Massiv oder gesperrt

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Stephan F.
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Massiv oder gesperrt

Beitrag von Stephan F. »

Hallo miteinander

bin mir nicht ganz sicher, ob das Thema nicht schon behandelt wurde, habe aber nichts gefunden (wenn's doch der Fall war, bin ich dankbar für den Link): habe mir letzthin eine BSG gekauft J-10 mit massiver Zederndecke und Mahagony-Laminatboden. Jetzt bin ich verunsichert, ob ich da was verbockt habe und ob ich lieber eine Vollmassiv-Gitarre hätte kaufen sollen. Sind die Unterschiede zwischen massivem Boden und gesperrtem wirklich so gross?

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Besten Dank
Stephan
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Hallo Stephan,

also verbockt hast Du auf keinen Fall etwas.
Geniesse Deine Gitarre. Ich habe die BSGs mal bei den open strings angespielt und fand auch die mit Laminatboden und -zargen toll.

Im Allgemeinen gibt es m.E. schon Klangunterschiede, aber die sind nicht so gross
Gruss
Joachim :guitar1:

2006 - Kreul Nr. 29 - Tuja
2008 - Kreul Vollfichte Kreulevaro
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Treehugger
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Beitrag von Treehugger »

Hallo Stefan,

ich kann Joachim beipflichten.
Sicherlich gibt es Unterschiede.
Aber ich behaupte mal, dass selbst Profis nicht auf Anhieb hören können, ob eine Gitarre vollmassiv ist oder nicht.
Insbesondere die BSGs ohne 'F' - also die teilmassiven Gitarren - sind sehr hochwertig.
Leider sind diese im Vergleich zu den Vollmassiven aber auch nicht besonders günstig.
Es gibt viele Leute die legen großen Wert darauf, dass ihre Gitarre vollmasiv und aus bestimmten Hölzern einer bestimmten Güte und Herkunft ist.
Es gibt aber auch Leute, denen das egal ist und die sich eher vom Klang, der Bespielbarkeit und dem Geldbeutel leiten lassen (müssen).
Letzendlich ist es wichtig, dass du mit der Gitarre zufrieden bist.
"Vollmassiv" ist ein Qualitätsmerkmal, das sicherlich den Wiederverkaufwert hebt.
"Teilmassiv" kann aber auch Vorteile haben. Insbesondere im Live-Einsatz sind laminierte Gitarren beliebt,
weil sie unempfindlicher gegen Rückkopplungen sind und auch mal einen Stoß gegen die Zarge schadlos überstehen.
Wenn du bei mir in der Nähe wohnst, kannst du deine Gitarre gern direkt mit meiner vergleichen, da ich die "vollmassive" J10 F habe.
Cheers,

Treehugger

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Admin
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Beitrag von Admin »

Wesentlich ist die Decke. Die macht wohl überwiegend den Ton des Instruments. Ich komme mit der alten Geschichte des Gitarrenbauers Torres aus Spanien, der in den 1850er Jahren die klassische Gitarre erstmals so baute, wie sie heute noch hergestellt wird. Er hat einmal eine Gitarre unter Anendung seiner ganzen Handwerkskunst gebaut, die Zargen und den Boden aber aus Pappmaché. Er wollte damit deutlich machen, in welchem Maße die Decke ausschlaggebend für den Ton einer Gitarre ist.

Aus José L. Romanillos, "Antonio de Torres" - "Ein Gitarrenbauer - Sein Leben und Werk" - Bochinsky 1990:
Für Zargen und Böden benutzte Torres hauptsächlich Zypresse, Palisander und Ahorn, manchmal auch Mahagoni, Walnuß, Kirsche oder Johannisbrotbaumholz. Er war davon überzeugt, daß die Auswahl des Holzes für den Klangkörper (Boden und Zargen) für den Klang der Gitarre nahezu egal ist. Dies demonstrierte er durch den Bau einer Gitarre mit Pappmacheekorpus, die eine "große Klangfülle"xii besaß. Man muß also davon ausgehen, daß er das Holz eher aus ästhetischen Gründen auswählte.
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Haegar
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Beitrag von Haegar »

Also mir fallen da noch zwei weitere Punkte ein:

* Die Frage ist ja auch die weitere Verarbeitung. Was bringt mir "massiv", wenn dann die ganze Gitarre mit Kunststoff eher verspachtelt ist :twisted: (=Dicke und Art des Lacks) , als gut lackiert, z. B. hauchduenn Nitrolack.

