Selbst eine Delle habe ich in ihre Leisten geschnitzt, ohne daß sie Anzeichen der Schwäche oder des Protestes gezeigt hat. Nicht ich muß leidensfähig für dieses Instrument, sondern das Instrument muß leidensfähig für mich sein.
Hier ein Bild:
Wie dem auch sei, der Grund für mein Schreiben heute ist folgendes:
Die nahm ich diese leidgeprüfte Wesen nun nach langer Zeit (bestimmt drei Monate) aus dem Koffer und dachte: Aha, dachte ich, haben meine Mißhandlungen, vor allem die Lackierung und das Schalloch doch den Klang verdorben. Sie klang irgendwie flach und spitz/schrill gleichzeitig. Aber nach dem gestrigen, dem zweiten Abend, sang sie wieder und summte wunderbar kräftig und laut, so wie ich mir das vorstelle.
Ich frage mich jetzt: Hat die Gitarre einen Tiefschlaf geführt und mußte durch einige Stunden Spielens wieder erweckt werden, oder habe ich mich unwillkürlich in meiner mikro-Justierung auf das Instrument eingestellt, um ihm dann erst mit Verzögerung durch Anpassung die amtlichen Klänge zu entlocken. Ein echtes Rätsel.