Steg anleimen! Erfahrungen? Probleme? Tipps?

[Westerly Rhode Island]

Hallo,

ich habe eine Gitarre gekauft, leider kam sie mit einem sich ablösenden Steg hier an.
Der Verkäufer hat mir eine Rücknahme zugesichert, allerdings gefällt mir die Gitarre recht gut, so dass ich sie gerne behalten würde.
Eine fachmännische Reparatur vom Gitarrenbauer (100 Euro schätze ich?) ist wirtschaftlich uninteressant, da es sich um eine günstige Chinagitarre handelt.

Ich stehe also vor der Entscheidung: zurück schicken oder das Wagnis einer eigenhändigen Reparatur.
Anleitungen gibt´s ja im Internet.

Frage in die Runde: wer hat damit Erfahrungen? Was kann schief gehen? Hat jemand zusätzliche Tipps?
Die Decke wölbt sich nicht, sie ist in Ordnung.

Danke und Gruß

[RB]

Die Gewährleistung umfasst auch die Nachbesserung. Versuche doch, die Reparaturkosten beim Verkäufer abzuladen.

[Westerly Rhode Island]

Es war ein Privatverkauf und der Verkäufer nimmt sie auch zurück, wenn ich das möchte.
Die Gitarre lag wohl jahrelang im Koffer. Von oben sieht man den Schaden nicht, deswegen hat er´s wohl übersehen.

Der Steg hat sich allerdings schon ziemlich gelöst.
Laut Internet sieht es nicht sooo kompliziert aus, das zu leimen, etwas handwerkliches Geschick und passendes Werkzeug vorrausgesetzt.

Daher meine Frage, ob es vielleicht irgendwelche Tücken gibt. Wenn´s nämlich kompliziert werden kann, würde ich es lieber lassen.

[H-bone]

1, Steg komplett mit Hitze und poliertem Spatel von der Decke ablösen (Decke mit alukaschiertem Karton schützen)

2, Leimflächen (Decke, Steg) penibel säubern, Leimreste entfernen, Stegunterseite wenn nötig auf Deckenkontur schleifen.

3, Falls Lackränder unter dem Steg waren (wahrscheinlich) mit sKalpell Stegumriss schneiden und Lackrand entfernen.

4, Passende Leimzwingen bereitlegen.

5, Sauber passende Presszulage für innen anfertigen (mit Ausschnitten für die Beleistung), bei gewölbter Decke muss Stegunterseite und Pressbeilage ebenfalls gewölbt sein.

6, Passenden Leim - Titebond etc, kein Ponal, kein Baumarktleim !! flächig auftragen, Pressbeilage und Zwingen ansetzen, pressen (Verrutschen verhindern).

7, Viel Spass !

[Gitarrenmacher]

Zunächst mal sollte der Steg komplett abgelöst werden. Die Methode irgendwie Leim unter die Brücke zu bekommen und das Ganze dann zusammen zu drücken ist oft nicht zielführend. Dann müssen alle Leim-und Lackreste, die auf der Leimfläche sind entfernt werden. Nun muss ein Unterlegerklotz angefertigt werden der beim neu Verleimen den gleichmäßigen Druck von Unten auf die Leimung gewährleistet. Dann kann mit einem Holzleim, der richtig aushärtet neu Verleimt werden. PonalExpress ist suboptimal.

Ohhhh, der Maddin war wacher

[H-bone]

Ohhhh, der Maddin war wacher

DAS glaubst auch nur du ! *Riesenmontagmorgengääähner*

[saitentsauber]

Vielleicht darf ich mal eine Frage zum Leim einwerfen?

Warum wird die Verbindung Steg/Decke nicht hitzebeständig ausgeführt? Als Erklärung habe ich bis jetzt immer gelesen, dass die Möglichkeit bestehen soll, die Verbingung gewollt lösen zu können. Nur warum jemand das wollen könnte, wurde nie erklärt...

[H-bone]

Vielleicht darf ich mal eine Frage zum Leim einwerfen?

Warum wird die Verbindung Steg/Decke nicht hitzebeständig ausgeführt? Als Erklärung habe ich bis jetzt immer gelesen, dass die Möglichkeit bestehen soll, die Verbingung gewollt lösen zu können. Nur warum jemand das wollen könnte, wurde nie erklärt...

Weil man ihn komplett lösen können muss, wenn er sich a, teilweise selbst löst, b, der Steg überarbeitet oder ersetzt werden muss, c, die Decke überabeitet werden soll (Neulackierung etc.). Prinzipiell gilt das für fast alle geleimten Verbindungen an der Gitarre.

[saitentsauber]

Vielen Dank; die Variante mit der Decke hatte ich tatsächlich nicht auf dem Schirm. Zu den beiden anderen frage ich mich, wie oft sowas eigentlich vorkäme, wenn die Verbindung hitzebeständig ausgeführt wäre. Jedesmal, wenn im Netz ein Problem geschildert wird, scheint es eine Folge von Wärmeeinwirkung zu sein...

[H-bone]

Zu den beiden anderen frage ich mich, wie oft sowas eigentlich vorkäme, wenn die Verbindung hitzebeständig ausgeführt wäre. Jedesmal, wenn im Netz ein Problem geschildert wird, scheint es eine Folge von Wärmeeinwirkung zu sein...

Ein Steg kann zum Beispiel einen Riss entlang der Stegnut bzw. entlang der Pinholes bekommen (Trockenheit, Bridgepins mit dem Hammer reingeklopft, was auch immer), dann muss er ersetzt werden. Einen gerissenen Steg zu leimen ist vergebliche Liebesmüh'...

Oftmals gibt auch die oberste Deckenschicht nach, das heisst der Steg löst sich partiell gar nicht an der Leimfläche, sondern nimmt Deckenfasern mit. Dieser Steg muss runter und nach entsprechender Stabilisierung der Deckenfläche muss er wieder aufgeleimt werden.

Ich hatte Fälle - unter anderem Klaus Weilands "Dadou"- , da war der Steg mit Epoxy geklebt (übrigens die ganze Gitarre - Klaus hat's gut gemeint)... ich hab' ihn glaub' ich 'ne Woche lang angemault...

[saitentsauber]

Wattet nich allet jibt... Also nochmal: Vielen Dank!

[Westerly Rhode Island]

Besten Dank!
Insbesondere die von H-Bone genannten Punkt 5 und 7 lassen mich zweifeln, ob ich das schaffe. Danke auch an Gitarrenbauer!

So werde ich mir überlegen: zurückschicken (geht) oder zum Gitarrenbauer (Verkäufer beteiligt sich aber nicht an den Kosten).

[H-bone]

Insbesondere die von H-Bone genannten Punkt 5 und 7 lassen mich zweifeln, ob ich das schaffe. Danke auch an Gitarrenbauer!

Punkt 5 spare ich mir mittlerweile, da ich mit einer Vakuumpresse arbeite... Punkt 7 ist bei mir auch nicht immer zwingend

[Westerly Rhode Island]

Ich bin hin- und hergerissen zwischen Reparieren lassen oder Zurückschicken.

Eine der Top 3 Chinagitarren, die ich bisher am Start hatte. Nur geleimt haben sie wohl nicht richtig.
Ansonsten "stimmt" aber wirklich alles: Klang, Intonation, Handling. Noch ein Pickup der Wahl rein und sie wäre sicher eine erstklassige Bühnengitarre.

[JazzDude]

Wie kann man eine Gitarre klanglich beurteilen, wenn der Steg sich ablöst?