Martin D-1 Authentic

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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H-bone
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

Jorma55 hat geschrieben:Ich weiß gar nicht, warum Du Dich da so aufregst.
Hey Michael, ich reg' mich doch gar nicht auf - im Gegenteil, du glaubst gar nicht wie mich sowas erheitert... :lol:

Genauso wie der Kunde, der meine Werkbankteppichbodenauflage erstmal mit der Lupe untersuchte, ob da nicht ein Spänchen drin stecken könnte das seiner 12.000 Euro Hewwirellig Custom Shop Rory-Gallagher-Strat ein zusätzliches Kratzerchen verursachen könnte... ich hab' mden ganzen Tag nur noch vor mich hingegackert... :rotfl:

Alles gut, alles heiter... :wink:
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Gitarrenmacher
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Gitarrenmacher »

Jorma55 hat geschrieben:Hallo Christian,

ich habe keine Bewertung dieser Konstruktionsmethode vorgenommen..............................

Michael
Warum beziehst du meinen Text auf dich?
Die unterschiedlichen Vorgehensweisen des Beleistens sind ständiges Thema in allen möglichen Foren, sowohl Fach-als auch Laien/Bastlerforen. Eine der Geschichten, die sehr kontovers diskutiert werden. Wenn jemand seine Instrumente so oder so baut und damit Erfolg hat ist das doch toll. Handwerkliche Vielfalt bringt alle voran. -Genau wie kulturelle- Nur, die eine, kontrovers diskutierte Vorgehensweise, als heiligen Aal mit Erfolgsgarantie zu verkaufen, halte ich für doof. Das gilt für Titebond vs. Knochenleim genauso wie für Winter-vs. Alljahresreifen.

Zu den Au Tenticks: Ich bin schon in zwei SuperSeven mitgefahren. Einem Original und einem, von einem KfZ-Meister zusammengebauten Kitcar. Das Kitcar fand ich wesentlich geiler, man musste keine Angst haben, dass irgendwas abfällt, und der Sound war auch nicht von schlechten Eltern. Trotzdem ist das Original dreimal so teuer.

Im übrigen muss ich noch den Grill putzen. MORGEN IST SOMMER ANGESAGT :bide:
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Heute Morgen waren es hier noch 7 Grad, es sollen aber im Laufe des Tages noch 22 werden.

Entschuldige Christian, da habe ich Dich wohl missverstanden.

Der ganze Hype geht in erster Linie von den Fans aus und ist auf einige namhafte Gitarristen, an vorderster Front Stephen Stills, zurückzuführen, die Mitte der 1960er zu der Auffassung gelangten, dass ihnen 20 bis 30 Jahre alte Gitarren von Martin und Gibson mehr zusagten als das, was von den beiden Firmen aktuell hergestellt wurde. Es kam hinzu, dass diese heutigen "vintage Schätzchen" damals einfach nur gebrauchte alte Gitarren waren, die man zu einem Spottpreis nahezu überall bekommen konnte. Aber schnell machte der Slogan "they don't build them like they used to" die Runde. Bei Martin sah man unter der damaligen Leitung keine Veranlassung zu reagieren, was letztendlich die Initialzündung für Leute wie Bill Collings und Richard Hoover sowie mehr und mehr ehemalige angestellte Gitarrenbauer, Schreiner und engagierte Hobbybastler war, Gitarren mit der Aussage "built the old way" auf den Markt zu bringen. Natürlich nahm die Kritik an den aktuellen Martins auch zunehmend konkrete Formen an : zu dicke Decken, zu massive und nicht verzapfte Verbalkung, falscher Leim, falscher und zu dicker Lack, falsches Holz etc.etc.. In wirtschaftlicher Hinsicht stellten diese kleinen Hersteller für Martin keine ernsthafte Konkurrenz dar (da waren die den Markt überschwemmenden fernöstlichen Billigkopien das größere Problem), aber dass diese kleinen Hersteller plötzlich in dem Ruf standen, mit alten Produktionsmethoden und Konstruktionsformen aus dem eigenen Haus "die besseren Martins" herzustellen, stieß den Verantwortlichen bei Martin dann doch zunehmend sauer auf. Ab 1976 besann man sich dann langsam, vorsichtig und zögerlich auf "alte Tugenden", indem man zunächst mit der HD-28 wieder ein scalloped bracing anbot. Kurze Zeit später wurde bei der D-42 die X-Verbalkung auch wieder an die "richtige Stelle" gesetzt und bei den GE Modellen fiel das bracing schon deutlich leichter und fast wieder "vorkriegsmäßig" aus. Die Authentics stellen nun den Höhepunkt dieser mittlerweile 40-jährigen Tendenz "back to the roots" dar und die traditionelle Fangemeinde kann vor Begeisterung kaum an sich halten. Dabei propagiert Martin selbst diese alten Produktionsmethoden keineswegs ausnahmslos als überlegen. Das wurde bei der Entwicklung des ersten Stephen Stills signature modells Mitte der 1990er Jahre überdeutlich. Stills, nicht nur ein ausgezeichneter Gitarrist sondern auch Experte für und Sammler von u.a. alten Martins hatte ganz konkrete Vorstellungen und schickte Martin zu deren Entsetzen die ersten Prototypen mit umfangreichen Listen an Änderungswünschen wieder zurück. Er räumt selbst ein, "die Jungs bei Martin" damals fast in den Wahnsinn getrieben zu haben. Als der alte Traditionalist schließlich zufrieden war, zeigte sich Erstaunliches. Er hatte sich in langen Diskussionen mit den Gitarrenbauern im Martin custom shop davon überzeugen lassen, dass
- Hautleim keine Vorteile bringt
- Ein verstellbarer Halsstab große Vorteile hat und den Klang nicht negativ beeinflusst
- Im Vergleich zu Adirondack italienische Alpenfichte in weitaus besserer Qualität auf dem Markt zu bekommen sei

