Tonholz "Thermo Aged"

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Jorma55
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Jorma55 »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Ich glaube, es war in den 90er Jahren, da hatte Hopf eine neue Gitarre herausgebracht, bei der die Decke im sog. Agewood-Verfahren behandelt wurde. Er warb damit, das eine solche Gitarre bereits im Neuzustand so klingt, als sei sie schon Jahre lang gespielt. Was er genau machte, hatte er anderen Gitarrenbauern nicht verraten. Einen damals hier ansässigen hatte ich dazu befragt. Er beschrieb mir, dass dies mit Trockenöfen gemacht wird. Die Gitarre klinge tatsächlich sehr ausgereift, kann sich aber nicht mehr weiter entwickeln. Es handele sich quasi um totes Holz. Man könne es mit einem Trommelfell vergleichen, das keine Spannung mehr hat bzw. sich nciht mehr spannen lässt. Genau erinnere ich mich nicht mehr daran, weil es zu lange her ist.
Das ist ein interessanter Gesichtspunkt. Von der Seite habe ich das bisher nicht betrachtet, leuchtet mir aber durchaus ein.

Michael
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Gitarrenmacher
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Gitarrenmacher »

Wenn ihr es genau wissen müßt, wollt........ :mrgreen:
http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltex ... er_SUB.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich kenne einige -naja vier-fünf- Stahlsaitenbauer, die das Holz von STEWMAC mal probiert haben. Aus den Schuhen gehaun hast es keinen.
Was ich einen schönen Nebeneffekt (in meinen Augen den besten Grund) fand war, dass die Sitkafichte durch und durch einen sehr schönen, gleichmäßigen, geagten Farbton hatte. Da muss man nicht mehr auf gealtert Beizen, und die Gefahr, dass man die Beize beim Grundieren durchschleift, enfällt.
DAS FIND ICH TOLL :pro:

Das Problem für mich, als kleinen Muckel ist, dass ich die Decken vor dem Kauf nicht befingern kann. Abklopfen, auf Biegesteifigkeit prüfen etc. Und das ist mir wichtig.
Eine weiche, schlecht geschnittene Labberdecke kriegst du auch im Autoklaven nicht verbessert.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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jab
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von jab »

Es gab auf dem letzten EGB-Symposium einige sehr interessante Vorträge über das Thema, unter anderem von den "eigentlichen" finnischen Erfindern.
Hauptproblem bei den "industriell" gebackenen Hölzern ist wohl die zu hohe Temperatur, die das Holz spröde und im Grunde unbrauchbar macht. Wer schonmal ein aktuelles Gibson-Griffbrett neu bundieren durfte, hat dem vernehmen nach wohl erhebliche Probleme damit.

"Richtig" angewandt, sei es eine interessante Option. Ich warte noch auf das Ergebnis einer Uni aus Berlin, die einen Ofen für Kleinbedarf entwickelt. Dann mal sehen...

Beste Grüße,
Jab
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RolfD
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von RolfD »

.... genau, auch im finnischen Gitarrenbau wurde es von der Fa. Landola als "Thermo Timber" ca ab den 90ern für viele Modelle verwendet. Ich habe auch lange Zeit eine solche Gitarre gehabt, mein Sohn (Linkshänder) spielt sie heute noch, immer noch ein recht interessanter, sehr guter Ton, finde ich, trotz laminierter Seiten und Böden. Mehr als brauchbar vor allem, wenn man in Gruppen mit mehreren Instrumenten spielt.
Unser Bassist spielte damals auch so einen Viersaiter mit dem so behandelten Deckenholz, ich hab da schon ne Stevens im Einsatz.
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Jorma55
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Jorma55 »

jab hat geschrieben:Es gab auf dem letzten EGB-Symposium einige sehr interessante Vorträge über das Thema, unter anderem von den "eigentlichen" finnischen Erfindern.
Hauptproblem bei den "industriell" gebackenen Hölzern ist wohl die zu hohe Temperatur, die das Holz spröde und im Grunde unbrauchbar macht. Wer schonmal ein aktuelles Gibson-Griffbrett neu bundieren durfte, hat dem vernehmen nach wohl erhebliche Probleme damit.

"Richtig" angewandt, sei es eine interessante Option. Ich warte noch auf das Ergebnis einer Uni aus Berlin, die einen Ofen für Kleinbedarf entwickelt. Dann mal sehen...

