Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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fingerstricker
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Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von fingerstricker »

Hallo beisammen,
vorweg - ich bin versorgt.
Aber ein Kumpel von mir ist auf der Suche nach einer nicht übermäßig teuren Akustikgitarre, Hauptrichtung Strumming bzw. ein paar schöne Chord Pickings um Aufnahmen breit und nice zu machen. Aber eben auch um hin und wieder einfach eine schöne Gitarre zu haben auf der das Musizieren Spaß macht.
Die meisten fleißigen Schreiberlinge hier sind ja auf eher edlem Material unterwegs, aber der eine oder andere Holzwurm oder Gitarrenbauer liest und schreibt hier ja auch und hat etwas "Überblick", daher mal die Frage in die Runde.

Ich höre oft, dass früher die Holzqualität besser war, das Holz besser und länger gelagert wurde und und und.
Wo bekommen die Massenfertiger in Fernost das Holz für Fichtendecken oder das Material für die Hälse her ?
Muss man z.B. beim Neukauf einer z.B. Eastman Sorge haben, dass sich nach ein paar Jahren die Decke wölbt oder der Hals verdreht oder ist das kein Thema nach dem Motto "im Normalfall bleibt eine für gut befundene neue Gitarre auch gut, egal wo sie her kommt - Pech haben kann man immer mal" ?
Hat da jemand von Euch Erfahrungswerte ?

Liebe Grüße
fingerstricker
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Rolli
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Rolli »

Ich würde ihm immer noch die Mayson angedeihen lassen!
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
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RB
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von RB »

Holzqualität früher besser und Quellen für Holz ? Das kann ich auch nicht beantworten. Günstige Gitarre ? Seagull, Yamaha oder so etwas. Die sind bespielbar.
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fingerstricker
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von fingerstricker »

Hi, ich dachte z.B. an so etwas in dieser Liga hier (click), d.h. jetzt nicht unbedingt ein Billigheimer, aber eben auch keine SantaCruz ...
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Rumble
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Rumble »

Zumindest die Fertigungsqualität der Eastmans scheint wirklich ok zu sein.
Das Holz? Keine Ahnung. Aber die klingen nicht verkehrt. Hatte auch schon einige ausprobiert.
Ich hätte auch keine Sorge das da im Lauf der Zeit mehr oder "außergewöhnliche" Probleme hinsichtlich der verwendeten Hölzer auftreten.

Weil eben auch Yamaha genannt wurde. Die aktuellen Modelle in der Preisklasse um die 1.000,00 EUR sollte man nicht unterschätzen.
Ich habe ja selbst auch eineige eher etwas hochpreisige Gitarren, aber meine Yamaha LL TA (Dread) kann da qualiativ problemlos mithalten. Die iast sogar außerordentlich sauber genaut. Das ist schon fast unheimlich. ;-) Selbst der Pickup ist erstaunlich brauchbar. Ruhig auch mal ausprobieren. Der akustischen Gesamteindruck ist dann ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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Niels Cremer
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Niels Cremer »

Da ich mal davon ausgehe dass keiner von uns hier intime Einblicke in die supply chains asiatischer Gitarrenfabrikanten hat weiß ich nicht ob deine Fragen bzgl. der Quellen und Qualitäten der verbauten Hölzer hier abschließend beantwortet werden können, ob diese Quellen und Qualitäten aber so grundsätzlich unterschiedlich sind von denen zB der großen nordamerikanischen Gitarrenhersteller bezweifle ich ehrlich gesagt, auch ein großer Anteil an deren Produkten wird ja seit Jahrzehnten in Asien produziert. Und die Zeit in der nur Holz verarbeitet wird das seit Jahren luftgetrocknet gelagert wurde sind ja nun auch schon lange vorbei, soweit ich weiß ist der allergrößte Teil des Holzes in der Gitarrenbau-Industrie heute "kiln-dried".

Die wirkliche Veränderung bzgl. verwendeter Hölzer sehe ich eher in der Frage welche Hölzer verwendet werden, seit CITES und den Beschränkungen (nicht nur) in Bezug auf Rosewood hat sich ja doch schon ein bischen was getan und man liest immer öfter von Herstellern die alternative Hölzer oder andere Materialien nutzen wie Pau Ferro, Granadillo oder Kompositmaterialien für fingerboards, Brücken etc., aber das ist vllt eine andere Diskussion.

Gerade mit Eastman hast du dir glaube ich ein "schlechtes" Beispiel ausgesucht da sie ja bekannt sind für gute Materialien, einen hohen Anteil Handarbeit in der Fertigung und sehr hohe build quality. Die Firma gibt's jetzt auch schon ein viertel Jahrhundert, ich habe noch nie von einer Eastman gehört die sich verzogen hätte oder deren Decke sich gelöst hätte. Sowas passiert mMn in den meisten Fällen eh aufgrund nicht-artgerechter Haltung, und da ist es egal woher die betroffene Gitarre kommt und wer sie gebaut hat. Auch die oben schon genannten Yamaha sind ja seit Ewigkeiten im Geschäft und für gute Qualität bekannt.

