Schwer bespielbar - "stiff action"

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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RB
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Schwer bespielbar - "stiff action"

Beitrag von RB »

Eine meiner Gitarren ist so ein Fall. Edel bis zum abwinken, Klang zum abwinken, kann auch laut sein, wenn es gilt, andere Gitarrenmitspieler zu übertönen und gegen die Wand zu blasen. Aber die Bespielbarkeit ist absolut ätzend. Es ist die Larrivée D-05. Mir tun regelmäßig schon nach kurzer Zeit die Fingerspirtzen weh. Die andere Larrivée, die ich habe, hat exakt die gleichen Hals-Abmessungen, die Mensur ist gleich und trotzen greift es sich leichter. Ich bilde mir ein, an der Saitenlage den Wahnsinns-Unterschied nicht feststellen zu können. Auch habe ich am Sattel die Saiten nach den Regeln der Kunst (bilde ich mir zumindest ein) tiefer gelegt und trotzdem ist da dieses harte Spielen, daß einem die vorzeitige Arthrose droht.

Kennt Ihr das und woran lag es bei einem, der die Lösung gefunden hat ? Gitarrenbauer ? Einstellen LASSEN ? Ich bin ratlos.
kawe
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Beitrag von kawe »

Dazu fällt mit ein:
Gitarren-Guru Dan Erlewine schreibt in seinem Buch "Guitar Player Repair Guide" zu Gibson Electrics:
Wenn man das stop tailpiece (nicht die Brücke) vorsichtig rauf und runter dreht, kann man bei jeder Gitarre eine Position finden, die er "sweet spot" nennt. In dieser Stellung "fühlen" sich die Saiten am besten an und die Gitarre klingt am besten.
Originalton:"... where strings and action feel best and you get the best tone...".

Das ist natürlich nicht auf deiner Akustik machbar, ist aber ev. eine Erklärung für das Phänomen.
Gruß
KlausW
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Hanika 58 PF
Martin J 40
und andere ...
micha
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Beitrag von micha »

Hallo,

schon mal die Halskrümmung der beiden Gitarren verglichen ?
Also:
1) Capo auf ersten Bund 2) untere E-Saite am 14. Bund (bzw. 12.Bund bei 12-Bünder) 3) Abstand zwischen der Oberseite des achten Bundstäbchens und der Unterseite der Saite - mit Fühlerlehre, falls vorhanden - messen.

Kann durchaus sein, dass der Hals deine Problemgitarre etwas zu stark nach "vorn" gewölbt (konkav) ist. Da geht's um Bruchteile von mm, die aber Welten in der Bespielbarkeit ausmachen können.

Micha
Gast

...

Beitrag von Gast »

...
Zuletzt geändert von Gast am Sa Feb 06, 2010 5:02 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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RB
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Beitrag von RB »

@Micha: Danke Mann! Ich habe es heute probiert und den Larrivée-typischen Spezial-Inbusschlüssel hervorgeholt, nachdem ich festgestellt, oder mir auch nur eingebildet hatte, daß der Hals der anderen L. etwas weniger Krümmung aufwies. Ich habe erst die Baßsaiten gelockert und dann mit einigem Gefummel (über das manch andere sich schon beschwert haben) den Schlüssel eingeführt und nur wenig gedreht, vielleicht knapp eine Viertel-Drehung im Uhrzeigersinn, eher weniger. Soweit ich mich entsinnen kann, ist das bei akustischen Gitarren die erste Maßnahme dieser Art, die ich ausgeführt habe. Mir kam es so vor, als sei die Schraube oder Nuß am Ende des Truss-Rod nicht sehr fest, ich drehte nur gegen sehr mäßigen Widerstand an.

Dann habe ich die Saiten wieder auf Stimmung gebracht und gestgestellt, daß die Gitarre
wie ausgewechselt
ist! Nicht nur, daß sie sich jetzt sehr angenehm und ohne sonderlichen Kraftaufwand spielt, bilde ich mir ein, daß auch der ohnehin schon gute Klang eine Nuance besser geworden ist. Das ist aber wiederum so subtil, daß es auch Einblldung sein kann.

Jetzt macht es wieder ungetrübt Freude! Ich hätte nicht gedacht, daß so wenig Aufwand einen solchen Unterschied ausmachen kann.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Moin Reinhard,

ich glaube Dir kein einziges Wort!!!! Alles nur Schmuh!

LÜGER!!!!!

Das schreibst Du alles nur, um aus der Garrison und die schwer bespielbaren Larry Nummer rauszukommen. :D

BTW
Ich persönlich hätte wenig Probleme mit einer D05 neben meiner D03!

Gruß Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Scherzkeks! Ich will sie ja nun erst recht nicht hergeben.
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

RB hat geschrieben:Scherzkeks! Ich will sie ja nun erst recht nicht hergeben.
Siehste, so ist das mit den Larrivees. ;-)
Brauchst sie nur ein wenig anspannen und ... :wink:

Ernsthaft: Ist wohl nur ne Frage, WO du die Bespielbarkeit verbesser möchtest. Mein Gitarrenbauer hatte die Saitenlage zunächst grundsätzlich (insbesondere der höheren Lagen) über die Steghöhe getunt, und dann eine Abstimmung des unteren Bereichs über den Stahlstab vorgenommen. MAn muß nur wissen wo. ;-)
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"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur zu selten dazu."
micha
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Beitrag von micha »

> Ich habe erst die Baßsaiten gelockert...<

An alle Nachahmer: Einstellarbeiten am Halsstab GRUNDSÄTZLICH mit gespannten und gestimmten Saiten machen. Dann ist der Widerstand auch höher :D ...Nach ein paar Stunden muss man nochmal nachprüfen und ggfs. nachjustieren.

