Klangoptimierung Lakewood M32

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Moderator: RB

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scifi
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Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von scifi »

Ich habe es endlich gewagt und meine Lakewood M32 bei Martin Wieland (Deerbridge Guitars http://www.deerbridge-guitars.de) zur Klangoptimierung eingereicht. Gestern kam sie zurück und hier nun ein Erfahrungsbericht:

Ausgangslage:

Ich bin glücklicher Besitzer einer Lakewood M32CP (Fichte/Palisander, geschlossenporige Lackierung) und einer Custom M18 (Fichte/Ovangkol, offenporige Lackierung) mit Cut, die ich beide seit ein paar Jahren viel spiele. Meine Arbeitspferde. Beide gebraucht erstanden, wobei die M18 praktisch neuwertig und unbespielt war.
Im Laufe der Zeit hat sich die M18 noch wunderbar "entwickelt" und letztlich an "klanglicher Frische", Resonanz, Ausgewogenheit und auch Lautstärke in meinen Ohren die M32 stark abgehängt. Im Vergleich wirkte die M32 auf mich zunehmend "dumpfer" und wollte immer schneller neue Saiten aufgezogen bekommen. Klar, Holz und Lackierung machen einen Unterschied aber ich hatte auch schon M32 angespielt, die mir "offener" vorkamen (vor allem die neueren Datums).

Nachdem die M32 nun bei einem Auftritt den ersten nennenswerten Dong eingefangen hat :heul2:, dachte ich mir: jetzt kannst du es wagen und habe die Klampfe an Martin geschickt, der einen "Löffel-Service" zur Klangverbesserung anbietet.

Ergebnis:

Erstmal Hand in den Korpus gesteckt und das Bracing betastet. Die Beleistungen sind an mehreren Stellen etwas ausgedünnt worden. Und wer hätte es gedacht: wo gehobelt wird, fallen Späne ;-)

Und wie klingt es (für mich)?

1) Deutlich mehr Höhen und "Spritzigkeit".
Martin hat dankenswerterweise die alten Saiten drauf gelassen, die für mein Gefühl 2/3tel ihrer Lebensspanne hinter sich haben (hätte ich das vorher geahnt, hätte ich versucht eine Vergleichsaufnahme zu machen). Jetzt klingen sie so, als ob sie gerade richtig eingespielt wären. Es "perlt" spürbar mehr - als ob ein Vorhang aufgezogen worden ist. Mehr Resonanz insgesamt.

2) Eine bessere Ausgewogenheit zwischen Bass und Diskant.
Auf mich wirkt der Klang gerade beim Strumming deutlich ausgewogener. Ich muss nicht mehr so Aufpassen, dass die Bässe den Diskant "erschlagen" (gerade wenn ich versuche bei Strumming Melodielinien im Diskant herauszustellen)

3) Mehr "gefühlte" Lautstärke?
Könnte sein, dass die Gitarre etwas lauter wirkt. Mehr Präsenz-Frequenzen schwingen auf jeden Fall. An meine M18 kommt sie aber immer noch nicht ran (die tritt zu wie ein Gaul, wenn man sie anschlägt).

Mein Fazit:
Die Aktion hat sich klanglich definitiv gelohnt :-)
Preis-Leistungsverhältnis der Maßnahme ist für mich bestens. Mal schauen wie sich die Gitarre noch entwickelt, wenn sich die neuen Freiräume "einschwingen".

Ob die Optimierung sich negativ auf die Dauerhaltbarkeit auswirkt, muss man halt abwarten. Bei Lakewood im Haus rollen sich hier verständlicherweise die Zehnnägel auf, was bestimmt den betrieblichen Anforderungen eines Serienherstellers geschuldet ist, der möglichst risikominimiert produzieren muss. Das Risiko trage jetzt alleine ich, aber wenn die Gitarre noch ca. 10 Jahre hält, hat sie ihr Soll für mich ohnehin erfüllt (Gitarren = Verschleißartikel). Außerdem bin ich sicher, dass Martin weiß, was er da macht - sein exzellenter Ruf kommt nicht von ungefähr. 13er-Saiten werde ich jedoch bestimmt nicht aufziehen (dafür sind Lakewood-Gitarren offiziell eh nicht ausgelegt) ;-)
Zuletzt geändert von scifi am Mi Nov 16, 2016 11:28 am, insgesamt 2-mal geändert.
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LaFaro
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von LaFaro »

also meine gelöffelte Lakewood M32 hat bisher überhaupt keine "Haltbarkeitsprobleme", sondern sich eigentlich nur positiv entwickelt. Ihr hat das "abspanen" auch in vielerlei Hinsicht sehr gut getan...

edit: Ich hatte das "keine" vergessen... :oops:
Zuletzt geändert von LaFaro am Sa Nov 12, 2016 6:14 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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scifi
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von scifi »

LaFaro hat geschrieben:also meine gelöffelte Lakewood M32 hat bisher überhaupt keine "Haltbarkeitsprobleme", sondern sich eigentlich nur positiv entwickelt.
Schon mal beruhigend

(Edit: habe das "keine" nachgezogen ;-) )
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H-bone
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von H-bone »

scifi hat geschrieben:I
Ob die Optimierung sich negativ auf die Dauerhaltbarkeit auswirkt, muss man halt abwarten.
Nur keine Sorge, die kannste im hohen Alter noch bedenkenlos vererben :wink:

So dicht gehe ich niemals an die strukturelle Belastbarkeit, dass hier Probleme auftreten könnten. Wäre fatal ! Und 13er verträgt sie immer noch.

