Luftfeuchtigkeit

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

schorsch-adel
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Luftfeuchtigkeit

Beitrag von schorsch-adel »

Hallo miteinander,

diesen Winter hab ich angefangen, mich etwas konsequenter um die richtige Luftfeuchtigkeit zu kümmern. Dazu habe ich in zwei Plastik-Seifenbehälter von oben Löcher reingebohrt und einen vollgesaugten Schwamm reingelegt. Diese beiden Pakete schloss ich zusammen mit den beiden Gitarren (Taylor 414 CE, Martin HD 16 RLSH) und einem Hygrometer neben und unter der Kopfplatte (woanders ist kein Platz, im Korpus ist mirs zu umständlich) in ihren jeweiligen Koffer ein, sodaß aus den Seifenbehältern nichts in den (liegenden) Koffer laufen kann.

Ich habe die Schwämme an Heiligabend reingelegt und schaue alle 2-4 Tage mal auf das Hygrometer. Die Luftfeuchtigkeit schwankt so etwa zwischen 50 und 55 % und das jetzt schon über einen Monat, ohne dass ich nachbefeuchtet habe. Außerhalb im Zimmer ist die Luftfeuchtigkeit hingegen teilweise unter 30 % gesunken.

Nun wundere ich mich schon sehr, dass die Feuchtigkeit über einen so langen Zeitraum von über einem Monat vorhält - ja sogar sogar mal zweidrei Prozent ansteigt, obwohl ich nicht nachbenetzt habe.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Befeuchtung gemacht ? Muss man sich wegen der unterschiedlichen Feuchte innerhalb und außerhalb des Koffers um den Sorgen machen ? Würdet Ihr dazu raten, auch (Vollholz-) Elektrogitarren feucht zu lagern ? Bisher hielt ichs für übertrieben.
Gruß Markus
rwe
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von rwe »

Als bekennender Norddeutscher halte ich 50% noch nicht für nass. Davon abgesehen - hast du vorher die verschiedenen Hygros auf Abweichungen geprüft? Ich bin da sehr überrascht, wie sehr die abweichen können:-/

Zum Wechsel Koffer / Zimmer: Feuchte < 30% halte ich auch für den Menschen nicht gut, falls es wirklich so wenig sein sollte (wie gesagt, Hygros vergleichen!) Eine kurze Zeit in trockener Luft sehe ich nicht als problematisch an, wohl aber ein schnelles "Heruntertrocknen" von 50 auf 30% (also Instrument aus dem Koffer holen und dann über Nacht im Zimmer stehen lassen).
mynodeus
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von mynodeus »

Mir ist mal eine relativ hochwertige Gitarre (Godin Multiac Nylon) im Koffer völlig
korrodiert, daher möchte ich an der Stelle auch mal vor zu hoher Luftfeuchtigkeit warnen.
In meinem Fall war aber die Lagerung im Koffer im Schlafzimmer unter dem Bett das
Problem, nicht ein Befeuchter im Korpus. (Vielleicht war das Instrument auch
anfällig - anderen in derselben Weise gelagerten ist damals nichts passiert.)
Aus Sicherheitsgründen befeuchte ich aber heute lieber die Wohnung als ganzes
und nicht die Instrumente im Innern, das ist mir nach der Erfahrung mit der
Godin zu heikel und mit E-Gitarren mit ihrem ganzen oxidierbaren Innenleben
und der ganzen Metall-Hardware würde ich das schon gar nicht machen.
45%-50% relative Lutffeuchtigkeit kann man auch im Winter mit Luftbefeuchter
und anderen Maßnahmen in der Wohnung durchaus erreichen (Überwachung
mit dem Hygrometer ist natürlich sehr hilfreich, dann sieht man, was sich
wie auswirkt).
Die Atemwege danken es einem auch (kein trockener Reizhusten mehr u.ä.)
und für die Gitarren habe ich ein besseres Gefühl, wenn die Luftfeuchte
beim Spielen in etwa dieselbe ist wie bei der Lagerung.
Gruß myno
rwe
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von rwe »

mynodeus hat geschrieben: 45%-50% relative Lutffeuchtigkeit kann man auch im Winter mit Luftbefeuchter
und anderen Maßnahmen in der Wohnung durchaus erreichen
... 50-52 geht bei uns hier im Norden auch beim gut gedämmten Haus ohne weitere Hilfsmittel ...
andi2
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von andi2 »

