Martin Backpacker

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Frithjof
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Martin Backpacker

Beitrag von Frithjof »

Moin moin zusammen,

für die Martin Backpacker habe ich keinen separaten thread gefunden und im Martin Owners ist seit 2016 nichts mehr los, daher also ein eigener.

Vor einiger Zeit hatte ich hier nach einer Backpacker gesucht: als Reiseklampfe, fürs Büro-Geburtstagsständchen und vor allem als 6string-Banjo-Ersatz (nein, ich will die Diskussion, ob 6string überhaupt Banjo ist hier nicht führen :D ).
Auf meinem alleinigen Verkehrsmittel Fahrrad gut zu transportieren und in der Mietwohnung längst nicht so laut wie das schon mit Schaumstoff gebändigte Gitarrenbanjo.

Kaum stand die Anzeige hier, bin ich bei ebay-Kleinanzeigen fündig geworden.
Eine Martin Backpacker mit teils etwas dilettantisch reparierten Vorschäden, aber angeblich bespielbar zu einem akzeptablen Preis.
Es ist die alte Form, also Beeker-head und Kopf-Hals-Korpus aus einem Stück Mahagoni gearbeitet. Ohne Martin-Aufdruck auf der Oberseite der Decke.
Anscheinend hat mal jemand drauf gesessen, am Boden ist ein großer Riss geklebt, ich befürchte mit Uhu-Alleskleber (den Kleberesten nach zu urteilen), aber alles stabil.
Seriennummer 4696 und noch Made in USA, also eine ganz frühe Backpacker.

Seit sie mit D' Addario Nashville-strings besaitet ist, ist sie genau das Gerät, das ich gesucht habe.
Natürlich ist die Form und damit die Haltung gewöhnungsbedürftig, aber ich spiele sie fast täglich und komme recht gut damit klar.
Wie alle meine daily-player hat sie einen ZeroGlide-Nullbund bekommen.

Ein paar Dinge sind mir aufgefallen, die ich hier zur Diskussion stelle:

- das Griffbrett hat keine Wölbung wie ich es von anderen Stahlgitarren gewöhnt bin. In den Specs der neuen Backpacker steht Griffbrettradius 16".
- die Bundschlitze am Rande des Griffbretts haben Luft zu den Unterseiten der Bundstäbe.
- der Steg ist bei nicht extrem niedriger Saitenlage bis auf fast das Ende seines Fleisches runtergefeilt.
Sehe ich das Alles in Summe, tut sich mir der Verdacht auf, das da mal jemand mit dem Planhobel über das Griffbrett gegangen ist. Oder gehört das bei meinem Altmodell so?
Nicht falsch verstehen: ich werde Eure Ideen nicht nutzen, um mit dem Vorbesitzer Diskussionen zu starten. Der Backpacker bleibt, so wie er ist, bei mir.

Wenn ich durch das Schallloch in die Gitarre auf den Boden schaue sieht es oberhalb des Martin-Aufklebers aus, als hätte dort einmal ein Fichtenholzleistchen geklebt. Gehört das Stäbchen wieder dahin? Ist es wichtig für die Stabilität des Bodens? Oder ist es evtl. einfach ein Rest einer "Reparaturhilfe" des etwas hilflos geklebten Bodendefekts?

Die Tuner der neueren Backpacker haben auf dem Deckel der Rückseite den Martinschriftzug, der bei meinem Modell fehlt. Gehört das so, oder wurden evtl. mal die Tuner getauscht?

Jetzt bin ich -nach so viel Text- gespannt auf Eure Ideen und Meinungen.
Photos würde ich gerne machen, ist aber wg. der Beschränkung auf 256kB für mich zeitraubend, und Zeit ist momentan knapp. Mal schauen.

