Projekt HD-X1 LSH Update 13.11.09 (Es geht wieder voran)
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Projekt HD-X1 LSH Update 13.11.09 (Es geht wieder voran)
Vornweg: Wer die Bilder in groß sehen will, kann sie an dieser Stelle finden
HTML-Seite der HD-X1
Die Martin D-X1 ist eine durchaus gut klingende Gitarre, nur ist sie etwas schlicht. So gibt es kein Binding um den Rand der Decke herum, von einer Randeinlage ganz zu schweigen. Was liegt also näher, als diesem kleinen Nachteil durch nachträglichen Einbau eines Binding und einer schönen, Martin-mäßigen Herringbone-Einlage abzuhelfen ? Ich nehme aber dennoch an, daß dieses Projekt, das ich nur mit der freundlichen Hilfe von Martin Wieland von Deerbridge Guitars überhaupt wagen konnte, das erste dieser Art ist. Meine D-X1, die jetzt zu einer HD-X1 mutierte, ist wahrscheinlich ein Unikat.
Die Ausgangslage: Schlicht und schmucklos.
Erster Schritt: Fräsung für das Binding. Dabei kommt ein Dremel mit einem Fräsvorsatz mit Anlaufvorrichtung zum Einsatz.
So sieht die Fräsung aus.
Jetzt wird die Breite des Herringbone gemessen.
Die Fräse eingestellt und die Nut für das Herringbone gefräst.
Da fällt mir ein: "Vielleicht sollten wir danach auch noch das Schalloch......"
Martin: "Noch ein Wort und ich schlag' zu!"
Handarbeit am Halsansatz, an Stellen, die mit der Fräse nicht erreicht werden können.
Jetzt kommt Leim in die Nut ...................... und das Anbringen beginnt. Binding und Einlage werden in .....
... einem Arbeitsgang eingeleimt und mit Klebeband für 24 Stunden fixiert.
Die erste Hälfte ist fertig, jetzt kommt die untere Hälfte dran.
Über nacht muß die Patientin ruhen:
Bisher ging alles recht gut. Das folgende Bild vermittelt schon einen ganz guten Eindruck, wie die Gitarre dereinst einmal aussehen wird, obwohl die Randeinlage noch über das Decken-Niveau übersteht.
Ich selbst durfte in einer bedeutenden Funktion mitbeiten, ich durfte nämlich die Klebestreifen abreißen.
Als nachteilig erweisen sich die Materialeigenschaften des "HPL", aus dem die Zargen und der Boden sind. Wie beim Sägen von Fußboden-Laminat sind auch hier an eingen Stellen der Fräskante winzige Splitterchen der Oberfläche weggebrochen.Darunter ist das Material dunkelgrau. Für die Kosmetik muß an den betroffenen Stellen noch etwas geschehen.
Am abend des darauffolgenden Tages geht es weiter.Glücklicherweise kenne ich jemanden, der mit einem Zughobel umgehen kann.
Herringbone und Binding sind nun bündig mit der Decke
Stand der Dinge nach dem Abrichten......
Hier Bild in riesig
Fortsetzung folgt:
Die Decke muß anschließend jetzt noch überschliffen werden, um Leimreste und letzte Unebenheiten zu entfernen. Die Kanten des Binding werden noch etwas abgerundet. Danach soll eine dünne Schicht Nitrolack seidenmatt darüberkommen.
...... und vor dem Aufräumen.
HTML-Seite der HD-X1
Die Martin D-X1 ist eine durchaus gut klingende Gitarre, nur ist sie etwas schlicht. So gibt es kein Binding um den Rand der Decke herum, von einer Randeinlage ganz zu schweigen. Was liegt also näher, als diesem kleinen Nachteil durch nachträglichen Einbau eines Binding und einer schönen, Martin-mäßigen Herringbone-Einlage abzuhelfen ? Ich nehme aber dennoch an, daß dieses Projekt, das ich nur mit der freundlichen Hilfe von Martin Wieland von Deerbridge Guitars überhaupt wagen konnte, das erste dieser Art ist. Meine D-X1, die jetzt zu einer HD-X1 mutierte, ist wahrscheinlich ein Unikat.
Die Ausgangslage: Schlicht und schmucklos.
Erster Schritt: Fräsung für das Binding. Dabei kommt ein Dremel mit einem Fräsvorsatz mit Anlaufvorrichtung zum Einsatz.