* Auch die Frage des "nicht-massiv" ist sicher wichtig. Da gibt es Welten zwischen "Pressspan" und Mehrschicht-Laminat, die sich sicher auch auswirken.


Btw. ich habe eine Seagull S6+ GT, bei der die Zargen und der Boden auch aus Laminat sind, bin aber immer noch von deren Klang beeindruckt und das nicht nur ich allein.
ciao

Thorsten
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, da bin ich einfacher dran mit meiner Musima.
Ich weiß es nämlich nicht, was außer der Decke massiv ist.
Es gibt keine Herstellerinfos mehr, keiner hat so eine auch...
Da kann ich mich eigentlich nur auf's Gehör verlassen ?
V.H.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

V.H. hat geschrieben:Hallo, da bin ich einfacher dran mit meiner Musima.
Ich weiß es nämlich nicht, was außer der Decke massiv ist.
Es gibt keine Herstellerinfos mehr, keiner hat so eine auch...
Da kann ich mich eigentlich nur auf's Gehör verlassen ?
V.H.
Och, ich denke, dass man mit einer kleinen Säge dem Geheimnis schon irgendwie auf die Spur kommen kann... :twisted:
* * * * * * * * * * * * * * *

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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, da wird nichts gesägt !
Ich habe mich fasst eingep....als ich das Loch für die Buchse gebohrt habe.
Nun wird gar nicht mal mehr Irgendwas geändert. Das ist gut so.
V.H.
jo
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Beitrag von jo »

V.H. hat geschrieben:Hallo, da wird nichts gesägt !
Ich habe mich fasst eingep....als ich das Loch für die Buchse gebohrt habe.
Nun wird gar nicht mal mehr Irgendwas geändert. Das ist gut so.
V.H.
Wenn Du die Buchse wieder raus nimmst, kannst Du mit der Lupe ganz gut sehen, ob die Zargen massiv sind. Boden ist natürlich schwieriger .)
mass
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Beitrag von mass »

moin,
an diese stelle: teilmassiv-vollmassiv würde mich die aussage eines fachmannes sehr interessieren!

ich denke wie bereits mehrfach erwähnt würde, daß die decke(u.a) das entscheidende ist.
ich denke aber auch das verschiedene laminattverfahren, schichtungen gibt. also dann kann man resultieren, das ein laminatt palisander nicht gleich laminattpalisandar ist. oder liege ich da falsch?

ich weiß z.B von Yairi das sie hauptsächlich "teilmassiv" bauen. aus überzeugung! das laminattverfahren wurde von K.Yairi patentiert usw.
und die klingen sehr gut.
neulich habe ich so n lütten ragtime modell, yairi mit zeder- ovangol! für knappe 1100,- gesehen. sehr geil und eigen. da habe ich mich dabei trotzdem erwischt; 1100,- für teilmassiv?
teilmassiv-vollmassiv wahrscheinlich ist das eher so ne art pyschologische knackpunkt. als soundspezifische.....
keine ahnung, was war zur erst das ei od. das huhn.......
gruß
mass
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Admin
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Beitrag von Admin »

Ich glaube an das, was Torres meinte. So wird beispielsweise ein großes Tamtam um Rio-Palisander gemacht. Unter den besten Gitarren, die ich ausprobieren durfte, sind solche mit Rip-Palisander zwar überrepräsentiert (ungefähr ein Drittel, würde ich schätzen), das liegt aber daran, daß diese ohnehin schon guten Instrumente vom Erbauer dadurch "geadelt" wurden, daß man dieses Material für den Korpus verwandte. Ich bin überzeugt davon, daß dieselben Gitarre mit einem Korpus aus indischem Palisander nicht anders geklungen hätten. Leute, die viel Geld für Gitarren ausgeben wollen, glauben möglicherweise daran, daß sie sich mit dem Rio-Palisander das letzte Quentchen Klangqualität erkaufen, das man einem solchen Konglomerat aus Holz und Draht entlocken kann. Ich glaube nicht recht daran.

