neues Beleistungssystem - Taylor

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chrisb
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neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von chrisb »

hallo,

ich bin gestern abend auf einen beitrag bei fb gestoßen.
eigentlich bin ich kein taylor spieler oder freund, aber aus gitarrenbautechnischem interesse und als freund von experimentellen / alternativen beleistungssystemen
(hab ja ein paar lattice-bracings für steelstrings ausprobiert) poste ich das doch mal hier:

https://www.taylorguitars.com/guitars/a ... cing/story" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

ich glaube nicht das das der heilige gral im gitarrenbau ist, da jedes beleistungssystem am ende ein kompromiss zwischen stabilität und flexibilität ist
(und ein guter gitarrenbauer die grenzen ausloten kann).
verschiedene beleistungssysteme haben "lediglich" unterschiedliche einflüsse auf tonliche eigenschaften und deren kombination (sustain, ansprache, volumen, klangfarbe, etc.). und ein gefallen entscheidet jeder spieler für sich selbst.
von daher wäre es für mich interessant eine solche gitarre mal anzutesten bzw. das beleistungssystem selbst zu verbauen.

konnte von euch schon jemand die neuen taylors antesten?
chrisb
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Niels Cremer
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Niels Cremer »

Hatte ich auch schon gesehen, interessant! Was mir beim Thema Beleistung einfiel ist die Frage, ob Carbon-Gitarren überhaupt Beleistung haben oder ob die Decken an sich schon stark genug sind?

LG,
Niels
Jorma55
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Jorma55 »

Mich hat die Beleistung ein wenig an die Parallelbeleistung der alten Gibson Archtops erinnert, auch wenn sich der Winkel dort in der anderen Richtung öffnet und nicht so spitz ist. Revolutionäres - wie Taylor vollmundig behauptet - kann ich jedenfalls nicht entdecken.

Michael
If my thought dreams could be seen,they'd probably put my head in a guillotine
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Rumble
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Rumble »

Ich habe das auch gelesen, kann mit jedoch nicht wirklich vorstellen, dass das vorher noch niemand ausprobiert hat.
Aber wenn es denn bei den Gitarren von Taylor gut funktioniert und das Ergebnis stimmt, warum nicht?
Ein bisschen Marketing ist aber sicher auch dabei. Aber auch das darf ja sein. ;-)

Wobei ich erst kürzlich eines der bisherigen 914er Modell (2017) in den Fingern hatte und recht beeindruckt war, bzw. immer noch nachhaltig beeindruckt bin.
Mir hat die wirklich außergewöhnlich gut gefallen.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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Holger Hendel
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Holger Hendel »

Haja, was will man in Sachen Holzgitarren auch noch "neues" bringen... :roll: Da muss man halt alle paar Jahre mal wieder etwas "neu" erfinden. Wenn´s dem Unternehmen gut tut...und am Ende ist es sicherlich auch physikalisch messbar - also - die Tollheit dieser neuen Beleistung.
Was mir beim Thema Beleistung einfiel ist die Frage, ob Carbon-Gitarren überhaupt Beleistung haben oder ob die Decken an sich schon stark genug sind?
Hatte ich mich auch gefragt. Bei meiner Leviora fällt beim Hineinfühlen sofort auf, dass die Decke im Bereich des Schalllochs dünner ist. Die genaue Beschaffenheit der Decke ist aber sicherlich ein mehr oder weniger gut behütetes Betriebsgeheimnis.
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H-bone
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von H-bone »

So auf den ersten Blick widerspicht diese Beleistung eigentlich allem, was ich darüber weiss... aber was weiss ich schon ?? :roll:

Bei der X-Beleistung ist z.B. der Winkel bzw. die "Öffnung" nach hinten zur schwingenden Membran seeehr klangbildend, hier wird die Membran aber regelrecht "zugemacht"... :shock:

Aber eine theoretische Betrachtung wird wohl kaum weiterbringen, die Taylor-Buben werden schon wissen was sie tun, meinem Hirn wäre der Entwurf glaube ich nicht entsprungen... aber wie schon angedeutet, ich weiss, dass ich nix weiss... :mrgreen:
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chrisb
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von chrisb »

mich erinnert es ein wenig an eine umgekehrte fächerbeleistung bei klassikgitarren, die z.b. pepe romero jr baut.
chrisb
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LaFaro
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von LaFaro »

Niels Cremer hat geschrieben:Hatte ich auch schon gesehen, interessant! Was mir beim Thema Beleistung einfiel ist die Frage, ob Carbon-Gitarren überhaupt Beleistung haben oder ob die Decken an sich schon stark genug sind?

LG,
Niels
wenn ich mich richtig erinnere, müsste man wohl sagen... sowohl als auch. Es gibt Carbon-Gitarren, die ganz auf ein Bracing verzichten wie z.B. Leviora, wo das anscheinend mit unterschiedlichen Deckendicken zum "Tuning" gearbeitet wird. Ich meine aber uach irgendwo gelesen über Carbon-Gitarren gelesen zu haben, die sehr wohl ein Bracing zu "Tuning-Zwecken" haben. Leider fällt mir gerade nicht mehr ein, wo das war... :oops:
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Es335 »

Das erinnert an die inverse Fächerbeleistung bei Konzertgitarren, die wohl auf Yacobi zurückgeht. Hier besprechen die beiden Romeros eine Manuel Rodrigues von 1970 mit reverse bracing, die Pepe Romero jr. u.a. auch als Vorlage für seinen Konzertgitarren verwendet hat! :wink:
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Niels Cremer
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Niels Cremer »

Holger Hendel hat geschrieben:Hatte ich mich auch gefragt. Bei meiner Leviora fällt beim Hineinfühlen sofort auf, dass die Decke im Bereich des Schalllochs dünner ist. Die genaue Beschaffenheit der Decke ist aber sicherlich ein mehr oder weniger gut behütetes Betriebsgeheimnis.
Mach doch mal Foddos mit Handykamera durch‘s Schalloch oder so!?

