Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Pappenheim
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Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Pappenheim »

Kommen wir endlich mal wieder zu Gitarrenthemen! :)

Ich hab mich trotz der Hitze mal durchgerungen, bei meiner Lieblingsgitarre, der schwarzen Gibson (siehe Avatar gleich links von hier) die Saiten zu wechseln. Hab ich das letzte Mal im November gemacht. Saitenwechsel musste mal wieder sein, schließlich soll die Gute ja morgen nach Schottland auf Urlaub mitfahren.

Und klarerweise tritt das übliche, leidige Phänomen auf: die Saitenlage ist höher, statt bei ca. 2,3 mm , wie sie sein soll und im Winter auch noch war, sind es jetzt knapp über 3 mm am 12. Bund (Abstand zwischen Bundstäbchen und Unterkante fette E-Saite). Klar, im Sommer haben wir weit höhere Luftfeuchtigkeit, die Decke gibt dem Saitenzug mehr nach und macht einen kleinen Bauch.

Man kann da mit dem Halsspannstab gegenwirken. Meine Frage: wie macht ihr das? Tut ihr bei all euren Klampfen nach dem Jahreszeitenwechsel am Spannstab nachjustieren oder lässt ihr es bleiben, findet euch über den Sommer mit einer höheren Saitenlage ab und wartet den Winter ab, bis sich das wieder zurückpendelt?

Täte mich echt mal interessieren. Ich hab in alten Threads gegraben, bin aber nur rudimentär fündig geworden.
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bookwood
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von bookwood »

Oh, Trussrod und Saitenlage - ganz dünnes Eis... :mrgreen: ...da kommen doch sicher auch wieder die Warnhinweise, dass das Ding nicht zur Justage der Saitenlage gedacht ist. Klar, der Halsstab dient zu Einstellung der Halskrümmung, die aber wiederum signifikanten Einfluss auf die Saitenlage hat, schwerpunktmäßig im Bereich der Halsmitte, aber auch noch am 12. Bund. Also... :wink:

Ich habe einige Gitarren, die im Jahreszeitenwechsel spürbar auf die klimatischen Veränderungen reagieren, auch mit (minimaler) Änderung der Halskrümmung. Die empfindlichsten sind dabei allerdings elektrische Gitten. Das Ergebnis ist dabei aber eine niedrigere Saitenlage, vermutlich weil die Hälse dank feuchterer Luft dem Saitenzug etwas besser widerstehen können. Da ich generell sehr flaches Setup bevorzuge, muss ich den Halsstab bei einigen etwas entspannen, damit die Klingelei nicht zu heftig wird. Bei den Akustiks reagiert nur die Martin 000-18 im feuchten Sommer ein klein wenig mit minimal höherer Saitenlage am 12. Bund. Da reden wir aber über kaum einen halben Millimeter, so dass ich da nix verstelle. Dass der Effekt bei deiner schwarze Gibson so deutlich ausfällt, wundert mich. Meine J-45 V ist dagegen völlig stabil. Bevor du am Trussrod drehst, solltest du vielleicht mal die Halskrümmung mit Kapo am ersten und Finger am 17. Bund testen.
Gruß
von
Ralf
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berndwe
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von berndwe »

Wenn sich die Saitenlage nun dadurch verändert hat dass der Hals sich jahreszeitbedingt etwas mehr krümmt, was spricht dagegen dieser Sache entgegenzuwirken, in dem man den Spannstab etwas anzieht? Wäre für mich im Grunde ein folgerichtiges Vorgehen.

Wenn es so auffällig ist wie Du schreibst, dann würde ich am Halsstab was machen. Fang mal mit einer viertel Umdrehung an und schau was sich tut.
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Niels Cremer
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Niels Cremer »

1. Glückwunsch zur nun doch stattfindenden Hochzeitsreise!? Habt ihr eine Lösung bzgl. Quarantäne gefunden?

2. Bist du sicher dass du die gleiche Saitenstärke aufgezogen hast? Fast 1mm mehr am 12. Bund klingt schon viel so als Veränderung, zumal wenn man in Betracht zieht was Herr Buchholz angemerkt hat.