Bei uns im Süden kann das bei Temperaturen von 0°C und darunter schon einmal auf 30% rel. Luftfeuchte im großen Wohnzimmer sinken (Sonne scheint rein, Türen gehen auf und zu, es wird gelüftet usw.) Ich verwende einen Luftbefeuchter für meine Gitarrenecke, da sind es dann meist zwischen 40 und 45%. Das reicht mir aus :)
Wenn es nicht gerade ein Sommergewitter oder Dauerregen gibt, habe ich auch im Sommer selten mehr als 50-55% rel. Luftfeuchte.
Brettgitarren (E-Gitarren) sind nicht so empfindlich, schaden kann etwas Sorge freilich nicht.
tbrenner
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von tbrenner »

Auf meinem Kaminofen im Wohnzimmer steht während der Heizperiode ein Wassertopf, den ich so alle zwei Tage auffülle. Den momentan sechs dort - (in Sicherheitsabstand zum Ofen ! ) gelagerten Akustikgitarren geht´s nach meinem Dafürhalten gut.

Gemessen habe ich die Luftfeuchtigkeit noch nie + meine, ein Raumklima das meine Haut nicht austrocknet, müsste auch für die Gitarren tolerabel sein.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Es335
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Es335 »

Mein Favorit sind die Humidipaks von Planet Waves. Das ist ein Zweiwege-Luftfeuchte-Regulierungssystem, das die Luftfeuchtigkeit im geschlossenen Koffer konstant zwischen 45-50% hält. Es besteht aus drei „Gelbeuteln“, von denen zwei mit einer kleinen „Satteltasche“ in das Schalloch eingehängt werden und einer in einer Tasche unter der Kopfplatte abgelegt wird. Nicht ganz billig, aber wirklich gut!

Die Humidipaks halten nominell 3-4 Monate, hier am i.d.R. nicht allzu trockenen Niederrhein deutlich länger, zumal man sie durch befeuchten auch wieder reaktivieren kann, wenn sie trocken werden.

Einfach Befeuchtung mache ich mit dem Oasis Humidifier. Ein kleiner Zylinder, der mit einer Halterung an den Saiten ins Schallloch gehängt wird. Der Zylinder ist fein porös und enthält Quellpulver, welche die gespeicherte Feuchtigkeit sukzessive abgibt. In trockenen Phasen muss ich den Humidifier fast täglich mit einer 5ml Spritze wieder auffüllen, weshalb mich der geringe Verbrauch beim Markus etwas erstaunt!?

Im Raum kontrolliere ich die Luftfeuchtigkeit durch präzise Digitalhygrometer, die es für etwa 40€ zu kaufen gibt!
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Captain Harry
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Captain Harry »

Ich glaube, die Gitarren halten weit mehr aus, als man denkt. Bei mir sinkt die Luftfeuchtigkeit schon mal auf 35 % ab, meinen Gitarren hat das bisher noch nicht geschadet. Ich war gerade in Myanmar im Urlaub, da hingen auf den Märkten massenhaft Gitarren unter freiem Himmel rum, bei morgens unter 18°C, mittags 40°C und extrem wechselnder Luftfeuchtigkeit. Übrigens traf ich dort einen Geigenspieler, der sein Instrument auf allen seinen Reisen von Grönland bis Australien dabei hat und nach eigener Aussage noch nie ein Problem mit dem Klima hatte.
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JazzDude
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von JazzDude »

Trocknungsrisse kommen trotzdem vor.
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fingerstricker
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von fingerstricker »

JazzDude hat geschrieben:Trocknungsrisse kommen trotzdem vor.
Jep, so isses. Ich hatte das Thema mal etwas unterschätzt und nenne nun eine solche Gitarre mein Eigen :evil:
Captain Harry hat geschrieben:Ich glaube, die Gitarren halten weit mehr aus, als man denkt. Bei mir sinkt die Luftfeuchtigkeit schon mal auf 35 % ab, meinen Gitarren hat das bisher noch nicht geschadet
Hm, das klingt ein bisschen nach "Mein Opa hat immer geraucht und wurde trotzdem 100 Jahre alt ..."
Ist nicht böse gemeint, aber wie gesagt, - ich hatte auch mal so gedacht ...
Gruß
fingerstricker
schorsch-adel
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von schorsch-adel »

meinen Gitarren hat das bisher noch nicht geschadet
so hab ich auch lange gedacht, bis mir im Forum Beiträge untergekommen sind, die mich zumindest zur Anschaffung zweier Hygrometer veranlasst haben. Ich stieß u.a. auf

diesen

Artikel und musste sehen, dass ich die unteren Grenzwerte in kalten Wintern regelmäßig unterbot. Daran lässt sich leider nicht viel ändern, das Befeuchten ganzer Räume ist reichlich illusorisch. Da hilft das Anhängen von Verdunstern und nassen Badetüchern an die Heizung herzlich wenig - sowas bringt vielleicht 2-3 Prozent, mehr nicht.

