Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

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DanielK
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von DanielK »

H-bone hat geschrieben:
DanielK hat geschrieben:Was genau wurde denn bei der Klangoptimierung gemacht?
Ich bearbeite die meist industriell uniforme Deckenbeleistung an den entsprechenden Stellen mit einem kleinen konvexen Geigenbauerhobel - solange bis der Klang stimmt. Spänchen - Klopfen -Spänchen - Klopfen usw.

Das wird alles durch's Schalloch gemacht.

Gruss, Martin

http://www.deerbridge-guitars.de/klang.php
Vielen Dank, Martin, für die Info! Das klingt sehr interessant. Ich hätte hier zuhause zwei Kandidatinnen stehen, für die eine solche Optimierung Sinn machen könnte, das lasse ich mir mal durch den Kopf gehen...

Viele Grüsse
Daniel
"We learned more from a three minute record, baby, than we ever learned in school."
- Bruce Springsteen
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Gitarrenspieler
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich hab ja Bedenken das sich dann leichter der Steg durch den Saitenzug hebt und ein Neckreset fällig wird. :heul2:
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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H-bone
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von H-bone »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Ich hab ja Bedenken das sich dann leichter der Steg durch den Saitenzug hebt und ein Neckreset fällig wird. :heul2:
"Never trust a guitar without a belly" (Lightning Hopkins)

Tja, das ist ein Punkt, bei dem immer wieder Erklärungsbedarf besteht. Natürlich - und das hab' ich auch auf meiner Website geschrieben - sollte nie zuviel des Guten getan werden. Auch von daher muss man wissen was man tut.

Aber: Eine Gitarre, deren Decke plan wie ein Speckbrett ist KANN nicht optimal klingen. Die Decke ist eben kein Brett, sondern eine Membran, die möglichst resonant schwingen soll.
Erst wenn der Steg in der Lage ist die Decke leicht (!) zu "verformen" ist ein schwingungsmässiges Gleichgewicht hergestellt, das eine optimale Tonentfaltung erlaubt.
Das äussert sich in einem leichten "Belly" hinter dem Steg, aus diesem "Bäuchlein" kommt der eigentliche Ton. Desgleichen bildet sich vor dem Steg, zwischen den X-Leisten ein leichtes "Tellerchen", das man bei Hochglanz-Gitarren in der Spiegelung ganz gut erkennen kann. Auch die leichte Sichtbarkeit der Leimfläche des Endblocks und der Decke resultiert daraus.

Ich hab' logischerweise diese Diskussion des öfteren, man ist ja schliesslich aus anderen Bereichen gewohnt, dass alles "topfeben" zu sein hat. Das kann aber bei einer wirklich guten Gitarre nicht funktionieren.

Und da hierbei der Steg nur befähigt wird in seiner Querachse zu schwingen (was er tunlichst sollte) hat das auch keinerlei Einfluss auf die Saitenlage.

Gruss, Martin
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Gitarrenspieler
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Gitarrenspieler »

Danke Martin! Das es nicht "topfeben" sein darf ist mir klar. Ich mach mir halt immer so viele Gedanken... und hinter jedem Busch vermute ich einen Wegelagerer. Bin vom Typ her so angelegt worden.
Der Pessimist ist der Optimist auf dem Rückweg.
Pessimist: Es geht mir so schlecht, schlechter geht es nicht. Darauf sagt ihm der Optimist... ach, ein bisschen mehr geht immer noch. :heul2:
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Kingfrog
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Kingfrog »

H-bone hat geschrieben:"Never trust a guitar without a belly" (Lightning Hopkins)
Da hatte ich, auch dank einiger guter Gespräche und Erklärungen mit und von Martin in den letzten
10 Jahren einiges zu lernen, erst kürzlich wieder!

Als "Laie" vermutet man ja gleich hinter jeder Beule und Vertiefung auf dem "geliebten Schätzchen"
einen Fehler.

Nochmals Danke für die ausführliche Aufklärung, H-bone! :)
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche
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Martini
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Martini »

Ja mei, hier ist ja richtig was los in dem thread.
Ich hatte ihn begonnen mit dem Bericht von der Klangverbesserung bei meinen zwei D18, aber da ich längere Zeit nicht ins Forum geschaut hab......

Einige Fragen hat Martin Wieland ja schon beantwortet.
Ja, die D18 2012 Standard ist die Scalloped and Forward shifted-Version.
Man glaubt gar nicht wie unterschiedlich verschiedene D18-Modelle sein können. Man kann die Standard D18 überhaupt nicht mit der D18 History (Adi-Decke, entspricht preislich der D18 Golden Era) vergleichen. Komplett unterschiedliche Instrumente mit individueller Charakteristik trotz fast gleicher Hölzer.

Die Klangverbesserung von Martin Wieland macht also nicht die eine Gitarre der anderen ähnlicher, sondern
die Instrumente verbessern sich klanglich und vom Spielkomfort her innerhalb ihrer eigenen Grundcharakteristik.
Potential der Gitarre, das vorher "geschlafen" hat und vielleicht erst durch jahrzehntelanges Spielen langsam geweckt worden wäre, kommt durch die Klangverbesserung in Aktion.
Ich werde morgen 59 Jahre alt. Ich habe keine Lust eine Gitarre jahrzehntelang zu spielen, um dann mit 90 sagen zu könne: "Endlich hab ich sie frei gespielt. Jetzt klingt sie...!"