So sieht die Fräsung aus.
Jetzt wird die Breite des Herringbone gemessen.
Die Fräse eingestellt und die Nut für das Herringbone gefräst.
Da fällt mir ein: "Vielleicht sollten wir danach auch noch das Schalloch......"
Martin: "Noch ein Wort und ich schlag' zu!"
Handarbeit am Halsansatz, an Stellen, die mit der Fräse nicht erreicht werden können.
Jetzt kommt Leim in die Nut ...................... und das Anbringen beginnt. Binding und Einlage werden in .....
... einem Arbeitsgang eingeleimt und mit Klebeband für 24 Stunden fixiert.
Die erste Hälfte ist fertig, jetzt kommt die untere Hälfte dran.
Über nacht muß die Patientin ruhen:
Bisher ging alles recht gut. Das folgende Bild vermittelt schon einen ganz guten Eindruck, wie die Gitarre dereinst einmal aussehen wird, obwohl die Randeinlage noch über das Decken-Niveau übersteht.
Ich selbst durfte in einer bedeutenden Funktion mitbeiten, ich durfte nämlich die Klebestreifen abreißen.
Als nachteilig erweisen sich die Materialeigenschaften des "HPL", aus dem die Zargen und der Boden sind. Wie beim Sägen von Fußboden-Laminat sind auch hier an eingen Stellen der Fräskante winzige Splitterchen der Oberfläche weggebrochen.Darunter ist das Material dunkelgrau. Für die Kosmetik muß an den betroffenen Stellen noch etwas geschehen.
Am abend des darauffolgenden Tages geht es weiter.Glücklicherweise kenne ich jemanden, der mit einem Zughobel umgehen kann.
Herringbone und Binding sind nun bündig mit der Decke
Stand der Dinge nach dem Abrichten......
Hier Bild in riesig
Fortsetzung folgt:
Die Decke muß anschließend jetzt noch überschliffen werden, um Leimreste und letzte Unebenheiten zu entfernen. Die Kanten des Binding werden noch etwas abgerundet. Danach soll eine dünne Schicht Nitrolack seidenmatt darüberkommen.
...... und vor dem Aufräumen.
Zuletzt geändert von Admin am Sa Nov 14, 2009 10:02 pm, insgesamt 4-mal geändert.
- Mr. Magic Takamine
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Wow - das sieht aber fein aus!
DIE Martin ist schön geworden - und jetzt weiß ich auch, wie DER Martin aussieht! Zwei Martins auf einmal sozusagen...
Aber nochmal zum Schallloch: Kann man da nun nachträglich noch z.B. so schöne Abalone-Einlagen reinmachen, oder nicht? Also - können wahrscheinlich schon - aber ist das (Bau-) technisch gut oder eher nicht zu empfehlen?
Gruß Dietmar
DIE Martin ist schön geworden - und jetzt weiß ich auch, wie DER Martin aussieht! Zwei Martins auf einmal sozusagen...
Aber nochmal zum Schallloch: Kann man da nun nachträglich noch z.B. so schöne Abalone-Einlagen reinmachen, oder nicht? Also - können wahrscheinlich schon - aber ist das (Bau-) technisch gut oder eher nicht zu empfehlen?
Gruß Dietmar
Moin Reinhard,
Willkommen zur neuen Serie im Akustikgitarrenforum:
Pimp my Guitar!
Aber gut, das die blauen Klebestreifen wieder ab sind - sah ja schäbig aus und
wir würden dich alle nur noch Eddy (van Halen) nennen
Das mit dem "wie Laminat" müßtest du noch mal näher erklären!
Aber sonst? - Schön geworden!
Noch viel Freude mit dem guten Stück
Uwe
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Pimp my Guitar!
Aber gut, das die blauen Klebestreifen wieder ab sind - sah ja schäbig aus und
wir würden dich alle nur noch Eddy (van Halen) nennen
Das mit dem "wie Laminat" müßtest du noch mal näher erklären!
Aber sonst? - Schön geworden!
Noch viel Freude mit dem guten Stück
Uwe
Naja, Boden und Zargen dieser Gitarre sind aus "HPL", einem Material, das im Grunde dem Fußboden-Laminat gleicht. Es hat einen Kern, der feinkörnig und dunkelgrau ist, darüber die photographische Abbildung von Mahagoni und eine dünne Schicht aus Acrylharz oder was man für Fußböden eben nimmt. Das Zug ist elend hart und zäh.