Mir sind meine Klampfen zu wichtig, als dass ich erst auf den ersten Riß oder auf ein Verziehen des Halses warten möchte, bevor ich was unternehme.

So lange ich noch keine bessere Idee habe, lasse ich die beiden Gitarren im Winter wie oben beschrieben erstmal weitgehend im Koffer.

Gruß Markus
späterblues

Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von späterblues »

das Befeuchten ganzer Räume ist reichlich illusorisch.
Nö, gibt recht günstige Luftbefeuchter ( im Prinzip Verdampfer ) für Räume. Zimmerpflanzen sollen auch gehen.......sagt jemand der hier selbst im Winter ab und an den Luftentfeuchter an machen muss. :)
mynodeus
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von mynodeus »

schorsch-adel hat geschrieben:
Da hilft das Anhängen von Verdunstern und nassen Badetüchern an die Heizung herzlich wenig - sowas bringt vielleicht 2-3 Prozent, mehr nicht.
Mit passiven Verdunstern (an der Heizung) schaffst Du das nicht, aber mit einem passend dimensionierten Venta z.B. durchaus.
Ist halt eine Investition... und laut sind die Dinger auch, man muss dann in Abwesenheit hochdrehen.
Ich persönlich war für ein großes Modell aber zu knauserig und habe mir nur einen kleinen Venta (LW25) gegönnt (der kostet auch schon 200 EUR!). Dieser ist für 40 qm ausgelegt - er steht hier aber in einer zweistöckigen offenen Wohnung mit 130qm. Auch damit schaffe ich das Ziel von 45-50%, aber das verlangt wirklich Disziplin (z.B. immer nur Stoßlüften) und an kalten Tagen muss man mit anderen Maßnahmen unterstützen (z.B. beim Duschen das Badezimmer offen lassen; Wäsche in der Wohnung trocknen; an extrem kalten Tagen auch mal zusätzlich Wasser verdampfen lassen, durch das Hygrometer weiß man ja immer Bescheid, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind und wie stark diese ausfallen müssen). Wenn das zu kompliziert oder nervig ist, hilft nur ein noch tieferer Griff in die Geldbörse, mit einem passend für die Wohnung ausgelegten Modell wäre der Aufriss sicher nicht nötig.
andi2
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von andi2 »

So einen Venta ( aber den 45er) hab ich auch im Einsatz. Reicht trotzdem "nur" um in der Gitarrenecke zuverlässig auf über 40% zu kommen (auch offene Bauweise). Mit ein paar juvenilen Mitbewohnern ist es nicht so einfach mit der Disziplin^^. Immerhin, das Teil tut seit drei Jahren in den prekären 10-12 Wochen im Winter. (Dezember bis Februar meist).
Ist energetisch auch besser als ein Verdampfer, braucht kaum Energie und trotzdem kipp ich jeden Tag 4-6 Liter Wasser nach, je nach Luftfeuchtigkeit. Meiner läuft durchgehend auf der kleinsten Stufe und ist damit kaum hörbar.
schorsch-adel
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Re: Luftfeuchtigkeit

Beitrag von schorsch-adel »

schwieriges Thema. Erstmal danke für Eure Beiträge.

Die Lösung mit den strombetriebenen Befeuchten ist mir denn doch eine Nummer zu groß. Deshalb tröstet es mich auch :mrgreen: , dass das anscheinend soo dolle doch nicht funktioniert .

Ich werd jetzt versuchen, die Kofferlösung zu perfektionieren. Die Luftfeuchtigkeitswerte hier in Nordostoberfranken waren die letzten Tage sehr dramatisch, teils unter 30 %. Vielleicht opfere ich auch in meinen beiden Koffern die Zubehörklappe, um dort meine löchrig eingeschachtelten Feuchtschwämme zu deponieren. Die kofferinterne Feuchtigkeitsverteilung ist wegen des samtumschlossenen Halses nämlich schon ein Problem.

Feuchte Grüße
Markus
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