Jumbo "Raumklang"

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

fingerstylist
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Jumbo "Raumklang"

Beitrag von fingerstylist »

Ich hab da mal ne Frage:


Ich suche ein raumfüllend klingendes Instrument .
Das O Model von Lowden hat das was ich raumfüllenden Klang nennen würde. Im Gegensatz zu Gitarren mit eher fokussierten Ton.

Gilt das was für das Lowden O Model gilt, für alle "Jumbo" Gitarren?

Was ist eure Erfahrung in dieser Hinsicht mit Dreadnought Gitarren?
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RB
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von RB »

Es kommte sehr auf die Bauweise an. An einem Dreadnought-Beispiel kann ich das erläutern. Als bekennender Martinist-Larrivist kann ich sagen, daß die Dreadnought-Modelle dieser Macher recht wuchtig im Klang daherkommen. Eine Dreadnougt eines Zupfinstrumentenmachers aus Markneukirchen dagegen klang eher silberig und hatte eine extrem leichte Ansprache. Kräftig gespielt mit einem dicken Plektrum "übersteuerte" sie aber und klang eher fast krächzend und ein wenig schrill.

Ich glaube aber man kann sagen, daß ein Instrument mit größerem Korpus generell eine größere Aussicht bietet, laut und wuchtig zu klingen. Ich interpretiere das, was Du Raumklang nennst, auf diese Weise, falls das falsch sein sollte, bitte ich um Nachsicht.
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JazzDude
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von JazzDude »

fingerstylist hat geschrieben:
Fr Dez 22, 2023 12:55 pm
Gilt das was für das Lowden O Model gilt, für alle "Jumbo" Gitarren?
Es gibt einige Jumbos, zB von Gibson, die sind eher schwer gebaut und mehr für den rabiateren Plektrum-Gebrauch gedacht. (PT)
Wenn dir die O-Lowdens gefallen, warum dann nicht so eine (gebraucht) kaufen?
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rwe
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von rwe »

Nee, das würde ich eher als "herstellerabhängig" denn als bauformabhängig sehen. Die Form hat natürlich EInflüsse, aber sie ist in der ganzen Instrumentenarchitektur eben nur ein Paramater - neben Hölzern und Holzdicken, Beleistung, Anders als RB sehe ich aber "Raumklang" nicht als "laut und wuchtig" (das geht tendenziell sicher mit der Korpusgröße einher), sondern eher als das, was die "Klassiker" als "Tragfähigkeit" beschreiben.
wernoohm
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von wernoohm »

Nachmeiner Meinung haben alle Gibson - Jumbos die ich in der Hand hatte klanglich nicht gehalten, was die wuchtigen ... (Corpi? Corpen? Corpata? ... egal.) versprachen. Guilds dieser Bauart überzeugten mich schom mehr. Auch eine kürzlich angespielte Iris war gut unterwegs. Alle zusammen können allerdings gegen den Glockenklang meiner Martin - Dreads (D-35 und D-41) nicht ankommen. Das sind schon echte "Donnervögel" (wie jüngst ein Workshopteilnehmer in Himbergen meinte),
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fingerstylist
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von fingerstylist »

Vielen Dank für das teilen eurer Erfahrungen und interessant wie unterschiedlich der Begriff „Raumklang“ ( versus fokussierter Klang ) verstanden wird.

Ich versuch einmal mit einem ( hinkenden ) Vergleich zu beschreiben was ich meine.

Wenn ich mich mit einem Bose L1 verstärke habe ich den Eindruck das der Klang überall im Raum einigermaßen gleich zu hören ist. Wenn ich einen AER nehme, kommt der Klang klar aus Richtung AER. Druckvoll und laut ist beides.
Die Lowden O sind eher wie ein Bose L1.
Wenn dir die O-Lowdens gefallen, warum dann nicht so eine (gebraucht) kaufen?
Eine gebrauchte Lowden Gitarre zu kaufen ist sicher eine Option und wird nicht aus dem Auge verloren. Ich vermute aber das man deutlich günstiger an ein ebenso gut klingendes Instrument kommen kann. Bei Lowden bezahlt man m.E. recht viel für den (guten) Namen mit.
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rwe
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von rwe »

fingerstylist hat geschrieben:
Fr Dez 22, 2023 3:18 pm
Ich vermute aber das man deutlich günstiger an ein ebenso gut klingendes Instrument kommen kann. Bei Lowden bezahlt man m.E. recht viel für den (guten) Namen mit.
Hmm, ich kenne nicht viele Instrumente, die klanglich in die Lowden-Richtung gehen. Martin und Gurian sind traditionsbildender und haben viele Kopien. Inwieweit die Sheeran-Gitarren den Originalen nahe sind, weiß ich nicht. Trameluc war AFAIR mal dicht dabei. Aber der baut auch schon seit Jahren nicht mehr. Avalon wird noch passen.

