Riss in der Decke

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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hoggabogges
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Riss in der Decke

Beitrag von hoggabogges »

So, jetzt hab ich in meiner 12er Blazer einen Riss unterhalb vom Steg, ca. 10 cm lang.
Vor etwa einem Jahr hatte ich schon mal einen, direkt in der Mitte, wo die Decke ja bookmatched zusammengefügt ist. Nun 5 cm unterhalb.
War damals beim Doc, der hat die Decke querverleimt an der Bruchstelle und Leim reinlaufen lassen, war okee.
Nun der Neue! :(
Liegt das evtl. an zu trockener Raumluft (alle anderen Klampfen sind okee) oder wurde die Decke(Fichte)zu schnell 'verarbeitungsfähig' gemacht. Oder was meint Ihr?
Tut einem weh, sowas entdecken zu müssen... könnt schreien
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FMH-Musikhandel
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Beitrag von FMH-Musikhandel »

Hallo,

so etwas ist wirklich super ärgerlich!!

Deine Vermutung könnte stimmen!! Die trockene Raumluft setzt den Gitarren sehr zu. Der einen mehr, der anderen weniger; je nach Alter des Holzes und Art der Lackierung.

Ich empfehle meinen Kunden immer die Luftfeuchtigkeit, gerade im Winter zu kontrollieren. Sehr gut sind Haar-Hygrometer. Sehr günstig zu bekommen bei: www.wettershop.de. Sehr schnell sind es nur noch knapp 30 %; es sollten jedoch 40-45 % sein. Das hält auf Dauer fast keine Gitarre aus!

Nun hilft nur noch der Gang zum Gitarrenbauer!

Kopf hoch!
Gruß

Frank Herrmann
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pegahorn
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Beitrag von pegahorn »

@Frank Hermann
ich hab das mit der Luftfeuchtigkeit oft belächelt, ein Bekannter hat mir vor Monaten sowas eingbaut, wie das funktioniert weiß ich nicht, wie ein lautloser Springbrunnen. Komischerweise bleibt die Stimmung bei meinen Nylons recht stabil, doch die E-Gitarren-Saiten sind nicht so recht einverstanden mit dem Klima. Laut Hygrometer bin ich immer so bei 60-65 Prozent Luftfeuchtigkeit, wohl zuviel?

Gruß Richard
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Fatzenkicker
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Beitrag von Fatzenkicker »

Ich tippe auch auf Trockenheit. Dazu kann noch kommen, dass beim Bau nicht so streng auf die Trockenheit des Holzes geachtet wird. Viele Firmen und Gitarrenbauer bauen heutzutage bei einer kontrollierten Luftfeuchtigkeit, die ziemlich weit unten ist, so um die 40-45 %. Dann halten die Gitarren auch trockene Luft besser aus. Wenn die aber bei 50 % oder 60 % relative Luftfeuchtigkeit bauen und das Holz auch nicht klimatisiert lagern, kann bei Unterschreiten einer gewissen Grenz so eine starke Spannung auftreten (durch Schrumpfung), dass es Risse gibt.

Wenn es richtig repariert wird, sollte es aber nichts ausmachen. Ich habe mal gelesen (ich habe nur angelesenes Bücherwissen zu dem Thema) dass die korrektr Reparatur bei solchen Schäden darin besteht, einen Holzspan einzusetzen, um das durch Schrumpfen verlorene Matarial auszugleichen.
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Beitrag von FMH-Musikhandel »

Hallo Richard,

60-65 % sind eindeutig zu viel!

Martin Seeliger von Lakewood schreibt dazu:

Sommer

Obwohl wir ausschließlich getrocknete und abgelagerte Tonhölzer in speziell klimatisierter Umgebung verarbeiten, dauert es noch bis zu einem Jahr nach der Erstellung des Instruments, bis sich alle Leimfugen, Wölbungen und Flächen stabilisiert haben.

Unsere Gitarren sind in kritischen Bereichen (Körperbau, Halsanfertigung) unter klimatischen Bedingungen von 20° Grad Celsius und 38-44% relativer Luftfeuchtigkeit entstanden. Andere Bereiche sind nicht weiter klimatisiert, weil sich unsere Instrumente auch schon vor dem Verlassen der Werkstatt an wechselnde Bedingungen gewöhnen müssen.

Wenn allerdings besonders in den Sommermonaten die relative Luftfeuchtigkeit über 60% steigt, nehmen die Hölzer der Gitarre Feuchtigkeit auf. Dies beruht auf einer natürlichen Eigenschaft des Materials "Holz" und hat nichts mit mangelnder Vorsorge in der Herstellung des Instruments zu tun.

