Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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Jorma55
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von Jorma55 »

wuwei hat geschrieben:
Jorma55 hat geschrieben:Bei Martin hatte man lange Zeit eine ganz klare Haltung : Wir sind seit 1833 im Geschäft, kein Hersteller verfügt über annähernd so viel Erfahrung wie wir.
Hihi, denkste Puppe! Die erste Gibson wurde 1713 gebaut: Wikipedia. :mrgreen:

Herzlichen Gruß, Uwe
Leider ist dem Artikel nicht zu entnehmen, wer weshalb auf die Idee kam, eine Stradivari Gibson zu nennen (143 Jahre vor Orville Gibsons Geburt).

Liebe Grüße
Michael
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jab
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von jab »

Jorma55 hat geschrieben:Nicht wenige Gitarristen sind bis heute der Meinung, dass ein nicht verstellbarer T-bar eine mehr als ausreichende Stabilität gewährleistet und die durch den Einbau eines verstellbaren Halsstabs reduzierte Masse des Halses den Klang negativ beeinflusst.
Der in den 60ern bei Martin eingeführte nicht verstellbare Stahlstab hat mit 10x10mm einen größeren Querschnitt als ein moderner Doppel-Doppel-Stahlstab mit 6x9mm. Zur (reduzierten) Masse: Die allermeisten Stahlstäbe sind deutlich schwerer als das entfernte Holz.

Zum Nicht-Einstellen-Müssen:
Wenn der Hals (auf den Spieler) eingestellt wurde, muss man ihn oft nicht mehr bemühen. Manchmal aber schon, und dann ist er von erheblichem Vorteil. Für beide Seiten (Spieler und Instrument). Apropos Saiten: Wenn der geneigte Gitarrist von seiner Daheim-Der-Liebsten-Vorspiel-Phase kommend in eine Bluegrass-Kappelle stolpert und statt der bisher ausreichenden 10er (Igitt!) plötzlich 14er braucht, wird jeder für einen verstellbaren Stahlstab dankbar sein...

Aber: Kann man alles so oder so machen, bei Lakewood haben wir damals mal einige massiv Padouk- und Riohälse gemacht, die hatten keinen Stahlstab bekommen...


Grüße,
Jab
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wuwei
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von wuwei »

Jorma55 hat geschrieben:Leider ist dem Artikel nicht zu entnehmen, wer weshalb auf die Idee kam, eine Stradivari Gibson zu nennen (143 Jahre vor Orville Gibsons Geburt).
Ja, da ist der gute Orville noch in Abrahams Wurschtkessel gschwumma. :wink:

Ich wußt's bis eben auch nicht. Aba dumm derf ma ja sei, ma muaß si nua z' helfn wissn:

W. E. Hill and Sons purchased the violin in the nineteenth century from an old French family, subsequently selling it to Alfred Gibson, a prominent English violinist who also owned one of the Stradivari violas exhibited in Cremona. In 1911 it returned to Hills and was sold to Huberman, at which time Alfred Hill wrote that “the fine red varnish which covers it is in a pure state as applied by the maker.” (Zitat von hier)
jab hat geschrieben:Aber: Kann man alles so oder so machen, bei Lakewood haben wir damals mal einige massiv Padouk- und Riohälse gemacht, die hatten keinen Stahlstab bekommen...
Cedro scheint für Steelstringhälse wohl nie genutzt worden zu sein?

Herzlichen Gruß, Uwe
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jab
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von jab »

wuwei hat geschrieben:
Cedro scheint für Steelstringhälse wohl nie genutzt worden zu sein?

Herzlichen Gruß, Uwe
Dochdoch, meine zum Beispiel sind fast ausschließlich aus Cedro.

(Die normalen Hälse von Lakewood waren damals auch daraus.)

Beste Grüße,
Jab
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wuwei
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von wuwei »

Interessant! Danke Dir, Jab!