- Mr. Magic Takamine
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Wat's nich alles jibt!?RB hat geschrieben:Naja, Boden und Zargen dieser Gitarre sind aus "HPL", einem Material, das im Grunde dem Fußboden-Laminat gleicht. Es hat einen Kern, der feinkörnig und dunkelgrau ist, darüber die photographische Abbildung von Mahagoni und eine dünne Schicht aus Acrylharz oder was man für Fußböden eben nimmt. Das Zug ist elend hart und zäh.
Uwe
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Projekt HD-X1 - Fortsetzung, noch mehr Bilder.
Fortsetzung:
Kopfplatte
Ich war zuerst unschlüssig, was mit der Kopfplatte geschehen sollte. Der Hals ist aus einem vielschichtigen Sperrholz, das bei Martin "Stratobond" genannt wird, ganz so, als sei es geeignet, einen Weltraumgleiter daraus zu bauen. Die Kopfplatte ist mit einer Schicht "HPL" beklebt, die mit einem Mahagoni-Dekor versehen ist. Die Oberfläche ist matt. Das Logo "C.F. Martin" ist aufgespritzt oder im Siebdruckverfahren aufgedruckt. Die Farbe ist gelblich mit leichtem Metallic-Effekt. Insgesamt wirkt das ganze praktisch, aber nicht sonderlich attraktiv. Zuerst dachte ich daran, die Kopfplatte mit einer Randeinlage aus Holz zu verzieren. In die engere Wahl kamen helle Leisten im Format 3 x 3 mm, die ich noch liegen habe. Einer ordentlichen Rundum-Fräsung stehen aber Sattel und Griffbrett im Weg. Da ich von dem Polieren meiner D-16 GT noch deutlich in Erinnerung hatte, welchen Unterschied es ausmacht, wenn eine matte oder seidenmatte Holzoberfläche poliert wird, habe ich schließlich die Politur als einzige Verschönerungsmaßnahme vorgesehen. Da ich nicht die zähe und harte Oberfläche des HPL polieren wollte, bekam die Kopfplatte zuerst eine Lackierung - zwei Schichten Nitrolack transparent und seidenmatt. 24 Stunden später wurde die so entstandene Lackoberfläche mit Sonax Schleifpaste und Polierwatte poliert. Das Ergebnis ist auf dem Bild rechts zu sehen. Die Kopfplatte spiegelt den Fotoapparat und die Hand des Fotographen sowie den Rand der Deckenleuchte recht gut. Der Schriftzug leuchtet mehr, bzw. er hebt sich besser vom Untergrund ab. Das erinnert ein wenig an die Instrumente, die vor Einführung des Martin-"Folienlogos" hergestellt worden sind. Irgendwie Wintitsch oder wie das heißt.
Was für die Erfahrung mit Holzoberflächen gilt, stellt sich auch bei der künstlichen HPL-Oberfläche als gültig heraus: Auch das Holzdekor gewinnt durch die polierte Oberfläche beträchtlich an Tiefe und Farbintensität.
Schleifen und Lackieren
Ich habe den krankhaften Ehrgeiz entwickelt, es möge nicht nur eine
"H-DX-1" werden, sondern eine "HD-X1 GT" (Gloss Top).
Zuerst wurde das Binding mittels einer Ziehklinge wenigstens halbwegs bündig mit den Zargen gehobelt. "Wenigstens halbwegs" deshalb, weil die Oberfläche der Zarge, die aus dem schon viel erwähnten "HPL" besteht, nicht zerkratzt oder beschädigt werden sollte. Wäre die Zarge aus Holz, wäre das Abrichten des Bindings bis auf die Oberfläche der Zarge kein Problem, so aber war es notwendig, vorher schon innezuhalten. Anschließend habe ich das Binding mit der Ziehklinge zur Decke hin abgerundet.
