Ein Besuch bei Meigel Guitars

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Benutzeravatar
mec
Beiträge: 77
Registriert: Sa Feb 18, 2017 10:18 pm
Wohnort: Metzingen

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von mec »

Vielleicht sollten wir wirklich anfangen umzudenken und vor der Optik die ökologisch saubere Herkunft des Holzes beachten. Man kann aus Ahorn oder Rüster sehr schöne gut klingende Instrumente bauen mit dem Riesenvorteil, dass von beidem reichlich da ist. Bei Obsthölzern weiß ich nicht, wieviel für den Gitarrenbau brauchbares Holz zu haben ist. Taylor hat mal eine Gitarre aus einer alten Palette und Yamaha eine aus Bambus gemacht, Martin mal ein paar mit einer Lärchendecke, die keiner kaufen wollte. Wir sind schon sehr konservativ.
Außerdem, wieviel sehen wir und unser Publikum vom Korpus unserer Gitarren, wenn wir spielen?

Schöne sonnige Grüße vom Albrand
Martin
---
Viele Grüße
Martin
---
Eastman E1-OM
Recording King RP1-626c
Sheeran S1
Lakewood M-18
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

Tonsen hat geschrieben:looks like "The German Koa", to me..........................

Und klingt bestimmt auch so :bop: :guitar1: :bop:
Soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber ich war überrascht wie bunt das Holz teilweise ist.
Klang? Mal hören -so in 15 Monaten- Aber ich bin mir sicher, dass es funktioniert.
LaFaro hat geschrieben:Wie schwer ist das denn im Vergleich z.B. zu Palisander?
Holzdatenbank: Rohdichte
Ulme/Rüster 500-850 KG/Kubikmeter
Das variiert sehr stark nach Spezies wie auch beim Palisander
Ostinder: 700-850 KG/Kubikmeter
Honduras:1000-1150 KG/Kubikmeter
Das Zeug, was ich hier habe liegt hochhebegeschätzt :aua: bei Sapeli bis leichter Ostinder
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

mec hat geschrieben:Vielleicht sollten wir wirklich anfangen umzudenken und vor der Optik die ökologisch saubere Herkunft des Holzes beachten. Man kann aus Ahorn oder Rüster sehr schöne gut klingende Instrumente bauen mit dem Riesenvorteil, dass von beidem reichlich da ist. Bei Obsthölzern weiß ich nicht, wieviel für den Gitarrenbau brauchbares Holz zu haben ist. Taylor hat mal eine Gitarre aus einer alten Palette und Yamaha eine aus Bambus gemacht, Martin mal ein paar mit einer Lärchendecke, die keiner kaufen wollte. Wir sind schon sehr konservativ.
Außerdem, wieviel sehen wir und unser Publikum vom Korpus unserer Gitarren, wenn wir spielen?

Schöne sonnige Grüße vom Albrand
Martin
Grade Ulme ist ein schönes Beispiel. Mit "Gitarre aus heimischen Hölzer" ist da nix mehr.
Eigentlich alle europäischen Ulmenarten sind gefährdet bis stark gefährdet.
https://blag-fgr.genres.de/fileadmin/SI ... /ulmen.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;
Auch da muss man dann auf Importholz zurückgreifen, viel aus Amerika. Und was die derzeitige Regierung im Allgemeinen und von nachhaltiger Forstwirtschaft im Speziellen halten.................Jede Sache hat min. zwei Seiten.
Hast du denn schon eine Gitarre aus Ulme beurteilen können? Wäre mal interessant zu wissen, was auf mich zukommt.
Schönen Sonntag
Chrischan
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
Newbie
Beiträge: 752
Registriert: Mo Mär 25, 2013 5:40 pm

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Newbie »

Gitarrenmacher hat geschrieben: Holzdatenbank: Rohdichte
Ulme/Rüster 500-850 KG/Kubikmeter
Das variiert sehr stark nach Spezies wie auch beim Palisander
Ostinder: 700-850 KG/Kubikmeter
Honduras:1000-1150 KG/Kubikmeter
Das Zeug, was ich hier habe liegt hochhebegeschätzt :aua: bei Sapeli bis leichter Ostinder
Ich könnte ja googeln, aber bin zu faul ... wie schwer ist denn bitte Cocobolo? Ich hab schon verstanden, hochallergen, aber gute Zupfer wie Eric Skye oder John Mayer schwören auf das Zeug für kleinere Korpi, scheinbar wegen der Projektion?
"Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen" I. Strawinsky
Benutzeravatar
mec
Beiträge: 77
Registriert: Sa Feb 18, 2017 10:18 pm
Wohnort: Metzingen