Scheint also solche und solche zu geben, war mir gar nicht so bewußt dass die Bebalkung auch „getunt“ wird, iwie logisch ...

Danke & LG,
Niels
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Gitarrenmacher
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Gitarrenmacher »

Niels Cremer hat geschrieben:
Holger Hendel hat geschrieben:Hatte ich mich auch gefragt. Bei meiner Leviora fällt beim Hineinfühlen sofort auf, dass die Decke im Bereich des Schalllochs dünner ist. Die genaue Beschaffenheit der Decke ist aber sicherlich ein mehr oder weniger gut behütetes Betriebsgeheimnis.
Mach doch mal Foddos mit Handykamera durch‘s Schalloch oder so!?

Scheint also solche und solche zu geben, war mir gar nicht so bewußt dass die Bebalkung auch „getunt“ wird, iwie logisch ...

Danke & LG,
Niels
Na ich tippe mal, dass die Decke als Wabensandwich gemacht ist, und das die beiden CfK-Deckschichten am Schallloch zusammengeführt sind. Sieht ja blöd aus, wenn man im Schallloch auf die Nomexwabe schaut.
Zu Taylor:
Da finden gerade in den Gitarrenbauerforen im Moment die interessantesten Diskussionen statt. Alles zu wissenschaftlich für einen Feinzimmermann wie mich. Wichtig ist, was am Ende rauskommt. :D
Was mir ein bisschen aufstößt, sind die Superlative beim Anpreisen der Neuigkeit. Ist mir zu laut.
Dann habe ich beim Stöbern entdeckt, dass Taylor sich den Membrangraben am Unterbug patentieren lassen hat.
Stichwort "Relief rout" ist auch so ´n alter Hut, den man durch das Patent quasi als seine Erfindung darstellt. Ähnlich Martins" mortise/tenon neck"
Insgesamt ein Interessanter Kunstruktionsansatz, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er irgendwann im Tal der guten Ideen landet.
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stringbound
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von stringbound »

Gitarrenmacher hat geschrieben:Insgesamt ein Interessanter Kunstruktionsansatz, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er irgendwann im Tal der guten Ideen landet.
Ich bin schon sehr gespannt auf die 914ce mit V-Bracing, die ich für die Händlerveranstaltungen zur Einführung bekomme. Jeder, der die Gitarren mit V-Bracing auf der Namm gespielt hat, war völlig aus dem Häuschen. Es wird also etwas an dem Hype dran sein.

Interessant wird es, wenn Taylor die Werkzeuge gebaut hat, um das neue Bracing in allen Serien einzusetzen. Das dauert meist ein bis zwei Jahre. Deswegen wird mit den teuren Gitarren angefangen. Von der PS14ce werden nur wenige Exemplare gebaut, insgesamt sollen von der Gitarre 100 Stück gebaut werden. Das bekommt man auch per Hand hin. Von der Builder K14ce sollen noch weniger gebaut werden.

Im Lauf des Jahres werden die günstigeren Grand Auditorium Gitarren mit dem Bracing ausgestattet. Und dann folgen die restlichen Gitarrengrößen und -bauformen. Deswegen gehe ich davon aus, dass es, wie beim CV-Bracing des Bodens, ein für jede Größe und Form optimiertes Bracing geben wird.
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Gitarrenspieler
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Gitarrenspieler »

Interessante Konstruktion, eigentlich gegen alle Grundsätze im Stahlsaitengitarrenbau. Wie kommt man auf so was? Beim tüfteln herausgefunden? Computersimulationen laufen lasen? Schauen/hören wir mal was dabei rauskommt..., Joe wird berichten.
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von Gitarrenmacher »

:bide: :bide: :bide:
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Re: neues Beleistungssystem - Taylor

Beitrag von stringbound »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Interessante Konstruktion, eigentlich gegen alle Grundsätze im Stahlsaitengitarrenbau. Wie kommt man auf so was? Beim tüfteln herausgefunden? Computersimulationen laufen lasen?
Darauf ist Andy Powers ca. 2012 beim Surfen gekommen.
Hat ein paar Jahre gedauert, bis das V-Bracing brauchbar war.
Ob es sich durchsetzt wird man sehen, aber es ist eine interesante Idee.

In meiner 914ce von 2016 kommen Relief Rout und CV-Bracing zum Einsatz.
Auf der Arbeit haben wir noch eine ältere PS14ce aus Cocobolo ohne CV-Bracing und Relief Rout, aber schon mit Armrest.
Im Vergleich zu den anderen Taylor Gitarren bei uns klingt sie richtig gut und ist auch laut.
Aber im Vergleich zu meiner 2016'er 914ce und einer 2017'er 814ce DLX klingt dieCocobolo PS14ce schrill, leise und kalt.
Das war ein Aha-Erlebnis für mich und der Grund dafür, dass ich die 914ce genommen habe, statt der wesentlich teureren PS14ce.
Ähnlich wie mir mit meiner 914ce soll es den Leuten gegangen sein, die die neuen Gitarren mit V-Bracing gespielt haben.
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