Fichte vs. Zeder

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

einhandsegler73
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Fichte vs. Zeder

Beitrag von einhandsegler73 »

Hallo!
Ich weiß, es ist eine alte Diskussion...
Bin gerade nur etwas stutzig geworden, denn nach Auskunft von M. Seeliger von LAKEWOOD ist es so:
"Den etwas frischeren brillanten Klang erhält man eher mit einer Zederndecke"
- die Aussage verwundert mich, denn im Klassik-Bereich (Nylonsaiten) steht Zeder meines Wissens (und meiner Erfahrung nach) eher für “warmen Klang”, während Fichte da eher typisch für “kristallklare Höhen” ist...
Ist das bei Westerngitarren denn umgekehrt?
Wie würdet ihr bei Steelstrings den Klang charakterisieren bei einer Decke aus Fichte im Vergleich zum selben Modell mit Zeder-Decke? Welches Holz “spielt lauter”?
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RB
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von RB »

Welches lauter spielt, läßt sich mE nicht beantworten. Das hängt doch zu sehr an der gesamten Konstruktion und dem individuellen Stück Holz. Auch frisch oder unfrisch weiß ich nicht. Ich weiß gar nicht, ob hier genug Leute mit Stählernen mit Zederndecke zusammenkommen, um eine verläßliche Grundlage zu haben. Ich hatte mal eine Dreadnought mit Zederndecke und ich meine Zargen und Boden aus Nußbaum, eine recht seltene Kombination von Musima (gebaut von Herrn Neidel). Die klang sehr gut, sehr nach Dreadnought und ich hätte mit geschlossenen Augen nicht sagen können, ob das nun Zeder oder Fichte ist, was da gespielt wird. Sie sprach sehr leicht an, das ist eine Eigenschaft, die Zeder im Vergleich zur Fichte nachgesagt wird. Aber man kann auch Gitarren mit Fichtendecke so bauen, daß sie leicht anspricht. Spiel einige verschiedene, das hilft eher, als theoretische Überlegungen. Ich meine, daß für eine Stahlsaitengitarre eines gegen Zeder spricht: Zeder ist weich und ich weiß nicht recht, ob es dem höheren Zug auf die Dauer so gut standhält. Das ist eine laienhafte Vermutung, aber sie zieht mich auf die fichtene Seite herüber.
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Angorapython
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Angorapython »

Mein Sohn hat eine Furch mit "red cedar" Decke. Die Gitarre ist wirklich sehr gut, die "red cedar" aber keine Zeder.
Sind die Klassikgitarrendecken Zeder oder "red cedar"?
FCK-NZS
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RB
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von RB »

Ich meine, daß die klassischen Gitarren Decken aus der "normalen Zeder" besitzen, von den selteneren mit Fichte abgesehen.
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Rolli
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Rolli »

Moin, ich habe sowohl Gitarren mit Fichte als auch Zedern Decke.
Ich kann auch nicht nachvollziehen was Martin S. da meint. Nach meinem Empfinden klingt Zeder wärmer.
Vielleicht meint er damit eher, das Zeder auch ohne lang eingespielt zu sein, schon gut klingt. Bei mancher steifen Fichtendecke (besonders Adirondack) brauch es mehr Spiel-Zeit bis die Gitarre "aufmacht" . Zumindest ist das meine Erfahrung.

PS: Als "lauter" empfinde ich keines der Hölzer!
Schöne Grüße, Rolli
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Elke
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Elke »

Meine Takamine hat eine Zederndecke...

Meine Gretsch und meine kleine Western haben jeweils Fichtendecken
Leider find ich grad keine Seite mit den Daten zu meiner Gretsch - der ebay-Link muss momentan reichen

Gemeinsamkeiten von den drei:
Alle 3 haben massive Decken und jeweils 6 Saiten...
Alle sind für meine Handhabung sehr gut eingestellt und lassen sich angenehm spielen.

Dafür gibts jede Menge Unterschiede.
Bei den Formen, beim Aussehen und natürlich beim Klang.

Für mich ist es sehr schwer bis nahezu unmöglich diese charakteristisch sehr unterschiedlichen Klänge miteinander zu vergleichen.
Allerdings empfinde ich den Klang der Fichtendecken auch als brillianter, klarer in den Höhen
und die der Zederndecke eher als wärmer - im direkten Vergleich fast dumpfer in den Höhen.

Laut können übrigens alle 3 :mrgreen: :mrgreen:

LG Elke
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Gitarrenmacher
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Ich meine, daß die klassischen Gitarren Decken aus der "normalen Zeder" besitzen, von den selteneren mit Fichte abgesehen.
In our times: Fast ausschließlich "Western red Cedar" einem Thujagewächs. Riesen-Lebensbaum. Sehr gutes Gewicht zu Biegesteifigkeit Verhältniss. Klanglich unterschiedlich zu Fichte. Lowden, Mc Illroy nehmen das Holz gerne. Produziert einen lauten, brillianten, diskantreichen Ton. Man hört oft, dass die Raumfülle etwas fehle, und dass die Gitarren sich nicht mehr entwickeln, was ja nicht negativ sein muss. Klingen nach vier Wochen so wie in 10 Jahren.
Ich baue gerade eine Ovenkol-Cedar. Bin gespannt.
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rwe
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von rwe »

