfällt, aber die Saitenlage wurde ja nicht niedriger gemacht) oder sonstige bautechnische Veränderungen machen lassen.

Gruß,

Andi
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Lass es halt wieder zurückbauen?
Ich versteh eh nicht, wieso man seine Gitarre modifiziert, wenn doch vorher alles in Ordnung ist.

Ich versteh auch nicht, wieso man die Breite einer Stegeinlage verändert.. wieso kann man die neue nicht vernünftig einpassen?
Da geht ja im schlimmsten Fall auch die Intonation flöten, was durchaus zu deinen genannten Problem führen kann.
Mit Holz zukleben... hab ich noch nie gehört, find ich auch ziemlich sinnfrei..

Ansonsten: könnten die vllt andere Saiten aufgezogen haben, die anders klingen?
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Was ist das denn für ein „Schuster“? Wieso passt er nicht die Kocheneinlage dem Schlitz an? Knocheneinlagen gibt es als Rohlinge zum einpassen.
Kann sogar sein, das die neue Einlage nicht locker genug im Schlitz sitzt, vielleicht eingeklemmt und berührt den Boden unten nicht. Sitzt quasi nur eingeklemmt und überträgt den Ton nur durch seitliche Mantelreibung…, Verschlimmbesserung!
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ja hätte ich nicht machen lassen sollen, im Nachhinein betrachtet. Der Gitarrenreparateur hat gemeint, dass schmale Einlagen besser sind und er diese deshalb standardmäßig einbaut, mit eben dieser Vorgehensweise. Werd ich wahrscheinlich auch wieder zurückbauen lassen.
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Wenn du da bist, frag ihn mal bitte nach dem Grund, wieso er meint, dass schmale Einlagen besser sind.
Würde mich ernsthaft interessieren. Hab da noch nicht wirklich drüber nachgedacht.
Auflagefläche der Saite ist ja relativ unabhängig davon, wie breit die Einlage unten ist. Wie sich die Breite auf die Schwingungsübertragung auswirkt.. ehrlich gesagt: keine Ahnung.
Wär auf jeden Fall mal interessant zu erfahren, was der Typ dazu sagt.
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clone
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Beitrag von clone »

Mal ab vom Sinn oder Unsinn der Umbaumaßnahme. Hast du einmal geprüft, ob sich die Saitenlage verändert hat? Falls die Saitenlage jetzt sehr niedrig ist, könnte das teils zu Effekten führen, die du beschreibst. Und schau mal die Stegeinlage selbst an. Sitz die richtig? Ist die vielleicht gebrochen oder hat einen Sprung oder Risse? Also alles einmal ganz in Ruhe anschauen. Auch die Halskrümmung und was es alles so gibt. Wirklich möglichst ruhig und locker, mit so einem Anflug von (verständlicher) leichter Panik übersieht man schnell Offensichtliches.. . . Glück auf! :wink:
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hallo Clone,

die Saitenlage ist identisch mit der davor. Die Saiten liegen nicht auf den höheren Bünden auf, wenn man niedrigere Bünde anspielt. Die Stegeinlage sitzt so, dass man sie leicht herausnehmen kann, aber auch nicht so locker, dass sie wackeln würde.
Ich finde aber, dass derjenige der diese Modifikation ja gegen Bezahlung vornimmt, dann auch selber schauen sollte, ob alles passt, bevor er die Gitarre wieder aushändigt.
Gruß,

Andi
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

sind die gleichen (also alten) Saiten drauf wie davor?
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ja, sind die gleichen Saiten.
Es war eine Höhenverstellbare "Vintage" Stegeinlage, die ja eigentlich schlecht für den Ton ist. Für einen Tonabnehmer Einbau muss man diese durch eine feste ersetzen, geht anders nicht. Aber da darf der Ton nicht dermaßen schlecht werden. Die Gitarre klingt jetzt ungefähr so wie meine Vollgesperrte 300€ Ibanez mit 3 Monate alten korrodierten Saiten drauf. Schon übel.
Aber natürlich ohne Probleme Rückgämgig zu machen.
Nur Kohle in den Sand gesetzt, allerdings selber Schuld daran! Hätt mir einfach nen schnell abmontierbaren Schallochabnehmer kaufen sollen.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

tonidastier hat geschrieben:...Hätt mir einfach nen schnell abmontierbaren Schallochabnehmer kaufen sollen.
Oder besser noch einen K&K Pure Western Mini für 100,- Euro!
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hallo Wolfgang:
Der K&K ist ja auch drinnen. Aber der Gitarrenbauer hat gemeint, dass man dafür eine feste schmale Stegeinlage braucht?
Ich glaube aber, dass er da recht hat.
Tja im Nachhinein weiß mans immer besser, wobei der Gitarrenbauer ja auch hätte sagen können, dass da evtl. Kompliationen auftreten können. Ich bin extra zu einem Profi gegangen, damit so was nicht passiert.
Soviel handwerkliche Fähigkeiten und Werkzeuge habe ich, um einen Transducer einzubauen, und mir eine unkompensierte Stegeinlage zu schnitzen. Weltuntergang ist es ja auch keiner. Einfach eingeklebes Stäbchen wieder raus, alte Stegeinlage reingeschraubt, fertig.
Gruß,
Andi
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

So einfach dürfte das nicht werden. Wenn die alte Stegnut ordentlich verfüllt ist (passgenaues Ebenhozstück flächig eingeklebt), kriegst Du die nicht wieder raus. Wenn da wirklich nur ein Stück Holz locker eingeklebt ist, dass man's leicht wieder rausbekommt, hat der Gitarrenbauer Bickbeeren-Kram gemacht, dann kann's auch nicht klingen. Der Umbau von alten höhenverstellbaren Stegeinlagen zu "normalen" Stegen ist durchaus gängig und in der Regel (wenn's ordentlich gemacht wird) kein Problem.
Poste doch mal ein Foto, wie's jetzt aussieht...
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hallo jay-cy.
Ja da wurde passgenau ein Stück Palisander? eingeklebt. Ich glaube aber ich habe die Ursache gefunden:
Die drei tiefen Saiten rasseln ganz leicht und zwar an der Stegeinlage. Ich habe mal den Winkel in der die Saiten aufliegen mit meiner Ibanez verglichen und ich glaube daran harperts.
Bei der E Saite ist der Ton noch 5 Sekunden schon weg und nur noch ein klein bischen Oberton für weitere 5 Sekunden. Wenn ich die Saite abklemme am 3. Bund wirds noch kürzer.
Könnte das die Ursache sein?
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Rasseln an der Stegeinlage? Kann ich mir jetzt klanglich schwer vorstellen. Könnten das evtl. die ballends sein, die da rasseln? Kann schon mal passieren, wenn Du die Saiten beim Einfädeln nach dem Einsetzen des Stegpins nicht bis zum Anschlag nach oben ziehst. Wenn die Saiten allerdings Spannung haben, sollte das nicht für ein geringeres sustain verantwortlich sein. Mach doch mal wie gesagt ein Foto...
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

tonidastier hat geschrieben: Die drei tiefen Saiten rasseln ganz leicht und zwar an der Stegeinlage. Ich habe mal den Winkel in der die Saiten aufliegen mit meiner Ibanez verglichen und ich glaube daran harperts.


Wie gross ist denn der Winkel ungefähr? 0 Grad wäre gerade, also kein Winkel.

Nochwas: wenn der Winkel jetzt deutlich kleiner ist als vorher UND es die alten Saiten sind, dann ist der alte Saitenknick etwas in den schwingenden Bereich gerückt.
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