Breedlove - kennt die jemand?
Verfasst: Fr Mär 09, 2007 10:33 am
Hi Leute,
wie in jedem Forum werden auch hier immer wieder Fragen gestellt, die sich auf bevorstehende Gitarrenkäufe beziehen.
Und manch ein Interessent ist durchaus gewillt, 1000 € und mehr für das neue Instrument auszugeben.
Dann richtet sich der Blick naturgemäß auf das, was hier bekannt, in der Vergangenheit mit Lorbeeren bedacht und natürlich auch verfügbar ist.
Man schaut nach Gibson, Takamine, Larrivee und wie sie alle heißen mögen.
Das ist auch nicht die schlechteste (Voraus-)Wahl, möchte ich meinen.
Und doch, es gibt einen Gitarrenhersteller, der hierzulande nach meinen Beobachtungen eher unbekannt und auch nur schwer erhältlich ist. Einen deutschen Importeur gab es meines Wissens nur kurzzeitig.
Ich spreche von Breedlove.
Diese Firma ist nahe Portland, Oregon, ansässig.
Mitte der 90er Jahre kam ich eher zufällig mit einer ihrer Gitarren in Kontakt. Und dieser war so überzeugend, dass ich mir eine dieser Gitarren kaufte.
Breedlove galt damals auch in den USA noch als Geheimtipp. Gleichwohl war sie auch damals recht teuer.
Diese Gitarren sind von hoher Qualität. Das gilt ebenso für das verwendete Material als auch für die Verarbeitung.
Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand. Die Gitarre wirkt äußerlich unscheinbar und ist sehr klein und leicht. Sie wird von anderen Gitarristen deshalb gern übersehen. Mir ging`s nicht anders, als sie damals bei Dusty Strings, Seattle, im Laden hing.
Damals wie heute ändert sich das sofort, wenn sie gespielt wird.
Als ein Verkäufer sie von der Wand nahm und sie anspielte, wurde ich sofort hellwach. Sie ist ungemein laut, hat kräftige Bässe und klare Höhen. Dabei ist sie von einer derartigen Transparenz, das in Akkorden gespielt jede Saite, jeder Ton eindeutig identifizierbar ist. Werden die Saiten einzeln gespielt, singt sie bis in die höchsten Lagen, ohne nennenswert an Lautstärke zu verlieren.
Wie ist das möglich?
Nun, der Clou dieser Gitarre steckt in einem unsichtbaren Detail. Im orpus steckt ein mit der Brücke und Decke verbundener Holzklotz, der wiederum über einen Holzstab mit der hinteren Zarge verbunden ist. An der Zarge ist er mit dem Gurtpin befestigt.
Diese Konstruktion bewirkt, dass die Decke sehr leicht konstruiert werden kann. Eine leichte Decke, die erhebliche Klangvorteile hat, wird vom Saitenzug unweigerlich nach oben angehoben. Auf Dauer entsteht ein erheblicher Schaden, die Gitarre wird unspielbar.
Diese schädigende Wirkung des Saitenzuges wird durch das oben beschriebene Bauteil wirksam verhindert. Meine Klampfe ist gut 10 Jahre alt und schadensfrei.
Gleichzeitig werden durch das Bauteil die Schwingungen mechanisch auf die Zarge übertragen.
Die jahreszeitlich bedingten Veränderungen von Luftfeuchtigkeit und -temperatur machen erforderlich, dass dieses dieses Bauteil dann und wann neu justiert werden muss. Das geschieht durch einen Griff durch das Schallloch in das Innere der Gitarre.
Klotz und Verbindungsstab sind über eine Imbusschraube miteinander verbunden. Der Stab soll unbeweglich, aber auch nicht beinhart angezogen sein. Ist der Stab zu locker muss die Schraube bis zu einem leichten Widerstand angezogen werden, ist er zu stramm, wird er eben etwas entlastet. Ich erledige die Überprüfung sinnvollerweise bei jedem Saitenwechsel. Eine Korrektur ist selten, da kurzfristige Luftveränderungen, wie sie alle Tage auftauchen, für die Gitarre unerheblich sind. Die Korrektur ist erfahrungsgemäß lediglich zu Beginn und Ende der Heizperiode erforderlich. Nur diese verändert die Luftbedingungen in nenneswertem Maß.