Nach dem Überschleifen der Decke sieht man eine Stelle, an welcher der Hobel "eingehakt" hatte. Er hatte eine Holzfaser aus der Decke angeoben und diese nicht geschnitten, sondern nach oben weggezogen. An der betroffenen Stelle (siehe Pfeil) ist eine leichte, gezackte Vertiefung entstanden. Die Decke der Gitarre war durch das Leimen und Nachkleben mit Sekundenkleber verunreinigt und durch die Bearbeitung mit dem Hobel an einigen Stellen leicht verschrammt. Es war also klar, daß sie wenigstens im Randbereich überschliffen werden mußte, um sie wieder sauber und lackierfähig zu machen. Zu diesem Zweck habe zunächst das Pickguard entfernt. Als Ersatz habe ich eines im 20er-Jahre Zelluloid-Look von StewMac erstanden. Das Überschleifen der Decke erfolgte mit 220er und anschließend mit 320er Schleifpapier und Schleifklotz aus Kork.
Nach dem Schleifen mit 220er und 320er Schleifpapier
Das Schleifen brachte verschiedene Stellen zutage, an denen zwischen Randeinlage und Decke kleine Spalten offen standen. Diese habe ich zunächst mit einem farblosen, transparenten Füllgrund aufgefüllt. Dabei war es nicht ganz einfach, die Flüssigkeit an die richtige Stelle zu bekommen. Letztlich habe ich den Füllgrund mit einem spitzen Holzstab tropfenweise auf die Spalten laufen lassen. Es war aber nicht zu vermeiden, daß die Umgebung der kleinen Öffnungen ebenfalls Füllgrund abbekommen hat. Im Nachhinein bin ich zur Überzeugung gelangt, daß es besser gewesen wäre, entweder schwarzen oder fichtenholz-farbigen Holzfüller ("Flüssigholz") in Pastenform zu nehmen. Der Füllgrund erwies sich nämlich als äußerst hartnäckiger Geselle, der nur mühsam herunterzuschleifen war.
Nachdem ich meinte, es sei gut mit der Schleiferei, gab es Nitrolack.
Wahrscheinlich habe ich mich mit den aus der Spraydose austretenden Treibgasen und dem Lösungsmittel zutiefst vergiftet, obwohl ich mit angehaltenem Atem gesprayt habe. Auf den Bildern sieht man recht gut den Sprühnebel, der in meiner kleinen "Lackierkabine" vorgeherrscht hat.
Nach drei Schichten Nitrolack und 24 Stunden des Trocknens zeigt sich, daß die Stellen zu sehen waren, an denen der Füllgrund sich breit gemacht hatte und - so dachte ich - ausreichend geschliffen worden waren. Zumindest die Ränder haben sich deutlich abgehoben. Vor der weiteren Bearbeitung - weitere Lackschichten oder Polieren - ist ohnehin Zwischenschleifen erforderlich, um die unvermeidlichen Unebenheiten, die beim Lackieren entstehen, zu beseitigen. Hätte ich nicht "Guitar Finishing" von Don McRostie gelesen, wüßte ich es nicht: Das wird so gemacht, wie in der Autowerkstatt. Naßschleifen mit 400er und noch feineren Körnngen.
Die neue Lackschicht sah schon bedeutend besser aus. Der Füllgrund und die von ihm hervorgerufenen Ränder sind nur noch andeutungsweise, z T auch gar nicht mehr zu sehen. Ich werde sehen, ob das jetzige Ergebnis schon polierwürdig ist. Andernfalls erfolgt ein weiterer Naßschliff mit Körnungen ab 800 aufwärts, dann eventuell noch einmal eine Schicht Nitrolack. Wenn ich das dann überlebe, wird die Gitarre nach dem Trocknen nochmals naßgeschliffen und anschließend wird ein Satz Saiten darauf verschlissen. Vor drei bis vier Wochen würde ich nicht mit dem Polieren anfangen. H-Bone und Don Macroastie sagen, das wäre richtig.