Allerdings bilde ich mir ein, daß die vollmassiven Gitarren im Allgemeinen einen kleinen Vorteil in Lebendigkeit und Dynamik gegenüber den teilmassiven haben. Allerdings liegt diese Wahrnehmung im Grenzbereich zur Einbildung, das muß ich selbstkritisch einräumen.

Ganz wesentlich scheinen mir die Bauform, die Decke, deren Beleistung und die Lackierung.
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Treehugger
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Beitrag von Treehugger »

Admin hat geschrieben: ... So wird beispielsweise ein großes Tamtam um Rio-Palisander gemacht. ...
Ganz wesentlich scheinen mir die Bauform, die Decke, deren Beleistung und die Lackierung.
Admin, das sehe ich auch so.

Was du noch vergessen hast -gerade aktuell - die Saiten.
Und noch wesentlicher ... die spielerischen Fähigkeiten :!:
Es gibt also genug kostengünstige Ansätze, die den Klang einer Gitarre wesentlich(er) beeinflussen ;-)
Cheers,

Treehugger

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mass
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Beitrag von mass »

man darf nicht vergessen, daß Rio n mythos umgibt.(evtl. sogar klangmäßig ist?).nach meine info soll z.B rio vorallem in Bässen anders als indischem rüber kommen!
alles was nicht ganz legal ist, ist begehrter, teurer usw. usf.

nächste woche hole ich nach genaralüberholung vollmassives mit rio ab. und kann erstmal in ruhe hören.leider gehört sie nicht mir :cry:

mass
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Genaugenomen ist jedes massive Stück Holz ein (natürliches) Laminat bzw. "Verbundwerkstoff". Es besteht aus Harz und Fasern, die Holzhärte und Gewicht bestimmt sich im Grossen und Ganzen aus dem Verhältnis dieser beiden Werkstoffe.
Unterschied zu Sperrholz besteht, ausser der Härte des verwendeten Klebers, darin dass im Sperrholz die Fasern der Schichten senkrecht zueinander verlaufen. Das ist für die Musik schlecht.
Aber man kann auch anders laminieren, man kann die dünnen Schichten auch parallelfaserig verleimen, oder, im Instrumentenbau nicht selten, nur mit einem kleinen Winkel zueinander "sperren".
Weiters ist ein Unterschied ob man weiches Billigholz (Pappel, Linde etc.) als Kern lediglich mit Furnier optisch aufpeppt oder ob man 3-4 Schichten Palisander mit gutem Leim und mit hohem Druck "winkelgerecht" verleimt.
Es gibt sehr viele sehr sehr gute "gesperrte" Instrumente, z.B. alle die legendären "Selmer-Maccaferri" Django-Gitarren.

Eine gute laminierte Gitarre klingt sicherlich besser als eine mittelmässige vollmassive (ich klammere die Decke mal bedingt aus, aber auch da gibt es Beispiele).
Vorteil beim Laminieren ist dass man Decke, Boden und Zargen dünner machen kann als man es mit Massivholz durchschnittlicher Qualität könnte.
Nur mit sehr hoher Massivholz-Qualität kann man auch die Holzstärken reduzieren, und das ist - siehe Torres - weitaus wichtiger für den Klang. (Torres hatte Deckenstärken von teilweise 0,4 mm !!)

Fazit: Es ist ein Riesenunterschied zwischen einer Sperrholz-Klampfe und einer guten teilmassiven à la Yairi :wink:

Gruss, H-bone
mass
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Beitrag von mass »

moin moin,

nach der aussage kann ich ja meine babes sehr sehr beruhigt in die hand nehmen.
letzte zeit spielte ich mit dem gedanken eine vollmassive zuzulegen.

bei 8 gitarren(keine vollmassive,darunter 3- yairis) hatte es mich letzte zeit bißchen gewürmt, keine vollmassiven zu haben. :roll:
also hat sich erstmal mit dem dollen Vollmasiven erledigt.
thanks
mass
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