Martin D-1 Authentic

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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whitywhiteman
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Martin D-1 Authentic

Beitrag von whitywhiteman »

Hallo,

hat jemand von Euch schon mal eine Martin D-1 Authentic
https://www.martinguitar.com/guitars/ma ... ntic-1931/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
gespielt?

Wäre optisch (12-fret, Fensterkopf, schlicht, etc.) und ergonomisch (Halsbreite, Mensur) genau mein Ding (GAAAAAAAAAAAAAAS).
Klanglich (Adi, Maha.) wahrscheinlich auch.

Fragen an die Gitarrenbauer unter uns:
Wie schaut ein "Bracing Pattern, Authentic 1931 X Brace" aus?
Und welche Leisten sind damit gemeint: "Brace Size: 5/16"
Gruß
Whity
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H-bone
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

whitywhiteman hat geschrieben: Fragen an die Gitarrenbauer unter uns:
Wie schaut ein "Bracing Pattern, Authentic 1931 X Brace" aus?
Und welche Leisten sind damit gemeint: "Brace Size: 5/16"
Bittest du eigentlich auch deinen örtlichen Buchhändler um Hilfe, wenn du Probleme mit der Amazon-Website hast ?
Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Ich bin zwar kein Gitarrenbauer, aber ich versuch mal eine Erklärung :
Anders als bei den Martin GE -Modellen, die lediglich jeweils einem entsprechend bezeichneten Modell eines bestimmten Jahrgangs nachempfunden werden, die D-18 GE also beispielsweise einer D-18 aus dem Jahr 1934, handelt es sich bei den Authentic Modellen um möglichst originalgetreue Nachbauten eines ganz konkreten Exemplars aus dem Martin Museum, das zu diesem Zweck genauestens vermessen wurde. Die D-1 authentic hat danach ein forward shifted scalloped x-bracing, dessen Leisten und insbesondere die Einkerbungen von Hand den Leisten der original D-1 von 1931 aus dem Martin Museum nachgeschnitzt wurden.

Wenn von 1/4 oder 5/16 bracing die Rede ist, ist üblicherweise die Breite der Leisten der x-Verbalkung in Inch gemeint. Bei Martin Dreadnoughts sind 5/16 Inch die Norm, nur die D-35 und die HD-35 haben ein 1/4 inch bracing. Die Höhe der Leisten ist jeweils identisch.
Innerhalb der Authentic Reihe sollten die Modelle mit Boden und Zargen aus Mahagonie - wie die D-1 authentic, die om-18 authentic und die 00-18 authentic - den Originalen am nächsten kommen, da für die Palisander Modelle (mit Ausnahme der bislang drei 45er) Madagascar Palisander statt Rio verwendet wird. Hardcore Nostalgiker bedauern allerdings auch bei der D-1 authentic, dass hier- historisch nicht korrekt- auf bar frets verzichtet wurde.

Michael
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whitywhiteman
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von whitywhiteman »

Jorma55 hat geschrieben:Ich bin zwar kein Gitarrenbauer, aber ich versuch mal eine Erklärung :
Anders als bei den Martin GE -Modellen, die lediglich jeweils einem entsprechend bezeichneten Modell eines bestimmten Jahrgangs nachempfunden werden, die D-18 GE also beispielsweise einer D-18 aus dem Jahr 1934, handelt es sich bei den Authentic Modellen um möglichst originalgetreue Nachbauten eines ganz konkreten Exemplars aus dem Martin Museum, das zu diesem Zweck genauestens vermessen wurde. Die D-1 authentic hat danach ein forward shifted scalloped x-bracing, dessen Leisten und insbesondere die Einkerbungen von Hand den Leisten der original D-1 von 1931 aus dem Martin Museum nachgeschnitzt wurden.