Schöne Ostergrüße aus Bremen

Frithjof
Zuletzt geändert von Frithjof am Mi Apr 12, 2023 11:45 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Gitarrenmacher »

Hat das Ding einen Fädelsteg, oder sind Bridgepins drauf?
Wenn ersteres, hast du einen umbesaiteten Classic.
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Frithjof
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Frithjof »

Ne, ne, es hat Bridge Pins (aus Kunststoff...), ist also für Stahlsaiten gebaut.
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Gitarrenmacher »

Die ollen Backpacker sind meistens Gurken, oft mit unspielbarar Saitenlage.
Ich hatte insgesamt 3 Stück. 2x alte, 1x neue Form.
Alle vorm Urlaub gebraucht gekauft, und nach dem Urlaub ohne Verlust wieder verscheuert.
Bei den alten ist die Konstruktion, sehr ähnlich dem McNally Strumstick, schlicht zu schwach für sechs Saiten. Dass die Bundschlitze nicht gefüllt sind, kann am spärlichen Holzschutz liegen.
Ob meine Drei eine Griffbrettwölbung hatten, kann ich schon gar nicht mehr sagen, so wenig Eindruck haben die auf mich gemacht.
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von RB »

Ich kann den Eindruck der Unspielbarkeit bei der einen, bestätigen, die ich einmal in der Hand hielt. Die Saitenlage war jenseits von gut und Böse durch allgemeine Verbiegung. Sie war zu dem Zeitpunkt vielleicht drei bis fünf Jahre alt.
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von landmesser »

Moin,

Ich hatte mal eine fürs Flugzeug, Baujahr auf jeden Fall vor 2000.

Schlechte Bespielbarkeit vor allem in den unteren Lagen, da der Halsansatz verdickt gefräst war. Griffbrett ohne Radius.

Klang für einen Zweck genial: Fast der Sound von Robert Johnson auf der Compkete Recordings DoppelCD.

Auch genial für Sicherheitschecks auf Flughäfen : Ich wurde oft zur Seite rausgewunken, ich hatte die immer im Handgepäck. Nicht nur die Gitarre, insbesondere Mundharmonika und der Stahlslide Bauart "Country Rudi" vom örtlichen Bauschlosser waren verdächtig :bide:

Viele Grüße
landmesser
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Frithjof
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Frithjof »

Moin moin,

wir wissen jetzt:
eigentlich unspielbare "Gurke", mies konstruiert mit schlechter Saitenlage. Ohne Verlust wiederverkaufbar. Gut, um Zöllner zu ärgern ( siehe / höre auch Joint Venture "Zöllner vom Vollzug abhalten auf der A4" wenn gerade kein Backpacker zur Hand). Sounds like R. Johnson.

- vermutlich ohne Griffbrettradius. Danke für die Antwort!

Bleiben noch meine Fragen nach:

- dem Fichtenholzleistchen am Boden über dem Aufkleber: gehört da eines hin?

- den Tunern: haben ältere Martin-Tuner aus Anfang 90er Jahre einen aufgeprägten Martin-Schriftzug?

Schöne Grüße

Frithjof
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Niels Cremer
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Niels Cremer »

Hi Frithjof,

ein kurzes googeln hat uA diese Seite als "hit" gebracht: https://jakewildwood.blogspot.com/2022/ ... uitar.html

Wenn du dir dort die Bilder anschaust wirst du sehen, dass diese "90ies" Martin Backpacker Mechaniken ohne Martin-Prägung hatte sowie über ein flaches Griffbrettprofil verfügte (siehe auch Foto der Brücke mit Stegeinlage - flach as flach can). Da ein Wechsel der Mechaniken nicht unter den "repairs" aufgelistet ist könnte man davon ausgehen, dass sie original sind.

Eine Beleistung im Boden so kurz for dem Halsansatz (wenn ich dich richtig verstehe) halte ich bei dieser Bausweise für unnötig da der Korpus da ja schon fast nur so breit ist wie das Ende des Halses/Griffbretts und somit viel der statischen Belastung durch die Saitenspannung also von den Zargen aufgenommen wird. Ich würde davon ausgehen, dass diese Leiste "after-market" ist soz. und von einer Reparatur stammt. Von hinten erkennt man auf dem Rücken keine Beschädigung?

LG,
Niels
Frithjof
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Re: Martin Backpacker

Beitrag von Frithjof »

Moin Niels,

Du hast anderes Google als ich :D .
Spaß beiseite, meine startpage-Suchen haben mich bisher nicht auf diese Seite verwiesen.

Aber die Seite beantwortet die Fragen, vielen Dank dafür! :bide:

Und ich kann gut mit Deiner Vermutung mitgehen, dass der Leistenrest mit der Reparatur des Risses zu tun hat.

Schöne Grüße in den Süden

Frithjof
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