Resonanzverhalten an der Stegeinlage

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schorsch-adel
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Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von schorsch-adel »

Liebe Rumbastler,

ich würde gern die Schwingungsübertragung an der Stegeinlage näher verstehen. Ich gehe eigentlich davon aus, dass die am besten funktioniert, wenn die Stegeinlage mit ihrer Unterseite flächig direkt auf der Decke aufliegt während sie vom Steg-Schlitz mehr in Position gehalten als geklemmt wird.

Nun liegt die Stegeinlage meiner Hummingbird-Kopie aber direkt auf dem drahtförmigen Sensor des Piezo-Tonabnehmers auf (Fishman Sonitone, sh. den kupferfarbigen Draht mittig im Bild). Ein flächiger Kontakt ist das eigentlich nicht.

Was meint Ihr:
1.) wäre es eine hörbare Klangverbesserung, wenn ich den Piezo-Tonabnehmer ausbaue (ich benutze ihn eh kaum), um die Stegeinlage durch eine neue, entsprechend höhere zu ersetzen ? Hab 2 Stück aus Knochen rumliegen.

2.) sollte die Stegeinlage eher klemmen oder eher aufliegen ? Meine alte kann ich locker mit 2 Fingern herausziehen, die mir schon vorliegende neue hingegen lässt sich nur mit viel Schmackes in den Schlitz drücken. Sie ist auch einen guten Zehntelmillimeter dicker als die alte. IMHO müsste ich die erst etwas dünner schleifen, oder ?

Gruß Markus
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Gitarrenmacher
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Gitarrenmacher »

Moin,
ob der Piezodraht einen hörbaren Unterschied ausmacht, musst du für dich in einem Vergleichstest entscheiden.
Negativ finde ich die Dinger, die noch mit einem recht dicken, weichen Kunststoffschlauch umgeben sind.
Wenig bis keine Klangveränderungen konnte ich bei den LR Baggs Element Piezos (flaches Drahtgeflecht) oder den Fishman Thinline -sechs einzelne Piezoelemente auf Schiene- feststellen.
Nur, je weniger anpassungsfähig die Piezos an Druckunterschiede durch unebenen Stegschlitz oder Steg sind, desto kritischer ist es, eine gleichmäßige Abnahme hinzubekommen.

Gewalt beim Einschieben der Stegeinlage ist verboten. Das muss flutschen.
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L1
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von L1 »

Aber nicht zu lose.
"Schiebepassung" nennt man das beim Maschinenbau meines Wissens, "Teile ohne merkliches Spiel beweglich".
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Rumble
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Rumble »

Bei den L.R. Baggs Dingern hatte ich auch schon oft den vorher/nachher Vergleich.
War für mich bislang auch nie ein hörbarer Unterschied. Ich würde das einfach so lassen, sofern Du den Pickup nicht grundsätzlich wechseln möchtest.

Ich meiner J-45 befindet sich auch ein Piezo unter dem Steg.
Alles klingt gut. Auch rein akustisch. ;-)
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schorsch-adel
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von schorsch-adel »

Da ich mit dem Klang sehr zufrieden bin, lass ich den Piezo erstmal drin. Eure Antworten haben mich darin bestärkt.

Hab mir inzwischen noch 2 Stegeinlagen gefeilt mit winzigen Höhenunterschieden, die ich bei den nächsten Saitenwechseln mal durchprobiere.

Danke für eure Tips
Markus
Westerly Rhode Island
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Westerly Rhode Island »

Ich finde schon, dass da was an dem akustischen Klang verloren geht.
Ohne Pickup ist die Gitarre lauter und dynamischer nach meiner Erfahrung.

Ich erkläre mir das so:
Die Stegeinlage hat die Aufgabe, die Schwingungen der Saiten an die Decke weiterzuleiten, oder?
Für diese wichtige Aufgabe nimmt man daher auch nicht irgendwelches Material sondern solches, welches sich dafür bewährt hat, also Knochen oder hochwertige Kunststoffe.
Wenn nun aber irgendein anderes Material dazwischen ist, MUSS das doch die Schwingungsübertragung und somit den Klang beeinflussen. Und je dicker und weicher der Pickup, desto mehr dämpft er die Schwingungen.

Eine Gitarre klingt ja auch mit einem Knochensteg anders als mit einem aus Kunststoff.
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L1
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von L1 »

Ich hatte in letzter Zeit ein paarmal die Gelegenheit, ansonsten eigentlich gleiche Gitarren in der Ausführung mit und ohne Pickup (Piezo unter dem Steg) auszuprobieren. Dabei ist mir noch etwas anderes aufgefallen: Die Ausführungen ohne Pickup hatten alle ein schöneres Schwingungsverhalten, sprachen etwas leichter an und klangen irgendwie etwas "voller". Kann es sein, dass - unabhängig von möglichen Auflageproblemen der Stegeinlagen - solche Mit-Pickup-Modelle von Haus aus auch etwas steifer gebaut sind, eben dass sie NICHT so toll schwingen, um die Feedbackgefahr geringer zu halten?
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Gitarrenmacher
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Gitarrenmacher »

L1 hat geschrieben:unabhängig von möglichen Auflageproblemen der Stegeinlagen - solche Mit-Pickup-Modelle von Haus aus auch etwas steifer gebaut sind, eben dass sie NICHT so toll schwingen, um die Feedbackgefahr geringer zu halten?
Nein
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Westerly Rhode Island
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Westerly Rhode Island »

. Bei den L.R. Baggs Dingern hatte ich auch schon oft den vorher/nachher Vergleich.
Meine Erfahrung beruht auf nachher/vorher Vergleich. Also Gitarre mit Pickup gekauft und diesen dann ausgebaut.
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Rumble
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Rumble »

Westerly Rhode Island hat geschrieben:
. Bei den L.R. Baggs Dingern hatte ich auch schon oft den vorher/nachher Vergleich.
Meine Erfahrung beruht auf nachher/vorher Vergleich. Also Gitarre mit Pickup gekauft und diesen dann ausgebaut.
Demnächst will ich mal einen Pickup tauschen, dass ist dann die Gelegenheit nochmal zu vergleichen.
Ich werde mal genau darauf achten.
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Westerly Rhode Island
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Re: Resonanzverhalten an der Stegeinlage

Beitrag von Westerly Rhode Island »

Bin gespannt.
Vielleicht fällt das ja wirklich in den Bereich der Psychoakustik...
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