Kopfplatte
Ich war zuerst unschlüssig, was mit der Kopfplatte geschehen sollte. Der Hals ist aus einem vielschichtigen Sperrholz, das bei Martin "Stratobond" genannt wird, ganz so, als sei es geeignet, einen Weltraumgleiter daraus zu bauen. Die Kopfplatte ist mit einer Schicht "HPL" beklebt, die mit einem Mahagoni-Dekor versehen ist. Die Oberfläche ist matt. Das Logo "C.F. Martin" ist aufgespritzt oder im Siebdruckverfahren aufgedruckt. Die Farbe ist gelblich mit leichtem Metallic-Effekt. Insgesamt wirkt das ganze praktisch, aber nicht sonderlich attraktiv. Zuerst dachte ich daran, die Kopfplatte mit einer Randeinlage aus Holz zu verzieren. In die engere Wahl kamen helle Leisten im Format 3 x 3 mm, die ich noch liegen habe. Einer ordentlichen Rundum-Fräsung stehen aber Sattel und Griffbrett im Weg. Da ich von dem Polieren meiner D-16 GT noch deutlich in Erinnerung hatte, welchen Unterschied es ausmacht, wenn eine matte oder seidenmatte Holzoberfläche poliert wird, habe ich schließlich die Politur als einzige Verschönerungsmaßnahme vorgesehen. Da ich nicht die zähe und harte Oberfläche des HPL polieren wollte, bekam die Kopfplatte zuerst eine Lackierung - zwei Schichten Nitrolack transparent und seidenmatt. 24 Stunden später wurde die so entstandene Lackoberfläche mit Sonax Schleifpaste und Polierwatte poliert. Das Ergebnis ist auf dem Bild rechts zu sehen. Die Kopfplatte spiegelt den Fotoapparat und die Hand des Fotographen sowie den Rand der Deckenleuchte recht gut. Der Schriftzug leuchtet mehr, bzw. er hebt sich besser vom Untergrund ab. Das erinnert ein wenig an die Instrumente, die vor Einführung des Martin-"Folienlogos" hergestellt worden sind. Irgendwie Wintitsch oder wie das heißt.
Was für die Erfahrung mit Holzoberflächen gilt, stellt sich auch bei der künstlichen HPL-Oberfläche als gültig heraus: Auch das Holzdekor gewinnt durch die polierte Oberfläche beträchtlich an Tiefe und Farbintensität.
Schleifen und Lackieren
Ich habe den krankhaften Ehrgeiz entwickelt, es möge nicht nur eine
"H-DX-1" werden, sondern eine "HD-X1 GT" (Gloss Top).
Zuerst wurde das Binding mittels einer Ziehklinge wenigstens halbwegs bündig mit den Zargen gehobelt. "Wenigstens halbwegs" deshalb, weil die Oberfläche der Zarge, die aus dem schon viel erwähnten "HPL" besteht, nicht zerkratzt oder beschädigt werden sollte. Wäre die Zarge aus Holz, wäre das Abrichten des Bindings bis auf die Oberfläche der Zarge kein Problem, so aber war es notwendig, vorher schon innezuhalten. Anschließend habe ich das Binding mit der Ziehklinge zur Decke hin abgerundet.
Nach dem Überschleifen der Decke sieht man eine Stelle, an welcher der Hobel "eingehakt" hatte. Er hatte eine Holzfaser aus der Decke angeoben und diese nicht geschnitten, sondern nach oben weggezogen. An der betroffenen Stelle (siehe Pfeil) ist eine leichte, gezackte Vertiefung entstanden. Die Decke der Gitarre war durch das Leimen und Nachkleben mit Sekundenkleber verunreinigt und durch die Bearbeitung mit dem Hobel an einigen Stellen leicht verschrammt. Es war also klar, daß sie wenigstens im Randbereich überschliffen werden mußte, um sie wieder sauber und lackierfähig zu machen. Zu diesem Zweck habe zunächst das Pickguard entfernt. Als Ersatz habe ich eines im 20er-Jahre Zelluloid-Look von StewMac erstanden. Das Überschleifen der Decke erfolgte mit 220er und anschließend mit 320er Schleifpapier und Schleifklotz aus Kork.
Nach dem Schleifen mit 220er und 320er Schleifpapier
Das Schleifen brachte verschiedene Stellen zutage, an denen zwischen Randeinlage und Decke kleine Spalten offen standen. Diese habe ich zunächst mit einem farblosen, transparenten Füllgrund aufgefüllt. Dabei war es nicht ganz einfach, die Flüssigkeit an die richtige Stelle zu bekommen. Letztlich habe ich den Füllgrund mit einem spitzen Holzstab tropfenweise auf die Spalten laufen lassen. Es war aber nicht zu vermeiden, daß die Umgebung der kleinen Öffnungen ebenfalls Füllgrund abbekommen hat. Im Nachhinein bin ich zur Überzeugung gelangt, daß es besser gewesen wäre, entweder schwarzen oder fichtenholz-farbigen Holzfüller ("Flüssigholz") in Pastenform zu nehmen. Der Füllgrund erwies sich nämlich als äußerst hartnäckiger Geselle, der nur mühsam herunterzuschleifen war.