Herzlichen Gruß, Uwe
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Jorma55
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von Jorma55 »

Auch bei Martin ist die Verwendung von "spanish cedar" (= Cedro) zumindest nicht unüblich und versteckt sich oft (aber nicht immer) hinter dem Begriff "select hardwood".
Ich ändere bei meinen Gitarren auch nie die Saitenstärke (13er bei den Dreads, 12er bei den kleineren Modellen) und nehme beim Saitenwechsel auch nie alle Saiten ab sondern wechsle Saite für Saite beginnend mit der tiefen E-Saite. Vielleicht übertrieben, aber ich musste jedenfalls noch nie eine Halskorrektur vornehmen (lassen).
Eine Gitarre mit einem Hals aus Rio hatte ich schon mal in der Hand, empfand sie aber als extrem kopflastig.

Michael
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schinkenkarl
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von schinkenkarl »

Ist mit Sicherheit übertrieben, aber warum nicht.
Nur die Griffbrettpflege stelle ich mir kompliziert vor.
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wuwei
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von wuwei »

Jorma55 hat geschrieben:Auch bei Martin ist die Verwendung von "spanish cedar" (= Cedro) zumindest nicht unüblich und versteckt sich oft (aber nicht immer) hinter dem Begriff "select hardwood".
Danke, Michael. Daß bei C.F.M. auch Cedrohälse vebaut werden ist mir neu (hinter select hartwood hätte ich eher Nato oä. vermutet, was ja nicht per se schlecht sein muß; quasi die Pappel der Tropen). Würde mich allerdings wundern, wenn Cedro da einen nennenswerten Anteil hätte.

Wenn man bedenkt was Gitarrenbauer aus der spanischen Tradition für einen Aufwand mit ihren Cedrohälsen treiben - wer da auf sich hält, verbaut nur handverlesenes Cedro, das mindestens 20 - 25 Jahre nach den Regeln der Kunst getrocknet wurde (für exquisite Exemplare dürfen's auch gern 40 Jahr und mehr sein), womit gesagt sein soll, daß die originale Holzqualität natürlich sehr wichtig ist, aber eben nur ein Teilaspekt - kann man sich leicht vorstellen, daß das im großen Maßstab kaum zu realisieren ist. Und wenn, dann geht's einem am Ende womöglich wie Gibson, deren exklusiver Palisandervorrat (unter anderem für die schönsten Griffbretter dieser Welt :) ) ja konfisziert wurde, soweit ich mitbekommen habe. Da ist schnell ein Vermögen in den Sand gesetzt, wovon sich auch ein großer Konzern kaum mehr erholen kann.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Jorma55
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von Jorma55 »

In den meisten Fällen ist es immer noch Mahagoni (das in guter Qualität aber immer rarer wird), aber Cedro ist keineswegs selten.

Schinkenkarl : Stimmt, gestaltet sich schon etwas aufwändiger, ist aber nur selten erforderlich und dann nehme ich mir die Zeit. Ist eine Marotte, die ich mir in den 70ern angewöhnt habe. Ich besaß damals 2 Martins, jeweils Geschenke meiner Freundin bzw. meiner Eltern, die ich mir als Student nie hätte leisten können und die noch nicht über einen verstellbaren Halsstab verfügten. Da war die Angst vor einem verzogenen Hals nahezu allgegenwärtig (Ich neige zu Hysterie).

Michael
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stringbound
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von stringbound »

Den NT-Neck hat Taylor aus gutem Grund entwickelt. Die Verbindung zwischen Hals und Korpus ist sehr stabil. Der Hals kann unbegrenzt abgenommen und eingestellt werden. Unter dem Halsansatz und dem Griffbrettennde befinden sich kleine Keile (Shims) mit denen sich der Halswinkel verändern lässt. An diesen Stellen sitzen beim NT-Neck auch die Schrauben. Zwei gehen in den Halsfuß und eine in das Griffbrettende. Im letzten Jahr war ich für Taylor bei Musik Produktiv und es gab am ersten Tag Probleme mit der für mich bereitgestellten Gitarre. Zwischen den Sets hat ein Gitarrenbauer von Taylor den Hals abgenommen, den Winkel verändert, einen verbesserten Preamp eingebaut, danach die 12er Saiten gegen 13er getauscht und den Hals an den Saitenzug angepasst. Das hat keine 10 Minuten gedauert und im zweiten Set spielte sich die Gitarre unglaublich gut. Mit einer Gitarre mit einem eingeleimten Hals geht das nicht und auch eine herkömmliche Schraubverbindung kommt da an Ihre Grenzen. Ich schaue mir heute die in Mexiko gefertigten Taylor Gitarren an. Mal sehen, wie sauber die gefertigt sind.
Zuletzt geändert von stringbound am Di Nov 06, 2018 11:39 am, insgesamt 1-mal geändert.
stringbound
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von stringbound »

