Martin 15er “auffrischen“

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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schinkenkarl
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Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von schinkenkarl »

Bin durch die Untiefen des Forum gegeistert.
Reinhards Polierexzesse kannte ich schon.
Trotzdem nochmal alles durchgeackert.
Dann der Hinweis das Martin erst ab der 18er Serie Nitrolack verwendet....
Habe eine gebrauchte, viel (mit kurzer Hose/Hemd) gespielte schnuckelige 15er, die die üblichen speckigen Stellen aufweist.
Wobei ich mir nicht sicher bin ob das jetzt von der Haut blankpoliert wurde, oder die Unebenheiten mit Fett/Talg aufgefüllt wurden.
Von der Optik mal abgesehen finde ich das ein wenig eklig und möchte das beheben.
Komplett auf Hochglanz bringen, und die vorherige Entfernung des Schlagbretts wäre eine Option.
Aber ich würde es lieber matt lassen.
Nitrolack hin oder her.
Wenn ich das wie hier oft beschrieben wurde mit feinster Stahlwolle wieder anschleife sieht man doch einen Unterschied zum “intakten“ Mattlack?
Wie gehe ich da vor?
Frithjof
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von Frithjof »

Moin moin,

das ist bei meiner 000-15sm auch so. Mich stört es nicht, da ich finde, dass man meiner Gitarre die regelmäßige Nutzung durchaus ansehen darf, solange sie dabei funktionsfähig bleibt. Willies Trigger lässt als Extrem grüßen.
Am Hals empfinde ich die Veränderung zu blank sogar als Vorteil, da es subjektiv die Geschwingigkeit beim Umgreifen erhöht. Als der Hals noch matter war fühlte ich mich durch die Oberflächenhaptik gebremst, irgendwie "klebend".
Schlagbrett ablösen finde ich interessant, da ich es bei der Mahagoni-Gitarre als optisch störend empfinde. Bin mir aber unsicher inwieweit sich nach etwa 10 Gitarrenjahren die Holzfarbe verändert, so dass ich es bisher drauf ließ. Vielleicht gibt es ein vorher-nachher-Bild, wenn Du dich dafür entscheiden solltest?
Vielleicht hauen mich die erfahrenen Gitarrenbauer/-restaurierer, meine Idee wäre: sanft anschleifen, sanft ausbürsten (Zahnbürste) bzw. mit Druckluft ausblasen(um die Poren vom Schleifstaub zu befreien) und dann leicht matt hartwachsen. Überschüssiges Wachs nicht abwischen sondern abbürsten (sonst glänzt es bald wieder).
Finde aber bei so einem hochwertigen Instrument immer mit Risiko behaftet. Wenn' s nicht klappt sieht' s €(&%#@? aus.
Bin gespannt auf weitere Tips aus dem Forum.

Good luck

Frithjof
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Rumble
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von Rumble »

Ich würde sie wohl erstmal etwas reinigen. Bisschen Spülmittel und leicht feuchter Lappen.
Das Griffbrett bekommt ab und an ein bisschen Leinölfirnis.

Ansonsten habe ich schon einige Schätzchen mit einer nicht allzu heftigen Autopolitur aufgefrischt. Auch schon zwei Gibson mit Nitrolack
(weiches Baumwolltuch und Polierwatte) Allerdings sind die nicht wirklich auf "Hochglanz" poliert. Bin ich ja auch eher selten... ;-)
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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L1
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von L1 »

Mehr als mit Gefühl etwas reinigen würde ich da nicht machen.
Ich selber freue mich über jede Gitarre, der man ansieht das sie gern und viel gespielt wurde, und kaufe lieber solche als neue.
Manche zahlen Geld dafür, das künstlich so wirken zu lassen ... :wink:
gruhf
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von gruhf »

schinkenkarl hat geschrieben:
Do Mai 26, 2022 1:51 am
Wenn ich das wie hier oft beschrieben wurde mit feinster Stahlwolle wieder anschleife sieht man doch einen Unterschied zum “intakten“ Mattlack?
Ja, der Lack ist durch Zuschlagstoffe "matt" und wird das Licht immer anders reflektieren als eine (fein) geschliffene Lackoberfläche. Außerdem ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die mit Stahlwolle mattierte Lackoberfläche durch die Armbewegung usw. wieder glänzend(er) wird.

Eine dauerhaftere Lösung wäre vermutlich, die Decke bzw. Gitarre vollständig zu polieren, falls die "speckigen Stellen" zu sehr stören. Der Glanzgrad wird zwar nie den einer mit Hochglanzlack lackierten Fläche erreichen, ist aber in den meisten Fällen vollkommen ausreichend. Sonst bleibt nur die Alternative, alles anzuschleifen und neu matt zu lackieren...
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RB
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von RB »

Die Idee des Polierens stammt nicht von mir, sondern ich habe sie aus dem Umgf und die ersten Beispiele waren nach meiner Erinnerung hochglanz-polierte 15er.
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L1
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von L1 »

schinkenkarl hat geschrieben:
Do Mai 26, 2022 1:51 am
Habe eine gebrauchte, viel (mit kurzer Hose/Hemd) gespielte schnuckelige 15er
Wie schnuckelig, bzw. was für eine 15er ist es eigentlich? Interessiert mich ja nun schon :wink:
YNWA
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von YNWA »

Ich hab meine 000-15m vor einiger Zeit komplett "speckig" gemacht, weil ich finde, dass eine 15er so aussehen muss. Wenn man so ein Instrument sieht, denkt man ja unweigerlich an die Vintage Modelle und da habe ich schon viele mit speckiger "Orangenhaut" gesehen.
Hab dazu noch die viel zu chromigen Grovers gegen Gotohs ausgetauscht, die aussehen, wie leicht angelaufener Carbonstahl eines guten alten Taschenmessers.

Um die Gitarre wieder matt zu machen, würde ich sie tatsächlich anschleifen oder refinishen aber das ist doch eigentlich gar nicht Sinn der Sache, da die "Originale" aus der alten Zeit inzwischen alle speckig sind.
World's okayest guitar player!
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L1
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Re: Martin 15er “auffrischen“

Beitrag von L1 »

YNWA hat geschrieben:
So Jul 24, 2022 11:38 pm
Ich hab meine 000-15m vor einiger Zeit komplett "speckig" gemacht, weil ich finde, dass eine 15er so aussehen muss. Wenn man so ein Instrument sieht, denkt man ja unweigerlich an die Vintage Modelle und da habe ich schon viele mit speckiger "Orangenhaut" gesehen
Das ist auch meine Einstellung. Ich mache meine dunklen (Mahagoni und Schwarz, matt-Finish) zwar nicht extra speckig, spiele sie einfach nur ganz normal ... lasse aber diese natürliche Entwicklung so wie sie ist, und pflege nur soweit es wirklich nötig ist und "mit Gefühl". Ich finde, grad dunkle Gitarren "müssen so", das sieht einfach natürlich aus für mich, und hat etwas den Charme alter Instrumente, denen man ansieht dass sie gern und viel gespielt wurden.
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