Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

YNWA
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Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

Ich bin durch einen glücklichen Zufall an eine frühe 0-28VS gelangt, die ab 2009 gebaut und inzwischen seit 4 Jahren eingestellt wurde.

Die Gitarre ist für mich ein Holz-gewordenes "Aha Erlebnis". Ich habe nie ein Instrument in die Hand genommen, das mich innerhalb weniger Sekunden so im Griff hatte. Der Vintage Hals ist ein Traum, das String Spacing lässt mich gefühlt ein sehr großes Stück besser klingen, als ich eigentlich spielen kann :D
Die Variabilität in der Anschlagsdynamik ist phänomenal. Die Gitarre klingt genau so, wie man es beabsichtigt.

Größte Stärke ist witzigerweise dennoch die Vielseitigkeit der Gitarre, obwohl man bei 0-XXX erst mal an ein reines Picking Instrument denken würde. Ich finde sie ist ein Instrument im Bereich der absoluten Perfektion für so einige Stile.

Die Gitarre hat lediglich ein optisches Manko: Sie hat einen Carlos High End PU verbaut und der hat natürlich die "schöne" 9V Buchse unter dem Jack. Für eine "Vintage Nörgler" wie mich ein optischer Verkehrsunfall sondersgleichen und eigentlich brauch ich den PU auch nicht.

Nun zu meinen Fragen, denn hier sind bestimmt sachkundige Martinisten am Start:
- Wie viel ist so eine 0-28VS eigentlich noch wert? Wie viel ist ein solcher PU auf dem Gebrauchtmarkt wert? Ich finde keine Beispiele ...
- Ist der PU diesen irrsinnigen Neupreis von über 1000 Euro wert oder ist der Standard veraltet und LR Baggs und Co machen inzwischen bessere Jobs? Testen konnte ich ihn bisher nicht, weil ich inzwischen "amplos" bin und das meiste über Mikro abnehme.
- Kann man so einen PU Einbau irgendwie wieder halbwegs sinnvoll rückgängig machen, ohne dass das Instrument aussieht, wie verbastelt? Ich denke da z.B. an eine elegante Variante die Fräsung des Batteriefachs abzudecken, ggf. mit einer Art personalisierten Holz Plakette oder so...
Ein passendes Stück Palisander einzufügen wird vermutlich unmöglich sein.

Soll ich den PU drin lassen auch wenn ich ihn nicht brauche, weil das resultierende "Loch" schlimmer wäre als ein Carlos ohne Nutzen? Mir geht es vor allem um einen gesunden Werterhalt. Denn auch wenn ich sie nicht hergeben möchte, soll mein Geld für "Krisen" in der Zukunft gut angelegt sein. Ich bin sehr verwirrt, vielleicht gibts hier den goldenen Tipp ;-)
Zuletzt geändert von YNWA am So Jul 24, 2022 11:48 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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RB
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von RB »

Hat die ein Zargenradio ?
YNWA
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

RB hat geschrieben:
So Jul 24, 2022 10:40 pm
Hat die ein Zargenradio ?
Dieses Wort gefällt mir! Ich werde es in meinen Sprachgebrauch aufnehmen!

Ich denke du meinst damit einen PreAmp mit Reglern auf der Draufsicht der Zarge, wenn man die Gitarre spielt? NEIN! Dann hätte ich sie wirklich nicht gekauft, weil das ist für mich ein NoGo, genau wie ein Cutaway :lol:

Sie hat "nur" das Fach für den 9V Block direkt unter dem Input Jack. Das ist auch alles sehr sauber gearbeitet und man schaut da unten ja auch nie hin. Es ist eher was psychologisches :lol:
EDIT: naja nicht nur, denn der schön gearbeitete Zargenzusammenstoß mit Ivoroid Kunststoff wurde natürlich durch das 9V Fach unterbrochen, aber den kriegt man sowieso nicht mehr zurück.
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berndwe
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von berndwe »

Ich würde alles eher so lassen wie es ist und den Frevel ignorieren. Nach einer gewissen Zeit der Gewöhnung wird Dich das nicht mehr groß stören, und wenn doch, kannst Du das immer noch umbauen lassen.

„Enjoy your guitar“ - am besten so wie sie ist.
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Niels Cremer
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von Niels Cremer »

Ist das eine Buchse am end-pin oder auf der Zarge am lower bout? Aber aus meiner Sicht eigentlich unerheblich, ich würde nichts daran machen, du würdest das Instrument nur verschlimmbessern.

Wenn du den PU tatsächlich nicht und nie nutzt würde ich nur die Batterier ausnehmen.

Das ist übrigens eine meiner Traumgitarren, bin ja auch Fan kleiner Martins und habe auch eine single-0, eine 0-15M Special, natürlich charackterlich ein ganz anderes Instrument als deine 0-28VS, aber auch sie überrascht! :wink:

Glückwunsch zu dem kleinen Schätzchen und viel Spaß damit, stell doch mal eine Klangprobe ein! :D

LG,
Niels
YNWA
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

-
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Uwe
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von Uwe »

Moin,

Jens Towet hatte in letzter Zeit 2 Martins in seinem Workshop, die er entsprechend reparierte.

Hier kannst du dir die Bilder dazu ansehen
https://www.facebook.com/media/set/?van ... 1428702235
Früher war alles besser, zum Beispiel gestern - da war Sonntag!
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Rumble
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von Rumble »

Die Carlos Systeme sind ziemlich großartig. Vielleicht benutzt du es ja doch mal irgendwann.
Ich würde das ganz sicher nicht ausbauen.