Irgendwie erscheint mir dieser alte Reflex "asiatischer Hersteller = Murks" bereits seit einigen Jahren überholt.

LG,
Niels
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fingerstricker
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von fingerstricker »

Niels Cremer hat geschrieben:
Fr Mai 06, 2022 7:25 am
Da ich mal davon ausgehe dass keiner von uns hier intime Einblicke in die supply chains asiatischer Gitarrenfabrikanten hat weiß ich nicht ob deine Fragen bzgl. der Quellen und Qualitäten der verbauten Hölzer hier abschließend beantwortet werden können, ob diese Quellen und Qualitäten aber so grundsätzlich unterschiedlich sind von denen zB der großen nordamerikanischen Gitarrenhersteller bezweifle ich ehrlich gesagt, auch ein großer Anteil an deren Produkten wird ja seit Jahrzehnten in Asien produziert. Und die Zeit in der nur Holz verarbeitet wird das seit Jahren luftgetrocknet gelagert wurde sind ja nun auch schon lange vorbei, soweit ich weiß ist der allergrößte Teil des Holzes in der Gitarrenbau-Industrie heute "kiln-dried".

Die wirkliche Veränderung bzgl. verwendeter Hölzer sehe ich eher in der Frage welche Hölzer verwendet werden, seit CITES und den Beschränkungen (nicht nur) in Bezug auf Rosewood hat sich ja doch schon ein bischen was getan und man liest immer öfter von Herstellern die alternative Hölzer oder andere Materialien nutzen wie Pau Ferro, Granadillo oder Kompositmaterialien für fingerboards, Brücken etc., aber das ist vllt eine andere Diskussion.

Gerade mit Eastman hast du dir glaube ich ein "schlechtes" Beispiel ausgesucht da sie ja bekannt sind für gute Materialien, einen hohen Anteil Handarbeit in der Fertigung und sehr hohe build quality. Die Firma gibt's jetzt auch schon ein viertel Jahrhundert, ich habe noch nie von einer Eastman gehört die sich verzogen hätte oder deren Decke sich gelöst hätte. Sowas passiert mMn in den meisten Fällen eh aufgrund nicht-artgerechter Haltung, und da ist es egal woher die betroffene Gitarre kommt und wer sie gebaut hat. Auch die oben schon genannten Yamaha sind ja seit Ewigkeiten im Geschäft und für gute Qualität bekannt.

Irgendwie erscheint mir dieser alte Reflex "asiatischer Hersteller = Murks" bereits seit einigen Jahren überholt.

LG,
Niels
Wir sind da ganz einer Meinung .. diese wollte ich lediglich etwas bestätigt sehen.

Bleibt also:
Testen, wenn dann die Geige sauber gebaut ist, gut klingt und das Instrument gut in der Hand liegt und dann auch noch das Auge erfreut, gibts keinen wirklichen Grund in den Schriftzug der Gitarre und deren Herkunft mehr rein zu interpretieren als eben den Namen …
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L1
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von L1 »

Eines kann ich sagen:
Bei meinen "Asiaten" waren auch im preiswerten Segmant richtig gute dabei.
Und was beim Kauf gut war, war immer auch nach Jahren noch gut ... :D
rwe
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von rwe »

fingerstricker hat geschrieben:
Do Mai 05, 2022 4:30 pm
Ich höre oft, dass früher die Holzqualität besser war, das Holz besser und länger gelagert wurde und und und.
Manches ist deutlich seltener geworden, z.B. Rio oder Alpenfichte, anderes kommt gerade wieder (Adirondack, nach Aufforstungen), anderes wird in anderen optischen Qualitäten genutzt (Taylor mit gestreiftem Ebenholz), die Holzauswahl wird (wieder) vielfältiger (Obstbaumhölzer, die eine jahrhundertealte Tradition im Bau von Musikinstrumenten haben, wurden jahrzehntelang außer Acht gelassen; manche Hölzer kommen als Ersatzhölzer auf den Markt, z.B. Erle oder Nato für Hälse).
Science und Engineerung verdrängen Tradition vielleicht nicht, ergänzen sie aber und bieten neue Möglichkeiten.
(Gilt letztendlich auch für Trocknungen.)
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Gitarrenspieler
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich hab unter z.B. diese für draußen und unterwegs. Klasse Gitarre aus massiven Hölzern.
Epiphone Hummingbird AAN (799,-)
https://www.thomann.de/de/epiphone_mast ... rd_acs.htm
Inspired by Gibson Collection
Bauform: Square Shoulder Dreadnought
Decke: massiv Sitka Fichte
Boden und Zargen: massiv Mahagoni
Hals: Mahagoni
Griffbrett: Indian Laurel
Mother of Pearl Splitt Parallelogram Griffbretteinlagen
6-lagiges Deckenbinding
4-lagiges Bodenbinding
Antique Ivory Griffbrettbinding
Halsprofil: Rounded C
Mensur: 628 mm (24,724")
Sattelbreite: 43 mm (1,693")
Knochensattel
20 Bünde
Tonabnehmersystem Fishman Sonicore mit Regler für Volume und Tone im Schallloch
goldene Epiphone Deluxe Mechaniken
Farbe: Aged Antique Natural Hochglanz
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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RB
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von RB »

