Nullbund als Lösung?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20049
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von RB »

Interessante Idee, das Zeroglide-Ding. Nun bin ich von den beschriebenen Phänomenen bisher verschont geblieben, aber das System bietet eine echte Alternative, wenn man einen Nullbund haben will.
fingerstylist
Beiträge: 208
Registriert: Mo Mai 02, 2022 4:08 pm
Wohnort: Dortmund

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von fingerstylist »

In UK gibt es den bei BTN Music über eBay, liegt dann inklusive Versand bei 40+€.
Danke für den Tip.
Interessante Idee, das Zeroglide-Ding.
Ich hab mich mal etwas "schlau gemacht" und raus gefunden das der Nullbund ursprünglich an billig Klampfen angebracht wurde um sich den zeitaufwendigen Arbeitsschritt der Anfertigung eines genau gekerbten Sattels zu sparen.
Diese genau diese Kunst versuche ich mir ja auch selber zu sparen.

Letztlich macht es aber auch nicht wirklich Sinn für mich, wegen der ständigen Umstimmerei alle naselang einen neuen Sattel anfertigen zu lassen.

Die GAS Idee ist natürlich prima aber 4 weitere Gitten ( Open G, Open D, DADGAD, C sus und Normal bzw droped D) die auch Spaß machen sind zur Zeit echt nicht drin.

Neben den geringeren Abrieb am Sattel erlaubt der Nullbund wohl auch ein Saitenstärkenwechsel ohne den Sattel anpassen zu müssen. Für mich perfekt, da ich noch in der Saitenfindungsphase bin und ich auch gerne mal 12er Saiten mit dünneren Bassaiten ( z.B. Fisoma ) ausprobieren möchte.

Der Nullbund wird allerdings früher oder später auch Riefen bekommen, wenn er nicht aus Edelstahl ist ( dann viel später ), was Bendings nicbt zuträglich sein dürfte. Wenn ich das richtig sehe läßt der sich aber sehr leicht austauschen ( ist nur mit 2 Tropfen Kleber am Sattel befestigt ), nur das man zur Zeit die Edelstahlbundstäbchen die der Hersteller anbietet nicht zu bekommen scheint und in Borats USSA bestellen muss. :(

In der Theorie überzeugt mich das Konzept!
"Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird."( I. Kant: Kritik der Urteilskraft )
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

Ich finde, dass die Focussierung auf die historisch Sicht dieser Entwicklung nicht gerecht wird.

Für mich ist der Zero Glide die konsequente Übertragung der Entwicklung am Steg auf den Sattel. Die gemeinsame Saitenauflage und Befestigung/Führung (Knüpfsteg/Sattel) zu trennen, um die kritische Saitenauflage, die Mensurlänge und Saitenhöhe definiert und einem unvermeidbaren Verschleiß unterliegt, durch leicht austauschbare Einlagen zu ermöglichen. ;)
Zuletzt geändert von Es335 am Do Mai 25, 2023 9:34 am, insgesamt 1-mal geändert.
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

fingerstylist hat geschrieben:
Do Mai 25, 2023 5:26 am
… Wenn ich das richtig sehe läßt der sich aber sehr leicht austauschen ( ist nur mit 2 Tropfen Kleber am Sattel befestigt ), …
Der „Nullbund“ wird lose eingelegt und nur durch den Saitendruck sicher in der Führungsnut gehalten. Zum Wechsel reicht es die Saiten schlapp (!) zu entspannen. Dann kann man ihn seitlich ein- und ausschieben. ;)
Benutzeravatar
jab
Beiträge: 1270
Registriert: Fr Mär 14, 2008 8:52 pm
Wohnort: Bad Goisern
Kontaktdaten:

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von jab »

Ich finde, dass der Nullbund genau hier:
Es335 hat geschrieben:
Do Mai 25, 2023 8:34 am
die Mensurlänge und Saitenhöhe definiert
eklatante Mängel aufweist.

(But it's only me.)

Jab
http://www.jablonski-guitars.de" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.facebook.com/christian.jablonski.71" onclick="window.open(this.href);return false;
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

jab hat geschrieben: Ich finde, dass der Nullbund genau hier:
…die Mensurlänge und Saitenhöhe definiert…
eklatante Mängel aufweist.
Das würde mich wirklich sehr (!) interessieren :D

… aber bitte die des Zero Glide und nicht die des historischen Nullbundes!