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von mec »

An Gitarrenmacher: Dass Ulme ein problematisches Holz ist, war mir bisher gar nicht bewusst. Habe immer gedacht, dass die Bestände sehr reichlich wären. Tja, schade. Wie ist das aber mit anderen Waldhölzern, Ahorn, Buche, Eiche, Esche, die gibts doch reichlich? Jetzt mal die Optik außen vor gelassen.

Grüße vom Waldrand
Martin
---
Viele Grüße
Martin
---
Eastman E1-OM
Recording King RP1-626c
Sheeran S1
Lakewood M-18
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

mec hat geschrieben:An Gitarrenmacher: Dass Ulme ein problematisches Holz ist, war mir bisher gar nicht bewusst. Habe immer gedacht, dass die Bestände sehr reichlich wären. Tja, schade. Wie ist das aber mit anderen Waldhölzern, Ahorn, Buche, Eiche, Esche, die gibts doch reichlich? Jetzt mal die Optik außen vor gelassen.

Grüße vom Waldrand
Martin
Ahorn ist eingeführt und anerkannt, und ökologisch einigermaßen unproblematisch. Viel kommt aus Bosnien. Vor einigen Jahren gab es Berichte über Holzklau aus Naturschutzgebieten.
Buche wurde früher gerne für Hälse bei billigen Instrumenten genommen. Taugt aus meiner Erfahrung nicht, habe schon viele alte Jazz-Gitarren gesehen, bei denen der Hals unrettbar krumm war.
Eine Eichengitarre habe ich schon gespielt. Nicht übel, aber mir war der Tonumfang zu gering, was natürlich auch der Deckenkonstruktion geschuldet sein kann. Ich habe mir mal ein schönes Brett Roteiche aufgesägt und auf Bodenstärke geschliffen. Ich denke das ginge ganz gut. Martin hat schon Silbereiche angeboten. War ein Flop.
Mit Esche experimentieren gerade einige. Warum nicht.
Walnuss, Kirsche, Birnbaum etc. Alles geeignet. Und nebenbei ist Ulme nicht problematisch, das meiste Rüster wird eh importiert und ist in den Herkunftsländern in großen Mengen zu haben.

Meine ganz persönliche Meinung zu Tropenholz
Ich baue ein nachhaltiges Produkt aus edlen Materialien, gehe sorgsam damit um, und bediene keinen Massenmarkt. Das ist für mich o.K.
Kaum jemand wird sich gedanken Machen, ob das Gold für den Ehering oder die Zahnkrone aus "zertifiziertem Anbau" ,einer afrikanischen Sklavenmine oder aus "Armutsminen" in Südamerika mit entsprechender Quecksilberverschmutzung kommt. Bei dem Grabstein aus indischem Granit, der am Ende viele deutsche Gräber ziert, stellt sich die ökologische Frage aus Pietätsgründen schon gar nicht.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

Newbie hat geschrieben:
Ich könnte ja googeln, aber bin zu faul ... wie schwer ist denn bitte Cocobolo? Ich hab schon verstanden, hochallergen, aber gute Zupfer wie Eric Skye oder John Mayer schwören auf das Zeug für kleinere Korpi, scheinbar wegen der Projektion?
Cocobolo ist im mittel wohl etwas schwerer als Ostinder. Aber man findet bestimmt leichtes Coco, welches weniger wiegt als schwerer Ostinder.
Ich stelle hier die steile These auf, dass ein Teil des tollen Erscheinungsbildes von retusa zur Klangentfaltung beiträgt. :mrgreen:
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
rwe
Beiträge: 2334
Registriert: Mi Mai 30, 2007 6:04 pm

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von rwe »