Tendenziell würde ich eher bei europäischen Gitarrenbauern suchen, auch bei solchen, die von der klassichen Gitarre her kommen. 'Ne Martin Cannonball oder eine Cowboy-Jumbo ist halt etwas anderes als ein feinsinniger Lowden-Schrotschuss...
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JazzDude
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von JazzDude »

fingerstylist hat geschrieben:
Fr Dez 22, 2023 3:18 pm
Vielen Dank für das teilen eurer Erfahrungen und interessant wie unterschiedlich der Begriff „Raumklang“ ( versus fokussierter Klang ) verstanden wird.

Ich versuch einmal mit einem ( hinkenden ) Vergleich zu beschreiben was ich meine.

Wenn ich mich mit einem Bose L1 verstärke habe ich den Eindruck das der Klang überall im Raum einigermaßen gleich zu hören ist. Wenn ich einen AER nehme, kommt der Klang klar aus Richtung AER. Druckvoll und laut ist beides.
Die Lowden O sind eher wie ein Bose L1.
Wenn dir die O-Lowdens gefallen, warum dann nicht so eine (gebraucht) kaufen?
Eine gebrauchte Lowden Gitarre zu kaufen ist sicher eine Option und wird nicht aus dem Auge verloren. Ich vermute aber das man deutlich günstiger an ein ebenso gut klingendes Instrument kommen kann. Bei Lowden bezahlt man m.E. recht viel für den (guten) Namen mit.
Eine größere Furch mit Zederndecke wäre vielleicht ein Anspielen wert.
(So eine etwa: https://www.tfoa.eu/de/shop/mc-y-gc-cr- ... oice-82367)
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RolfD
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von RolfD »

"Eine größere Furch mit Zederndecke wäre vielleicht ein Anspielen wert."

ich besitze seit ca 3 Jahren so ein Instrument, eine Rainbow Roundshoulder mit Palisander & Red Cedar Top.
Klangempfinden ist ja eher Geschmackssache. Ich würde sagen die klingt rund und füllig.
Immer, wenn ich James Taylor seine Cedar Olsons spielen höre, dann hat das was von genau diesem Sound.
Ich nehm sie gerne für rein akustisches Spiel. Man kann sie auch sehr gut mit dem Plektrum spielen.
Und man hat viel Raum zwischen laut und leise.
Ich finde, diese Furch Gitarren haben ein sehr ordentliches Niveau
Gerade komme ich von einem Meeting mit einem Bluesharper. Wir haben dem Raum (ca 40 qm) ordentlich Klangfülle verpasst, so mein Gefühl. Dabei kommt es allerdings auch auf die Besaitung an. 11er klingen anders als 12er oder gar 13er.
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von fingerstylist »

Eine größere Furch mit Zederndecke wäre vielleicht ein Anspielen wert.
(So eine etwa: https://www.tfoa.eu/de/shop/mc-y-gc-cr- ... oice-82367)
Sehr treffende Einschätzung meiner Klangvorlieben. :bide:

Genau dieses Model darf ich seit einiger Zeit mein eigen nennen. Aber um beim Vergleich zu Lowden zu bleiben, wäre das eher das F Model. Also eher fokussiert als raumfüllend.
ich besitze seit ca 3 Jahren so ein Instrument, eine Rainbow Roundshoulder mit Palisander & Red Cedar Top.
Klangempfinden ist ja eher Geschmackssache. Ich würde sagen die klingt rund und füllig.
Tatsächlich habe ich in Richtung größere Furch gedacht, bin mir aber unsicher ob die nicht einfach nur fetter im Klang ist.