Die Gitarre ( vorgestellt auf der summer namm 1998 und limitiert auf 91 Exemplare) wurde ein Riesenerfolg, Stills selbst hat ein Dutzend für sich und enge Freunde gekauft und Keith Richards hat sich auch ein Exemplar gesichert.

Fazit : Es waren die Fans, die vom Glauben an den "heiligen Gral" beseelt waren und sind, bei Martin hat man lediglich reagiert und der Kundschaft gegeben, was diese unbedingt haben wollte. Aber, ob nun "wegen" oder "trotz" der alten Produktionsmethoden und Konstruktionsmerkmale, die Authentics sind ganz hervorragende Gitarren.

Michael
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H-bone
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

Jorma55 hat geschrieben:Er hatte sich in langen Diskussionen mit den Gitarrenbauern im Martin custom shop davon überzeugen lassen, dass

- Hautleim keine Vorteile bringt
- Ein verstellbarer Halsstab große Vorteile hat und den Klang nicht negativ beeinflusst
- Im Vergleich zu Adirondack italienische Alpenfichte in weitaus besserer Qualität auf dem Markt zu bekommen sei
Vernünftige Leute im Martin Custom Shop ! :r:

Wobei anzumerken ist, dass der Begriff "Italian Alpine Spruce" vollumfänglich für Europäische Alpenfichte steht, nicht nur für italienische...

Ein Wort zur "verzapften Beleistung": Zu Zeiten von Haut- und Knochenleim war es üblich, die Leisten mit Kerben und Zapfen gegeneinander zu "verzapfen", da sich meist erstmal die Leistenenden begonnen haben zu lösen. In Hinblick auf das damals vefügbare Material (Leim) sicherlich sinnvoll, was jeder bestätigen kann, der an Instrumenten aus dieser Zeit Reparaturen durchzuführen hatte. Nur hat man mit jeder Kerbe die entsprechende Leiste auch wieder geschwächt und im Zuge dessen auch die Leimfläche der gekerbten Leiste leicht minimiert. Bei den heutigen Leimen (Titebond etc.) ist dieses Vorgehen nicht mehr erforderlich, da überleben auch die Leistenenden klaglos die Jahrhunderte. Diese Leime werden auch genauso hart, sind genauso leicht und ergeben keinerlei klangliche Einbussen, m.E. im Gegenteil. Warum also heute noch wunderbar feinjährige, glatte Leisten durch Kerben verletzen, um Enden drunterzuschieben, die heutzutage diesen Support nicht mehr benötigen. Damals hat man sich einen zwingend notwendigen Vorteil durch einen Nachteil erkauft... der Vorteil ist heute obsolet, warum als immer noch den Nachteil einbauen ?
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

H-bone hat geschrieben:
Jorma55 hat geschrieben:Er hatte sich in langen Diskussionen mit den Gitarrenbauern im Martin custom shop davon überzeugen lassen, dass

- Hautleim keine Vorteile bringt
- Ein verstellbarer Halsstab große Vorteile hat und den Klang nicht negativ beeinflusst
- Im Vergleich zu Adirondack italienische Alpenfichte in weitaus besserer Qualität auf dem Markt zu bekommen sei
Vernünftige Leute im Martin Custom Shop ! :r:

Wobei anzumerken ist, dass der Begriff "Italian Alpine Spruce" vollumfänglich für Europäische Alpenfichte steht, nicht nur für italienische...

