Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

YNWA
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Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von YNWA »

Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem Martin 12 Fretter bis 1930 für unter 3000 Euro. Wenn ich dabei auf die andere Seite des Ozeans schiele, tun sich unglaublich viele Möglichkeiten auf, zu diesem relativ begrenzten Budget zuzuschlagen. Gerade wenn man nicht nach einer Mint Condition für Sammler Ausschau hält, sondern nach einem Instrument mit deutlichen Gebrauchsspuren für Spieler, gibt es gute Deals.
Um dort zu bestellen, fehlt aufgrund diverser Einfuhrabgaben und dem "Was ist im Falle einer Rückgabe", immer wieder der Mut.

Wenn dann mal was nach Deutschland rüberschwappt ist es jedoch sehr schwer, einen realistischen Preis dafür zu finden. Die einschlägig bekannten Vintage Shops hier reichen von meiner Ansicht nach "fair" bepreist bis hin zu "aufs Maximum ausgelegt" (Maintal), was vielleicht auch etwas mit dem großen T im Hintergrund zu tun hat.
An Vintage guitar guides aus den Staaten kann man sich hier nicht halten. Es ist so individuell, man kann nicht mal einen ungefähren Prozentsatz draufschlagen. Oft ist es hier einfach das doppelte, manchmal mehr, manchmal weniger - völlig willkürlich.

Internetkauf heißt in 2020, dass man verdammt schnell sein muss. Man ist gezwungen praktisch jeden Tag das Netz durchstöbern und nach Neuankömmlingen bei den üblichen Verdächtigen zu suchen, sonst bleibt man bei guten Deals chancenlos.

Wie werdet ihr fündig? Gibt es einen guten price guide für den europäischen Markt?
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chrisb
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von chrisb »

moin,

denke die höheren preise in good old germany liegen daran dass das was "rüberschwappt" erstmal von den vintage-läden hier überholt wird bevor es mit einigermaßen gutem gewissen weiterverkauft werden kann. daneben kommen natürlich noch steuer, zoll und wagnis und gewinn zuschläge drauf.

also entweder du trägst das risiko und die generalüberholung selbst oder verlässt dich auf den importeur/vintagestore.
wobei man bei letzterem auch verlassen sein kann wenn man onlinie kauft und sich die gitarre nicht genau vorher anschaut..............

viel glück bei der suche!
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YNWA
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von YNWA »

chrisb hat geschrieben:
Di Mai 12, 2020 11:38 am
moin,

denke die höheren preise in good old germany liegen daran dass das was "rüberschwappt" erstmal von den vintage-läden hier überholt wird bevor es mit einigermaßen gutem gewissen weiterverkauft werden kann. daneben kommen natürlich noch steuer, zoll und wagnis und gewinn zuschläge drauf.

also entweder du trägst das risiko und die generalüberholung selbst oder verlässt dich auf den importeur/vintagestore.
wobei man bei letzterem auch verlassen sein kann wenn man onlinie kauft und sich die gitarre nicht genau vorher anschaut..............

viel glück bei der suche!
Die Generalüberholung ist für mich gar nicht mal das ausschlaggebende Problem. Die könnte in 90% der Fälle selbst erledigen.
Mir gehts vor allem um den weiten Versandweg. Wer haftet wenn was passiert? Wie bin ich im Ernstfall abgesichert wenn was kaputt geht oder verschwindet?
Dazu hat man eben bei vielen Modellen garkeine Ahnung was die hier kosten "dürften", weil sich jeder seinen eigenen Preis ausdenkt.
Manchmal kommts mir so vor als ob die großen Shops die Preise vorgeben und dann alle mitziehen. Wie gesagt, was die da mit den Preisen beim Guitar Point in Maintal treiben, ist in meinen Augen ein schlechter Scherz.

Ich bin auch bei zwei Vintage-Käufen in Deutschland schon enttäuscht worden, aber hier besteht ja eigentlich kein Risiko, wenn man bei einem Shop kauft. Das Teil ist im schlimmsten Fall schneller wieder beim Verkäufer, als dieser "Fernabsatzgesetz" sagen kann und das Geld hat man dann auch sehr schnell wieder.