Von Eastman kenne ich nur einige Mandolinen, aber von deren Verarbeitung und Klang bin ich überzeugt.
fingerstylist
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von fingerstylist »

Was man mitunter bemängeln kann bei eher günstigen Fernost Produkten scheint mir deren Hang die Instrumente auf Kosten vom Klang sehr stabil zu bauen. Die meisten die ich bisher spielen konnte klingen ok bis ziemlich gut, könnten vermutlich aber besser klingen.
"Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird."( I. Kant: Kritik der Urteilskraft )
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Dylan
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Dylan »

Ich habe mir vor rund 5 Jahren die Eastman AC 320 gekauft. Der Preis lag damals bei 880,- €. Die Decke ist massive Fichte, der Korpus massiv aus einem Holz der Mahagoni Familie. Die Verarbeitung der Gitarre ist top. Super Bespielbarkeit und phänomenal laut. Das einzige Manko an der Gitarre sind die Tuner. Die sind etwas schwergängig und nicht sehr stimmstabil. Das heißt nicht dass sich die Gitarre dauernd verstimmt, aber nach ein paar Tagen im Ständer zeigt sie die stärkste Verstimmung unter meinen Gitarren. Die Gitarre ist super für Fingerpicking und Flatpicking. Das Modell gibt es allerdings nicht mehr.

Mein Fazit nach 5 Jahren. Absolut viel gute Gitarre für das Geld und alles noch top.
Du bist ja nicht soweit von VS weg. Ihr könnt gerne mal vorbeischauen um euch ein Bild zu machen. Eventuell würde ich sie sogar verkaufen da ich nicht sehr viel Platz habe und auch nicht dauernd alle 3 Gitarren spiele.

Gruß Ludwig
Es335
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Es335 »

fingerstylist hat geschrieben:
Fr Mai 06, 2022 1:03 pm
Was man mitunter bemängeln kann bei eher günstigen Fernost Produkten scheint mir deren Hang die Instrumente auf Kosten vom Klang sehr stabil zu bauen. Die meisten die ich bisher spielen konnte klingen ok bis ziemlich gut, könnten vermutlich aber besser klingen.
Das ist aber ein generelles Problem von „Fabrikgitarren“, dass nicht auf Fernost beschränkt ist. Da Holz aber nicht gleich Holz ist, lassen sich da aber auch immer einige positive Ausreißer herauspicken.

Ob und in wieweit Eastman überhaupt noch unter diese Kategorie fällt, lasse ich mal dahingestellt. :wink: :D
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Gitarrenmacher
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Re: Holz- und Fertigungsqualität preiswerter Gitarren

Beitrag von Gitarrenmacher »

Um Extrembeispiele zu nennen,
Ich hatte in den Anfang 2000ern einige unbeleistete Decken von CF. Martin in der Hand. Factory seconds. Die waren von der Steifigkeit und dem Klopfton alle sehr gut. Hatten vielleicht mal einen Ausriss am Rand oder einen weggesprungenen Chip am Schallloch bzw. der Rosette. Habe ich ohne zu Zögern in meinen ersten Gitarren verbaut.
Dann kenne ich eine Lohnsägerei in Sachsen, die riesige Mengen an Gitarrendecken nach China exportiert hat. Containerweise. Als ich dort noch willkommen war, sollte ich mir die unbedingt mal ansehen. Kosmethisch überwiegend zufriedenstellend, aber 2/3 von dem Kram hätte ich zu Apfelsinenkisten verbaut. Labberig, pappig, anscheinend irgendwann mal aus dem Wald geholt. Ich habe die Rohbretter dort liegen sehen. Das hatte nichts mit traditioneller Tonholzgewinnung zu tun.

Bei Streichinstrumenten sieht es wohl ähnlich aus. In Bubenreuth habe ich in einem losen Haufen Cellodecken ein schönes Stück gefunden, astfrei, mit einem Randriss, ideal für Leisten. Nach dem Preis fragend bekam ich etwa diese Antwort:"Dees könnens so mitnemma, ist Kinazeigs."
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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