Ein Wort zur "verzapften Beleistung": Zu Zeiten von Haut- und Knochenleim war es üblich, die Leisten mit Kerben und Zapfen gegeneinander zu "verzapfen", da sich meist erstmal die Leistenenden begonnen haben zu lösen. In Hinblick auf das damals vefügbare Material (Leim) sicherlich sinnvoll, was jeder bestätigen kann, der an Instrumenten aus dieser Zeit Reparaturen durchzuführen hatte. Nur hat man mit jeder Kerbe die entsprechende Leiste auch wieder geschwächt und im Zuge dessen auch die Leimfläche der gekerbten Leiste leicht minimiert. Bei den heutigen Leimen (Titebond etc.) ist dieses Vorgehen nicht mehr erforderlich, da überleben auch die Leistenenden klaglos die Jahrhunderte. Diese Leime werden auch genauso hart, sind genauso leicht und ergeben keinerlei klangliche Einbussen, m.E. im Gegenteil. Warum also heute noch wunderbar feinjährige, glatte Leisten durch Kerben verletzen, um Enden drunterzuschieben, die heutzutage diesen Support nicht mehr benötigen. Damals hat man sich einen zwingend notwendigen Vorteil durch einen Nachteil erkauft... der Vorteil ist heute obsolet, warum als immer noch den Nachteil einbauen ?
Stills benutzt in seinem persönlichen (!) Antwortschreiben auf den Brief eines französischen Fans den netten Ausdruck "Edelweiss spruce".

Wenn ich Dich richtig verstehe, ist die verzapfte Verbalkung bei den Authentics in Verbindung mit der Verwendung von Hautleim jedenfalls konsequent, oder?

Michael
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H-bone
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

Jorma55 hat geschrieben: Wenn ich Dich richtig verstehe, ist die verzapfte Verbalkung bei den Authentics in Verbindung mit der Verwendung von Hautleim jedenfalls konsequent, oder?
Ausgehend von tatsächlich "historischem" Haut-/Knochenleim wäre es tatsächlich konsequent... das wäre dann der, wo man erstmal die Perlen einschmilzt, das ganze im "Leimkocher" auf ca. 70°C hält, das Holz vorwärmt und dann blitzschnell leimen/postionieren/pressen muss bevor das Zeug wieder kalt wird...

Dass Martin allerdings eine komplette Gitarre auf diese Art und Weise baut halte ich - mit Verlaub- für ein Gerücht. Gibt's doch schliesslich von Titebond den "Original Hide Glue" in der braunen Flasche, der kalt verarbeitet wird und sogar eine längere Presszeit als der "normale" Titebond hat. Was das Zeug allerdings mit "echtem" Hautleim zu tun hat bleibt ein Rätsel.

Aus informierten Kreisen hört man auch, dass sich der Einsatz von Hautleim auf die Halsverbindung und den Steg beschränken soll, mag ich jedoch meine Hand nicht in's Feuer legen dafür.

Wie auch immer, Martin wird wissen was sie tun und für wen, mir persönlich ist nur wichtig, dass sich nicht der Trugschluss breit macht, Hautleim und Verzapfen wäre DER heilige Gral im Gitarrenbau und ich mir dann nach der immerwiederkehrenden Frage: "Aber du verwendest schon Hautleim, oder?" das Maul fusselig reden kann um zu erläutern warum ich es NICHT tue und auch nie tun werde.

Ach ja, habt ihr eigentlich gewusst, dass bei der 57er Corvette die Trommelbremsen so mickrig dimensioniert waren, dass sie sich nach 5 Meilen Pass-Strasse bergab weissglühend verabschiedet haben ? :mrgreen:
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jab
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von jab »

H-bone hat geschrieben: Ach ja, habt ihr eigentlich gewusst, dass bei der 57er Corvette die Trommelbremsen so mickrig dimensioniert waren, dass sie sich nach 5 Meilen Pass-Strasse bergab weissglühend verabschiedet haben ? :mrgreen:

Bei der Corvette C3 war es so, dass das Gerät (immerhin ein Sportwagen...) nicht vollgasfest ist. 15 Min volle Kanne auf der Autobahn und der Motor ist Geschichte... Ohne größeren Kühler, besseren Lüfter und zusätzlichem Ölkühler war das Ding (zumindest in Deutschland) nicht recht zu verwenden. Is aba wurscht, is ne Corvette mit V8, is aus Amerika, is geil.

Von der Starrachse, den Blattfedern, den variantenreichen Spaltmaßen und dem lächerlichen 45-l-Tank reden wir dabei noch gar nicht...

Aber siehe oben, is geil...

Beste Grüße, auch von meinem Volvo, der gerade Alufelgen bekommen hat. Sehen cool aus, sagt der Sohn...

Jab
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