Beste Grüße,
Jab
Abgesehen von der Tatsache, dass die Torrefizierung offenbar nichts gegen Termiten bringt (für uns wohl von nachrangiger Bedeutung), habe ich der von Christian verlinkten Doktorarbeit im wesentlichen zwei Ergebnisse entnommen :

- Die "Feuchteaufnahme" des behandelten Holzes und damit auch die Gefahr einer Rissbildung auf Grund von Veränderungen der Umgebungsfeuchtigkeit ist deutlich reduziert.

- Das Ergebnis hängt u.a. von einer Reihe von im Ausgangsmaterial angelegten Faktoren ab, eine identische Behandlungsintensität (Dauer/Temperatur) kann also bei 2 identisch dimensionierten Brettern einer Holzart zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen. Das heißt, dass im Prinzip für jedes Brett vorab die optimale Behandlungsintensität ermittelt werden müsste.

Michael
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rudi
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von rudi »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Das Problem für mich, als kleinen Muckel ist, dass ich die Decken vor dem Kauf nicht befingern kann. Abklopfen, auf Biegesteifigkeit prüfen etc. Und das ist mir wichtig.
Eine weiche, schlecht geschnittene Labberdecke kriegst du auch im Autoklaven nicht verbessert.
Ich habe mir letztes Jahr eine Konzertgitarre von Tobias Braun Bauen lassen. Da konnte ich mir erst eine Decke aussuchen (natürlich aus einer vom Ihm vorselektierten kleinen Anzahl) und die wurde anschließend thermobehandelt. Ich bin mit dem Ergebnis mehr als nur zufrieden !!
UND DAS NICHT NUR OPTISCH !!!!!


Bild
Pit the Picker

Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Pit the Picker »

Ich halte den Thermo - Aged Hype für völlig überzogen. Gitarren sollten wie Menschen langsam reifen und altern.
Wohin Thermo - Aging führt sieht man besonders bei Menschen, die zu häufig den "Asi- Toaster" sprich die Sonnenbank nutzen............ :whistler:
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JazzDude
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von JazzDude »

rudi hat geschrieben: Bild
Im Ernst, das ist mir zu rustikal.
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rudi
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von rudi »

JazzDude hat geschrieben: Im Ernst, das ist mir zu rustikal.
:D :D
In Natura "flasht" das nicht so wie auf dem Foto !!
Der Klang ist auch weit davon entfernt, das ist zumindest meine Auffassung, als rustikal bezeichnet zu werden!

Aber.... Geschmäcker sind bekanntlich verschieden! :wink:
Bernd C. Hoffmann
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Kein renommierter Gitarrenbauer baut Instrumente, die schlecht klingen. Ob Thermo Age hin oder her, auf jeden Fall ist das ein außergewöhnlicher Eye Catcher, der nur in sehr geringer Stückzahl erhältlich ist. Schon deswegen stellt die Gitarre einen besonderen Wert dar. Klanglich ist diese Gitarre wahrscheinlich im oberen Segment anzusiedeln. Ob die Gitarre mit der Zeit weiter reift, ist eine andere Sache. Wenn der Klang gefällt, dann kann ich dazu nur gratulieren.
Liebe Grüße
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rudi
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von rudi »

Der Klang läßt auf jeden Fall eine Römmich/ Albert& Müller / Marin Montero / Simon Ambridge etc.( die ich besaß) vergessen .
Seitdem ist mein "Durst" eine neue/andere Gitarrre zu besitzen völlig verschwunden.
Das beruhigt ungemein, und richtet den Focus wieder auf das Spielen und weniger auf Suchen ! :wink:
Bernd C. Hoffmann
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Dann ist es ein absoluter Volltreffer :-)
Zuletzt geändert von Bernd C. Hoffmann am Di Dez 27, 2016 4:50 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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wuwei
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von wuwei »

@rudi: Sehr coole Gitarre! Stell doch mal 'n Soundschnipsel ein. Würd' sicher nicht nur mich sehr interessieren.

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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rudi
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von rudi »

Sorry, aber ich besitze leider keinerlei Aufnahmetechnik ! :shock:

Aber wer in meiner Nähe wohnt kann sie gerne mal persönlich ausprobieren !
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bookwood
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Re: Tonholz "Thermo Aged"

Beitrag von bookwood »

Rudi, setz den restlichen Glühwein auf - wir kommen - alle! :mrgreen:

Ich finde schon allein die Optik Hamma!

Ach, noch 'ne Frage an Jab:
jab hat geschrieben:...Wer schonmal ein aktuelles Gibson-Griffbrett neu bundieren durfte, hat dem vernehmen nach wohl erhebliche Probleme damit.
Wieso das? Die Griffbretter werden doch nicht geröstet.
Gruß
von
Ralf
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