> Mein Gitarrenbauer hatte die Saitenlage zunächst grundsätzlich (insbesondere der höheren Lagen) über die Steghöhe getunt, und dann eine Abstimmung des unteren Bereichs über den Stahlstab vorgenommen <

Mit der Halskrümmung wird nicht die Saitenlage eingestellt, obwohl es vorderhin so aussieht, da sich bei optimal eingestellten Hals die Bespielbarkeit drastisch verbessern kann. Über die Halskrümmung werden u.a. Ungenauigkeiten in den Bundhöhen ausgeglichen, die zu Schnarren etc. führen können, also: gewissermassen sichergestellt, dass die Saiten frei schwingen können, ohne irgendwo "anzuecken".

Die Kunst besteht jetzt darin, Steg-/Sattelhöhe, Halskrümmung, ggfs. Halswinkel und nicht zu vergessen die Auflagepunkte der Saiten auf Sattel und Steg - das Ganze soll ja auch noch intonationsmässig einigermassen hinhauen - in ein optimales Verhältnis zu bekommen. Ein abendfüllendes Thema, das meiner Erfahrung nach gerade bei Akustikern immer etwas zu kurz kommt. Ungenauigkeiten in diesen Dingen, die ja anscheinend auch zu Reinhards Problemen führten, sind gerade bei akustischen Gitarren sehr häufig, da sich diese durch Witterungseinflüsse, permanenten Saitenzug etc. noch wesentlich stärker "bewegen" als E-Gitarren. Einmal im Jahr einen Komplettcheck in Bezug auf diese Geschichten durch einen erfahrenen Gitarrenbauer machen zu lassen, lohnt sich auf jeden Fall. Übrigens auch und gerade bei neuen Gitarren, denn die werden niemals mit einem optimalen Setup ausgeliefert, denn keine Firma möchte riskieren, dass beim Probespielen in einem Shop irgendetwas scheppert oder so...Da jeder anders spielt (bzw. "reinlangt :twisted: ") werden die Gitarren so justiert, dass es möglichst bei keiner Spielweise zu störenden Nebengeräuschen kommt, es wird gewissemassen der grösste gemeinsame Nenner gesucht...
Bei High-Level-Klampfen sieht es vielleicht nicht ganz so krass aus wie bei Billigheimern, aber optimieren lassen in Bezug auf das eigene Spiel ist immer angeraten.
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Hi Micha,

grundsätzlich hast Du ja recht.
Bei diesem Thema muss ich immer wieder auf die Internetseite von Lakewood verweisen. Martin Seeliger beschreibt da sehr kurzweilig, wie die Saitenlage auszusehen hat. Einerseits beschreibt er die notwendige Halskrümmung als auch die Möglichkeiten die Saitenlage mit der Stegeinlage zu korrigieren.
Wenn´s an´s "Eingemachte" geht, sprich Sattelhöhe oder Halskrümmung korrigieren, würde ich auch eher einen Fachmann dranlassen.
Als Anfänger würde ich mir auch erst mal zeigen lassen, wie und wo ich was verstellen kann.
Das häufigste Problem ist der Unterschied in der Luftfeuchtigkeit zwischen Winter und den anderen Jahreszeiten und der resultierenden Veränderung an der Gitarre.
Wenn man davon ausgeht, dass der Sattel und die Halkrümmung passt, wird das nur mit der Stegeinlage bewerkstelligt.
Ich schleif die Stegeinlage immer so weit herunter, bis es anfängt zu schnarren. Nach oben kann ich dann mit dünnen Holz- oder Plastikstreifen unter die Einlage korrigieren, die Streifen gibt´s im Fachhandel oder beim Gitarrenbauer.

Stefan
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RB
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Beitrag von RB »

Mir ging es nicht um die Saitenlage, die war eigentlich OK, es war einfach dieses komisch schwere Spielen, bei dem einem die Finger schon bei normalen Aktionen weh taten. Nun ist es behoben, die Krümmung war wahrscheinlich zu ausgeprägt. Jedenfalls ist noch eine leichte Krümmung vorhanden, und es klingelt und scheppert nix. Wenn es nur die Saitenlage gewesen wäre, hätte ich es am Stek bearbeitet. Bei der Gelegenheit hätte ich dann einen aus Knochen gebastelt.
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Ich weiß schon was Du meinst Reinhard. So was Ähnliches hab ich ja mit meiner Cherrypicker auch. Da geht´s um Nuancen in der Einstellung und ich hab gar keine Lust mehr, die in die Hand zu nehmen. Aber da muss ich zum Gitarrenbauer gehen.
In Bezug auf Knochensättel fällt mir noch was ein.
Bei meinen Khetarren hab ich ja so nen Tonabnehmerstreifen unter der Stegeinlage.
Irgendwann hab ich im verstärkten Zustand gemerkt, dass die Saiten bei einer meiner Schätzchen unterschiedlich laut rüberkommen.
Das muss nicht daran liegen, dass die Stegeinlage nicht richtig aufliegt.
Es kann auch sein, dass das an der Struktur im Knochen liegt... is halt kein ganz homogenes Gebilde.
Neue Stegeinlage rein und ich hatte keine Probleme mehr.
...nur mal so als Anmerkung.

Stefan
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