Edelstahl-Bunddraht

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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rum315
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Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von rum315 »

Hallo Zusammen.
Meine Martin OMCX1KE ist jetzt ca. 4 Jahre alt. Die Bunddrähte der h- und e-Saite sind jetzt schon soweit runtergespielt das der Gitarrenbauer meines Vertrauens zu neunen Bunstäben geraten hat.

Bild

Da die Bünde "schon" nach 4 Jahren so runter sind will ich jetzt härteres Material :twisted: . Somit steige ich jetzt um auf Edelstahl. Man hört ja viele Mythen und Geschichten wegen klanglichen Veränderungen. Tief im Innerstens glaube ich nicht dran. Bin aber gespannt ob mir was auffällt :guitar1: .

Scheinbar sind die bisherigen Bunddrähte kleiner als der Standard. Ich steige jetzt noch zusätzlich auf eine Standardgröße (ich glaube Medium???) um.
Ich berichte wieder wenn die Bünde gewechselt sind.

Gruß aus der Pfalz
Ralph
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Holger Hendel
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von Holger Hendel »

Ahoi Ralph, das sind fiese Kerben! Ich war von der Haltbarkeit des Bunddrahts meiner Martin DC Aura so dermaßen enttäuscht, dass ich mir keine "teurere" Gitarre ohne Edelstahlbunddraht mehr zulegen werde. Finde die Auswahl des Materials für eine Gitarre > 3000 € sehr frech. Das traurige ist ja, dass man vor dem Kauf einer neuen Gitarre nicht weiß, wie beständig das Bunddrahtmaterial ist. Habe nun zwei schmucke Westerngitarre (Leviora + die Martin, der Gitarrenmacher hat sie "aufgerüstet") mit Edelstahlbunddraht und bin sehr zufrieden.

Der Klang...dazu können Dir sicherlich die entsprechenden Experten etwas sagen. Ich bin diesbezüglich zu 100% auf die Haltbarkeit fixiert.
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RB
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von RB »

Sieht bei meinen auch nicht viel anders aus, aber ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich spiele daher seit Jahren auf den gleichen Bünden und es funktioniert noch. Die Frage scheint mir wesentlich, wie stark die Höhe an den abgeplatteten Stellen abgenommen hat. Wenn noch 80-90 Prozent der Höhe stehen und sich die Abflachung aufgrund der vergrößerten Auflagefläche der Saite nicht weiter verstärkt, die Saite nicht klingelt und nicht unrein intoniert, besteht doch eigentlich gar kein Grund, etwas zu ändern am System.
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rum315
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von rum315 »

@RB
Bei mir ist das Problem mit der Intonation. Ich kann die h und e Saite entweder so stimmen, dass die ersten 5 Bünde sauber klingen, oder einen Kompromiss über das ganze Griffbrett.
Eventuell höre ich ja Flöhe husten, aber wenn man mal was bemerkt stört es dann halt immer.
Gruß Ralph
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RB
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von RB »

Eine Ferndiagnose will und kann ich natürlich auch nicht machen. Die Kompromiß-Stimmung der h-Saite habe ich aber bei allen Gitarren gehabt und habe dieses Erfordernis auch nach wie vor. Da meine ich, daß das ein physikalisches Grundproblem ist, dem man nur mit einem kompensierten Sattel beikäme, wenn es denn schlimm wäre. Wenn ich kein Gerät mit "sweetened Tuning" verwende, also aus dem Gehör heraus stimme, kann ich die Intervalle sauber stimmen, die Terz, also von g auf h stimme ich leicht zu eng, also die h-Saite leicht zu tief. Mit der Faustregel geht es meistens. Auf die Idee, daß das an den Bünden liegen könnte, bin ich bisher nicht gekommen, weil es - wie gesagt - auch bei neuen Instrumenten immer so war.