Wenn von 1/4 oder 5/16 bracing die Rede ist, ist üblicherweise die Breite der Leisten der x-Verbalkung in Inch gemeint. Bei Martin Dreadnoughts sind 5/16 Inch die Norm, nur die D-35 und die HD-35 haben ein 1/4 inch bracing. Die Höhe der Leisten ist jeweils identisch.
Innerhalb der Authentic Reihe sollten die Modelle mit Boden und Zargen aus Mahagonie - wie die D-1 authentic, die om-18 authentic und die 00-18 authentic - den Originalen am nächsten kommen, da für die Palisander Modelle (mit Ausnahme der bislang drei 45er) Madagascar Palisander statt Rio verwendet wird. Hardcore Nostalgiker bedauern allerdings auch bei der D-1 authentic, dass hier- historisch nicht korrekt- auf bar frets verzichtet wurde.

Michael
Danke für die Erklärungen, da ich gitarrenbautechnisch nicht so fit bin!
H-bone hat geschrieben:
whitywhiteman hat geschrieben: Fragen an die Gitarrenbauer unter uns:
Wie schaut ein "Bracing Pattern, Authentic 1931 X Brace" aus?
Und welche Leisten sind damit gemeint: "Brace Size: 5/16"
Bittest du eigentlich auch deinen örtlichen Buchhändler um Hilfe, wenn du Probleme mit der Amazon-Website hast ?
Nein, Sorry. (Frag nur meine freie KFZ-Werkstatt was sie von der Zuverlässigkeit von Fabrikat/Typ X/Y hält.)

Daher formuliere ich meine Frage um:

Fragen an die gitarrenbautechnisch Erfahrenen unter uns:
Wie schaut ein "Bracing Pattern, Authentic 1931 X Brace" aus?
Und welche Leisten sind damit gemeint: "Brace Size: 5/16"

Danke!
Gruß
Whity
Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Ergänzende Anmerkung :
Die D-1 authentic konnte ich bislang noch nicht antesten, ich war aber bis vor kurzem für ca.3 Jahre Besitzer einer D-28 authentic 1931, also des "Schwestermodells" mit Zargen und Boden aus (Madagascar) Palisander. Klanglich war die Gitarre phänomenal und ich hatte auch mit dem 1 7/8 Inch (47,6 mm ) Griffbrett keinerlei Probleme. Etwas gestört hat mich allerdings die Kombination folgender 3 Faktoren :
- Hals - historisch korrekt - nur durch einen rechteckigen Stab aus Ebenholz verstärkt
- keine bar frets (historisch nicht korrekt)
- werksseitig empfohlen : 13er Saiten

Diese Kombination hat bei mir Bedenken hinsichtlich der langfristigen Halsstabilität ausgelöst und die permanente hysterische Überprüfung, ob sich da schon etwas verzogen hat, hat mich einfach genervt. Ich konnte zwar bis zum Schluss nichts feststellen, aber was sind schon 3 Jahre. Wahrscheinlich werde ich bei der neuen 000-30 authentic 1919 zuschlagen. Die hat zwar auch keine bar frets und keinerlei Halsverstärkung, werksseitig empfohlen sind aber 11er Saiten. Die sollte der Hals auch langfristig aushalten.

Michael
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rwe
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von rwe »

Jorma55 hat geschrieben:- werksseitig empfohlen : 13er Saiten
Die sind doch auch historisch korrekt, oder (sind ja nur "Medium")?
Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

rwe hat geschrieben:
Jorma55 hat geschrieben:- werksseitig empfohlen : 13er Saiten
Die sind doch auch historisch korrekt, oder (sind ja nur "Medium")?
Sind sie und die "braucht" dieses Schlachtschiff auch, aber die historisch korrekten bar frets würden dem Hals mehr Stabilität verleihen. Und da der Gitarrenhals nur durch einen (natürlich nicht verstellbaren) Ebenholzstab verstärkt ist, wäre eine Reparatur eines verzogenen Halses wohl mit erheblichem Aufwand verbunden. Mit Hitze allein ließe sich da wohl kein langfristiger Erfolg erzielen.