Die Saitenlage ist prima.
Ohne auf den Dampf zu hauen kann ich guten Gewissens behaupten: Zweifelsohne ist das eine der besten Gitarren, die ich je in der Hand hielt. Sie scheut keinen direkten Vergleich mit Gitarren anderer markführender Hersteller.
Das hat sich auch in den USA herumgesprochen. Und so ist diese Gitarre schon lange kein Geheimtipp mehr, die Preise sind erheblich gestiegen.
Wer jedoch gewillt ist, für eine First-Class-Gitarre richtig Geld hinzublättern, etwa an der Kauf einer Gibson J200 denkt, bewegt sich durchaus in der Preisklasse der Breedlove - wenn er denn in Kauf nimmt, den günstigen Dollarkurs zu nutzen und direkt in den USA zu kaufen.
Mein Modell war damals die Top-Line von Breedlove. Das war auch nichts besonderes, es gab nur das eine Modell von dieser Firma, allerdings zusätzlich als Cutaway-Variante bzw. als 12-string. In der schlichten Ausführung, wie meine sie hat, war sie für mich bezahlbar. Breedlove bietet allerdings auch Griffbretteinlagen von seltener Schönheit und Handwerkskunst an. Aber das will erst mal bezahlt sein. Für Geld ist dort nichts unmöglich.
Die heute von Breedlove gebauten verschiedenen Gitarrenserien sind mir weitestgehend unbekannt. Ich hatte nur auf der 04er Musikmesse Gelegenheit, mich durchzuspielen. Es hat sich nicht viel geändert, jede Serie hat einen eigenen Charakter, aber Top-Line sind sie in jeder Hinsicht immer noch und aus meiner Sicht eine echte und empfehlenswerte Alternative zu Gibson, Martin und Co.
Ich nehme an, Breedlove wird auch auf der diesjährigen Messer vertreten sein. Vielleicht will ja mal jemand...?
Wer noch mehr wissen will, kann ja mal auf der Breedlove HP stöbern:
http://www.breedloveguitars.com/
Viel Spaß
Frank
wie in jedem Forum werden auch hier immer wieder Fragen gestellt, die sich auf bevorstehende Gitarrenkäufe beziehen.
Und manch ein Interessent ist durchaus gewillt, 1000 € und mehr für das neue Instrument auszugeben.
Dann richtet sich der Blick naturgemäß auf das, was hier bekannt, in der Vergangenheit mit Lorbeeren bedacht und natürlich auch verfügbar ist.
Man schaut nach Gibson, Takamine, Larrivee und wie sie alle heißen mögen.
Das ist auch nicht die schlechteste (Voraus-)Wahl, möchte ich meinen.
Und doch, es gibt einen Gitarrenhersteller, der hierzulande nach meinen Beobachtungen eher unbekannt und auch nur schwer erhältlich ist. Einen deutschen Importeur gab es meines Wissens nur kurzzeitig.
Ich spreche von Breedlove.
Diese Firma ist nahe Portland, Oregon, ansässig.
Mitte der 90er Jahre kam ich eher zufällig mit einer ihrer Gitarren in Kontakt. Und dieser war so überzeugend, dass ich mir eine dieser Gitarren kaufte.
Breedlove galt damals auch in den USA noch als Geheimtipp. Gleichwohl war sie auch damals recht teuer.
Diese Gitarren sind von hoher Qualität. Das gilt ebenso für das verwendete Material als auch für die Verarbeitung.
Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand. Die Gitarre wirkt äußerlich unscheinbar und ist sehr klein und leicht. Sie wird von anderen Gitarristen deshalb gern übersehen. Mir ging`s nicht anders, als sie damals bei Dusty Strings, Seattle, im Laden hing.
Damals wie heute ändert sich das sofort, wenn sie gespielt wird.
Als ein Verkäufer sie von der Wand nahm und sie anspielte, wurde ich sofort hellwach. Sie ist ungemein laut, hat kräftige Bässe und klare Höhen. Dabei ist sie von einer derartigen Transparenz, das in Akkorden gespielt jede Saite, jeder Ton eindeutig identifizierbar ist. Werden die Saiten einzeln gespielt, singt sie bis in die höchsten Lagen, ohne nennenswert an Lautstärke zu verlieren.