Gruß

martini
Martini
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Martini »

Vielen Dank!
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chrisb
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von chrisb »

Martini hat geschrieben:.......Ich habe keine Lust eine Gitarre jahrzehntelang zu spielen, um dann mit 90 sagen zu könne: "Endlich hab ich sie frei gespielt. Jetzt klingt sie...!"
martini
mich beschäftigt schon seit einiger zeit diese frage, ob eine gitarre eher auf´s klangliche optimum ausgereizt werden sollte oder eher auf langzeitstabilität bzw "haltbarkeit" der decke. meine erfahrung ist das nicht nur "fabrikhersteller" aus gründen der stabilität, holzqualitätsschwankungen, fertigungsprozessparametern und dadurch nicht zuletzt gewährleistungsansprüchen und rufwahrung lieber stabiler bauen. auch bei einigen "kleinen" meisterwerkstätten (klassiker wie steelstringer) hab ich dies schon feststellen können.

es ist vielleicht eine philosophiefrage nicht nur für den erbauer sondern auch für den spieler?
soll die gitarrendecke 150 jahre stabil bleiben? oder vielleicht 10 jahre am limit schwingen bevor die decke reißt?
chrisb
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H-bone
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von H-bone »

chrisb hat geschrieben:
Martini hat geschrieben:.......Ich habe keine Lust eine Gitarre jahrzehntelang zu spielen, um dann mit 90 sagen zu könne: "Endlich hab ich sie frei gespielt. Jetzt klingt sie...!"
martini
mich beschäftigt schon seit einiger zeit diese frage, ob eine gitarre eher auf´s klangliche optimum ausgereizt werden sollte oder eher auf langzeitstabilität bzw "haltbarkeit" der decke. meine erfahrung ist das nicht nur "fabrikhersteller" aus gründen der stabilität, holzqualitätsschwankungen, fertigungsprozessparametern und dadurch nicht zuletzt gewährleistungsansprüchen und rufwahrung lieber stabiler bauen. auch bei einigen "kleinen" meisterwerkstätten (klassiker wie steelstringer) hab ich dies schon feststellen können.

es ist vielleicht eine philosophiefrage nicht nur für den erbauer sondern auch für den spieler?
soll die gitarrendecke 150 jahre stabil bleiben? oder vielleicht 10 jahre am limit schwingen bevor die decke reißt?
Christian, dein Post impliziert irgendwie die Annahme, man ginge bei diesem Eingriff über die Stabilitätsgrenzen hinaus. Das ist aber nicht der Fall.

Wenn du mal eine Martin oder Gibson aus den frühen 1900er Jahren in die Hand bekommst, wirst du sehen wie federleicht und filgran diese Gitarren sind. Und wie sie klingen. Und ja, sie haben mehr als zehn Jahre übelebt. Wenn die Decke Risse hat, dann sind dies Trocken- oder mechanische Risse, die zum Teil aus unsachgemässer Behandlung in dieser Zeit stammen.

Und um's nochmal zu betonen: Man geht hierbei nicht an's Limit und - wichtig - man muss wissen was man tut...

Gruss, Martin
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chrisb
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von chrisb »

hallo martin,

ich hab jetzt abweichend zum thema den Neubau von Gitarren gemeint.
ich glaube dir auch das du beim löffeln in den stabilitätsgrenzen bleibst und die Klampfen nicht schrottest.
und ich weiß auch das du das beim Neubau nicht tust!

um die these nochmal direkter, deutlicher und ein wenig übertrieben zu formulieren:

eine (neue) Gitarre ist nur ein gebrauchsobjekt, das saugut klingen soll.
also soll sie am Limit gebaut sein, auch wenn sie dafür nur begrenzte zeit hält.


um wieder Missverständnisse zu vermeiden: das ist nicht meine Meinung.
diese fragen beschäftigen mich nur als spieler und als hobbybauer.
chrisb
Martini
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Martini »

Also ich kann nur sagen: Ich würd's wieder tun......

martini
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Rainer H
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Rainer H »

........Ist natürlich nichts für Leute, die zu Hosenträger noch einen Gürtel brauchen!! :guitar1: :D
Gruß Rainer
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H-bone
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von H-bone »

Rainer H hat geschrieben:........Ist natürlich nichts für Leute, die zu Hosenträger noch einen Gürtel brauchen!! :guitar1: :D
Gruß Rainer
:rotfl:
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von Martini »

Hallo,

ich dachte mir als Beginner dieses Fadens, dass ich mit einiger zeitlicher Distanz zum Ursprungsgeschehen (Klangoptimierung) mal kurz berichte, wie
sich die behandelten D18 so schlagen:
Also, ich bin nach wie vor froh, dass ich das hab machen lassen. Die Gitarren klingen besser als vorher (offener) und das Spielen macht einfach mehr Freude.
Das ist so ein wichtiger Punkt: Auf einer Gitarre, die einem mehr Freude bereitet, spielt man mehr und wird daher auch als Musiker besser.
Außerdem habe ich den Eindruck, dass sich die Instrumente schneller entwickeln, vielleicht erklärbar durch das Wegnehmen überflüssiger Holzmasse.....

Frohe Weihnachten allerseits

martini
bronzestar
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Re: Klangoptimierung von zwei Martin D18 bei Martin Wieland

Beitrag von bronzestar »

Alles Vodoo ;)
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