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Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Sa Apr 04, 2020 6:39 pm
von elfer
Hallo zusammen,

ich habe in einem anderen Thread schon über meine Bagnasco & Casati D-18 berichtet, wollte diesen aber nicht inhaltlich sprengen. Hier ist meine Vorstellung einer sehr feinen Gitarre aus dem italienischen Savona:

https://www.youtube.com/watch?v=GxL9iqbAEus" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Als ich vor einigen Monaten in einem amerikanischen Gitarrenforum auf Alessio Casati und Andrea Bagnasco gestoßen bin, hat mich ihre Art zu bauen sofort fasziniert, auch wenn ich jetzt nicht der größte Vintage-Fan bin. Die beiden bauen in Savona Martin- und Gibsoninterpretationen der Golden Era. Ähnlich wie bei Blazer und Henkes auch finde ich es einfach großartig, dass sie Alpenfichte für ihre Decken verwenden. Man kann das wahrscheinlich nicht so sagen, aber irgendwie ist das mein Lieblingsdeckenholz.

Ich bin dann in Wales fündig geworden: Eine gebrauchte D-18 eben von B&C. Sie war ziemlich teuer aber ich musste sie einfach haben. Ingo, der auch hier im Forum unterwegs ist, hat sie dann perfekt für mich eingestellt. Und was soll ich sagen? Ein Treffer! Sehr leicht gebaut mit einem tollen Pre-War Hals, Nitro Finish mit bisschen Weather-Checking. Wer mal hier in der Ecke ist, kann sie gerne mal anspielen. Ich würde auch gerne mal hören, wie sie Bluegrass meistert, oder eine etwas stärkere rechte Strumming-Hand.

Was ich ziemlich krass finde: Dass diese Art von Gitarren, also auch Blazer und Henkes, bei uns sehr wenig bekannt sind. Meine Bagnasco und Casati musste erst nach Massachusetts, nur um dort von einem Waliser bestellt (!!) zu werden und dann bei mir zu landen. Wie kommt das? Ist bei uns der Markt zu klein?

Viele Grüße
Johannes

@Thomas und Heinz: Ich habe eure Fragen hier mit beantwortet, danke für das Interesse! @Niels: Irgendwann mache ich das Video öffentlich!!

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Sa Apr 04, 2020 7:37 pm
von Bluegrass_63
Hallo Johannes,

vielen Dank für das Angebot, die Gitarre mal auszuprobieren... in fernen Nach-Corona-Zeiten wird es sicher wieder möglich an den See zu reisen.

Ja, das ist erstaunlich, weche Wege solche instrumente gehen müssen... Viele Blazer & Henkes gehen ja auch in die USA an Leute, die Gitarren im Stil der alten Martins und Gibsons zu schätzen wissen, aber sich die exorbitanten Vintagepreise nicht leisten können - obwohl die B&Hs inzwischen ja auch im 5-stelligen Bereich liegen...

Ich persönlich denke, die Musiker hier geben ihr (manchmal nicht weniges) Geld immer noch lieber für ein Original aus - sprich Markenkauf.

Zum Glück haben wir (SONGBIRD) in unserem Freund Stani Stol in Nürnberg unseren "Gitarrenbauer des Herzens" gefunden, der uns inzwischen 5 sehr schöne Instrumente im alten Stil gebaut hat...

Dir viel Spaß mit Deiner B & C

Gruß
Heinz

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Sa Apr 04, 2020 7:42 pm
von rwe
elfer hat geschrieben:hat mich ihre Art zu bauen sofort fasziniert, auch wenn ich jetzt nicht der größte Vintage-Fan bin
Johannes, haben die eine besondere ART (= Methode) zu bauen oder zielt das auf das Angebot ab?
elfer hat geschrieben:Ist bei uns der Markt zu klein?
Der ist klein, aber auch sehr international. Wenn man DEN Markt bedient, ist es eigentlich egal, wo man wohnt. Man steigt ja nicht als "Erstkäufer" eines wertvollen Instruments gleich mit B&C, H&D, B&H, ... ein, sodern mit dem "Original" (= Martin), auch wenn vielleicht die "Kopie" näher am Original ist, als das Original selbst:-) Man braucht da wohl auch mehr "Selbstvertrauen", statt Martin eine B&C (statt Gibson eine Heritage, statt Fender eine G+L oder...) zu kaufen.

Auf jeden Fall herzlichen Glückwunsch und viel Spaß!

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Sa Apr 04, 2020 9:45 pm
von bookwood
Interessante Sache, Johannes. Ich finde es ein bisschen schade, dass der Ton im Video untenrum ziemlich beschnitten wirkt. Auch dieser Dread wird man vermutlich deutlich mehr warmen Boom zutrauen dürfen, als es bei mir aus den Speakern/Kopfhörern tönt, oder?

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: So Apr 05, 2020 9:51 am
von sammy
Hallo Johannes, tolle Gitarre! War selbst eine Zeit lang in Versuchung die B&C zu kaufen. Habe mich dann aber für eine gebrauchte Preston Thompson D-MA (Adirondack/Mahagoni) aus England entschieden. Wünsche dir viel Freude mit dem Instrument, dachte du hättest dein GAS etwas in den Griff bekommen, wegen Familie :wink:. Aber wer schafft das schon von uns? :D
Bleibt gesund!