Ich habe mir unsere Baby Taylor Gitarren angesehen. Das ist kein NT-Neck, sondern eine einfache Verbindung mit zwei Schrauben, bei dem geringen Saitenzug der Baby Taylor sollte das auch reichen. Die Verbindung sitzt im 16. Bund und ganz ehrlich, wer da oben spielt gehört nicht zur Zielgruppe, für die diese Gitarre ursprünglich entwickelt wurde. Die Gitarre heißt nicht umsonst Baby-Taylor. Die ersten Gitarren kamen mit einem Heft zum Lernen und waren auf Open D gestimmt. Das die Gitarren von Erwachsenen als Reisegitarren entdeckt werden war nicht vorhersehbar.

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wernoohm
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von wernoohm »

Zielgruppe hin, Zielgruppe her - für mich kein Grund für miese Verarbeitung! Vor allem nicht bei den Preisen!
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stringbound
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von stringbound »

wernoohm hat geschrieben:Zielgruppe hin, Zielgruppe her - für mich kein Grund für miese Verarbeitung! Vor allem nicht bei den Preisen!
Welche miese Verarbeitung? Die zwei Schrauben sind bei der Baby Taylor im Griffbrett versenkt. Da steht nichts über. Ich verstehe nicht, wie man da beim Saitenziehen hängenbleiben kann. War vielleicht ein Montagsmodell, oder Holger geht ans Saitenziehen anders ran, als ich.

Die Verarbeitung von Taylorgitarren kann ich nur als sehr gut bezeichnen, mal abgesehen von ein oder zwei Montagsmodellen.
Mehr sind mir in all den Jahren bei uns in der Abteilung nie begegnet und die Wartungsfreundlichkeit ist schlichtweg einzigartig.
Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Gitarre in 10 Minuten vom Werksstandard auf meine Bedürfnisse eingestellt werden kann.
Das war sonst mit mehreren Besuchen bei unseren Gitarrenbauern verbunden und bei der Taylor ging es im ersten Durchlauf.
Zuletzt geändert von stringbound am Di Nov 06, 2018 4:04 pm, insgesamt 1-mal geändert.
wernoohm
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von wernoohm »

Was ist ein Montagsmodell? Ein anderer Begriff für "miese Verarbeitung" ! Und die sollte die Qualitätskontrolle bei einem Premiumhersteller erkennen - auch bei Einsteigermodellen. Es ging hier garnicht grundsätzlich um die Schraubverbindung, sondern genau darum, daß Holger beim spielen über dieseSchrauben "gestolpert" ist. Das ich und einige andere sachlich (wahrscheinlich unbegründet) dem Schwalbenschwanz den Vorzug geben ist eher eine Geschmacksfrage.
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Holger Hendel
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Re: Taylor-Gitarren: fragwürdige Halsverschraubung?!

Beitrag von Holger Hendel »

War vielleicht ein Montagsmodell, oder Holger geht ans Saitenziehen anders ran, als ich.
Ich tippe im Nachgang auf Montagsmodell. Wahrscheinlich ´ne Viertelumdrehung mehr und alles wäre gut. Aber beim Testen mit viel Kundschaft und einem relativen Zeitdruck war mein Forscherdrang nicht sehr stark ausgeprägt. Unsere Technik wird sich mit hoher Sicherheit unterscheiden aber unabhängig davon muss diese Schraube ja plan / unterhalb Griffbrettoberkante versenkt werden. Sei´s drum - ich verstehe das Konzept nicht, es mag konstruktionsbedingt sinnig sein - aber schön ist es für mich trotzdem nicht. ;) Die Academy hingegen schnurrt nur so, eine richtig schöne Gitarre. Ich freue mich, dass mein Schüler sie ein Mal pro Woche mitbringt.
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