Wie ist das möglich?
Nun, der Clou dieser Gitarre steckt in einem unsichtbaren Detail. Im orpus steckt ein mit der Brücke und Decke verbundener Holzklotz, der wiederum über einen Holzstab mit der hinteren Zarge verbunden ist. An der Zarge ist er mit dem Gurtpin befestigt.
Diese Konstruktion bewirkt, dass die Decke sehr leicht konstruiert werden kann. Eine leichte Decke, die erhebliche Klangvorteile hat, wird vom Saitenzug unweigerlich nach oben angehoben. Auf Dauer entsteht ein erheblicher Schaden, die Gitarre wird unspielbar.
Diese schädigende Wirkung des Saitenzuges wird durch das oben beschriebene Bauteil wirksam verhindert. Meine Klampfe ist gut 10 Jahre alt und schadensfrei.
Gleichzeitig werden durch das Bauteil die Schwingungen mechanisch auf die Zarge übertragen.
Die jahreszeitlich bedingten Veränderungen von Luftfeuchtigkeit und -temperatur machen erforderlich, dass dieses dieses Bauteil dann und wann neu justiert werden muss. Das geschieht durch einen Griff durch das Schallloch in das Innere der Gitarre.
Klotz und Verbindungsstab sind über eine Imbusschraube miteinander verbunden. Der Stab soll unbeweglich, aber auch nicht beinhart angezogen sein. Ist der Stab zu locker muss die Schraube bis zu einem leichten Widerstand angezogen werden, ist er zu stramm, wird er eben etwas entlastet. Ich erledige die Überprüfung sinnvollerweise bei jedem Saitenwechsel. Eine Korrektur ist selten, da kurzfristige Luftveränderungen, wie sie alle Tage auftauchen, für die Gitarre unerheblich sind. Die Korrektur ist erfahrungsgemäß lediglich zu Beginn und Ende der Heizperiode erforderlich. Nur diese verändert die Luftbedingungen in nenneswertem Maß.
Die Saitenlage ist prima.
Ohne auf den Dampf zu hauen kann ich guten Gewissens behaupten: Zweifelsohne ist das eine der besten Gitarren, die ich je in der Hand hielt. Sie scheut keinen direkten Vergleich mit Gitarren anderer markführender Hersteller.
Das hat sich auch in den USA herumgesprochen. Und so ist diese Gitarre schon lange kein Geheimtipp mehr, die Preise sind erheblich gestiegen.
Wer jedoch gewillt ist, für eine First-Class-Gitarre richtig Geld hinzublättern, etwa an der Kauf einer Gibson J200 denkt, bewegt sich durchaus in der Preisklasse der Breedlove - wenn er denn in Kauf nimmt, den günstigen Dollarkurs zu nutzen und direkt in den USA zu kaufen.
Mein Modell war damals die Top-Line von Breedlove. Das war auch nichts besonderes, es gab nur das eine Modell von dieser Firma, allerdings zusätzlich als Cutaway-Variante bzw. als 12-string. In der schlichten Ausführung, wie meine sie hat, war sie für mich bezahlbar. Breedlove bietet allerdings auch Griffbretteinlagen von seltener Schönheit und Handwerkskunst an. Aber das will erst mal bezahlt sein. Für Geld ist dort nichts unmöglich.
Die heute von Breedlove gebauten verschiedenen Gitarrenserien sind mir weitestgehend unbekannt. Ich hatte nur auf der 04er Musikmesse Gelegenheit, mich durchzuspielen. Es hat sich nicht viel geändert, jede Serie hat einen eigenen Charakter, aber Top-Line sind sie in jeder Hinsicht immer noch und aus meiner Sicht eine echte und empfehlenswerte Alternative zu Gibson, Martin und Co.
Ich nehme an, Breedlove wird auch auf der diesjährigen Messer vertreten sein. Vielleicht will ja mal jemand...?
Wer noch mehr wissen will, kann ja mal auf der Breedlove HP stöbern:
http://www.breedloveguitars.com/
Viel Spaß
Frank