Wenn/dann doch, dann ist ein bisschen Arbeit fällig. Je nachdem wie es genau eingebaut wurde hat man ggf. ein gefräßte Nut. (Carlos selbst machte das wohl so, soweit ich weiß) Eine passende Stegeinlage ist sicher auch nötig. Ich würde jetzt auch mal behaupten du wirst den klanglich Unterschied (wenn überhaupt) kaum warnehmen. Allein deshalb würde ich das nicht machen. Falls Du die Gitarre doch mal wieder verkaufen möchtest, dann würden sich vielleicht auch einige über die Lösung mit dem Carlos-PU sehr freuen.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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RB
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von RB »

Gewöhne Dich daran und lasse sie wie sie ist, so lautet auch mein Vorschlag. Den Abnehmer würde ich ebenfalls drin lassen. Einfach akzeptieren wie sie ist.

Zargenradio mag ich auch nicht (zu Cut sagichnix), aber diese Klappe ist doch einigermaßen dezent.

Deine Richtung einzuschlagen, ohne in einem verbastelten Ergebnis zu enden, scheint mir eine größere Operation zu sein, denn die naht mit zierspänen ist unterbrochen.
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

@Uwe: Danke für den Link, so hatte ich es mir vorgestellt. Es ist dann im Endeffekt egal, wie sauber man es schließt. Da man nie ein Stück Holz mit identischer Maserung und Farbgebung finden wird, ist es immer sichtbar und würde vermutlich schon allein deshalb den Wert des Instruments schmälern.

@Rumble:
Ich glaube das Thema mit dem Rückbau ist nun vom Tisch. Ich kannte Carlos PUs bislang nicht bzw. habe noch nie einen gespielt und wusste dementsprechend nicht, was sie für einen Ruf in der Welt der Akustikgitarristen haben. Ich hab jetzt viel gelesen von "unübertroffen" bis hin zu "Scharlatanerie".
Ich mag generell keine Piezo Systeme, da ich den verbauten PU aber noch nicht gehört habe, möchte ich noch kein Urteil abgeben. Ich bin großer Fan von den Mikrofon Systemen von LR Baggs oder eben von einem anständigen Mikrofon zur Live-Abnahme.

Carlos scheint auch eine Fangemeinde unter bekannten Musikern zu haben.
Darauf dass z.B. Mark Knopfler einen Carlos spielte oder spielt, gebe ich aber nicht viel, auch wenn ich Herrn Knopfler wirklich sehr schätze und ihn als eines meiner großen Gitarristen-Vorbilder betrachte. Auch ihn habe ich nämlich bereits mit Piezo "QuakQuak" live gesehen :wink: :bide:

Das System wurde von Carlos selbst eingebaut und besitzt definitiv die von dir angesprochene gefräste Stegnut.
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von Es335 »

Es gäbe mMn noch einen weiteren Grund, vom Rückbau bei einer Gitarre abzusehen, die dich so begeistert.

Die Gitarre ist ein sehr komplexes Gebilde, bei der alles mit allem zusammenhängt, weshalb nie ganz genau vorhersehbar ist, wie so ein Eingriff wirkt. Daher wird dir auch niemand 100% versichern können und wollen, dass so etwas keinen spür- oder hörbaren Einfluss auf die Bespielbarkeit und/oder den Klang haben wird und falls ja, welchen! wink: :D
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Rumble
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von Rumble »

Welches Carlos System ist denn genau verbaut?
Ich habe vor Jahren mal so ein Carlos Piezo/Mikro mit einem Anthem verglichen.
Beide waren gut. Das Carlos System gefiel mir etwas besser. Die Preise sind aber knackig.

Unser Martin (Wieland) übrigens ist der absolute Spezi was diese Pickups betrifft.
http://www.deerbridge-guitars.de/carlos.php
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

Rumble hat geschrieben:
Mo Jul 25, 2022 11:46 am
Welches Carlos System ist denn genau verbaut?
Ich habe vor Jahren mal so ein Carlos Piezo/Mikro mit einem Anthem verglichen.
Beide waren gut. Das Carlos System gefiel mir etwas besser. Die Preise sind aber knackig.

Unser Martin (Wieland) übrigens ist der absolute Spezi was diese Pickups betrifft.
http://www.deerbridge-guitars.de/carlos.php
Diesem kleinen Holzkästchen nach zu urteilen, muss es das "CP-1 HIGH END" System sein, das im Katalog von 2018 mit 790€ angeboten wird.
Außer dieses Holzkästchen wurde auch bei anderen Carlos PUs mit angeboten.
Bislang habe ich nicht ins Innere der Gitarre geschaut, denke aber nicht, dass da ein Mikro drinsteckt.
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von berndwe »

Dieser Sache müssen wir auf den Grund gehen. Du solltest die Gitarre auseinandernehmen, aussagekräftige Fotos machen und hier einstellen. Dann können wir beurteilen ob sich ein Zurückbau auf den Urzustand gelohnt hätte.

(War nur ein Scherz). :wink:
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Re: Martin 0-28VS - die T-Frage und andere Fragen

Beitrag von YNWA »

berndwe hat geschrieben:
Mo Jul 25, 2022 2:56 pm
Dieser Sache müssen wir auf den Grund gehen. Du solltest die Gitarre auseinandernehmen, aussagekräftige Fotos machen und hier einstellen. Dann können wir beurteilen ob sich ein Zurückbau auf den Urzustand gelohnt hätte.

(War nur ein Scherz). :wink:
Ich werde bei der Gelegenheit noch eine Probe aus der Zarge entnehmen, damit wir zweifelsfrei feststellen können, um welche Art von Dalbergia es sich handelt.
Das Ganze fülle ich dann mit Carbon auf und ersetze das Ebenholz durch ein schönes Kompositmaterial.
Die Gitarre kriegt dann noch ein zweites Schallloch in der Zarge und wird auf headless umgebaut.

:mrgreen:
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