Nachdem ich meinte, es sei gut mit der Schleiferei, gab es Nitrolack.
Wahrscheinlich habe ich mich mit den aus der Spraydose austretenden Treibgasen und dem Lösungsmittel zutiefst vergiftet, obwohl ich mit angehaltenem Atem gesprayt habe. Auf den Bildern sieht man recht gut den Sprühnebel, der in meiner kleinen "Lackierkabine" vorgeherrscht hat.
Nach drei Schichten Nitrolack und 24 Stunden des Trocknens zeigt sich, daß die Stellen zu sehen waren, an denen der Füllgrund sich breit gemacht hatte und - so dachte ich - ausreichend geschliffen worden waren. Zumindest die Ränder haben sich deutlich abgehoben. Vor der weiteren Bearbeitung - weitere Lackschichten oder Polieren - ist ohnehin Zwischenschleifen erforderlich, um die unvermeidlichen Unebenheiten, die beim Lackieren entstehen, zu beseitigen. Hätte ich nicht "Guitar Finishing" von Don McRostie gelesen, wüßte ich es nicht: Das wird so gemacht, wie in der Autowerkstatt. Naßschleifen mit 400er und noch feineren Körnngen.
Die neue Lackschicht sah schon bedeutend besser aus. Der Füllgrund und die von ihm hervorgerufenen Ränder sind nur noch andeutungsweise, z T auch gar nicht mehr zu sehen. Ich werde sehen, ob das jetzige Ergebnis schon polierwürdig ist. Andernfalls erfolgt ein weiterer Naßschliff mit Körnungen ab 800 aufwärts, dann eventuell noch einmal eine Schicht Nitrolack. Wenn ich das dann überlebe, wird die Gitarre nach dem Trocknen nochmals naßgeschliffen und anschließend wird ein Satz Saiten darauf verschlissen. Vor drei bis vier Wochen würde ich nicht mit dem Polieren anfangen. H-Bone und Don Macroastie sagen, das wäre richtig.
- H-bone
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- Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm
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Hallo Reinhard, saubere Arbeit !!
Du kannst, wenn du nur die Decke lackierst af jeden Fall schon nach einer Woche polieren, Fichte hat keine Poren und der Lack fällt hier nicht nach. Vor allem wenn du nur 3 - 4 Schichten lackierst ist das relativ schnell durchgehärtet. Aber pass auf dass du nicht durchschleifst, ist schnell passiert...
Das mit dem Hobel hätt's ja nu nicht gebraucht... (Du erinnerst dich dass ich bezüglich Zughobel skeptisch war, der ist klasse zum Hälse schnitzen, aber hier wäre doch eher die Ziehklinge angesagt).
Und gegen Nitrolackdämpfe gibt's von 3M hervorragende Masken... da riechst du nix mehr...
Gruss, Martin
Du kannst, wenn du nur die Decke lackierst af jeden Fall schon nach einer Woche polieren, Fichte hat keine Poren und der Lack fällt hier nicht nach. Vor allem wenn du nur 3 - 4 Schichten lackierst ist das relativ schnell durchgehärtet. Aber pass auf dass du nicht durchschleifst, ist schnell passiert...
Das mit dem Hobel hätt's ja nu nicht gebraucht... (Du erinnerst dich dass ich bezüglich Zughobel skeptisch war, der ist klasse zum Hälse schnitzen, aber hier wäre doch eher die Ziehklinge angesagt).
Und gegen Nitrolackdämpfe gibt's von 3M hervorragende Masken... da riechst du nix mehr...
Gruss, Martin
- Holger Hendel
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Feine Bilder, Danke! Bekommt ja sonst selten zu sehen sowas.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
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"Du kannst Dir garnicht vorstellen, wie schlimm das ist, wenn die neue Gitarre an der Wand hängt und du weißt genau, vor vier Wochen kannst Du nicht drangehen. Man muß warten." (H-Bone über das Stadium des Abwartens beim Gitarrenbau). Wozu sind solche Ratschläge gut ? Um in den Wind geschlagen zu werden.
Also habe ich nachgeschaut, die Lackschicht für würdig befunden und dann
mit 600er und 1000er naß geschliffen.