Aber so, wie Du es schilderst, scheint das auch etwas anderes zu sein. Es wäre plausibel, denn die Mensur wird durch die Ab-Plattung ja immerhin leicht in Richtung Steg verschoben, an den weiter oben gelegenen Bünden wiederum nicht, weil dort die Kronen noch rund sind. Dabei unterstelle ich, daß die Saiten ab einem bestimmten Abstand vom Ende der Auflage auf dem Bund schwingt.
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rum315
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von rum315 »

Ich kann nur sagen ob es was nutzt wenn ich die Bundstäbe neu machen lasse. Wie schon geschrieben hat der Gitarrenbauer meines Vertrauesn das abrichten der Bünde als nicht mehr sinnvoll erachtet, da an meiner Martin wohl relativ kleine Bunddrähte verwendet wurden, und daher die Bünde nach einem Abrichten kaum noch vorhanden wären.
Am WE ist es soweit. Danach hör ich mal wieder ob die Flöhe husten...
Gruß Ralph
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RB
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von RB »

Erzähle dann einmal.
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H-bone
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von H-bone »

Edelstahl:

Der Gedanke ist natürlich erstmal bestechend - Bünde, die bis ans Lebensende halten, toll !
Aber: Gerade bei Akustischen verändern sie den Klang tatsächlich zum spitzeren und kälteren hin... ausserdem tendieren sie dazu "Saitenscheppern" gnadenlos zu transportieren. Hierzu gibt's auch ein Video von Legende Brian Kimsey: Pros and cons of stainless steel frets
Vor allem der "Backbuzz", also das "Scheppern" der Saite zwischen Finger und Sattel wird gnadenlos übertragen.
Bin gespannt auf's Ergebnis.

Schmale Bünde:

Schmale Bünde sind klangfördernd, je schmaler desto besser und definierter der Ton. Am besten klingen Barfrets, die macht aber keiner mehr.
Jumbo-Bünde sollen angeblich bequemer zu bespielen sein (ich finde das nicht), verwaschen aber den Ton.

Wenn (für mich) haltbarere Bünde, dann EVO (Glockenbronze)

Gruss, Martin
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RB
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von RB »

Wieso macht eigentlich keiner mehr Bar-Frets ? Die sollten doch auch hinsichtlich der Haltbarkeit besser sein, weil die Saite auf einer größeren Fläche aufliegt. Danke für den Link, der nuschelt ganz schön. Was sind diese Evo-Frets, die er lieber verbaut, die aber leicht goldfarben sind ?
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jab
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von jab »

RB hat geschrieben:Wieso macht eigentlich keiner mehr Bar-Frets ? Die sollten doch auch hinsichtlich der Haltbarkeit besser sein, weil die Saite auf einer größeren Fläche aufliegt.
Man kann (soweit ich weiß) das Material nicht so einfach bekommen. Einer unserer Schüler baut sowas gerade in sein Abschlussinstrument ein und er hat sich ein Neusilberplatte in Streifen schneiden lassen. Viel Arbeit/Aufwand .
Dann müssen die Bundschlitze breiter sein, das ist nicht immer einfach zu sägen, weil die meisten Sägen deutlich schmaler sind. Zweimal sägen ist auch kompliziert, die Einstrichsägen sind irgendwie auch schwerer zu bekommen heutzutage. Fräsen ginge. Wenn amn eine entsprechende Vorrichtung hat.

Dann müssen die Bünde selbst gehackt werden, weil es sie nicht mit Widerhaken gibt, das gibt weniger starken Halt in der Nut.

Dann , weil es keine Bundkrone gibt, tauchen die Bünde unterschiedlich tief ein, wenn der Bundschlitz unterschiedlich tief ist.

Man muss sehr vorsichtig sein, weil keine Krone etwaige Beschädigungen der Nutkante verdeckt.

Beim Abrichten kann sich der Bund nicht über die Krone abstützen, fängt also leichter an zu kippen.

Man muss nachher die gesamte Bundoberfläche selbst verrunden.

Insgesamt also viel mehr Arbeit. Wenn das jemand haben möchte und entsprechend bezahlt, kein Problem...

Dass übrigens die Saite auf mehr Fläche aufliegt, halte ich für ein Gerücht.