LaFaro hat geschrieben:Ich habe gerade Rüster in verschiedenen Färbungen bekommen. Für einen Kleiderschrank eindeutig zu Bunt.
Hmm, die ganze Schrankeinrichtung meiner Eltern war Rüster... Man gewöhnt sich dran, sonst möchte doch auch "alle Welt" spektakulär gemustertes Korpusholz;-)
Jorma55
Beiträge: 1351
Registriert: Sa Mär 16, 2013 2:07 pm

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Jorma55 »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Newbie hat geschrieben:
Ich könnte ja googeln, aber bin zu faul ... wie schwer ist denn bitte Cocobolo? Ich hab schon verstanden, hochallergen, aber gute Zupfer wie Eric Skye oder John Mayer schwören auf das Zeug für kleinere Korpi, scheinbar wegen der Projektion?
Cocobolo ist im mittel wohl etwas schwerer als Ostinder. Aber man findet bestimmt leichtes Coco, welches weniger wiegt als schwerer Ostinder.
Ich stelle hier die steile These auf, dass ein Teil des tollen Erscheinungsbildes von retusa zur Klangentfaltung beiträgt. :mrgreen:
Zur Santa Cruz Eric Skye kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen, aber die Martin 00-42 sc John Mayer hat ein Klangvolumen, wie ich es bei einer derart kleinen Gitarre nicht für möglich gehalten hätte. Einfach unfassbar. Ob das mit dem Cocobolo zusammenhängt kann ich nicht beurteilen, wage ich auch eher zu bezweifeln, aber das Erscheinungsbild von Cocobolo ist in meinen Augen kaum zu toppen.

Michael
If my thought dreams could be seen,they'd probably put my head in a guillotine
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

rwe hat geschrieben:
Hmm, die ganze Schrankeinrichtung meiner Eltern war Rüster... Man gewöhnt sich dran, sonst möchte doch auch "alle Welt" spektakulär gemustertes Korpusholz;-)
Update zur Rüster.
Ich habe ein paar Sets zur Instrumentenbauschule in Klingental geschickt.
Der Kollege Torsten Preuß hat dort eine Lehrtätigkeit. http://www.preussguitars.de" onclick="window.open(this.href);return false;
Es wurde bereits eine Flamencogitarre aus dem Holz gebaut, die sehr gut funtionieren soll.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20049
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von RB »

Das Ulmensterben ist regional begrenzt und wohl die Folge einer Infektion, wenn ich mich nicht irre. In Skandinavien einschließlich Dänemark scheint es das nicht gegeben zu haben.
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Das Ulmensterben ist regional begrenzt und wohl die Folge einer Infektion, wenn ich mich nicht irre. In Skandinavien einschließlich Dänemark scheint es das nicht gegeben zu haben.
Nach Informationen unseres Ex Mieters, Dipl. Forstwirt, breitet sich das Ulmensterben langsam aus
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20049
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von RB »

Das ist ein Drama. Die Ulme begleitete die Völker mindestens der Jungsteinzeit als Bogenholz.
Benutzeravatar
Doradndandler
Beiträge: 111
Registriert: Di Jun 28, 2011 2:41 pm
Wohnort: Bad Heilbrunn

Re: Ein Besuch bei Meigel Guitars

Beitrag von Doradndandler »

Ich habe vor meinem Urlaub mein Gitarre für eine teilweise Neubundierung zu Stefan gebracht (der ist übrigens umgezogen nach Obersteinbach, einen Ortsteil von Bad Heilbrunn ) , und werde, wenn ich die abhole, eine Bestellung mit ihm besprechen: nach einer vorläufigen Beratung seinerseits bezüglich Bauform läuft das auf eine Roundshoulder-Dread mit Hals-Korpusübergang am 12. Bund für ordentlich Wumms bei unseren Unplugged - Session 'raus, mit Slotted Headstock, finde ich optisch einfach schön.
Fichtendecke, und über das Holz für Boden und Zargen muss ich noch mit ihm reden. Das ganze eher klassisch schlicht, ohne Bling - Bling, den ich eh nicht mag (und das ganze unnötig verteuert :whistler: )
Schlechtes Sehen trennt von den Dingen, schlechtes Hören trennt von den Menschen
(nach Immanuel Kant)

Gruss Andreas
Antworten