Gitarrenmacher hat geschrieben:Lowden, Mc Illroy nehmen das Holz gerne.
... und gerne in Kombination mit Mahagoni als Korpusholz. Der erste, der m.W. Zeder (jedenfalls in der Serie) bei Steelstrings einsetzte, oder zumindest einer der ersten, war Fylde, ebenfalls von der Insel (bzw. der größeren Nachbarinsel). Schon irgendwann in den 1970ern .
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Paradise
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Paradise »

Meine Seagull S6 Folk hat eine massive Zederndecke, Boden u. Zargen sind aus kanadischer Wildkirsche.
Sie ist laut, hat enorme Bässe und kristallklare Höhen. Mir fehlen eher manchmal etwas die Mitten.
Dagegen klang meine Cort mit massiver Fichtendecke auch nach 2 Jahren noch blechern.
Vielleicht hätte ich sie aber länger spielen müssen damit sie sich entwickeln kann.

Gruß Simone
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Rumble
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Rumble »

Meine kleine Collings (C-10) hat auch eine Zeder-Decke. Zarge und Boden sind aus Koa.
Klingt ziemlich brillant und knackig die Kleine.

Die kleine Santa Cruz (Fichte/Mahagonie) hingegen klingt im Vergleich eher etwas "wärmer" oder "weicher".

Kommt wohl schon sehr auf das jeweilige Gesamtpaket an.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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Kingfrog
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Kingfrog »

Rumble hat geschrieben:Kommt wohl schon sehr auf das jeweilige Gesamtpaket an.
So sehe ich das auch!
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche
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ralf
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von ralf »

Ich habe eine J 12 F von BSG mit Zeder Decke und habe sie schon oft mit Taylor Modellen wie 810 und Martin D 28 und 18 verglichen ,ich könnte aber nicht sagen das die BSG leiser währe oder weniger Brillanz hätte als eine Taylor .
Ich habe auch eine Doderer Gypsy Gitarre mit Zeder Decke da verhält es sich ähnlich, nur finde ich sie nicht so knallig in den mitten wie eine Fichte.
LG
Ralf
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troubadix
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von troubadix »

Hallo zusammen,

für mein Empfinden klingt die Fichte brillanter und besser differenziert, ist aber auch leichter an ihre Grenzen zu bringen. Ich meine damit, dass eine Fichte nicht so tolerant ist, wenn es um zu harten Anschlag. Sie "schreit " dann eher, klingt also nicht mehr so gut. Das kann eine Zeder besser wegstecken, kann mit härterem Anschlag besser umgehen. Dafür klingt sie meines Erachtens nicht so brillant, etwas wärmer, aber auch weniger differenziert. Ich bin Fichtenliebhaber. :-)
Gruß, Troubadix
Olli D
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von Olli D »

Generell kann man sagen, das eine Fichtendecke sowohl etwas brillanter als eine Zederndecke ist als auch in der Regel auch mehr Headroom beim Strumming hat. Das heißt nicht, das Gitarren mit Zederndecken leiser klingen müssen - aber sie komprimieren bei harten Plektrumattacken schneller...und sprechen dafür bei Fingerstele besser an. Diese Eigenschaften spiegeln sich in allen meinen Gitarren wieder....man sollte dann auch eine OM mit einer OM und eine Dreadnought mit einer Dreadnought vergleichen.
Meigel SJ
BSG J 31 F
BSG 000 12 F
BSG OM 46 F
Stevens 000 12th-fret
BSG P14 F
Duesenberg, Launhardt und div. andere E-Gitarren
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uwesemmelmann
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Re: Fichte vs. Zeder

Beitrag von uwesemmelmann »

rwe hat geschrieben:
Gitarrenmacher hat geschrieben:Lowden, Mc Illroy nehmen das Holz gerne.
... und gerne in Kombination mit Mahagoni als Korpusholz. Der erste, der m.W. Zeder (jedenfalls in der Serie) bei Steelstrings einsetzte, oder zumindest einer der ersten, war Fylde, ebenfalls von der Insel (bzw. der größeren Nachbarinsel). Schon irgendwann in den 1970ern .
Ich habe ja nun von zweien der Genannten was... (s.u.), beide mit Zederndecke. Die klingen im Vergleich m.E. relativ warm, die Lowden dazu noch außerordentlich "tief" bei gleichzeitigem Obertonreichtum.

Was mir bisher immer auffiel, wenn ich Fichtendecken gespielt habe - vielleicht ist das ja auch nur Einbildung -, dass sich die Gitarren "steifer" anspielen liesen bzw. vom Schwingungsverhalten irgendwie so wirkten, selbst wenn sie schon alt und eingespielt waren.

Meine absolut favorisierte Holzkombination bleibt Zeder/Mahagoni (warm und holzig), da kann auf dem Gitarrenmarkt hinten noch so viel teurer, exotisch-gestreifter Quatsch verbaut sein...
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
Lowden O 35 (Zeder/Blackwood)
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