Ich seh schon: Versuch macht klug. :wink:
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tomis
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von tomis »

sowas:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 22-74-2162
oder beim Gitarrenmacher was ähnliches bestellen.
Ich habe die alte von Doc und gebe sie nimmer her.
Hogga, sag was :wink:
mit Blues und Gruß
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von fingerstylist »

Nee, das würde ich eher als "herstellerabhängig" denn als bauformabhängig sehen. Die Form hat natürlich EInflüsse, aber sie ist in der ganzen Instrumentenarchitektur eben nur ein Paramater - neben Hölzern und Holzdicken, Beleistung,
Danke für Deine Einschätzung. Das hilft mir weiter!
sowas:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 22-74-2162
oder beim Gitarrenmacher was ähnliches bestellen.


Ich spiele ja noch nicht lange auf Stahlsaiten und hatte noch nicht so viele Instrumente dieser Gattung in der Hand, aber was ich immer wieder lese ist die Begeisterung für Martin Dreadnought Gitarren.
Das macht neugierig.
So eine werde ich definitiv einmal testen.

Bisher gefallen mir die tendenziell warm klingenden "irischen" am besten. Lowden, Mcillroy und natürlich meine fantastisch klingende Furch yellow GC CR. :)
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Rumble
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von Rumble »

Letzendlich gibt es einige "größere" Gitarrren, die in diese Kategorie fallen.

Wobei ich auch finde, dass einige Martins da wirklich gut geeignet sind. Martin und Lowden sind allerdings auch zwei recht unterschiedliche Baustellen. Da muss man halt sein eigenes Ding finden. Meine dicke Lowden habe ich z.B. wieder abgegeben. Was ich mal mit in Betrachts ziehen würde, dass wäre ggf. eine Collings (vielleicht eine D1?), eine Huss & Dalton, eine Santa Cruz, oder auch eine Larrivee. Bei Larrivee bin ich auch selbst gelandet, was so eine raumfüllende große und laute Gitarre betrifft. (D10) Die lief mir einigermaßen erschwinglich bei TFOA gebraucht über den Weg.

Ansonsten sind eigentlich alle der US-Dinger ziemlich teuer geworden.
Made in Germany würde ich durchaus auch mal bei Lakewood schauen. Die können das auch. Bei den Asiaten vielelicht auch mal bei Eastman.

Unser Herr Jablonski und Herr Hübenbecker hier, die können das aber auch alles auf Kundenwunsch bauen.
Und das sicher genau so gut. ;-)
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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Dentio
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von Dentio »

Meine Jablonski Jum-boh hat einen Soundport.
Der macht nicht nur den Klang besser für den Spieler hörbar, sondern füllt auch den Raum mit mehr Klang.
Vielleicht Gitarren mit Soundport mal probieren?
Viele Gitarrenbauer haben das im Angebot.
Frohe Weihnachten :guitar1:
:yoda: Wer Tippfehler entdeckt, darf behalten sie.
rwe
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Re: Jumbo "Raumklang"

Beitrag von rwe »

Dentio hat geschrieben:
Sa Dez 23, 2023 12:48 pm
Vielleicht Gitarren mit Soundport mal probieren?
Ist auf jeden Fall weniger fokussiert.
fingerstylist hat geschrieben:
Sa Dez 23, 2023 5:12 am
Ich spiele ja noch nicht lange auf Stahlsaiten und hatte noch nicht so viele Instrumente dieser Gattung in der Hand, aber was ich immer wieder lese ist die Begeisterung für Martin Dreadnought Gitarren.
Das macht neugierig.
So eine werde ich definitiv einmal testen. :)
Mach das. Das ist eine ganz andere Welt. "Der Martin-Sound" (sehr verkürzt, ich weiß) ist halt ikonisch. Und nachdem ich die ersten Martins, von der 000-18 bis zur D45, selbst im Vergleich zu anderen Instrumenten gespielt hatte, war für mich klar - genau das ist nicht "mein" Klang, und bin dann bei anderen Instrumenten gelandet.
Vielleicht meine ich mal, diese Soundcharakteristik für irgendein Projekt zu "brauchen", dann würde für mich persönlich wohl eine der guten Sigma-Kopien reichen.
Aber das ist eben sehr individuell. Und die beiden Martins, die ich bisher am besten fand, das waren eine 000-18 und eine D15.
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