Michael
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H-bone
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

whitywhiteman hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben:
whitywhiteman hat geschrieben: Fragen an die Gitarrenbauer unter uns:
Wie schaut ein "Bracing Pattern, Authentic 1931 X Brace" aus?
Und welche Leisten sind damit gemeint: "Brace Size: 5/16"
Bittest du eigentlich auch deinen örtlichen Buchhändler um Hilfe, wenn du Probleme mit der Amazon-Website hast ?
Nein, Sorry. (Frag nur meine freie KFZ-Werkstatt was sie von der Zuverlässigkeit von Fabrikat/Typ X/Y hält.)
Ebenfalls Sorry, ich hab's wohl etwas genervter rübergebracht als es gemeint war... eigentlich waren es weniger deine Fragen als die verlogene, hypegeschwängerte Werbestrategie der Fa. Martin, die mir auf den Sack geht (sorry again)...

Sicherlich ist das 'ne gute Gitarre, aber mit Sicherheit ist z.B. die 12-bünder-Dread, die der Christian Hübenbecker dem Werner Lämmerhirt gebaut hat die mit Abstand bessere Gitarre... aber die hat natürlich nur ein "normales" X-Bracing und kein "Authentic 1931 hide glue adirondreck Bracing", mundgelutscht und mit Urenkeln der Holzwürmer von 1931...

Aber ich möchte natürlich niemandem die Illusion rauben mit ca. 7.000 Euro ein echtes Stück Historie in Form einer stinknormalen Massen-Industriegitarre zu erwerben...

War nicht gegen dich...
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Ich kann nur für die D-28 authentic 1931 sprechen und das ist eine sehr gute Gitarre. Hätte ich sie für unvergleichlich gut gehalten, hätte ich sie aber - trotz der geschilderten Bedenken - nicht wieder hergegeben. Zwei andere Martins habe ich behalten, weil sie mir besser gefallen und das sind keine "authentics".

Aber letztendlich liefert Martin mit den" Authentics" nur das, wonach sich die Nostalgiker unter den Fans der Marke seit Jahrzehnten gesehnt haben. Da gehört dann auch ein bisschen Hype dazu.

Michael
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Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Noch ein letzter Hinweis zum "bracing" der Martin Gitarren aus der authentic series :

Bis 1948 wiesen alle Martin Gitarren ein sog. "tucked bracing" auf, d.h. die Enden der Verbalkungsleisten schlossen nicht bündig an die Reifchen in der Zarge an, sondern waren über kleine Schlitze in den Reifchen mit diesen "verzapft". An den Berührungspunkten der anderen Leisten mit der X-Verbalkung wurde entsprechend verfahren. Nicht zuletzt Wilhelm Henkes von Blazer&Henkes in Tübingen hat die Abkehr von dieser Konstruktionsmethode bei verschiedenen Gelegenheiten als negativ bewertet und weist auf seiner Webseite darauf hin, dass bei den Rekonstruktionen alter Martin Modelle bei Blazer&Henkes an dieser traditionellen Konstruktionsmethode festgehalten wird.
Auch bei den authentic Modellen von Martin kommt dieses "tucked bracing" - historisch korrekt - wieder zum Einsatz. Dass sich die Leisten dadurch nicht so leicht ablösen können, leuchtet mit ein, ob sich diese Konstruktionsmethode auch klanglich auswirkt, kann ich nicht beurteilen.

Michael
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Bei der D-1 authentic sind u.a. Griffbrett und Kopfplattenfurnier aus Riopalisander. In der Form wird sie in Deutschland wohl nicht in den Handel kommen. Bleibt für alle Interessenten nur die Hoffnung, dass AMI oder ein anderer europäischer Importeur vielleicht ein paar Exemplare mit Madagascar statt Rio ordert, wobei ich mir allerdings nicht sicher bin, ob Martin eine solch Order akzeptieren würde. Bei einigen GE Modellen hat es funktioniert, aber da stand die historische Korrektheit ja auch nicht im Vordergrund.