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: So Apr 05, 2020 6:45 pm
von elfer
Hallo zusammen,

danke für euer Interesse. Ich versuche die Fragen mal zu beantworten:

@bookwood: Ja, der Ton ist tatsächlich untenrum beschnitten worden, ich glaube das ist bei Youtube normal. Die B&C D18 hat ordentlich Wumms und auch Growl, wobei ich schon denke, dass sie für eine Dreadnought eher ausgeglichen ist. Die Bässe wummern nicht. Im amerikanischen Unofficial Martin Guitar Forum ging nach meinem Video eine Diskussion los, ob man Dreadnoughts nicht prinzipiell mit 13ern bespannt. Bagnasco und Casati empfehlen 12er, sagen aber das 13er auch gehen würden. Ich denke, mit Mediums wäre schon noch mehr Punch zu holen, aber ich finde die Alpenfichtendecke (sie stammt aus der Region Friaul), ist so sensationell schwingungsfreudig, dass die Gitarre eigentlich mit 12ern optimal ist. Aber irgendwann werde ich auch mal 13er probieren.

@scifi: Das Griffbrett ist etwas breiter als 1 3/4 Zoll, ich messe knapp 46 mm. Was aber wirklich außergewöhnlich zu sein scheint, ist das Stringspacing am Steg. Hier messe ich 61mm. Der Hals fühlt sich in den oberen Lagen sehr breit an, nicht unangenehm, braucht aber bisschen Gewöhnung. Was auch außergewöhnlich ist: Sie hat einen leicht tieferen Korpus als beispielsweise die Martin Authentic D-18 1937 oder die Blazer und Henkes Deja-Vu Phoenix D18. Das ist schon ein Schiff (sorry für das schlechte Wortspiel).

@rwe: Ja, sie haben schon eine tolle Art zu bauen. Die beiden haben viel Erfahrung im Reparieren von Vintage-Gitarren und wissen, worauf es ankommt. Das beginnt bei der Holzauswahl, die einfach phänomenal ist,die traditionelle Holz-Bearbeitung über die Verwendung des Leims bis hin zum Finish. Die Gitarren haben auf der Kopfplatte kein Markenzeichen und auch kein Label im Schallloch, lediglich auf der Innenseite der Decke sind die Initialen und das Datum der Fertigstellung mit Bleistift festgehalten. Ich finde auch den Werdegang der beiden interessant, weil er nicht so geradlinig verläuft. Vieles ist ähnlich wie bei Blazer und Henkes, die ich für unfassbar gut halte, vielleicht die besten auf ihrem Gebiet der Vintage-Recreations.

@sammy: Deine Preston Thompson klingt auch spannend. Mach doch mal ein Video! Heilung von GAS? Wenn es sowas überhaupt gibt, bin ich sicher Lichtjahre davon entfernt. Puhhh....

@rwe und Heinz: Hmmm, Marke hin oder her. Bin ich zu patriotisch, wenn ich denke, dass wir Europäer auch sensationelle Gitarrenbauer haben, die ihr Handwerk mindestens genauso gut verstehen wie die Amerikaner oder wenn ich sage: Qualitativ hochwertige Alpenfichte kann es in meinen Ohren mit jeder Adirondack aufnehmen? :?

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: So Apr 05, 2020 8:44 pm
von rwe
elfer hat geschrieben:@rwe und Heinz: Hmmm, Marke hin oder her. Bin ich zu patriotisch, wenn ich denke, dass wir Europäer auch sensationelle Gitarrenbauer haben, die ihr Handwerk mindestens genauso gut verstehen wie die Amerikaner oder wenn ich sage: Qualitativ hochwertige Alpenfichte kann es in meinen Ohren mit jeder Adirondack aufnehmen? :?
Nee, hier gibt es hervorragende Instrumentenbauer. Und es hatte schon seinen Grund, weshalb in den 1970ern Martin auch Levin aufkaufte (die in der Regel auch Alpenfichte verbauten). Ich persönlich bin - unabhängig davon, wo die Instrumente gebaut wurde - jetzt auch nicht der Fan des Martin-Sounds, da sind mir bspw. Lowden und Fylde näher. Aber natürlich kann man auch hier hervorragende Martin-"Kopien" bauen.

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Mo Apr 06, 2020 9:24 am
von Jorma55
Gratuliere Johannes, da hast Du ein echtes Prachtstück an Land gezogen. Bagnasco&Casati gehören längst zu den weltweit allerersten Adressen, wenn es um originalgetreue Repliken von alten Martins und Gibsons geht. Leider bauen die beiden nur auf Bestellung und haben so gut wie nie eine noch nicht verkaufte Gitarre auf Lager. Und ich bin nun mal ein sehr ungeduldiger Mensch. Schön für Dich, dass Du die gebrauchte D-18 vor mir entdeckt hast, sie sei Dir von Herzen vergönnt.

Michael

Re: Bagnasco & Casati guitars

Verfasst: Mo Apr 06, 2020 1:39 pm
von Rolli
Das beste an der Gitarre ist nicht ihr Klang, sondern dass Du dieses glückliche Leuchten in den Augen bekommst, wenn Du sie spielst. Alles richtige gemacht!