Es ist einfach mühsam, verstehst du? Hier ein konkretes Beispiel.
Habs erst gestern bei einer Martin 1-18 von 1920, die auf den Bildern mit Steelstrings besaitet ist, per Preisangebot probiert. Über das Modell findet man im Gegensatz zu den 0-18s kaum Infos und als ich dann endlich über die Information gestolpert bin, dass die angeblich erst ab 1923 für Stahlsaiten "gebraced" wurden, hatte ich das Ding schon per Preisangebot gekauft, weil ich mir inzwischen denke: Lieber ein Schnellschuss als wieder leer ausgehen :mrgreen:
Ich gehe also stark davon aus, dass ich auch weiterhin auf der Suche sein werde. Ohne Ansicht bestellen, sollte man nach Möglichkeit halt einfach vermeiden. Wie du sagtest, auch bei Shops stimmt so manches nicht. :mrgreen:

Grüße ins nahegelegene Bamberg übrigens :wink:
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rwe
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von rwe »

Ich durchsuche zwar das Netz regelmäßig auf der Suche nach interessanten Angeboten, bin aber nicht auf der Suche nach "klassischen Sammlerstücken". Die meisten meiner "alten" Instrumente sind aus den 1960ern bis Anfang der 1980er, einige Instrumente gehen in die 1940er zurück. Ich kaufe sie allerdings zum Spielen (in der Hoffnung, mal die Zeit dazu zu haben). Dabei interessiert mich nicht ein unklarer "Marktwert", sondern der Gebrauchswert. Da gibt es es auch nur für wenige Instrumente einen typischen Marktpreis - zumal diese damals kaum in großen Mengen gebaut wurden und alte Instrumente häufig nicht mehr original sind.
Ich kaufe typischerweise im Kleinanzeigenteil der Bucht oder lokal oder in Foren.
Versandweg: Die Verantwortung ist klar, die Schwierigkeit ist die Beweislast:-/ Insofern fahre ich auch schon mal durch Halb-Deutschland für ein 120€-Instrument (das nach Überholung [auch nur 100€] in der Qualität eines aktuellen 2k€-Neupreis-Instruments mitschwimmt).
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L1
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von L1 »

Wert ist so ein Instrument, was es MIR wert ist.
Oder bei einem Verkauf dem Käufer.
Gekauft habe ich bisher je zweimal direkt in USA und bei TFOA.
(Um sie selbst zu spielen, keine "Sammlerstücke").
Probleme gab es keine - selbst importieren kostet halt das Übliche, aber unter dem Strich stimmte der Preis für mich.
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RB
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von RB »

Etwas Altes zu kaufen, ist mir ehrlich gesagt auch noch nicht in den Sinn gekommen. Wenn ich jetzt 3000 einfach mal so eben ausgeben würde, würde ich eine neue d-18 kaufen. Oder eine Santa Cruz TR gebraucht suchen. Oder ich würde einen der anwesenden Kunsthandwerker um eine entsprechende Dreadnought bitten

(ohne Cut, damit da Missverständnisse aufkommen gar nicht erst können) :yoda:
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FrankF
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von FrankF »

Moinsen. Ich bin seit Jahren im Unofficial Martin Guitar Forum Mitglied, kenne mittlerweile eine Menge Menschen jenseits der großen Pfütze und kann abschätzen, wie ich mit den "Buy & Sell" Anzeigen dort umgehen muß. Die drei oder vier Instrumente - alle im Preisbereich 1200 bis 4000 USD - waren besser als beschrieben. Eine Gurke war dabei. Pech gehabt und 300 € Verlust gemacht.
Versuchs doch auch mal da. Vielleicht erst mal als Beobachter - anmelden kannst Du Dich immer noch.
Es muss nicht immer eine Dreadnought sein ...
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RB
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von RB »

Da war ich auch eine Zeit unterwegs. Das UMGF war der Ideengeber für den Farbton unseres Forums, ohne Scherz jetzt.
YNWA
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von YNWA »

@FrankF Im UMGF hatte ich sogar mal einen Account. Hab den dann aber leider nicht wirklich genutzt.
Danke für den Tipp. Ich werde das denke ich mal wieder probieren. Die haben bestimmt auch einen Suche/Biete-Bereich.

@RB
Ich muss normalerweise alleine "Geldbeutel-bedingt" auch nicht unbedingt alte Instrumente haben. :lol: Klar, wenn ich im Lotto gewinnen würde, würde ein beträchtlicher Teil in eine schöne Vintage-Sammlung fliessen.