Je nach Feuchtigkeit werden folgende Symptome mehr oder weniger auftreten:

Decke und Boden verstärken ihre bereits vorhandene Wölbung. Bei sehr starker Feuchtigkeitszufuhr kann es sein, daß sich der Oberklotz der Gitarre, in dem der Hals befestigt ist, auf dem Boden des Instruments "abzeichnet". Dieser Oberklotz ist auf einer großen Fläche mit dem Boden verleimt und kann der unnatürlichen Überwölbung des Bodens nicht folgen.
Leimfugen an Rändern und Einlegearbeiten werden geringfügig sichtbar und manchmal auch fühlbar. Dies hat mit dem Zusammentreffen von unterschiedlich auf Feuchtigkeit reagierenden Materialien zu tun.
Die Saitenlage kann sich erhöhen. Dies hat damit zu tun, daß sich durch Auswölbung von Decke und Boden die Geometrie des Gitarrenkörpers verändert und der Hals zwischen Kopf und Ansatz am Körper einen konkaven Verlauf nimmt. Außerdem kann extreme Feuchtigkeit (70% rel. und mehr) dazu führen, daß sich die Bundstäbchen lösen und ihre Funktion als stabilisierendes Moment im Gitarrengriffbrett verloren geht.
Die Lackoberfläche kann bei starker Feuchtigkeit Folgeschäden der Veränderung des Holzes zeigen. So ist es möglich, daß der Lack in die Poren des Holzes nachsinkt und die Lackoberfläche kosmetische Beeinträchtigungen erhält.
Der Klang Ihrer Gitarre wird bei zunehmender Feuchtigkeit matt und leise.

Wenn Ihre Gitarre einige der beschriebenen symptome aufweist, so raten wir Ihnen dringend Ihre Umgebung mit einem Luftfeuchte-Meßinstrument zu kontrollieren und Abhilfe zu schaffen. Überzeichnete Wölbungen von Decke und Boden bilden sich zwar in aller Regel wieder zurück und auch der Klang wieder wieder so sein, wie sie ihn gewöhnt waren. Dennoch kann zu hohe Feuchtigkeit dauerhafte Schäden hervorrufen. Diese Schäden sind nicht durch unsere 10-jährige Gewährleistung abgedeckt.

Was können Sie also tun, um es Ihrem Instrument gut gehen zu lassen?

Bewahren Sie Ihre Gitarre nie in einem dunklen und feuchten Keller auf. Auch im Koffer ist die Gitarre dort nicht geschützt, weil sich im Kofferinnern ein feuchtes Mikroklima aufbauen kann.
Benutzen Sie Ihren Koffer nur für Transportzwecke. Stellen Sie Ihre Gitarre in einen Gitarrenständer; achten Sie aber darauf, daß der Standort nicht nahe einer Wärmequelle oder im direkten Sonnenlicht ist.
Vergessen Sie Ihre Gitarren nicht im Kofferraum Ihres Autos. Dort kann sich das Instrument bei Sonneneinstrahlung im Koffer extrem erhitzen. Starke Erwärmung führt zum Lösen der Leimverbindungen an Körper und Hals. Dies kann die Spielbarkeit und Geometrie des Instruments nachhaltig schädigen. Durch starke Hitze hervorgerufene Schäden sind nicht durch die Gewährleistung abgesichert.

Winter

In den Wintermonaten kann es zu einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 35% kommen. Die dadurch hervorgerufenen Trockenschäden können erheblich sein und Ihr Instrument stark beeinträchtigen. Je nach dem Grad der Trockenheit können folgende Symptome auftreten:

Die Wölbung von Decke und Boden wird geringer und kann im Extremfall flach oder sogar konkav werden. Diese Mißbildungen gehen bei Aufbewahrung in normaler Feuchtigkeit von 50-60% innerhalb einiger Tage wieder zurück.
Die Lackierung wird durch dieses Trockenvorgang beeinflusst und erscheint unebener. Wenn diese Erscheinung andauert, kann sie bei einer hochglanzpolierten Lackoberfläche durch neuerliches Schleifen und Polieren beseitigt werden.
Die Leimfugen zwischen Hölzern und Einlegearbeiten werden sichtbar und fühlbar. Auch nach Beendigung der Trockenphase bleiben diese Erschenungen, gefährden jedoch nicht Klang oder Stabilität der Gitarre.
Das Griffbrett schrumpft und die Enden des Griffbretts stehen scharfkantig heraus. Dadurch biegt sich der Hals konvex und verursacht ein Schnarren der Saiten in den ersten 4-6 Lagen der Gitarre. Bei zunehmender Feuchtigkeit begradigt sich der Hals in der Regel oder kann mit Hilfe des Halsstabes nachgestellt werden. Die Überstände der Bundstäbchen können von einem Fachmann entfernt werden.
Der Steg der Gitarre oder ein Teil der Beleistung von Decke und Boden kann sich bei starker Trockenheit lösen, da z.B. Wuchsrichtung von Gitarrensteg und Decke gegensätzlich sind und auch ihre Schwundmaße so voneinander differieren.
Risse an Decke oder Boden können entstehen. Diese Schäden haben kostspielige Konsequenzen, da neben den Leimarbeiten in aller Regel auch Arbeiten an der Lackoberfläche notwendig werden. Bei einer fachgerechten Ausführung der Reparatur ist aber nicht mit einem Klangverlust des Instruments zu rechnen.


