Die Cut - Frage revisited

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

micha
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von micha »

Pappenheim hat geschrieben:Aber das mag halt jeder selber für sich entscheiden. Ist eine subjektive Geschmacksfrage würde ich sagen. Jedenfalls noch lange kein Grund für negative Emotionen.
Das ist wohl so...ich z.B. spiele seit Jahren nur noch 12-Bünder ohne Cut... :twisted:

Aber eines würde mich mal interessieren...:
Ich hatte im anderen Faden ein Bild einer Gibson Style 0 Gibson Style 0 verlinkt. Diese Gitarre wurde mit Cutaway von 1902 (!!) bis ca. 1923 produziert und war - zumindest nach meinem jetzigen Wissensstand - die erste in Serie produzierte Stahsaitengitarre mit Cutaway. Die Gitarre wurde, obwohl sie für damalige Verhältnisse extrem teuer war, sehr gut verkauft. Um 1910 betrug der Preis über 300 $ und war damit die damals wohl teuerste Seriengitarre überhaupt. Was war der Grund, diesen Cutaway bis zum 14. Bund zu konstruieren ?
a) Wollte man damit die Banjospieler in den schon in den ganz frühen Jazzbands vom Banjo zu Gitarre locken ?
b) War das nur ein Designelement um in den damals angesagten Mandolinenorchestern ein einheitliches Aussehen hinzubekommen, denn die Style 0 sieht den F-Mandolinen und -Mandocellos etc. designmässig sehr ähnlich ?
c) was wurde damals gespielt, um einen bequemeren Zugang zu den Bünden oberhalb des 12. erforderlich zu machen ?

Aber eines ist klar: falls die Antwort b) sein sollte, dann waren die Jungs damals schon ähnlich durchgeknallt wie die Gitarreros heutzutage...
Mischkin
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von Mischkin »

Ich war früher auch ein Cut-Gegner und hielt das für unnötige Verschandelung schöner Gitarren. Dann war ich mit einer 12-Bund Parlor in einem Wochenendworkshop. Da wurde tatsächlich in den Lagen am und über dem zwölften Bund gespielt. Da hatte ich sowas von keinen Platz für die Hand bzw. die Finger. Seitdem habe ich mir doch ein paar Gtarren mit Cut gekauft und genieße es. Klanglich vermisse ich das Eckchen Decke absolut nicht. Vielleicht höre und spiele ich auch nur zu schlecht.
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RB
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von RB »

@Micha: Sollte ich mich so verzählt haben ? Am Ende habt ihr noch alle recht.
jpick
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von jpick »

Bild

Habe mich für diese Gitarre entschieden, gute Idee mit dem Cut. So kann man bequem auch auf den ja offenbar sehr gefragten ersten fünf Bünden spielen!

8) 8) 8)
----------------------------------------------------------------------------------
es hilft sowieso nur üben
Jorma55
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von Jorma55 »

micha hat geschrieben:
Pappenheim hat geschrieben:Aber das mag halt jeder selber für sich entscheiden. Ist eine subjektive Geschmacksfrage würde ich sagen. Jedenfalls noch lange kein Grund für negative Emotionen.
Das ist wohl so...ich z.B. spiele seit Jahren nur noch 12-Bünder ohne Cut... :twisted:

Aber eines würde mich mal interessieren...:
Ich hatte im anderen Faden ein Bild einer Gibson Style 0 Gibson Style 0 verlinkt. Diese Gitarre wurde mit Cutaway von 1902 (!!) bis ca. 1923 produziert und war - zumindest nach meinem jetzigen Wissensstand - die erste in Serie produzierte Stahsaitengitarre mit Cutaway. Die Gitarre wurde, obwohl sie für damalige Verhältnisse extrem teuer war, sehr gut verkauft. Um 1910 betrug der Preis über 300 $ und war damit die damals wohl teuerste Seriengitarre überhaupt. Was war der Grund, diesen Cutaway bis zum 14. Bund zu konstruieren ?
a) Wollte man damit die Banjospieler in den schon in den ganz frühen Jazzbands vom Banjo zu Gitarre locken ?
b) War das nur ein Designelement um in den damals angesagten Mandolinenorchestern ein einheitliches Aussehen hinzubekommen, denn die Style 0 sieht den F-Mandolinen und -Mandocellos etc. designmässig sehr ähnlich ?
c) was wurde damals gespielt, um einen bequemeren Zugang zu den Bünden oberhalb des 12. erforderlich zu machen ?