Anyway,
Jab

PS: Ich hab bei Zithern solche Bundierungen gemacht (allerdings sehr viel höher..) und es war kein Spaß.
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H-bone
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von H-bone »

RB hat geschrieben:Wieso macht eigentlich keiner mehr Bar-Frets ? Die sollten doch auch hinsichtlich der Haltbarkeit besser sein, weil die Saite auf einer größeren Fläche aufliegt. Danke für den Link, der nuschelt ganz schön. Was sind diese Evo-Frets, die er lieber verbaut, die aber leicht goldfarben sind ?
Das stimmt nicht, Barfrets sind deutlich schmaler als herkömmliche Bünde... einfach Bleche halt... breiter als 1 mm jedenfalls nicht. Schmale Crown-Bünde haben 2 mm.

EVO-Bünde sind aus Glockenbronze, sehr schönes Material.
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scifi
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von scifi »

Holger Hendel hat geschrieben:Ahoi Ralph, das sind fiese Kerben! Ich war von der Haltbarkeit des Bunddrahts meiner Martin DC Aura so dermaßen enttäuscht, dass ich mir keine "teurere" Gitarre ohne Edelstahlbunddraht mehr zulegen werde. Finde die Auswahl des Materials für eine Gitarre > 3000 € sehr frech. Das traurige ist ja, dass man vor dem Kauf einer neuen Gitarre nicht weiß, wie beständig das Bunddrahtmaterial ist. Habe nun zwei schmucke Westerngitarre (Leviora + die Martin, der Gitarrenmacher hat sie "aufgerüstet") mit Edelstahlbunddraht und bin sehr zufrieden.

Der Klang...dazu können Dir sicherlich die entsprechenden Experten etwas sagen. Ich bin diesbezüglich zu 100% auf die Haltbarkeit fixiert.
Ist dadurch eigentlich der Sainteverschleiß bei dir spürbar größer geworden? Habe ich ein paar mal als Negativsrgument gehört.
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JazzDude
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von JazzDude »

Ich habe EVOs in zwei Gitarren und bin sehr zufrieden. Keine Abnutzung nach 1 Jahr. Auf der Collings hatte ich auch solche Kerben wie oben auf der Martin, nach 3 Jahren!
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Gitarrenmacher
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von Gitarrenmacher »

Bei all den relativ neuen Gitarren mit ausgenudelten Bünden beschleicht mich das Gefühl, dass der Nickelanteil in den älteren Bünden höher war.
Ich meine ersten Eigenbauten, ab 1998 bis ca. 2003, waren durchweg mit org. Martin Bunddraht (welcher Hersteller auch immer) bundiert. Bislang habe ich keine Bünde wechseln müssen. Die stärkere Abnutzung bei neueren Gitarren ist schon bemerkbar, egal welche Marke bei mir auf dem OP Tisch liegt.

Ich KÖNNTE mir vorstellen, dass weichere, besser verformbare Bünde genommen werden, weil mittlerweile alle größeren Hersteller mit Bundpressen arbeiten und diese Bünde sich sicherer, ohne Nacharbeiten einbauen lassen.
Edelstahlbünde sind echt sch....e zu arbeiten. Meine nagelneue Hosco Bundzange hat nur noch Schrottwert.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Holger Hendel
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Re: Edelstahl-Bunddraht

Beitrag von Holger Hendel »

Ist dadurch eigentlich der Sainteverschleiß bei dir spürbar größer geworden? Habe ich ein paar mal als Negativsrgument gehört.
Ich führe tatsächlich seit neun Jahren Buch über den Saiten-Wechselzeitpunkt an den drei Hauptgitarren (ist ja auch ein Kostenfaktor, leider). Habe gerade mal geschaut...nö. Da ist keine Veränderung an der Martin bzw. Leviora. Immer so alle 1-3 Monate wird gewechselt, je nach Auftrittsfrequenz (scheinbar nutzen die Saiten wirklich schneller ab, wenn man live spielt; Peter Finger hatte dazu mal eine ganz interessante Theorie auf einem workshop geäußert...Handschweißzusammensetzung / "aggressiver" bei Vorspielsituationen...).
Vor allem der "Backbuzz", also das "Scheppern" der Saite zwischen Finger und Sattel wird gnadenlos übertragen.
Das kann ich bestätigen.
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