3. Hast du mal Brücke und/oder Decke inspiziert ob da alles iO ist?

4. Hast du keine kleinere Reisegitarre als das riesen Schlachtschiff? :lol:

LG,
Niels
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Pappenheim
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Pappenheim »

bookwood hat geschrieben:
Mi Jul 07, 2021 6:52 pm
Oh, Trussrod und Saitenlage - ganz dünnes Eis... :mrgreen: ...da kommen doch sicher auch wieder die Warnhinweise, dass das Ding nicht zur Justage der Saitenlage gedacht ist. Klar, der Halsstab dient zu Einstellung der Halskrümmung, die aber wiederum signifikanten Einfluss auf die Saitenlage hat, schwerpunktmäßig im Bereich der Halsmitte, aber auch noch am 12. Bund. Also... :wink:
Ja eh, deswegen habe ich ja auch geschrieben, es kann über den Spannstab korrigiert werden, aber quasi saisonalbedingt. Gröbere, dauerhafte Ungereimtheiten können und sollen nicht mit dem Spannstab korrigiert werden.
berndwe hat geschrieben:
Mi Jul 07, 2021 7:01 pm
Wenn es so auffällig ist wie Du schreibst, dann würde ich am Halsstab was machen. Fang mal mit einer viertel Umdrehung an und schau was sich tut.
Lieber Bernd :lol: ich weiß es ist heiß und manchmal kommt da viel Text von mir, aber ich weiß eh, wie es läuft :) Ich wollte nur wissen, wie ihr mit dem saisonal bedingten Friktionen umgeht...
Niels Cremer hat geschrieben:
Mi Jul 07, 2021 7:03 pm
1. Glückwunsch zur nun doch stattfindenden Hochzeitsreise!? Habt ihr eine Lösung bzgl. Quarantäne gefunden?
Nein, aber ich denke hier lässt es sich 10 Tage ganz gut aushalten:

Bild
Bild
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Niels Cremer hat geschrieben:
Mi Jul 07, 2021 7:03 pm
2. Bist du sicher dass du die gleiche Saitenstärke aufgezogen hast? Fast 1mm mehr am 12. Bund klingt schon viel so als Veränderung, zumal wenn man in Betracht zieht was Herr Buchholz angemerkt hat. 3. Hast du mal Brücke und/oder Decke inspiziert ob da alles iO ist? 4. Hast du keine kleinere Reisegitarre als das riesen Schlachtschiff? :lol:
Also, ja, immer noch wie seit Jahren 12/53er :wink:
Ad 3: Ja, da ist alles gut, keine Angst :D
Ad 4: Das passt schon, diese kleinen Dinger klingen doch nicht ordentlich. Mein Schlachtschiff hat sich schon öfter im Urlaub bewährt... :)
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Gitarrenspieler
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Gitarrenspieler »

Mach dir eine zweite Stegeinlage für den Sommer. Dann kannst du wechsel wie bei der Kleidung.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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notenwart
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von notenwart »

@Pappenheim – ich interpretiere es jetzt mal so: Die höhere Saitenlage hat Dich in den letzten Tagen oder Wochen nicht gestört oder ist Dir auch gar nicht aufgefallen. Beim Saitenwechsel aber hast Du Dir das Ganze mal näher angeschaut und kommst zu dem Schluß: Na etwas hoch ist das schon.
Wenn es so sein sollte: Ich würde erstmal nichts machen, wenn ich noch gut spielen kann. Oder würde den Hinweis vom Gitarrenspieler aufgreifen.
Am Hals würde ich nur rumschrauben, wenn denn auch wirklich der Hals eine ungünstige Krümmung aufweist.
Viel Spaß im Urlaub :)
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berndwe
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von berndwe »

Hübsches Urlaubsdomizil, Pappenheim - neiderregend schön!

Wenn das Meer schon direkt vor Tür liegt, dann ist Deine Wahl der Reisegitarre durchaus nachvollziehbar. Fährst Du mit Außenbordmotor oder paddelst Du?
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Pappenheim
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Pappenheim »

Gitarrenspieler hat geschrieben:
Do Jul 08, 2021 9:22 am
Mach dir eine zweite Stegeinlage für den Sommer. Dann kannst du wechsel wie bei der Kleidung.
Na, das ist auch keine schlechte Idee... :D
notenwart hat geschrieben:
Do Jul 08, 2021 9:41 am
Ich würde erstmal nichts machen, wenn ich noch gut spielen kann. Oder würde den Hinweis vom Gitarrenspieler aufgreifen.
Darauf wird es wohl eh hinauslaufen. Trotzdem werd ich mir eine Sommer-Stegeinlage machen.
berndwe hat geschrieben:
Do Jul 08, 2021 9:58 am
Wenn das Meer schon direkt vor Tür liegt, dann ist Deine Wahl der Reisegitarre durchaus nachvollziehbar. Fährst Du mit Außenbordmotor oder paddelst Du?
Naja, Seemann bin ich keiner, und Boot hab ich auch keins. Mal sehen, wie das vor Ort alles aussieht. Jetzt muss ich mal aus der Quarantäne heraus das ganze Hochzeitsbrimborium organsieren, das wird eh schwierig genug... :roll:
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Gitarrenspieler
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Gitarrenspieler »