Wie oben bereits gesagt ist der Zero Glide für mich ein Sattel mit wechselbarer Saitenauflage. Dass hier ein Bunddrahtprofil verwendet wurde ist naheliegend und praktisch.

Gruß Es335
Benutzeravatar
jab
Beiträge: 1270
Registriert: Fr Mär 14, 2008 8:52 pm
Wohnort: Bad Goisern
Kontaktdaten:

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von jab »

Es ist wie immer: wenn du das wirklich perfekt passend haben willst (und nicht nur "until it doesn't buzz") musst du für jede Saite einzeln (und für die mittleren Saiten eventuell einen Tuck höher) die Höhe einstellen. Das geht gut mit Sattelfeilen, aber wenn du den Bunddraht einfeilst, bewegt sich der Auflagepunkt der Saite in Richtung Griffbrett.
Während EINE gleich hohe Auflagefläche bei neuen Instrumenten eventuell (!) passt, ist das Ding spätestens nach der ersten Abrichtung (bei der mehr Material im Bereich der blanken Saiten abgenommen wird) gelaufen.
Hier ein drastisches Beispiel an einem Bass:
PICT2514.JPG
PICT2514.JPG (670.79 KiB) 1433 mal betrachtet
Wobei das alles im Grunde wurscht ist. Ich halte nix vom Nullbund, aber wenn das jemand haben möchte, mach ich das, zum Beispiel hier bei dieser AZ-10-Kopie, da sollte das so sein.
9.jpg
9.jpg (554.69 KiB) 1433 mal betrachtet
Wie erwähnt, your Meinung may differ.

Jab
http://www.jablonski-guitars.de" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.facebook.com/christian.jablonski.71" onclick="window.open(this.href);return false;
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

Dank dir für deine Erläuterung. Da gebe ich dir vollkommen recht, optimaler läßt sich ein Knochensattel mit Sattelfeilen anpassen. Dass mit einem Nullbund zu machen widerspricht auch dessen Sinn und Zweck.

Wenn das erforderlich wird, weil sich die Verhältnisse durch Bundverschleiß geändern haben, sieht der klassische Nullbund natürlich alt aus.

Beim Zero Glide nimmt man dann einfach die nächst oder übernächst kleinere Größe. Mit Saiten drauf in 5 Minuten erledigt.

Ich habe bei meiner Kohno so z.B. mal mit den unterschiedlichen Größen experimentiert und erstaunt festgestellt, selbst die, die knapp unter der Bunddrahthöhe lag, sich fast ohne scheppern spielen ließ. Die, die drin ist, liegt nur knapp darüber.

Gruß
Es335
Benutzeravatar
jab
Beiträge: 1270
Registriert: Fr Mär 14, 2008 8:52 pm
Wohnort: Bad Goisern
Kontaktdaten:

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von jab »

Es335 hat geschrieben:
Do Mai 25, 2023 5:08 pm

Beim Zero Glide nimmt man dann einfach die nächst oder übernächst kleinere Größe. Mit Saiten drauf in 5 Minuten erledigt.

Dann stimmt es entweder für die einen oder für die andern Saiten, aber niemals optimal für alle.

Jab
http://www.jablonski-guitars.de" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.facebook.com/christian.jablonski.71" onclick="window.open(this.href);return false;
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

Wir sind vollkommen d‘accord darin, dass ein vom Fachmann optimal angepasster Sattel durch nichts zu überbieten ist.

Optimal heißt aber auch, zum Zeitpunkt der Auslieferung und für einen bestimmten Saitentyp. Danach beginnt Verschleiß und/oder Saitenwechsellust ganz allmählich daran zu nagen. ;) :)

Es335
fingerstylist
Beiträge: 208
Registriert: Mo Mai 02, 2022 4:08 pm
Wohnort: Dortmund

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von fingerstylist »

ganz allmählich daran zu nagen.
Wenn es allmählich wäre. Bei mir hat es nur 8 Monate gebraucht bis zum Sittarsound.
Mit Knochen statt Tusq könnte der Zeitraum länger sein, aber da ich zudem zur Zeit noch nicht meine optimalen Saiten/Saitenstärke gefunden habe....