Gruss, Martin

[Edit]Blödsinn entfernt
Zuletzt geändert von H-bone am Mo Nov 14, 2016 12:16 pm, insgesamt 2-mal geändert.
Martini
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von Martini »

Die Klangoptimierung meiner beiden Martin D18 bei Martin Wieland ist jetzt einige Monate her und ich habe den Eindruck, dass die Gitarren sich nach dem ersten,sehr positiven, Eindruck nach der Optimierung noch schneller klanglich weiterentwickeln als sie das bisher getan haben. Da kommt also noch mehr, scifi. Spielen und genießen.........

Gruß

martini
jazzloft

Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von jazzloft »

Ich muss jetzt mal eine ganz doofe Frage stellen: um an der Beleistung arbeiten zu können, muss man doch rein theoretisch die Decke bzw. den Boden der Gitarre entfernen - oder geht das auch durch das Schallloch? Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen. Kann man denn die Decke/Boden so einfach abnehmen und anschließend wieder ohne sichtbare Einbußen zusammensetzen?
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Zaphod
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von Zaphod »

gute Frage.
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Harald H. Morton
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von Harald H. Morton »

... Lakewood bietet ja für jede Gitarre eine 10-jährige Garantie. Die Garantie erlischt, wenn innerhalb dieser Zeit Veränderungen am Instrument vorgenommen werden. Ich wäre da vorsichtig - muss aber jeder für sich entscheiden.

Schönen Tag noch.

Harald H. Morton
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H-bone
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von H-bone »

jazzloft hat geschrieben:...um an der Beleistung arbeiten zu können, muss man doch rein theoretisch die Decke bzw. den Boden der Gitarre entfernen - oder geht das auch durch das Schallloch?
Das geht alles durch das Schalloch... mit einem sehr kleinen Geigenbauerhobel.

Abnehmen des Bodens oder der Decke wäre ein extrem unverhältnismässiger Aufwand - obwohl das natürlich für sehr aufwändige Reparaturen schon geht und auch notwendig sein kann. Aber sehr selten.
jazzloft

Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von jazzloft »

H-bone hat geschrieben:Abnehmen des Bodens oder der Decke wäre ein extrem unverhältnismässiger Aufwand
Danke für die Info. Das mit dem unverhältnismässigen Aufwand hatte ich mir eben auch gedacht. Arbeitest Du dann nach Tastsinn, mit einem Spiegel oder mit Kamera (so ähnlich wie bei einer Endoskopie)?
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H-bone
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von H-bone »

jazzloft hat geschrieben:Arbeitest Du dann nach Tastsinn, mit einem Spiegel oder mit Kamera (so ähnlich wie bei einer Endoskopie)?
Nach Tastsinn. Das funktioniert zielgenauer als jedes optische Hilfsmittel. Man glaubt es kaum, aber der Tastsinn kann ohne Probleme 10tel mm ertasten... :D
jazzloft

Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von jazzloft »

Vielen Dank, Martin. Jetzt habe ich wieder was dazugelernt ;-)
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von saitentsauber »

H-bone hat geschrieben: Allerdings eher die neueren Modelle, die alten ...sind meist deutlich resonanter.
Lässt sich das mit ner Jahreszahl verbinden - zumindest so ungefähr?
zu verkaufen: Eastman MD515-CS Mando
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H-bone
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von H-bone »

saitentsauber hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben: Allerdings eher die neueren Modelle, die alten ...sind meist deutlich resonanter.
Lässt sich das mit ner Jahreszahl verbinden - zumindest so ungefähr?
Nein, sicher nicht ! Und es kommt auch dazu, dass ich ja meist nur die Exemplare in die Finger bekomme, die nicht zu 100% den Vorstellungen ihrer Spieler entsprechen - die Myriaden von gut klingenden landen ja gar nicht bei mir :wink:

Die Bemerkung von mir sollte keine falschen Spekulationen entfachen...
randomNotes
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Re: Klangoptimierung Lakewood M32

Beitrag von randomNotes »

Martin und ich haben parallel geschrieben

Die armen verunsicherten Lakewood-Eigentümer...

"Hoffentlich ist meine Lakewood schön resonant und muss jetzt nicht auch gelöffelt werden. Nicht das meine auch noch überdurchschnittlich besser klingen könnte. Hoffentlich ist meine alt genug..."

Martin Wieland ist ein toller Luthier, keine Frage, und das seine Optimierungen einiges bewirken ist auch nicht zu bezweifeln! Es gibt unter jedem Gitarrenbauer die ein oder andere Gitarre die noch optimiert werden könnte und das macht Martin gewiss super!

Aber, gerade die neueren Lakewoods habe in der Regel ein scalloped X-bracing und resonieren deutlich besser als die älteren Modelle. Martin Seeliger ist noch näher an den Gitarren als so manch anderer Luthier und man sollte sich hüten leichtfertig den Ruf eines Gitarrenbauers zu schädigen!

RB schrieb mal
Ich hatte einmal eine D-32 Baujahr war meiner Erinnerung nach 1994. Die hatte beispielsweise kein scalloped bracing und ich hätte keine Bedenken gehabt, .013er Saiten zu verwenden. Aber die neueren D-32 waren anders, die haben irgendwann scalloped bracing bekommen und da hätte ich Bedenken, medium zu verwenden.
Die Entwicklung bei Lakewood ging klar in Richtung bessere Resonation als in Richtung Haltbarkeit.

Martin Wieland ist ein super Luthier und seine Gitarren sind fabelhaft. Das trifft aber auch auf Herrn Seeliger zu. Nur das Herr Seeliger halt keine Deerbridge löffelt.

Quelle Bracing: http://www.lakewood.de/forum/viewtopic.php?t=6604" onclick="window.open(this.href);return false;
Gruß
Zuletzt geändert von randomNotes am Mo Nov 14, 2016 3:34 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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