Hochzeit? Nix von mitbekommen. :shock: Ich wünsche euch beiden alles Gute und schönen Urlaub.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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Niels Cremer
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von Niels Cremer »

Sieht wunderschön aus auf jeden Fall, ob ihr da nun heiratet oder nicht hab ich noch nicht ganz verstanden, aber geht mich eh nix an - wenn, dann herzlichen Glückwunsch und Alles Gute!! :D

LG,
Niels
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RB
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Re: Sommerliche Nachhilfe mit dem Spannstab?

Beitrag von RB »

Lieber Pappe, die Dich möglicherweise betreffende Passage habe ich durch Fettdruck hervorgehoben.

Die Halseinstellschraube (5 mm Inbus) dient nicht der Einstellung der Saitenlage, sondern der Einstellung der Halskrümmung. Die Halskrümmung wirkt sich zwar auf die Saitenlage aus, das muß man aber als Nebeneffekt bezeichnen. Sollte die Saitenlage zu niedrig, die Halskrümmung aber korrekt sein, muß (darf) nicht die Einstellschraube betätigt werden, vielmehr müßte dann die Stegeinlage höher werden.

Also sollte erst die Krümmung überprüft werden. Saite(n) am ersten und zwölften Bund niederdrücken und schauen, wie weit am sechsten Bund der Abstand von Saiten-Unterkante und Bund-Oberkante ist. Es sollten ein bis zwei Zehntel mm sein, also soviel, daß noch nicht einmal eine .012er e-Saite hindurchpasst.

Sollte die Halskrümmung zu gering sein, kann man versuchen, die Halseinstellschraube durch Drehung gegen den Uhrzeigersinn leicht zu lockern, wobei ich nicht mehr, als eine Vierteldrehung lockern würde. Nach dem Stimmen der Saiten gilt es, einige Stunden zu warten, bevor man beurteilt, ob die Justage gereicht hat. Die Saitenspannung benötigt eine gewisse Zeit, den Hals gegen die nun etwas erleichterte Gegenspannung des Truss-Rod eitwas "krummer zu ziehen". Im Nebeneffekt kommt die Saitenlage durch die leicht verstärkte Halskrümmung höher, aber das ist, wie gesagt, nur ein Nebeneffekt. Stimmt die Saitenlage nach Einstellung der Halskrümmung nicht, muß sie an der Stegeinlage justiert werden.

Sollte die Halskrümmung in Ordnung sein, muß nur die Saitenlage an der Stegeinlage justiert werden. Der Inbusschlüssel und die Schraube des Truss-Rod werden nicht angefaßt.

Sollte die Halskrümmun zu stark sein wird die Inbusschaube im Uhrzeigersinn gedreht. Wenn die Saiten aufgezogen und hochgestimmt sind, kann ein erheblicher Widerstand zu spüren sein. Der kann aber auch daher rühren, daß die Schraube (die eigentlich eine Mutter ist) schlicht und banal zu wenig Schmierung hat und daher festsitzt.

Die Saitenlage wird durch Anpassen von Sattel und Stegeinlage justiert. Die Stegeinlage sitzt lose in der Nut und kann, sollte sie zu hoch sein, unten abgeschliffen werden. Man nimmt die Saiten ab, die Stegeinlage heraus und setzt sie lotrecht auf Sandpapier, das wiederum auf einer absolut ebenen Unterlage befestigt ist. Beim Halten der Stegeinlage kann ein rechtwinkliger Holzquader als Führung hilfreich sein. Durch Hin- und Herbewegen wird die Einlage unten gleichmäßig und eben gekürzt. Sollte die Stegeinlage zu niedrig sein, kann man sie unterfüttern, indem man dünne Plastikstreifen untrlegt (Kunststoff-Schnellhefter eignen sich als Rohstoff-Lieferant), oder es muß eine neue, höhere Stegeinlage her.
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