Soweit es die Mensur angeht sehe ich ( rein theoretisch ) kein Problem. Der Nullbund liegt ja ( beim zero glide ) dort wo sonst die Saiten auf dem Sattel aufliegen.
Die Höhenunterschiede die der Knochensattel kann, aber der zero glide, da das Bundstäbchen ja unbearbeitet ist ( und auch so soll ), nicht ausgleicht, scheinen mir weder gravierend oder gar hörbar.
Vermutlich sind Diskantsaiten etwas höher als sie müßten, aber zugleich lese ich das der Nullbund das Greifen im ersten Bund erleichtert.

Nun baut "jab" ja Gitarren und ist da sicherlich sehr viel kompetenter als ich. Anderseits baut der von mir gitarrenbautechnisch sehr geschätzte Olav Loef viel ( oder nur? ) mit Nullbund.

Vermutlich ist das wieder so eine Geschmacks und Glaubensfrage :?:

Ich habe jetzt in Deutscheland bestellt ( Rockiger 6- 8 Wochen Lieferzeit...Bestellen in GB ist aktuell auch nicht viel schneller ) und direkt auch gefragt ob die mir Edelstahlbundstäbchen mit bestellen.

Bei Interesse berichte ich gerne ob das für meine Gitte, meine Ohren und meine Finger gut passt.
"Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird."( I. Kant: Kritik der Urteilskraft )
Es335
Beiträge: 1120
Registriert: So Nov 18, 2012 10:54 am
Wohnort: Lampertstal

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Es335 »

fingerstylist hat geschrieben:
Do Mai 25, 2023 8:14 pm

Bei Interesse berichte ich gerne ob das für meine Gitte, meine Ohren und meine Finger gut passt.
Wir bitten darum! Viel Erfolg! ;)
Benutzeravatar
L1
Beiträge: 1104
Registriert: Do Okt 17, 2019 8:33 pm

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von L1 »

fingerstylist hat geschrieben:
Do Mai 25, 2023 8:14 pm
aber zugleich lese ich das der Nullbund das Greifen im ersten Bund erleichtert.
Da würde mich die Begründung interessieren.
In Bezug auf einen nicht korrekt angepassten Sattel von der Stange mag das stimmen.
Aber ich kann mir nichts vorstellen, was beim Nullbund - auf das Greifen bezogen - besser sein sollte als bei einem vom Fachmann optimal angepassten Sattel. Schon allein wegen der unterschiedlichen Saitenlage bei Diskant- und Basssaiten, und dazu abhängig von Saitentyp und -stärke ....
Benutzeravatar
Gitarrenmacher
Beiträge: 3087
Registriert: Fr Sep 21, 2007 4:27 pm
Wohnort: 21379 Rullstorf
Kontaktdaten:

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Gerade mal quergelesen/ überflogen.
Bei der Bewertung mancher Beiträge könnte man zu der Erkenntniss gelangen, dass der Tausch des Sattels etwa die Frequenz des Reifenwechsels beim KfZ eines Außendienstlers hätte.
Ich kann aus 20 Jahren Servicepraxis sagen, dem ist nicht so.
Ein Sattel aus ausgesuchtem, homogenen Knochen hält in der Regel so lange, wie die Bundstäbchen, eher länger. Voraussetzung, die Kerben sind korrekt eingefeilt. Auch wegen des Wechsels von Saitenstärken sollte man sich keinen Kopf machen, Sattelkerben mit ein bis zwei Nummern Überbreite sind unkritisch.
Und die Aufgabe des abnehmenden Saitenabstandes zum ersten Bund, vom Bass zum Diskant, löst der Nullbund nicht ohne Weiteres. Mein Richtwert 045-050 tiefe E auf 030-035 hohe E. Das macht der Z-Glide nicht.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Benutzeravatar
bookwood
Beiträge: 3347
Registriert: Mo Okt 18, 2010 4:49 pm

Re: Nullbund als Lösung?

Beitrag von bookwood »

Bild

:shock: Was'n das für'n Nullbund? Da hat doch einer den Sinn nicht verstanden und neben dem (Führungs-)Sattel auch den Nullbund gekerbt. Oder soll das durch normalen Gebrauch entstanden sein? :bl:

Ich habe da ein Gegenbeispiel, nämlich meine gute alte Framus von 1966. Deren Nullbund sah vor der Neubundierung nach gut 46 Jahren so aus:

Bild

Man achte auf die im Vergleich zu den nachfolgenden Bunddrähten so gut wir unsichtbare Abnutzung. Und das ist 'ne E-Gitte, auf der fleißig gebendet wurde. :!:
Gruß
von
Ralf
Antworten