Anshcließend begann die Qual der Politur.
Hier einige Zwischenergebnisse
Der Lack scheint noch recht weich zu sein, jedenfalls ist es irgendwie schwierig, einen vernünftigen Glanz hinzubekommen. Erst glänzt es vernünftig, wenn ich mit meiner üblichen Methode vorgehe, doch dann beginnt der Glanz wieder abzunehmen. Aber bis zu einem gewissen Grad geht es und der Rest kann ja nachgeholt werden, wenn der nächste Satz Saiten abgespielt ist. Ich will das Ding fertig sehen und ich werde nicht enttäuscht:
Nach dem Stimmen probiere ich sie aus und ich habe den Eindruck, als sei die Stimme mit der äußerlichen Verschönerung ebenfalls besser geworden. Ich meine damit, daß die DX-1 schon vorher eine klanglich sehr gute Gitarre ist, die ich für die Songbegleitung als Ideal empfand. Aber der Diskant klang im Vergleich zu den edleren Gitarren aus dem Martin-Stall eher ein wenig banal. Kräftig zwar und auch in hohen Lagen voll und rund, aber ohne dieses feine Oberton-Geflecht. Und jetzt ist es da, die Gitarre scheint insgesamt luftiger und dennoch laut und kraftvoll zu klingen. Für dieses Phänomen gibt es verschiedene potentielle Erklärungen:
1. Einbildung
2. Durch das Schleifen ist die Decke im Randbereich rundherum minimal dünner geworden und das bringt den Effekt,
3. Der Dremel hat sich als Emil'sche Rüttelmaschine betätigt.
Ich tippe auf eine Mischung von 1 und 2. Das nachfolgende Bild unterstreicht das:
Überall dort, wo die Decke hell ist, zumal in den Randbereichen, ist sie etwas angeschliffen worden, und damit etwas dünner, auch wenn das nur 1/10 mm sein mag. Hoffentlich hält sie. Das meine ich nicht ernst, die hält schon.
Wie weich der Lack wirklich noch ist, stellt sich nach einer halben Stunde andächtigen Zupfens heraus: Eine Stelle an der Ecke, wo der rechte Arm aufliegt, zeigt das Muster meines Hemdenstoffs. Nun denn, das ist schnell wieder herauspoliert. Vor 2 - 3 Wochen wird die Gitarre jetzt nicht mehr angefaßt.
Bevor alle "Ah und Oh" schreien und in Bewunderung erstarren, muß ich gestehen, daß das Finish alles andere als perfekt ist. Einige Unebenheiten an den Stellen mit dem Füllgrund haben sich erneut in Andeutungen von Rändern gezeigt, nachdem der Lack erst ein wenig getrocknet war. Dabei war ich diesmal sicher, alles völlig eben geschliffen zu haben. Wenn man die Gitarre schräg gegen das Licht hält und über die Oberfläche peilt, sieht man es. Möglicherweise verträgt der Lack sich nicht mit dem Füllgrund, ich weiß es nicht. Wenn der Lack weiter ausgehärtet sein wird, in vielleicht vier Wochen, werde ich nachpolieren und sehen, wieviel ich von den kleinen Schönheitsfehlern wegbekomme. Auch sind um Steg und Griffbrett herum kleinere Stellen, die nachpoliert werden müssen, wobei ich mir Mittel ausdenken muß, wie ich dort am besten hinkomme. In der Fläche sieht der Lack immerhin sehr ordentlich aus und das ist die erste Lackierung, die ich selbst "aufgebaut" habe.
Das Bauen kann auch zur Sucht werden, muß ich sagen. Zum Abschluß noch einmal eine kleine Gegenüberstellung:
Vorher:
Nachher:
PS: Aj, ich vergaß zu erwähnen, daß ich noch zwei Dinge vorhabe:
1. Politur von Zargen und Boden. Beide sind mit zwei Schichten Lack versehen und werden, wenn dieser hart sein wird, leicht zum Glanze gebracht werden können,
2. Fretboard inlays of the vintage kind. Davor bammelt mir bereits ein wenig, weil ich mit dem Fräsen das Griffbrett versauen könnte. Aber ich werde üben und ohne ein wenig Mumm in den Knochen wäre dich die schöne HDX-1GT gar nicht erst entstanden.