Michael
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Gitarrenmacher
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Gitarrenmacher »

Jorma55 hat geschrieben: Auch bei den authentic Modellen von Martin kommt dieses "tucked bracing" - historisch korrekt - wieder zum Einsatz. Dass sich die Leisten dadurch nicht so leicht ablösen können, leuchtet mit ein, ob sich diese Konstruktionsmethode auch klanglich auswirkt, kann ich nicht beurteilen.

Michael
Ich hatte bisher noch keine Martin, ob mit oder ohne "Tucked bracing", auf der Werkbank, bei der sich Leisten gelöst haben. Außer zweien, nach Überbelastung der Decke durch Runterfallen oder Tantenhintern.
Ich sehe den Schwingungstechnischen Unterschied einfach darin, dass bei Leisten, die vor den Reifchen enden, die Decke in dem Bereich membranischer schwingen kann.
Die X-Leisten gehen ja in die Reifchen und leiten da den Zug von der Brücke in die Zarge ab. Bei den meisten Konzertgitarren gehen nur die Enden der Quertraversen in die Reifchen, bei den Gitten von Knut Welsch ebenfalls. Bei Konzertgitarren gibt es schon öfter mal eine lose Deckenleiste. Bei Welschgitarren ist mir das noch nicht untergekommen.
Das "mehr Stabilitätargument" halte ich für deutlich überbewertet. Was mir wichtig scheint ist, dass alle Leisten, die nicht in den Reifchen Enden auf nahezu Nullhöhe auslaufen, damit am Ende der Leiste möglichst geringe Scherkräfte auftreten.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Hallo Christian,

ich habe keine Bewertung dieser Konstruktionsmethode vorgenommen, sondern wollte nur in Zusammenhang mit den "Authentics" auf diese Art des bracings hinweisen. Das Stabilitätsargument stammt übrigens von Bruce Sexauer, der offenbar auch ein Anhänger dieser Methode ist. Bei meinen Gitarren ohne "tucked bracing" hat sich auch noch nie eine Leiste abgelöst und ich habe auch ansonsten nichts vermisst. Also : Keine Bewertung, keine Kritik, reine Info der Vollständigkeit halber.

Michael
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von H-bone »

Gitarrenmacher hat geschrieben: Ich hatte bisher noch keine Martin, ob mit oder ohne "Tucked bracing", auf der Werkbank, bei der sich Leisten gelöst haben.
Christian, wahrscheinlich waren die aber mit diesem ekelhaften, neumodischen Titebond verleimt und nicht mit dem legendären, die Jahrhunderte und jedes Klima klaglos überdauernden Knochenleim (aka Gelatine) verleimt... da muss man sich nicht wundern... :shock:

Ich mach irgendwann auch mal so Werbung:

Ihr Vorteil #1: Das Instrument ist komplett mit total vorsintflutlichen Mitteln verleimt.

Ihr Vorteil #2: Wir haben die alten, historischen Notlösungen wieder reaktiviert um ein Auseinanderfallen zu verhindern.

Ihr Vorteil #3: Trotz all dieser gitarrenbaulichen Sensationen kostet das Instrument lediglich das Doppelte.

Gruss, Martin
Jorma55
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Re: Martin D-1 Authentic

Beitrag von Jorma55 »

Ich weiß gar nicht, warum Du Dich da so aufregst. Der Kunde will es, der Kunde kriegt es. Das ist doch überall so. Und wenn der Kunde dann glücklich ist, passt doch alles. Und preislich gibt es - nicht zuletzt bei den amerikanischen Gitarrenbauern, die auch nur mit Wasser kochen - noch ganz andere Kaliber.

Michael
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