Mir sind neue Gitarren, für das was man bekommt, einfach zu teuer geworden. Wenn ich mir ansehe was meine derzeitige "Sammlung" heutzutage neu kosten würde, würde ich mir die nicht mehr zulegen (können). Ich hab meine D35-JC damals neu für 3.8k in Raten gekauft, was für mich schon schwer über meiner Schmerzgrenze lag. Inzwischen lag die JC zeitweise bei 6.5k und jetzt hat sie sich fest bei 6k eingependelt. Egal wie sehr sie mir gefällt. Im Leben würde ich das nicht zahlen.
Die J-45 TV gabs damals für knapp unter 2k. Inzwischen kostet sie neu zirka das Doppelte. Bei aller Liebe: Die J-45 TV ist eine ordentliche Dread mit einem spezifischen, feinen und nicht besonders druckvollen Klang für Folk Strumming und Cowboy Chords und kann nicht wirklich viel. All Hog Martins kosten neu inzwischen 1900 Euro und wenn ich sie nach einem Jahr verkaufe, bekomme ich noch 1000 Euro dafür. Das ist absoluter Irrsin :(

Im Endeffekt wollen sämtliche Gitarrenschmieden doch nur die Qualität/den Sound erreichen, die/den man von ihren Vintage Instrumenten kennt. Wenn ich dann seh, dass ich für derartige Summen den "Real Deal" bekomme (natürlich gilt das nicht bei Prewar Dreads, da sie astronomisch überteuert sind), der hauchdünn und super resonant gebaut ist und höchstwahrscheinlich im Wert steigen wird, dann sehe ich keinen Sinn mehr darin, neu zu kaufen. Den Sound einer hochwertigen, alten Gitarre habe ich beim Pendant aus der Neuzeit noch nie bekommen.

ps. Ich hasse Cutaways genau wie du.
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von RB »

Ha ein Mitstreiter, ich schicke Dir den Mitgliedsformularaufnahmeantragspapierdokumentenbrief in die "Vogel" zu (Vollständige-Gitarren-Erhaltungs-Liga) zu. Was die Preise betrifft, wäre natürlich von Interesse, was mit früher gemeint ist bzw wann das war. Frühere Preise müssen nämlich indexiert werden, um sie mit dem heutigen Preisgefüge vergleichbar zu machen, das wird gerne übersehen. Oft stellt sich dann heraus, daß die Preise der betreffenden Güter nicht oder zumindest nicht so drastisch nach oben gegangen sind, wie es den Anschein hat.

Ein weiterer Faktor ist das Werteverhältnis verschiedener Währungen iE der Aussenwert des Euro gegenüber dem Dollar. Der hat im Vergleich zu 2004 beispielsweise immens gelitten, war zeitweilig gegen den Dollar überbewertet.
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DanielK
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von DanielK »

Ich habe kürzlich in einer alten Ausgabe der Akustik Gitarre geblättert, die war von 2004. Ich war überrascht über die Preise den Anzeigen der Händler. Eine Martin D28 gab es da für 1500 Euro. Der Preis hat sich mittlerweile fast verdoppelt. Witzigerweise wurde in einer Anzeige ein Clip Tuner angeboten, den gibt es mittlerweile bei Thomann für 3,90 Euro, damals für 70 Euro!
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Rolli
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von Rolli »

YNWA hat geschrieben:
Di Mai 12, 2020 11:17 pm


Mir sind neue Gitarren, für das was man bekommt, einfach zu teuer geworden.
Mhhh, sehe ich total anders. Ich finde, man hat noch nie soviele gute neue Gitarren - für überschaubares Geld - bekommen , wie jetzt.


YNWA hat geschrieben:
Di Mai 12, 2020 11:17 pm
ps. Ich hasse Cutaways genau wie du.
Tja, wen man es nicht braucht.... 8)
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrencoaching
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RB
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von RB »

@Danielk: Nein, der Preis hat sich nicht fast verdoppelt. Du musst den damaligen Preis indexieren, um ihn mit dem heutigen Preis vergleichbar zu machen. Ein Preis von 1500 € im Jahr 2004 entspricht einem heutigen Preis von ca. 1900 €. Also haben wir eine Preissteigerung um etwa ein Drittel. Ist das Thema Indexierung etwa zu komplex für das Publikum ? Ich fühle mich gelegentlich an meine Oma erinnert, die mahnte, früher - damit war irgendwann 1912 gemeint- habe ein Ei nur drei Pfennige gekostet.
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von Westerly Rhode Island »

Kann jemand erklären, weshalb diese Gitarre so hohe Gebote erhält?
https://www.ebay.de/itm/303565878482

Das scheint mir doch eine ganz normale, etwas aufgewertete Strat aus den 90ern zu sein?
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Re: Vintage Gitarren. Wo kauft ihr? Beste Wertermittlung?

Beitrag von Angorapython »

Ein kleiner Ansatzpunkt für die Preisbeurteilung kann das Einkommen sein!
Allerdings heißt das nicht, dass mehr Geld zur Verfügung steht, weil gewisse Fixkosten auch selten auf dem früheren Niveau verharren.
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