Also, schon sehr wichtig ein Auge darauf zu haben....oder auch Beide!!!
Gruß

Frank Herrmann
kawe
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Beitrag von kawe »

Also, wenn ich das so lese, wie's sein sollte und wie's bei mir zu Hause ist, scheinen meine Gitarren und ich ein Leben wie Kakteen zu führen (mein Hygrometer ist inzwischen schon verdurstet). Glücklicherweise hats mir noch keine übel genommen! Die Martin hab ich ja immerhin schon seit 10 Jahren.

@Richard
Bei den Bedingungen musst du aufpassen, dass deine Gitarren keine Wurzeln schlagen!!! :wink:
Gruß
KlausW
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pegahorn
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Beitrag von pegahorn »

danke dir für dein ausführliches Statement,

ich nehm sogenannte Kleinigkeiten sehr ernst. Hab mich erst vor kurzem mit einem renomierten Gitarrenbauer hier in Frankfurt (Sachsenhausen)unterhalten, der hatte noch g a n z andere Kriterien aufgeführt. Wenn alles gut geht und ich meine notorische Faulheit überwinden kann, werd ich demnächst mal ein Praktikum bei ihm absolvieren

Gruß Richard
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pegahorn
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Beitrag von pegahorn »

Bei den Bedingungen musst du aufpassen, dass deine Gitarren keine Wurzeln schlagen!!!


aber Gras wächst hervorragend
(hoffentlich hat das jetzt kein MOD in den falschen hals bekommen :twisted:

Gruß Richard
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kawe
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Beitrag von kawe »

pegahorn hat geschrieben:(hoffentlich hat das jetzt kein MOD in den falschen hals bekommen :twisted:
Glaub ich nicht!

Bild
Gruß
KlausW
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Ich weiß ned, wieso mir gerade Dein Stück "Auch der Bass ist eine Gitarre" in den Sinn kommt. :wink:
Abgesehen davon gefällt mir das Stück sehr gut...stimmungsvoll und sehr harmonisch.

Stefan
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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe in meiner Jugend gerne Salat gegessen, gemeinsam mit ein paar Freunden. Es gab aber Salate, die haben mich so satt und träge gemacht, daß es mir anschließend außerordentlich schwer gefallen ist, meine 12-saitige zu stimmen.
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Da waren aber auch Salate dabei, die das Stimmen irgendwie leichter machten :wink:
Gruss
Joachim :guitar1:

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hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo !

Zur Luftfeuchtigkeit: Mir ist meine M32CP in ihrem ersten Winter vertrocknet. Sie stand in unserem Uebungsraum im Koffer dort laufen auch irgenwelche Heizung- und Klimarohre durch. Der Effekt; die Bundstaebchen kamen an der Seite aus dem Hals raus. Das hat man direkt fuehlen und sehen koennen. Seit dem haben alle meine Gitarren den Humidifier von Planet Waves im Koffer zusammen mit dem Messgeraet. Damit versuche ich eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 50 % hinzubekommen.

PS: Die Bundstaebchen sind komplett zurueck 'gewandert' und Martin konnte keine Nachwirkungen feststellen.
BR

Dirk

Lakewood M54-CP (2004), Ricardo Sanchis Caprio 2F-05
Waufel
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Beitrag von Waufel »

Moin die Herrschaften,

mein Beitrag zum Thema Luftfeuchtigkeit zum besseren Verständnis:

Die niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter resultiert nur zu einem geringen Teil aus unser aller geliebter Heizung. Vielmehr dadurch, dass die wenigen Niederschläge im Winter (trockenste Jahreszeit, die wenigsten Niederschläge im Dez/Jan.) aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht verdunsten. Dagegen im Sommer (feuchteste Jahreszeit, die meisten Niederschläge July/Aug) sehr schnell und somit die Luftfeuchtigkeit erhöhen.

Gruß Waufel
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RB
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Beitrag von RB »

Hinzu kommt, daß die "relative" Luftfeuchtigkeit im Verhältnis zur Temperatur steht. Selbst wenn die Luftfeuchtigkeit außen bei 0 grad meinetwegen 50 % beträgt, sinkt sie ab, wenn die Temperatur ohne Veränderung der Wassermenge erhöht wird.
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