Aber eines ist klar: falls die Antwort b) sein sollte, dann waren die Jungs damals schon ähnlich durchgeknallt wie die Gitarreros heutzutage...
Meines Wissens ist in der Tat Antwort b richtig. Gibsons Produktionsschwerpunkt lag damals noch bei der Mandoline und man orientierte sich bei der Korpusform der Style 0 an einer F-Style Mandoline. Die Style 0 hatte übrigens eine geschnitzte Decke und war quasi die Vorläuferin der L-5, mit deren Vorstellung Anfang 1924 die Produktion der Style 0 eingestellt wurde.

Michael
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Jorma55
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von Jorma55 »

micha hat geschrieben:
RB hat geschrieben:Dabei sprach ich vom 16ten Bund und bekomme ein Video verlinkt mit einem Virtuosen, der eine 12Bund-Klampfe mit leichtem Cut spielt.
Der Virtuose spielt - leider - eine 14-Bund Gitarre ( hier mal in gross: wer zählen kann hat mehr vom Leben ) und der Cutaway geht hoch bis zum 17. Bund, den er für das Arrangement aber auch braucht ! Aber egal: dieses Arrangement wäre auf jedem 14-Bünder ohne Cutaway - auch für Tony Rice... - unspielbar...

Auf die Antwort: "Der ist ja nur zu dämlich, das Stück vernünftig zu arrangieren !" freue ich mich schon jetzt...
Natürlich ist der nicht "zu dämlich", ihm gefällt es halt so. Aber es ist nicht zwingend, wie man am - in meinen Augen keinesfalls weniger gelungenen - Arrangement von Pat Donohue sehen und hören kann. Dessen Gitarre (auf dem Video) hat zwar auch einen Cut, für die Nummer braucht er ihn aber nicht. Und bei seinem Martin signature Modell (OM-30 DB Pat Donohue) hat er sich gegen einen Cut entschieden.

Michael
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jab
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von jab »

Ich hab ja an meinen privaten Akustikgitarren Cutaways und zwar nicht, weil ich sie brauche (ich kann eh nicht richtig Gitarre spielen, bloß son bisschen drauf rumhacken..), sondern weil ich die echt schick finde bei einem GrandConcert-Korpus. Krass, oder..?
:gute: :gute: :gute: :gute:


:bide:
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von JazzDude »

jpick hat geschrieben:Bild

Habe mich für diese Gitarre entschieden, gute Idee mit dem Cut. So kann man bequem auch auf den ja offenbar sehr gefragten ersten fünf Bünden spielen!

8) 8) 8)
jpick, das Hot-Verlinken von Dropbox-Fotos funktioniert so leider nicht mehr. Jedenfalls habe ich bisher keine Möglichkeit gefunden. Entweder lädt man das Foto auf den eigenen Server hoch oder man benutzt die Link-Funktion hier im Forum, dann isses halt nicht direkt eingebunden sondern erfordert einen extra Klick.
(Über die Zitat-Funktion kommt man aber an den Link und kann sich dann das bahnbrechende Design anschauen.)
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micha
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von micha »

Jorma55 hat geschrieben:Dessen Gitarre (auf dem Video) hat zwar auch einen Cut, für die Nummer braucht er ihn aber nicht. Und bei seinem Martin signature Modell (OM-30 DB Pat Donohue) hat er sich gegen einen Cut entschieden.
Michael
Etwas boshaft könnte man sagen, dass Donahue den Cut nicht braucht, weil er sich vor den hohen Tönen des Originals "drückt", was Smith nicht macht. Schon in der Einleitung fällt es sofort auf ! So klingts im (Piano-)Original: Maple Leaf Rag auf Piano.
Natürlich ist auch die Donahue-Version super gespielt, aber Smith kommt wesentlich näher an das Original ran.
Donahue spielt Takt 9 - 12 exakt wie Takt 13 - 16, was Joplin so aber nicht komponierte...Hier die Noten: Takt 1-16 Maple Leaf Rag !
Würde er sich enger ans Original halten, bräuchte er wohl auch den Cut !
Ganz vergessen: das ist die Version von Donahue, auf die ich mich beziehe: MLR Donahue
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von Jorma55 »

