Einfuhr aus den USA

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Jorma55
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Einfuhr aus den USA

Beitrag von Jorma55 »

Aus aktuellem Anlass (meine Neue soll noch heute zugestellt werden) ein kurzer Erfahrungsbericht :

Ich habe die Gitarre vor 10 Tagen telefonisch geordert, nach Erhalt der Rechnung per Mail mit PayPal bezahlt und die Gitarre wurde bereits am folgenden Tag in Nashville bei DHL in den Versand gegeben. Sie kam aber zunächst nur bis Erlanger, einer Kleinstadt in der Nähe des Flughafens von Cincinnati.
Als das Tracking nach 24 Stunden keine Veränderung anzeigte, telefonierte ich mit Gruhn Guitars und erhielt die Auskunft, man warte noch auf die erforderliche "permission", die aber jeden Moment eintreffen müsste. Da es zum Zeit des Telefonats in München bereits kurz vor 1 Uhr nachts, in Nashville (7 Stunden zurück) also kurz vor Ladenschluss war, gab ich mich mit der Auskunft zunächst zufrieden. Anschließend wurde ich dann aber doch etwas unruhig. Genehmigung, was für eine Genehmigung ? Die werden doch nicht....
Also am nächsten Tag nochmals Anruf bei Gruhn : Nein, es gehe nicht um Riopalisander sondern um das "pearl", also um die Perlmutteinlagen. Das war mir völlig neu.
Nachdem meine Durchforstung sämtlicher Anlagen zum Washingtoner Artenschutzabkommen kein Ergebnis brachte, telefonierte ich mit AMI, die ja bis Ende letzten Jahres der Generalimporteur für Martin Gitarren waren. Ja, das sei richtig, den Containerladungen von Martin sei in den letzten Jahren immer eine Ausfuhrgenehmigung der amerikanischen Umweltschutzbehörde (U.S. Fish and Wildlife Service ) beigefügt gewesen. Das habe wohl mit dem Lacy Act zu tun, genaueres wisse man auch nicht, es habe aber nie irgendwelche Probleme gegeben.
Der Lacy Act ist ein über 100 Jahre altes amerikanisches Umweltschutzgesetz, das zunächst nur den Schutz wildlebender Tiere zum Ziel hatte, vor einigen Jahren aber um Pflanzen und insbesondere gefährdete Holzarten ergänzt wurde. In Zusammenhang mit Madagascar Palisander kann die Firma Gibson davon ein Lied singen.
Nach dem Lacy Act sind Besitz, Handel sowie die Ein-und Ausfuhr von Tieren und Pflanzen, deren Entnahme aus der Natur in den USA oder jedwedem anderen Land kraft nationaler Gesetze verboten oder nur eingeschränkt zulässig ist, verboten bzw. bedürfen einer Genehmigung bzw. Unbedenklichkeitsbescheinigung durch den U.S. Fish and Wildlife Service.
Für Perlmutt bzw. Abalone trifft das in 2 Fällen zu. Zum einen für die vor der Küste Kaliforniens vorkommende " weiße Abalone " ( Haliotis sorenseni ), die stark gefährdet ist und deshalb vor einigen Jahren in den amerikanischen ESA (Endangered Species Act) aufgenommen wurde. Zum anderen für das sogenannte Perlemoen, eine südafrikanische Art ( Haliotis midea ), die in Fernost als Delikatesse gilt, für die aber strikte Fangquoten gelten, weshalb sie ein beliebtes Objekt für Wilderer darstellt.
Im Gitarrenbau spielen beide Arten keine Rolle. Sowohl die beiden größten amerikanischen Hersteller als auch die Firma "Pearl works", die u.a. die Perlmutteinlagen für PRS und Martin fertigen, haben auf entsprechende Anfrage versichert, dass sie ausschließlich rotes, grünes und blaues Abalone verwenden.
Da aber jedenfalls für 2 Arten artenschutzrechtliche Einschränkungen existieren, bedarf offenbar die Ausfuhr jeder mit Abalone verzierten Gitarre aus den USA einer Genehmigung bzw. Unbedenklichkeitsbescheinigung des U.S. Fish and wildlife Service. Die ist aber unproblematisch binnen 1 bis 2 Tagen zu bekommen (bei Riopalisander - falls man überhaupt eine Genehmigung erhält - dauert es zwischen 60 und 120 Tage).
Meine Neue hat mittlerweile sowohl den amerikanischen als auch den deutschen Zoll anstandslos passiert, ich muss jetzt nur noch bei Zustellung die Mehrwertsteuer und die Zollgebühren bar bezahlen (der Versuch einer Online Zahlung hat nicht funktioniert, obwohl man bei DHL so tat, als wäre das eine Kleinigkeit ).
Jetzt muss das Teil nur noch heil ankommen, und zwar eigentlich innerhalb der nächsten 30 Minuten. Schaun mer mal.

Michael
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RB
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von RB »

Das ist vorhin gewesen. Ich kenne die Nervosität, die damit einhergeht.
Jorma55
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Jorma55 »

Schön, wenn man eine mitfühlende Gattin hat ("Lass doch so etwas künftig bleiben, wenn Du dafür nicht die Nerven hast.")

Michael
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Niels Cremer
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Niels Cremer »

Jorma55 hat geschrieben:
Di Mai 04, 2021 4:14 pm
Schön, wenn man eine mitfühlende Gattin hat ("Lass doch so etwas künftig bleiben, wenn Du dafür nicht die Nerven hast.")