Also habe ich nachgeschaut, die Lackschicht für würdig befunden und dann
mit 600er und 1000er naß geschliffen.
Anshcließend begann die Qual der Politur.
Hier einige Zwischenergebnisse
Der Lack scheint noch recht weich zu sein, jedenfalls ist es irgendwie schwierig, einen vernünftigen Glanz hinzubekommen. Erst glänzt es vernünftig, wenn ich mit meiner üblichen Methode vorgehe, doch dann beginnt der Glanz wieder abzunehmen. Aber bis zu einem gewissen Grad geht es und der Rest kann ja nachgeholt werden, wenn der nächste Satz Saiten abgespielt ist. Ich will das Ding fertig sehen und ich werde nicht enttäuscht:
Nach dem Stimmen probiere ich sie aus und ich habe den Eindruck, als sei die Stimme mit der äußerlichen Verschönerung ebenfalls besser geworden. Ich meine damit, daß die DX-1 schon vorher eine klanglich sehr gute Gitarre ist, die ich für die Songbegleitung als Ideal empfand. Aber der Diskant klang im Vergleich zu den edleren Gitarren aus dem Martin-Stall eher ein wenig banal. Kräftig zwar und auch in hohen Lagen voll und rund, aber ohne dieses feine Oberton-Geflecht. Und jetzt ist es da, die Gitarre scheint insgesamt luftiger und dennoch laut und kraftvoll zu klingen. Für dieses Phänomen gibt es verschiedene potentielle Erklärungen:
1. Einbildung
2. Durch das Schleifen ist die Decke im Randbereich rundherum minimal dünner geworden und das bringt den Effekt,
3. Der Dremel hat sich als Emil'sche Rüttelmaschine betätigt.
Ich tippe auf eine Mischung von 1 und 2. Das nachfolgende Bild unterstreicht das:
Überall dort, wo die Decke hell ist, zumal in den Randbereichen, ist sie etwas angeschliffen worden, und damit etwas dünner, auch wenn das nur 1/10 mm sein mag. Hoffentlich hält sie. Das meine ich nicht ernst, die hält schon.
Wie weich der Lack wirklich noch ist, stellt sich nach einer halben Stunde andächtigen Zupfens heraus: Eine Stelle an der Ecke, wo der rechte Arm aufliegt, zeigt das Muster meines Hemdenstoffs. Nun denn, das ist schnell wieder herauspoliert. Vor 2 - 3 Wochen wird die Gitarre jetzt nicht mehr angefaßt.
Bevor alle "Ah und Oh" schreien und in Bewunderung erstarren, muß ich gestehen, daß das Finish alles andere als perfekt ist. Einige Unebenheiten an den Stellen mit dem Füllgrund haben sich erneut in Andeutungen von Rändern gezeigt, nachdem der Lack erst ein wenig getrocknet war. Dabei war ich diesmal sicher, alles völlig eben geschliffen zu haben. Wenn man die Gitarre schräg gegen das Licht hält und über die Oberfläche peilt, sieht man es. Möglicherweise verträgt der Lack sich nicht mit dem Füllgrund, ich weiß es nicht. Wenn der Lack weiter ausgehärtet sein wird, in vielleicht vier Wochen, werde ich nachpolieren und sehen, wieviel ich von den kleinen Schönheitsfehlern wegbekomme. Auch sind um Steg und Griffbrett herum kleinere Stellen, die nachpoliert werden müssen, wobei ich mir Mittel ausdenken muß, wie ich dort am besten hinkomme. In der Fläche sieht der Lack immerhin sehr ordentlich aus und das ist die erste Lackierung, die ich selbst "aufgebaut" habe.
Das Bauen kann auch zur Sucht werden, muß ich sagen. Zum Abschluß noch einmal eine kleine Gegenüberstellung:
Vorher:
Nachher:
PS: Aj, ich vergaß zu erwähnen, daß ich noch zwei Dinge vorhabe:
1. Politur von Zargen und Boden. Beide sind mit zwei Schichten Lack versehen und werden, wenn dieser hart sein wird, leicht zum Glanze gebracht werden können,
2. Fretboard inlays of the vintage kind. Davor bammelt mir bereits ein wenig, weil ich mit dem Fräsen das Griffbrett versauen könnte. Aber ich werde üben und ohne ein wenig Mumm in den Knochen wäre dich die schöne HDX-1GT gar nicht erst entstanden.