Das ist auch die Fassung, die ich meine und das wäre schon ziemlich boshaft, schließlich ist das kein Hexenwerk. Ich bin aber der Meinung, dass eine unverstärkte Stahlsaitengitarre (flat top) in diesen extrem hohen Lagen nicht mehr gut klingt (da ist ein Klavier eindeutig im Vorteil). Smith scheint eine Nylon zu spielen und möglicherweise sogar mit Tonabnehmer. Aber ich bin ja kein fanatischer Gegner eines Cuts, eine Olson small Jumbo mit florentinischem (spitzen) Cut finde ich sogar ganz hübsch. Aber ich persönlich will und brauche keinen, das ist alles.

Michael
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RB
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von RB »

Ich fürchte einräumen zu müssen, daß der Bluesopa es auf den Punkt getroffen hat. "Fürchte" und "müssen" deswegen, weil mir die eine einzige und ein-eindeutige objektive Wahrheit viel lieber wäre, daß Cutaways Teufelszeug sind. Aber ich finde sie einfach nicht, so sehr ich mich bemühe.
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berndwe
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Re: Avalon guitars! Meinungen

Beitrag von berndwe »

RB hat geschrieben:Jeder Flamencomensch und Klassiker braucht keinen und ein Halsansatz am 12ten Bund reicht.
Das erinnert mich dann doch an meine Zeit als Gitarrenschüler. Ich hatte klassischen Gitarrenunterricht und es gab Literatur wo es stellenweise über den 12. hinausging. Die Ausweichtechnik der Klassiker für diese Griffe da oben empfand ich als sehr ungemütlich. Das hat mich damals wohl etwas geprägt und die Vorstellung einer Gitarre, die mir das Greifen dieser Töne in konventioneller Technik ermöglicht, empfand ich als einen sehr verlockenden Gedanken.
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RB
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von RB »

Aber so richtig gut geht es bei der akustschen Gitarre mit Cut auch nicht, denn ein Teil des Problems ist die Zargentiefe. Du kannst ja mit der Hand voll in einem Cut mit dem Daumen gar kein Widerlager bilden. Entweder, der Daumen bleibt hinter dem Hals, dann bringt ein Cut nicht viel. Oder du mußt die Finger ohne Widerlager auf das Griffbrett setzen. Streng genommen fehlt mir schon ein wenig das Verständnis, was das nun bringen soll.
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berndwe
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Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von berndwe »

Etwas besser geht es schon. Wenn man jetzt die Hand so hält wie es die Klassiker tun, das heißt Daumen in der Mitte unter dem Hals und senkrecht zum Hals, und dann nach oben rutscht bis dorthin wo einem der Korpus der Weg versperrt, dann liegt die Hand im Cut (wenn es denn eines gibt).

Dieses Übergreifen der Klassiker wenn sie beim Konzert dort oben spielen sieht etwas krampfig aus, finde ich. Auch verlieren viele beim Spielen in diesen Lagen die Kontrolle über ihre Mimik.

(Übrigens, dort oben auf dem Griffbrett liegen Töne, die für das menschliche Gehör wahrnehmbar sind. Wer den beschwerlichen und gefährlichen Aufstieg nicht scheut, kann sich selbst davon überzeugen).
späterblues

Re: Die Cut - Frage revisited

Beitrag von späterblues »

Oder du mußt die Finger ohne Widerlager auf das Griffbrett setzen.
In dem Fall bilden der Körper und rechte Arm das Widerlager. ( und man darf nicht vergessen das klassische Fingervirtuosen so wenig Kraft wie möglich beim Greifen einsetzen und durch die steile Haltung auch mit Schwerkraftunterstützung arbeiten. )
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