Michael
:lol: Das hätte auch von meiner Frau kommen können! Drück die Daumen dass die Gitarre pünktlich und heile ankommt!

LG,
Niels
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RB
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von RB »

Bei meiner ist von "mach Dir keine Gedanken, das wird schon alles gutgehen" bis "iiich hätte sowas nicht gemacht" alles möglich. Das hält jung.
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elfer
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von elfer »

...das Problem bei unseren Ehefrauen ist, dass sie die Dinge auf den Punkt bringen :aua:

Danke für den Bericht. Ich hoffe du verrätst noch, um was für ein Schätzchen es sich handelt, und postest sogar Bilder :D
Endlich wieder im Studio: www.johanneskoch.net
Neue EP "Fliegen lernen" jetzt draußen: https://www.youtube.com/watch?v=h7UygtViX8Y
Jorma55
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Jorma55 »

Laut telefonischer Auskunft wird das wohl heute nichts mehr. Die haben allerdings auch keine Ahnung, wo die Gitarre im Moment steckt. Heute Vormittag hieß es , die Gitarre sei unterwegs, ich möge bitte ein Zeitfenster für die Zustellung mitteilen. Ich entschied mich für das letzte (13 - 17 Uhr). Jetzt (19 Uhr) teilt man mir mit, man könne sich das auch nicht erklären , werde Nachforschungen anstellen und mich Morgen vormittag telefonisch informieren.
Das Tracking ist ohnehin eine einzige Katastrophe, es verharrt bei der erfolgten Zollabfertigung am Flughafen Leipzig vergangenen Sonntag um 17. 21 Uhr. Ich bin im Moment ein wenig genervt.

Michael
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Niels Cremer
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Niels Cremer »

Oh weh, das zehrt an den Nerven, ich kenn das! Aber bislang hat‘s bei mir noch immer geklappt - bei dir jetzt bestimmt auch!!!

LG,
Niels
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Jorma55 »

Danke Niels, wird schon werden.

Liebe Grüße
Michael
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elfer
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von elfer »

:aua: ich kenne das auch! Es ist komplett unverständlich, warum manchmal das Tracking einfach null funktioniert. Wünsche dir echt gute Nerven!
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Stahlstadt-Angler »

Die lieben Zusteller, auch ich kann ein Lied davon singen.

Hundefutter kommt aus DE und dauert zwischen 2 Tagen und 2 Wochen, je nachdem wie die aufgelegt sind.

Da wäre es ja fast schon einfacher sich 2 Stunden eine Strecke ins Auto zu setzen und das Futter selbst im Lager zu holen.

Dir auf jeden Fall viel Glück und gute Nerven, irgendwann kommt alles an.
Mit musikalischen Grüßen

Franz

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Rolli
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Rolli »

Stahlstadt-Angler hat geschrieben:
Mi Mai 05, 2021 6:46 am
Die lieben Zusteller, auch ich kann ein Lied davon singen.

Hundefutter kommt aus DE und dauert zwischen 2 Tagen und 2 Wochen, je nachdem wie die aufgelegt sind.

Da wäre es ja fast schon einfacher sich 2 Stunden eine Strecke ins Auto zu setzen und das Futter selbst im Lager zu holen.
Du kannst ja mal ein Jahr als DHL Zusteller arbeiten, dann kannst Du evtl. ein Lied davon singen.
Ich glaube, dass 98% der Sendungen pünktlich und korrekt abgewickelt werden und ich bin den Menschen sehr dankbar, die sich für so wenig Kohle diesen Stressjob antun (müssen)!
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
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RB
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von RB »

Durschschnittsvergütung DHL Zusteller Paket: € 2.606,-. Was die Zuverlässigkeit betrifft, stimme ich aber durchaus zu.
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Niels Cremer
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von Niels Cremer »

Also ich hab ja auch schon das ein oder andere Mal hier gebangt und gezittert weil heiß ersehnte Sendungen ausblieben, ich bin aber überzeugt dass das im Gros der Fälle nicht am Zusteller liegt der die "last mile" abdeckt, oft liegt das Problem an iwelchen Formalitäten (zumal bei grenzüberschreitenden Sendungen) und/oder im System, will sagen der IT, zB dass die Sendungsverfolgung nicht funktioniert weil zB Scan-Daten von einem Umschlagplatz/Sortierstelle nicht übertragen werden oÄ.

Zudem, wenn ich mal Bilanz ziehe was wir so alles geliefert bekommen als 3,5-köpfiger Haushalt (der Älteste ist vor kurzem ausgezogen, nutzt aber noch oft unsere Anschrift als Empfangsadresse), gerade jetzt zu Corona-Zeiten, und mal vergleiche wieviele Bestellungen iwelche Probleme haben, so schrumpft letzterer Anteil zu einer homöopatischen Dosis zusammen sozusagen. Ich finde im Großen und Ganzen machen diese Fahrer einen guten Job, ich weiß nicht ob ich täglich in der Früh den Poppes hoch bekäme bei der Aussicht auf diesen Job bei der Bezahlung ...

Aber wie ist denn jetzt der Jorma'sche Status?!? :D

LG,
Niels
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berndwe
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Re: Einfuhr aus den USA

Beitrag von berndwe »

Auch nach meiner Erfahrung klappt die Zustellung gut. Manchmal kommt Nervosität auf, weil der Status sich im Tracking nicht ändert, aber es ist was mich betrifft noch alles angekommen, und zwar schnell.

Aber was ist jetzt mit der Gitarre vom Jorma? Wo isse nu?
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